Der Fussball, die Macht, Moralapostel & Doppelmoral

Dieses Thema im Forum "1. Bundesliga" wurde erstellt von ChristianMoosbr, 17 August 2016.

  1. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    Auf Anregung der Admins erstelle ich dieses neue Thema. Aktueller Anlass ist die Diskussion, die vor kurzem um die wohl feststehende Rückkehr von Uli Hoeness als Bayernpräsident entbrannt ist. Ferner die fast mit der Regelmässigkeit einer Turmuhr zu erwartende aggressive Positionierung von Rummenigge kurz vor Start der ersten Bundesliga, der sich mal wieder bemüssigt fühlt, moraltriefende Tickets an andere Vereine, respektive deren Fans zu verteilen. Einige User im Thread zur aktuellen ersten Bundesliga haben nicht zu unrecht angemerkt, dass es hierbei wieder mal nur um die Bayern zu gehen scheint, und man den betreffenden Thread sowieso eher für das Sportliche frei halten soll. Daher dieser gesonderte Thread, obwohl mir durchaus bewusst ist, dass es schon einige Threads zum Thema Sportpolitik gibt. Mein Vorschlag wäre, entsprechende Inhalte aus den anderen Threads künftig vielleicht zu bündeln, vielleicht hier. Wenn jemand etwas einfällt, wo das Ganze besser aufgehoben wäre, dann kann es auch gern verschoben werden. Ich will hier bestimmt nicht meinen eigenen Thread durchbringen. Ich rege aber an, ältere Threads, deren Zuordnung nicht mehr so richtig passt, z.B. "Die Pest ist angekommen" oder auch den bisherigen Hoeness-Thread, der sich auf den Steuerhinterzieher bezog (der er ja nun nicht mehr ist!) künftig eher in etwas Neuem aufgehen zu lassen.

    Was ich noch in Richtung Bayern-Anhänger sagen möchte: Ich kann nicht richtig verstehen, wie man hier in der Gegend für sie sein kann, aber das ist nicht weiter schlimm, respektive eine reine Privatangelegenheit. Ich habe selbst sogar in bestimmten Spielzeiten mit den Bayern "sympathisiert", namentlich als Van Gaal deren Trainer war. Ich fand die Zeit mit Guardiola auch nicht uninteressant, wohl aber die Art, wie die Bayern selbst ihre Trainerlegende mit viel Tränendrüsensaft zuerst in den Himmel gehoben, und dann ziemlich kühl seine Autorität untergraben haben, irgendwie bezeichnend. Darum sollte es gehen, darauf sollte man als Fussballfan achten, denn für mich hat das Methode, was die da tun, und wie sie es den Leuten zu verkaufen versuchen. Dabei geht es aber im Prinzip nicht ums Bayern-Bashing, sondern allein darum, wie die mit ihrer Macht umgehen. Aber eigentlich sollte es überhaupt nicht spezifisch um die Bayern gehen, sondern darum, wie sich eine bestimmte Doppelmoral immer weiter ausbreitet. Angesichts dessen, dass wir in der aktuellen Spielzeit darauf blicken werden müssen, wie sich die Roten Bullen aus Leipzig wahrscheinlich ziemlich progressiv positionieren, muss man wohl damit rechnen, dass hier ein zweiter Pol des Moralaposteltums entsteht, der ab sofort regelmässig aus dem tiefen Osten der Republik dazwischenfunkt, wenn einer im Westen oder Norden ein Bäuerchen macht, und uns erklärt, dass dies in absehbarer Zeit das Ende erträglicher Verhältnisse für ganz Deutschland bedeuten wird.

    Soviel noch: Ich glaube, man kann verschieden mit Leuten wie Rummenigge et al umgehen, sollte aber nicht den Fehler machen, sie zu unterschätzen. Leute, die Moralkeulen schwingen, haben meistens eine Absicht dahinter, und ein so viel beschäftigter Mann wie ein Fussballfunktionär telefoniert nicht nur dauernd mit der Presse, weil er noch mal sein Gesicht auf dem Titel einer Boulevardpostille sehen will. Moralkeulen haben immer mit Macht zu tun. Die Macht über die Stammtische führt zu realer Macht, das hat sich längst erwiesen. Deswegen ist es auch ein Problem, wenn man die Rückkehr von Uli Hoeness einfach unter den Oberbegriff "zweite Chance" stellt und abhakt. Klar steht ihm eine zweite Chance zu, aber er ist bereits reich und berühmt, und weiterhin höchst angesehen. Muss er unbedingt wieder Bayern-Präsi werden, er, ein Mann, den sein Sohn (Einvernehmlich in einem gemeinsamen Familieninterview) vor seiner Verurteilung öffentlich als einen Süchtigen charakterisiert hat? Ist das nicht wie die Rückkehr eines endlich kernsanierten Kneipenwirtes an die alte Wirkungsstätte? Mit der Begründung, dass der Typ halt so beliebt ist?

    Ich bin mir ziemlich bewusst darüber, dass es eine zweischneidige Sache ist, Moralfragen aufzuwerfen, egal in welchem Bereich. Und es kommt sicher nicht darauf an, sich wie ein Priester oder Philosoph darüber Gedanken zu machen, ob das, was jemand tut, Sünde oder Schande, unethisch oder sonst etwas ist. Worum es einzig und allein gehen sollte, ist für mich, wenn man sich solche Vorgänge wie die hier kurz charakterisierten näher ansieht, was sie für die breite Öffentlichkeit bedeuten. Hier genauer für die Menschen, die sich leidenschaftlich für Fussball begeistern. Die vielleicht Kinder haben und das Gefühl, es wäre ganz gut für kleine Mädchen und Jungens, Fussball zu spielen. Möchten wir, dass Leute wie Rummenigge, Hoeness, Mateschitz, Rangnick, Tönnies, Kind und andere darüber mitbestimmen, welchen erzieherischen Auftrag sich der DFB selbst gibt? Sind das in der Tat die richtigen Garanten dafür, dass der Fussball nicht vor die Hunde geht?

    Wie gesagt, es geht hier eigentlich nicht um die Personen persönlich, sprich als Privatleute. Sondern um die Zusammenballung von Macht, die sich selbst zu einer moralischen Instanz aufzuschwingen versucht.
     
    Zuletzt bearbeitet: 17 August 2016
  2. Oski.

    Oski. Regionalliga

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    Natürlich, Rummenigge ist ein arroganter Fatzke der alten Schule. Das sind andere auch, aber die sind nicht so medienpräsent. Mir doch egal.
    Hoeneß hat einen schweren Fehler gemacht, dafür gebüßt und ist nun im warsten Sinne des Wortes frei. Für mich in erster Linie der "Macher" des erfolgreichsten Vereins Deutschlands, der trotz allem im Vergleich zur internationalen Konkurrenz fair und bodenständig wirtschaftet, ohne Schulden anzuhäufen. Und jetzt geht er nicht den Weg des geringsten Widerstandes und setzt sich irgendwo zur Ruhe, sondern geht volle Konfrontation mit seinen Spöttern und Hassern. Mich stört der gar nicht, der ist mir einfach egal.
    Die Probleme liegen mE. woanders. Guckt euch doch mal an, wie der Aufsichtsrat vom FC Bayern besetzt ist. Wie der DFB untertätigst stets den Hintern von Herrn Mateschietz nach Verzährbarem untersucht. Dass es offenbar nen Toten interessiert, ob Fans eines Traditionsvereins wochenlang auf laufende Bilder von Profifußballspielen verzichten müssen. Dass sich dieser DFB vollkommen kritiklos an internationalen Wettbewerben beteiligt, die in den Gastgeberländern nur verbrannte Erde hinterlassen.
    .
    Ganz ehrlich: Bin ich froh, dass ich Teil des MSV Duisburgs bin. Wir sind so bescheiden, dass die Vizemeister von 63 als Helden verehrt werden. Bei uns lässt nicht mal eben irgendein Sponsor 15.000 Euro für eine Legende springen, das wird einfach so eingesammelt. Ich kann jedem Offiziellen des MSV auf Augenhöhe begegnen. Manche unserer Spieler wollen beim MSV spielen, weil sie hier zuhause sind und eine Familie in Duisburg gegründet haben. Der MSV wird nie vor die Hunde gehen, solange es noch tausende Menschen gibt, die jeden Morgen aufstehen und stolz sind, zu diesem großartigen Verein zu gehören.
    Mir kackegal, wenn von den Offiziellen von FCB, RB oder DFB ab und an einer an Geldgier erstickt.
     
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  3. Na ob ich diesen Thread wiederfinde wenn der erstmal von der ersten Seite verschwunden ist?
     
  4. Menthi

    Menthi 3. Liga

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    Hab da mal was für diesen Thread :cono:
     

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  5. Meidemicher Opa

    Meidemicher Opa 3. Liga

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    Eigentlich ja ein Thema, bei dem
    Fußball nur einen Teilaspekt darstellt, Olympia drängt sich aktuell ja diesbezüglich besonders auf.
    Finde es als eigenständigen Thread passend, würde aber hier bei 0 anfangen und bei Diskussionen an anderer Stelle hierhin verweisen
     
  6. rauuul

    rauuul 3. Liga

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    Wieso genau ist Uli jetzt kein Steuerhinterzieher mehr?
     
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  7. Meidemicher Opa

    Meidemicher Opa 3. Liga

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    rauul,

    irgendwann muss mal gut sein, auch bei einem Wurstdealer aus Bayern. Der hat - ob hoch genug oder nicht - eine Strafe bekommen und damit steht ihm wie anderen Menschen auch der nächste Schritt im Leben zu.
    Er hat gefoult, seine rote Karte bekommen und die Sperre abgesessen. Jetzt ist der Spieltag nach der Sperre.
    Irgendwann wird es sonst zu Hass, das muss nicht sein
     
  8. rauuul

    rauuul 3. Liga

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    Der Prozess war ein Witz, es erfolgte keinerlei Aufklärung, die Strafe war zu kurz und der Herr zeigt weder Reue noch Einsicht. Er ist ein Musterbeispiel dafür, dass manche Leute denken, sie stünden über dem Gesetz und dann damit auch noch in weiten Teilen durchkommen.

    Aber selbst wenn dies alles nicht der Fall wäre, bliebe Uli trotzdem genau das, ein Steuerhinterzieher.
     
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  9. Okapi

    Okapi 3. Liga

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    Ich frage mich vor allem, weshalb UH sich jetzt unbedingt wieder als Vereinspräsident ins mediale Schaufenster begeben muß, anstatt im Hintergrund und abseits der nach dem nächsten Lapsus forschenden Medien als "graue Eminenz der Grauenhaften" zu wirken. Sein Einfluß wäre doch nahezu derselbe. Ich bin mir ziemlich sicher, daß die wenigen, dem FCB nicht besonders gewogenen, Redaktionen ganz sicher irgendwelche Vorgänge "aufdecken" werden. Aber gut, alldies betrifft einerseits UH, andererseits den FCB. Mich auf jeden Fall nicht.

    Was mich allerdings wirklich auf die Palme brächte, wäre, wenn UH sich wieder in alter selbstgefälliger aufgeblasener Manier über Welt und Gesellschaft äußern würde. Sei es im TV-Talkformat zur besten Sendezeit, sei es als dahingebrabbeltes Statement zwischen Abpfiff und Kabine. Abseits des Fußballs hat UH nichts aber auch gar nichts zu melden.

    Originell finde ich die momentane Diskussion um die "Zweite Chance". Dazu müßte man sich vor allem erst dahingehend einig werden, was man genau darunter versteht:

    Bedeutet diese "zweite Chance" eine ganz allgemein gehaltene Möglichkeit in irgendeinem Beruf x einen neuen unvoreingenommenen Start vorzunehmen oder bedeutet sie einen weiteren, ebenso neuen unvoreingenommenen, zweiten Anlauf in genau demselben Bereich?

    Ich selbst bin der Meinung, daß die erste Variante zutrifft, insbesondere dann, wenn die vormalige Tätigkeit nicht von dem Strafvergehen losgelöst betrachtet werden kann. Klaus Störtebeker hätte man nach Strafverbüßung ja auch kaum als Käppn eines Ausflugsdampfers auf der Elbe verkaufen können. Diese Interpretation der "zweiten Chance" finde ich dann doch daneben.
     
    Zuletzt bearbeitet: 18 August 2016
  10. Meidemicher Opa

    Meidemicher Opa 3. Liga

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    Alles gut und richtig, was Ihr zu U. H. schreibt. Ich verstehe einfach nur die Neigung nicht, sich so lange an Einzelpersonen festzubeißen. Es ist ja kein Massenmörder sondern lediglich ein Steuerhinterzieher im Fußball, der über Moral nicht mehr reden sollte (Okapi), andererseits aber auch eine Leistung erbracht hat, die im Vereinsfußball ungewöhnlich ist.
    Abwägen und entscheiden, was mehr wiegt, wie auch immer das Ergebnis ausfällt, ich schlafe keine Minute schlechter, wenn er jetzt wieder präsent ist.
    Über den Fußball hinaus besteht mir entschieden zuviel Neigung zur Hysterie, ob Wulff, Hinz oder Hoeneß, für mich verlieren die Menschen immer mehr das richtige (ja, schwer zu entscheiden) Maß aus den Augen, wenn es um Kritik an öffentlichen Personen geht. Die Sache selbst geht verloren, der Hass auf die Person rückt in den Vordergrund.
    Hoeneß im Knast, was für ein Fleck auf seiner sonst so weißen Weste, der wird für immer bleiben. Ist mehr nötig? Ne, reicht doch
     
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  11. rauuul

    rauuul 3. Liga

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    Was heißt denn festbeißen? Hier geht's um Uli und zu dem hab ich eine Meinung, die ich in die Diskussion einbringe. Der Typ geht gar nicht und wer als Bayernmitglied für den stimmt, hat irgendwie die Welt nicht kapiert. Ist jetzt aber auch nicht so, als würd ich mich deswegen in den Schlaf heulen. Ob der FC Bayern zum 1000. mal Meister wird oder die den Ribéry pink lackieren, ist mir mittlerweile unglaublich egal.
     
  12. Hardy

    Hardy MSV - Sauerlandstützpunkt

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    Ob bei Hoeneß jetzt eine neue seinem Naturell widersprechende Form der Demut Einzug hält, wird sich zeigern.

    Generell frage ich mich gerade aber einmal mehr, welche Maßstäbe hier an den Moralbegriff gelegt werden. Oft habe ich das Gefühl, dass viele bei Hoeneß in erster Linie Probleme mit der für normal Sterbliche unvorstellbar hohen Summe nicht versteuerter Gelder haben. In dieser Beziehung bewegte sich der Mann natürlich in ganz anderen Sphären. Was für manch einen 10.000 sind, sind für ihn eben 10 Millionen. Rein pekuniär lässt sich Moral aber nicht beziffern und ich bin nicht besser, weil ich dem Finanzamt "nur" kleinere Beträge vorenthalte, das sollte sich manch ein Mogler, dem dieser Sport schon in Fleisch und Blut übergegangen ist, immer auch vor Augen halten.
    Von mir kann ich absolut nicht sagen, ob ich nicht auch längst in Versuchung geraten wäre, hätten sich entsprechende Optionen ergeben. Also. Vorsicht mit den von oben herab-Urteilen.

    Ansonsten ist wohl klar, dass der FC Bayern nicht das wäre, was er heute ist, hätte es seinerzeit keinen Uli Hoeneß gegeben, der die durch sportliche Erfolge angehäuften Gelder intelligent genug anlegte, dass sie die Basis für eine große Zukunft bilden konnten. Manch ein Verein in vergleichbarer Position hat mit seinem Kapital nichts Vergleichbares angestellt. (unbewertet hier eventuelle mit Vereinsbelangen verquickte Privatgeschäfte- in solcher Dingen war Hoeneß ja äußerst "kreativ").

    Der bayerischen Mentalität entsprechend wird man Hoeneß vergeben und ihn mit Sicherheit wieder fest inthronisieren, was für den Verein wahrscheinlich auch das Beste wäre. Ich glaube, die Pläne lagen bei Bayern schon kurz nach Hoeneß`Inhaftierung in der Schublade und die Rolle seines jetzt im herzlichstem brüderlichen Einvernehmen zurückgetretenen "Platzhalters" war entsprechend festgeschrieben.

    Ansonsten geht mir der FC Bayern (wie auch Doofmund Schlacke und alle anderen) meilenweit am Gesäß vorbei und ich kann dem Martin (Oski)nur beipflichten:
    Die Probleme des "modernen" Fußballs sind anderer, schwerwiegenderer Natur (s.u.a. aufgeführte Beispiele).
    In diesem Zusammenhang setze ich dann sogar wieder auf Hoeneß und hoffe, dass er sich einen Teil seiner Energien bewahrt, um sich dann und wann mit dem widerlichen Pack aus Leipzig zu fetzen.
     
  13. rauuul

    rauuul 3. Liga

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    Mir geht dieser relativierende Ansatz total auf den Keks. Nee, nicht jeder bescheisst das Finanzamt. Ich mache das nicht, ich würd es auch (erst recht) nicht machen, wenn ich Berge von Kohle hätte, weil ich es einfach asozial finde und deswegen erlaube ich mir auch, darüber bei anderen zu urteilen. Diesen sich ausbreitenden gesellschaftlichen Konsens "wer nicht bescheisst ist selber Schuld" halte ich für fatal.
     
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  14. Menthi

    Menthi 3. Liga

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    Um kurz noch das Thema Uli H. aufzugreifen, ich glaube das er in diesem Fall eher das Bauernopfer war.
    Er hat mit einer riesigen -selbst für ihn riesigen-Summe gespielt und die muss sich aus mehreren Personen zusammengesetzt haben.

    Und ich denke da waren dann auch so gute Freunde wie Vorstände oder Regierungschefs dabei.
    Wenn von denen welche verknackt worden wären, hätte es richtig übel werden können.
    Da Hoeneß als "Spielmacher" von allen Beteiligten gewusst haben muss, kam es wie es kommen musste,
    keine weiteren Details ,schnelles Urteil zu Gunsten von Hoeneß , Stillschweigen.... Keine Auftragsmorde :D
     
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  15. montan100

    montan100 Landesliga

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    Es gibt keinen gesellschaftlichen Konsens darüber, dass wer nicht den Staat/das Finanzamt betrügt selber Schuld ist. In der Öffentlichkeit nimmt man leider nur häufig die lautsprechenden asozialen Idioten war. Die große schweigende Mehrheit sieht es genauso wie du. Und das gilt für alle Schichten. Das ist der Grund warum unser Staatswesen so gut funktioniert. Auch wenn viele das anders wahrnehmen.
     
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  16. Riedzebra

    Riedzebra Nörgel-Oma

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    Ehrlich gesagt, können wir die Diskussion hier auch unter "Die Pest ist angekommen" packen.
     
  17. Meidemicher Opa

    Meidemicher Opa 3. Liga

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    Das ist lediglich das andere Extrem und wird nicht von jedem bevorzugt, der sich gegen eine ewigwährende Verdammnis positioniert ;-) Uns geht zunehmend eine "Mitte" verloren, in vielerlei Hinsicht
     
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  18. Mir erschliessen sich die Zusammenhänge zwischen Fußball, Macht,Moralapostel &Doppelmoral nicht so ganz, zumal sich die Diskussion mehr oder weniger auf einen wegen Steuerhinterziehung vorbestraften Fußballmanager beschränkt.

    Macht ist m.E. nichts schlimmes oder Verachtenswertes, unbegrenzte Macht kann jedoch m.E. zur Katastrophe anwachsen. Moralapostel und Doppelmoral setzen einen Konsens darüber voraus, was Moral bedeutet. Man könnte jetzt den ollen Königsberger (Moral-)Philosophen Kant und seinen Kategorischen Imperativ bemühen, dessen Maxime lautet:"Handle nur nach der Maxime,durch die du wollen kannst,dass sie ein allgemeines Gesetz werde." Über diesen Grundsatz sind Stadtbibliotheken an Literatur veröffentlicht.

    Vielleicht könnte man den Fred ein wenig eingrenzen, zB. über die Notwendigkeit von Compliance Grundsätzen im Profifußball.
     
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  19. Heede

    Heede Regionalliga

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    Das Bayern kein normaler Verein ist, ist vielen Leuten klar.
    Das Machtzentrum ist durch Uli leicht ins wanken geraten und jetzt bedankt man sich bei ihm.
    Wen schon die Kanzlerin sich damals öffentlich bedankt, dass er das Urteil annimmt, war doch die Dimension des Skandals klar.
    Es kam ja auch so einiges beim Prozess raus, teilweise war dort über eine Milliarde auf dem Konto, aber vieles verjährt.
    Das Konto hatte schon der Vorgänger Schwan für Bayern benutzt, er musste ja wie Bekenbauer (USA ausreise) damals aus Steuergründen abdanken und so kam Uli ans Ruder.
    Was jetzt viele bewegen wird, ist doch die zukünftige Ausrichtung, wenn die jetztigen Machthaber aus Altersgründen irgendwann mal abdanken müssen, dann fängt das Theater erstmal an und die Schmutzige Wäsche wird so einiges an Tageslicht bringen.
    Aber wie bei vielen Themen möchten die meisten Leute keine unangenehmen Wahrheiten erfahren und sind nicht auf Aufklärung aus.
    ein so mächtiger Verein wird auch interne Machtkämpfe haben, das erklärt so manches, erst wenn die verantwortlichen Personen abtreten wird sich zeigen wie stabil der Verein wirklich ist, um dann weiter erfolgreich sein können.
     
  20. Okapi

    Okapi 3. Liga

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    Sinn? Och, dieser Thread ist doch ein schöner Platz, um einfach ein wenig mehr oder weniger ziellos herumzuphilosophieren. Bissken wat an einem Argumentation wenden.

    Mir macht das dann und wann durchaus Laune. Solange alles kann und nix muss. Und bis hierher ist alles entspannt, friedlich und nimmt eben seinen ganz eigenen Verlauf.

    Ich sehe weder wirklichen Nutzen noch Schaden. Wie bei fast allen anderen Threads in 1 Protal auch.
     
  21. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    @rauuul

    Ich finde, was Hoeness betrifft, kann er sich zu Recht darauf berufen, seine Strafe abgesessen und die ermittelte Steuerschuld vollumfänglich bezahlt zu haben. Wenn die Hintergründe der Art und Weise, wie er an das Geld gekommen ist, um seine Zockerei zu finanzieren, bisher nicht richtig aufgeklärt wurden, ist das eher nicht seine Schuld. Etwas ganz anderes ist aber, wenn angesichts dieser unaufgeklärten Hintergründe, insbesondere der Beziehungen zu Dreyfus, so getan wird, als könnte er unbesehen jetzt wieder als Bayern-Präsi agieren. Das wird nicht nur als ganz unproblematisch kommuniziert, sondern sogar in Eins gesetzt mit einem, der nach zwei Jahren Knast mit seinem Pappkarton vor der Stahltüre steht, und jetzt irgendwie versuchen muss, in einer Gesellschaft, die ihn nicht haben will, wieder klar zu kommen. Das ist der Teil der Geschichte, der mich eigentlich wirklich aufregt. Hoeness geht es blendend, er ist reich und geachtet, und weitab davon, eine "zweite Chance" zu benötigen. Ich finde, es weiter an der Steuerhinterzieherfrage fest zu machen, lenkt davon nur ab.

    Wenn von Hoeness immer als dem geredet wird, der den FCB gross gemacht hat, dann gehören dazu auch Deals wie die Hereinnahme von Adidas im grossen Stil. Dreyfus war da ein wegweisender Initiator für die ganze Entwicklung, und hat selbst Adidas von einer kleinen Schuhfabrik zum omnipräsenten Weltkonzern umgebaut. Das ist wohl alles auch über reichlich "Beziehungspflege" gelaufen, zu Hoeness und vielen anderen beim Fussball und in anderen Sportarten. Dabei ist auch viel Geld an Entscheidungsträger, namentlich Hoeness, geflossen.

    Dieser Teil der Hoeness-Affäre ist aber komplett im Dunkeln geblieben, und die Rückkehr von Hoeness in sein altes Amt bedeutet für mich nicht mehr und nicht weniger, als dass nun darauf ein "Legal"-Stempel gedrückt wird, sprich niemand mehr nachfragt. Wer es doch tut, der wird eben mit der Moralkeule erledigt. Schliesslich wissen die ganz genau, dass Millionen Bayern-Anhänger wie festgeschweisst hinter Hoeness stehen. Und da Bayern der erfolgreichste deutsche Verein ist, sehen die entsprechenden Nachfragen sowieso zwangsläufig stark danach aus, als hätte sie der reine Neid hervorgerufen.
     
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  22. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    Resozialisierung kann im übrigen ja auch bedeuten, für seine Freunde einzustehen, wenn die selbst in Not geraten sind: http://www.spiegel.de/wirtschaft/un...orn-bleibt-bayern-aufsichtsrat-a-1108341.html

    Wie man sieht, geht es ziemlich schnell wieder in die Richtung, dass ein Hoeness selbst die moralischen Standards setzt, die ihm gerade in den Kram passen. So fasst der es wahrscheinlich auf, wenn er "eine zweite Chance" kriegt.

    Die paar Tausender Restwert, die fast jeder deutsche VW-Dieselfahrer in den Wind schreiben musste? Bitte nicht zu kleinlich (sprich neidisch) sein, schliesslich ist Martin Winterkorn ein "toller Mensch" und das ist es, worauf es ankommt.
     
  23. Meidemicher Opa

    Meidemicher Opa 3. Liga

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    War eine ganz allgemeine Aussage und nicht einfach so auf Dich bezogen, ich stelle das oft fest. Dass U.H. bei den Bauern ganz schnell wieder zur Leitfigur aufsteigen wird war schon mit Bekanntwerden der Affaire klar, das habe ich für mich zumindest verdaut, bevor es akut war.
    Für mich persönlich geht der Blick zu tief, um mich auf so eine Gestalt zu konzentrieren, zumal es im Sport ganz andere Hausnummern gibt, die entschieden zu gut wegkommen, der trägen Masse sei gedankt.

    Olympia? Danke, kein einziges Bild gesehen. WM in Russland? Stark reduziert (wie die letzte EM), wenn überhaupt. Katar? Auf keinen Fall, und wenn es mein Privatboykott ist. Auf den Wurtstkönig einschießen bedeutet für mich, das wirkliche Übel außer acht zu lassen
     
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  24. MS-Exilzebra

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    Winterkorn soll auch bleiben:
    http://spon.de/aeOuD

    Besser als die Mafia sind die Münchner auch nicht.
    Läuft da auch nur ein einziger ehrbarer Mensch rum?
     
  25. Plato

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    Warum sollte es bei den Bazis anders sein, als in allen anderen Bereichen unserer Gesellschaft? Gut, bei der Deutschen Bank ist die organisierte Kriminalität vielleicht noch einen Tick ungehemmter - aber sonst? Wo man auch hinschaut: die Eliten teilen den Kuchen unter sich auf, meistens zu Lasten der Steuerzahler bzw des einfachen Mannes. Ich finde die Bayern da sehr konsequent. Alles andere würdemich echt irritieren
     
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  26. Großenbaumer

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    ich hab übrigens gehört dass die Mondlandung nur gefaket war und Elvis soll auch noch leben ;)
     
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  27. rauuul

    rauuul 3. Liga

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    Das was Menthi da schreibt erscheint sehr viel wahrscheinlicher als die krude Story, die Uli erzählt hat.
     
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  28. Menthi

    Menthi 3. Liga

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    Naja das mit der Mondlandung bzw irgendwelchen Aluhutträgern zu vergleichen... :D

    Mich wundert es halt das man während des Prozesses immer mehr aufgedeckt hat und aufeinmal *bam* ,
    nimmt die Verteidigung das Urteil an und dann ist im Gegenzug der Deckel drauf.

    Uli H. kennt eine Vielzahl von Leuten, ich denke da wird nach dem einen oder anderen Wein,
    auch mal geplaudert das er ne Menge Geld mit Transaktionen an der Börse macht.
    Wenn ihm schon der damalige Addidas Boss Geld zum Zocken gegeben hat, können es auch andere getan haben.
    Der Addidas Boss ist tot , den kümmert es nicht mehr aber Leute aus der Politik oder anderen Teilen der Gesellschaft
    könnten von dem Fall der bei Hoeneß aufgedeckt wurde mit in den Dreck gezogen werden.
    Wer weiß wer das alles war, freiwillig hat der die Haftstrafe bestimmt nicht angetreten ,
    wenn es da nicht geheißen hätte : Prozess beendet ,kein weiter Wühlen und kein Risiko noch höher verknackt zu werden.


    Edit: zum Thema Doppelmoral Olympia

    Hier mal ein Interview von Bach zu seiner Entscheidung bezüglich Russland.

    http://www.sport1.de/olympia/2016/08/doping-thomas-bach-wirft-deutschen-doppelmoral-vor
     
    Zuletzt bearbeitet: 18 August 2016
    ChristianMoosbr gefällt das.
  29. Unabhängig von den bösen Kapitalisten und den Totengräbern der Freiheit sowie den Krebsgeschwüren der Gutmenschendiktatoren.
    Warum zahlt eine Ballerbude, vulgo Schuhfabrik im Fränkischen für 10% an der Bayern AG im Jahr 2001/2002 77 Mio Euro?
    Das hätte bedeutet, dass der FC Bayern München zu diesem Zeitpunkt einen Gesamtunternehmenswert von 770 Mio. Euro zu verzeichnen gehabt hätte.
    Lächerlich. Vielleicht hat sich der Eigentümer von addidas ja etwas dabei gedacht und war frei in seiner unternehmerischen Entscheidung.
    In den kommenden 20 Jahren wird der Kaufpreis möglicherweise refinanziert und man verdient Geld mit einer Beteiligung.
    Warum muss man jede unternehmerische Entscheidung bewerten, beschnüffeln und für gut oder schlecht befinden. Leute, ich sehe immer gerne jemand, der eigenes Geld in die Hand nimmt, eigenes Risiko trägt und sich dann den Spott und die Halbwahrheiten anderer anhören muss, die sich selbiges nicht trauen.
    Nicht falsch verstehen, was der U.H. da demnächst beim FC Bayern wieder abziehen wird, hat für mich einen ganz, ganz schalen Beigeschmack, aber sich von Hoeneß auf eine unreflektierte Kapitalismuskritik zu reduzieren ist m.E. durch nichts begründet.
     
  30. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    @Meidemicher Opa

    Zwischen Katar, geschmierten WM-Vergaben und Bayern/Adidas gibt es durchaus Verbindungspunkte, das ist für mich der springende Punkt. Schlüsselpositionen und Machtballungen. Und hier wie dort wurde/wird versucht, die disziplinierende Moralkeule zu schwingen, um damit die lästige Meinungsvielfalt, die in der Demokratie nunmal Sachlage ist, zu erledigen.

    Daran hängst eben auch die öffentliche Selbstdarstellung von Hoeness als "gefallener Engel", sprich eigentlich reeller Fussballfunktionär, der eben, weil er soviel Gutes tut und so wichtig für den Fussball ist, seine dauernde Überlastung durch "Zocken" abreagiert. Das ist das Bild, das man sich machen soll, aber es ist kaum mit dem verträglich, was tatsächlich ist.

    Man braucht wahrhaftig kein Verschwörungstheoretiker, und auch kein Attack-Aktivist sein, um das zu glauben.
     
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  31. Wenn ich Chef des FC Bayern München wäre, würde ich, um meinen Fans was gutes tun, Deine Beiträge ins Netz stellen, um der Harzie Fan Gemeinde des FC Bayern
    in NRW, Sachsen und Brandenburg zu verdeutlichen, dass der FC Bayern nur von Neidern umgeben ist, die ideologische Kriegsführung betreiben, um ihr kleines Ego
    in die Welt zu posaunen:verzweifelt:. Der Bezug zum Fred würde jedem Abiturienten in Bayern als Beispiel gereichen, wie man am Thema vorbeiredet.
     
  32. Meidemicher Opa

    Meidemicher Opa 3. Liga

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    Beitrag nicht verstanden, oder?
     
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  33. Nicht ansatzweise. Die Schuhfabrik ist seit 2002 Aktionär der Bayern AG und hat dafür Geld bezahlt. Eine normale unternehmerische Entscheidung. Ich versuche, den Bezug zu dem m.E. skandalösen Vergabeverfahren in Sachen Katar herzustellen oder den Bezug zum anscheinend gekauften Sommermärchen 2006. Die Tatsache, dass Uli H. jetzt nochmal antritt,
    wirft m.E. ein schlechtes Licht auf ihn. Letztendlich entscheiden aber die Mitglieder des FC Bayern e.V. über die Besetzung der Vorstandsposten. Dies erfolgt nach deutschem Vereinsrecht in Form einer Abstimmung, also in einem demokratischen und transparenten Verfahren.
     
  34. Faulheit und Feigheit sind die Gründe, warum Menschen sich in selbst gewählter Unmündigkeit suhlen, und es für selbsternannte Propheten so einfach ist sich zum Vormund der Vernunft und der Tugend aufzuwerfen. Sapere aude heißt Befreiung aus der Unmündigkeit als Ikone der Aufklärung. Aber eben auch die selbst verschuldete Unmündigkeit. Immanuel Kant hat dass mal folgendermaßen beschrieben: "Habe ich ein Buch, dass für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich Diät beurteilt, etc... so brauche ich mich ja selbst nicht zu bemühen. Wir sind ein aufgeklärtes Volk, aber die meisten trauen sich nicht, Verantwortung für ihr Tun zu übernehmen. Stattdessen wird über andere mit der Moralkeule hergezogen, weil dass so einfach ist und man damit im Mainstream Punkte sammelt und als kluger Mensch durchs Ziel geht. Es wäre mal interessant zu wissen, wie man selbst in gewissen Situationen handelt, anstatt relativ feige über die Aktionen anderer zu lästern.
     
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  35. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    Die Empörungsmaschine rattert bei den Bayern auch, wenn es um ehemalige Spieler geht. Rummenigge regt sich jetzt gerade anscheinend ziemlich darüber auf, dass Schweinsteiger aus der ersten Mannschaft bei Manchester United geflogen ist:
    http://www.abendzeitung-muenchen.de...arf.6f6845c1-cfe3-4a83-80c0-e2089c6fc742.html

    Ich glaube, dass Rummenigge der Schweinsteiger ungefähr so total egal ist wie Hummels, allerdings bot sich die anhaltende Popularität Schweinsteigers natürlich an, um mal wieder die moralische Überlegenheit des FC Bayern München in den Medien aufs Tapet zu bringen. Merke: mit jedem Trikot und jedem bei den Bazis bestelltem Kaffeepott, Fähnchen oder Schlüsselanhänger kaufst du nicht nur irgendein Vereinsemblem, sondern ein Lebensgefühl, das daraus hervorgeht, dass es bei den Bayern nur tolle Menschen gibt, die niemals so agieren würden wie die, welche in anderen Clubs das Sagen haben. Erst recht natürlich nicht, wenn diese Leute Mourinho heissen und sowieso schon als ausgemachte Stinkstiefel weltweit bekannt und gefürchtet sind.

    Ob man selbst diesem hochverdienten Spieler, dieser Nationalmannschaftslegende, vor nicht allzu langer Zeit noch überdeutlich gemacht hat, dass er sich besser mal woanders umguckt, wenn er noch etwas kicken und vielleicht mit zur EM will, spielt dabei irgendwie gar keine Rolle im aktuellen Bezug mehr; denn wer dies behauptet, lügt ja sowieso. Und man wird ihm sagen, er soll mal besser aufpassen, wenn er derartiges behauptet. George Orwell lässt schön grüssen.

    Echt cool allerdings, wie Mourinho, der sich halt lieber streitet wie andere, und sich das vor allen Dingen ohne weiteres leisten kann, auf die Anwürfe aus München reagiert hat, indem er einfach die Frage stellt, warum die Bayern Schweinsteiger denn nicht zurücknehmen:
    http://www.abendzeitung-muenchen.de...ist.6029bf8b-025c-4f96-9097-84f7b3fbe921.html
     
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  36. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    [...and now to something completely different...]:

    Im modernen, dominanten, leistungsorientierten und kampfbetonten Fussball scheinen sich auch gesellschaftliche Prinzipien widerzuspiegeln, nach denen heute im Alltag vieles wieder funktioniert: wer ernten will, muss erst sääen, ohne Fleiss kein Preis, dem Tüchtigen winkt das Glück sind Massgaben, die wieder hoch im Kurs stehen. Ein Ausfluss davon ist der Ballbesitzfussball mit seinem dynamischen Verschieben, endlosen Rennen unter dem Verzicht auf herausragende, aber faule Leistungsträger mit genialischer Aura.
    Dafür Selbstlosigkeit bis zur völligen Hingabe an das überwertige Kollektiv und die alles erst zusammenführende und einigende taktische Idee des Trainers.
    Fitness bis in die Haarspitzen als Minimalvoraussetzung für auch ältere Leistungsträger, respektive schwerreiche Millionarios, gehört natürlich zwingend dazu.

    Wo soviel eingesetzt wird, und manchmal so wenig herauskommt, kann Bitterkeit, wenn nicht Wut die Folge sein, und sogar dazu führen, dass man den Gegner, der sich scheinbar weniger angestrengt, aber trotzdem gewonnen hat, moralisch in den Senkel stellt. Ein aktuelles Beispiel dafür ist Hope Solo mit ihrem Ausfall gegen die Schwedinnen nach dem Aus im Viertelfinale der olympischen Spiele. Auch Löw hat aber, nach dem EM-Aus gegen Frankreich, den Franzosen die moralische rote Karte gezeigt, und die Tatsache, dass sie lange tief standen, und sich anscheinend nicht in der Art und Weise, wie es die Deutschen gebraucht haben würden, aus dem eigenen Strafraum heraustrauten, durchaus persönlich wertend, und damit eine Hierarchie zwischen "besser" und "schlechter" einführend, angeprangert.

    Hier gewinnt "Dominanz" bestimmenden Charakter. Wer sich nicht "dominant" verhält, wird, selbst von denen, die das Fussballspiel eindeutig verloren haben, als Feigling abgestempelt.
    Irgendwie naheliegend, denkt man bei Dominanz doch an einen brüllenden, alles beherrschenden Löwen und eine Herde von Fluchttieren, die angesichts seines Gebrülls angstvoll erstarren, und sich einfach kaum noch bewegen können, wie gelähmt sind. Es erscheint einem ganz logisch, dass die dominante Fussballmannschaft auch der sichere Sieger sein muss. Und wenn sie es nicht ist, dies nur das Resultat eines unglücklichen Zufalls sein kann. Wie gesagt, es passt zur gesellschaftlichen Situation und Haltung vieler derzeit.

    Hier ist nun ein Beitrag, der sagt, dass Dominanz im Fussball als ein Kriterium, welches einem den Sieg wie auf dem Silbertablett bringen muss, masslos überschätzt wird. Er spricht sich für eine Gleichrangigkeit anderer Auffassungen, etwa der eines Simeone, Conte, Mourinho, (vielleicht auch Ancelotti) aus und erklärt, dass Fussballmannschaften, die so spielen wie die Truppen der benannten Herrn, jedes Recht dazu haben, als taktisch gleichermassen präzise eingestellt zu gelten. Ihre Siege, obzwar sie auf Ballbesitzüberschuss verzichten, sind nicht unverdient, sondern nur einer abweichenden Herangehensweise geschuldet. Leute, die von unverdienten Niederlagen gegen solche Mannschaften daherreden, machen sich also eines Etikettenschwindels schuldig.

    http://www.zeit.de/sport/2016-08/fussball-analyse-ballbesitz-pep-guardiola-thomas-tuchel
     
    Zuletzt bearbeitet: 1 September 2016
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  37. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    Trotzdem es erstmal nur ein Gedankenspiel ist, dass man zum Beispiel den Bundesligaauftakt nach China verlegt, ergibt sich doch ein interessanter Einblick in die Prioritätensetzung namentlich von Bayern München, was die Zukunft betrifft. Die gehen klar in Richtung eines Systems, wie es die amerikanischen Profiligen bereits repräsentieren. Für mich ist die Frage, ob sich das überhaupt noch an europäische Sehgewohnheiten und eher regionale Bindungen, was den Fussbal betrifft, wenden kann, was dort anscheinend beabsichtigt wird. Sprich, ob sie diese Blase mit ihren Planspielen und EInlassungen nicht gerade zu sehr aufpusten, befeuert durch das Vorbild englische Liga.

    http://www.spiegel.de/sport/fussbal...iga-in-china-koennte-passieren-a-1113222.html

    Bezeichnend auch, dass dieses Interview vom Vorstandsvorsitzenden von Adidas gegegen wurde, der zugleich stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei den Bayern ist, und hier gewissermassen in "Tateinheit" fungiert. Und dass es wahrscheinlich nicht die Menschenrechtssituation in China oder Katar sein wird, die irgendjemand auf diesem Niveau dazu bringt, solcherlei Planspiele sein zu lassen. Da müsste schon ein Konsumentenboykott her. Bei Bayern-Fans irgendwie eine eher absurde Vorstellung.

    Ich denke, wenn ich darüber etwas höre, wie der deutsche Fussball sich in Unrechtsregimen andient, um etwas damit zu verdienen, immer an den bedrückenden Dokumentarfilm über die deutsche Studentin Elisabeth Käsemann, die von der argentinischen Militärdiktatur 1977, also kurz vor der Fussball-WM dort, verhaftet, zwei Monate bestialisch gefoltert und schliesslich ermordet wurde, ohne dass unsere Behörden etwas zu ihrer Rettung taten. Und während unsere Nationalmannschaft zusammen mit Michael Schanze "Buenos Dias, Argentinia" einspielte.

    Ohne allzu viel daraus rückschliessen zu wollen (aber doch soviel, dass er für das Thema sensibilisiert sein sollte): damals war auch Kalle Rummenigge als Spieler mit in Argentinien. In dem Film, von dem ich sprach, kommen auch Nationalspieler von damals zu Wort, die glaubhaft versichern, von dem Ganzen nichts gewusst zu haben. Vielleicht sind die Regimes in China und in Katar längst nicht so grausam wie dasjenige in Argentinien es war. Dass es in beiden Ländern krasse Menschenrechtsverletzungen gibt, sollte man aber wissen können.
    Und auch, wie leicht man sich als Fussballer auf den Standpunkt zurückziehen kann, dass man schliesslich nur Fussballspieler ist, und wie leid einem das später vielleicht tut. Finde ich schon ganz bedenkenswert.

    Wer den Film über Elisabeth Käsemann sehen kann, sollte es auf gar keinen Fall versäumen, auch wenn er echt ziemlich an die Nieren geht.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Mädchen_–_Was_geschah_mit_Elisabeth_K.?
     
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  38. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    Die Bayern kriegen ja immer eine Menge Lack, wenn es um die Unmoral des Geschäfts Fussball geht, aber dass sie sich für die Sache mit den Trikots, die aus im Meer schwimmendem Müll gemacht wurden, stark gemacht haben, verdient eine Extra-Belobigung, und zwar voll und ganz ehrlich gemeint, und somit frei von jeglichem Zynismus:

    http://www.zeit.de/news/2016-11/04/fussball-bayern-spielen-in-trikots-aus-ozeanmuell-04110404

    Ich finde es Klasse, dass sich überhaupt jemand um dieses Thema kümmert. "No to Racism" - Aufrufe ist man mittlerweile in einem Ausmass gewohnt, dass sie offen gestanden nur noch als Deko mit abgefrühstückt werden, dies hier aber ist neu. Es befasst sich, neben dem, dass es um die Zukunft unseres blauen Planeten geht, namentlich auch mit den Wurzeln von Rassismus. Das ist wichtig, wissen wir doch mittlerweile auch aus Erfahrungen in unserem reichen Deutschland längst, wie Fluchtbewegungen, die essentiell mit Umweltverschmutzung einerseits und industriell überbeschleunigter Ressourcenausbeutung andererseits zu tun haben, auch mit Rassismus einhergehen können.
    Und Besorgnisse, ob nun berechtigt oder unberechtigt, manchmal für bestimmte Pappnasen eine Aufforderung dazu darstellen, in die lebensbedrohliche Aktion überzugehen. Was die Besorgten eventuell zunächst so gar nicht gemeint hatten.
    Fisch ist die Lebensgrundlage vieler Menschen, diese wird durch Plastikmüll, aber auch durch die Ausbeutung von Erdölreserven unter immer riskanteren Rahmenbedingungen, durch Abfischen und Klimaerwärmung, stark infrage gestellt.

    Und Öl ist, das ist absurd, unverändert so billig, dass man Produkte, die daraus gemacht sind, einfach so wegwerfen kann, eben auch in Ländern, wo man an sich nichts zu verschenken hätte.
    Eigentlich müsste Plastik, hab ich mal irgendwo gelesen, wertvoller sein als Gold, und das stimmt vermutlich. Warum also nicht, wenn keine Qualitätseinbusse damit verbunden ist, und die Energiebilanz stimmt, Fussballtrikots, Pillen und Treter daraus machen?

    Alles hängt eben, in Zeiten der Globalisierung, ein bisschen mehr miteinander zusammen. Und wenn Xabi Alonso als ein Mann, der am Mittelmeer aufwuchs, sich diese Angelegenheit zueigen macht, ist das umso glaubwürdiger. Natürlich steckt auch PR dahinter, ist das ganze auch eine Aktion im Sinne der Corporate Identity von Grosszulieferer Adidas, und hat man auch die Adidas-Hoeness-Connection und all das weiter im Hinterkopf. Dass es sich ein bisschen an die dauerbesorgten "grünen" Muttis und Pappis wendet, die dann leuchtende Augen haben, wenn sie den Filius in ökologisch einwandfreier Kluft im Dreieinhalb-Tonner-SUV zum Fussballtraining fahren können, und dass sie Adidas davon schlicht Profit verspricht, ist sicher alles wahr.
    Diese Aktion kann trotzdem wegweisend sein, für mich sollte sie es sein. Also, Uhlsport: Ansage!

    Möchte mal wissen, wie sich ein solches Trikot anfühlt - vielleicht ganz so wie ein gewöhnliches Adidas-Trikot? Natürlich kann man mit sowas nicht rumlaufen, wenn es ein Bayern-Logo ziert, also sollte es das auch in anderen Farben geben. Bei Real (im Artikel erwähnt) könnte man sich überlegen, ob man eins von Kroos nimmt. Am liebsten wäre einem natürlich, gäbe es das als Zebrastreifen, oder wenigstens Torhütertrikot, um es mit "Flekken" beflocken zu können.

    Warum also nicht auch in anderen Farben? Geht da aktionstechnisch nicht noch sowieso noch viel mehr? Ich würde es mir jedenfalls wünschen! Wer sich mal damit befasst hat, wieviel Müll im Pazifik und anderswo rumschwappt, der kann sich jedenfalls nur an den Kopf fassen!
     
  39. Alles richtig aber wie sieht es eigentlich mit Baumwolle aus, meinem bevorzugten Textil ? Wäre auch ein Anfang den Plastik zu reduzieren und schon unsere Vizemeister haben darin geglänzt. Ist natürlich weniger Publicity drin.

    EDIT: Siehe auch mein Bild (Avatar). 100% Baumwolle!
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 6 November 2016
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  40. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    Richtig, allerdings ist der Reiz beim Mülltrikot: das Zeug schwimmt da schon rum! Es muss weder angebaut, noch bewässert und gedüngt werden, und verdrängt somit auch keine Landschaften durch Monokultur.

    Man erntet es, zieht es durch ne Presse, näht die Fladen zusammen, und los geht es...so stelle ich es mir jedenfalls vor!

    BtW: Tragekomforttechnisch bin ich absolut bei dir, nix geht über Baumwolle. Auch dann nicht, wenn es darum geht, einen viel zu schnellen Mitspieler durch beherzten Zugriff ultimativ am Durchbrechen zu hindern! Dafür ist das Plastikzeug sowieso nur Mist!
     
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  41. Oski.

    Oski. Regionalliga

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    Ich hab ja keine Ahnung, wo genau die Rohstoffe für meine MSV Trikots herkommen. Aber - ich trage sie jeden Tag und schlafe auch in ihnen. Bei 30 Grad waschen, innerhalb von wenigen Stunden knitterfrei trocken. Passt. Manche Trikots trage ich seit über 15 Jahren. In vielerlei Hinsicht einfach sinnvoller als Baumwolle.

    Zu den Recycling-Trikots: Absolut lobenswert. Aber - wer von uns würde über 50 Euro für ein Trikot investieren, das effektiv aus Abfall gemacht wurde? Da zählt für mich der psychologische Effekt. Es geht dabei nicht darum, was richtig oder falsch ist, sondern einfach darum, wie man letzten Endes an der Kasse entscheidet.
     
  42. MS-Exilzebra

    MS-Exilzebra 3. Liga

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    Ich verstehe den Zusammenhang zwischen dem Fußball und der Verschmutzung der Meere nicht so ganz und vermute - leider - dass wenige der sündhaft überteuerten Bayern Plastiklappen im Müll (oder im Meer) landen, ganz im Gegensatz zu Tüten etc.
    Generelle Reduzierung von Plastik finde ich sinnvoll, aber ob gerade Fußballtrikots das große Einsparungspotenzial haben?
     
  43. Lenny001

    Lenny001 Bezirksliga

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    Na der Müll ist halt ein Problem, interessiert aber keinen
    Fussball interessiert viele (jetzt wollte ich gerade ernsthaft schreiben "hat aber keine Probleme" :pfeifen:)

    Die Aktion dient lediglich dazu, auf dieses Problem aufmerksam zu machen.
    Alleine dass du dir Gedanken machst, was das soll, ist schon ein Erfolg ;)

    Wäre mal interessant gegen zu rechnen:
    Materialaufwand für alle weltweit verkauften Bayern-Trikots pro Jahr gegen aktuelle Menge an Ozean-Müll...
    Schätze mal 1000000:1 für den Müll :jokes63: (den echten ;))
     
  44. Brigade s

    Brigade s Landesliga

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    Ich bin für ein eigenes Thema in der Sache.

    Gibt in Afrika einige Länder da sind Plastiktüten verboten. Kunststoff ist ohne Qualitätsverlust quasi immer wieder zu verarbeiten.
    Das Thema Plastikmüll wieder verwerten ist ein ganz großes Thema mit Zukunft.

    Bei uns in der Firma damals wurden teilweise Anlagen mit kompletten "Müll" betrieben bzw. Recycling Material hieß es dann. Ausschuss wurde gesammelt, dann nach Farbe sortiert und wieder verwendet für Küchenhersteller, Möbelriesen usw. Da sah man keinen unterschied ob "frischer Kunststoff" oder "Müll"
     
  45. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    @Brigade s

    Ich habe jedenfalls gerade eben im Fernsehen noch gehört, dass nur die Hälfte von dem Abfall, den man kleinteilig in die verschiedenen Tonnen sortiert, derzeit überhaupt einer weiterführenden Verwendung zugeführt werden kann.
    Anscheinend ist dabei ein Teil des Problems die Färbung, respektive der Materialmix der Verpackungen. Was alles eigentlich Kriterien sind, wo noch einiges dran zu schrauben wäre, ohne sich gleich eine Kostenexplosion einzuhandeln.

    @Oski.
    Jedenfalls würde ich lieber ein Trikot aus Plastikmüll anziehen als eins, was aus Fracking-Öl entstanden ist. Jedenfalls aus der Art Fracking, wie es in den USA grossflächig betrieben wird, und bei dem der Boden hinterher komplett verseucht bleibt.
    Wobei man eigentlich ja sowieso kaum noch mitkriegt, wie das Zeug so im Einzelnen produziert wird. Ein riesiges Ernteschiff, was im Pazifik rumdudelt und dort Plastikmüll einsaugt, kommt mir auch nicht viel unappetitlicher vor als ein Fischtrawler.
     
  46. Andi

    Andi MSVPortal-Team Mitarbeiter

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    Bitte?
    Ein Schiff, das MÜLL einsammelt ist ja wohl um einiges "appetitlicher" als ein Boot, das Fische fängt.
    Wie kann man sowas überhaupt vergleichen?
     
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  47. @ChristianMoosbr

    Deine Texte sind mir generell zu lang, deshalb lese ich sie nicht, sorry.

    Ich bin gerade in Barcelona und habe heute das Camp Nou besucht. Es ist einfach faszinierend, in diesem Stadion zu sein, sich vorzustellen, wie es wohl ist, wenn fast 100.000 Menschen (ich vermeide bewußt den Ausdruck Fans) eine vermutlich geile Atmosphäre erzeugen. Dem rein sportlichen Teil kann ich mich nicht entziehen.

    Da gibt es aber noch den anderen Teil; Werbung für Quatar Airways und Unicef, wie soll das zusammenpassen? Soziales Engagement und eine Merchandising-Maschinerie, der man sich auf dem Camp Nou Gelände kaum entziehen kann.

    Aber die Scheinheiligkeit im Fußball ist ja nicht neu und jeder von uns ist mehr oder weniger ein Teil davon, ist es wirkloch noch diskussionswürdig?

    Zum Schluß ein Verweis auf die aktuelle 11Freunde Titelstory, ich habe vermutlich noch nie eine so entlarvende Bestandsaufnahme der aktuellen Situation im Fußball gelesen - sehr empfehlenswert aber nix für Nostalgiker.
     
  48. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    @giggs1999

    Ich weiss, worauf die hinauswillst, allerdings ist ja die ganze Welt so, wie eben auch der Fussball geworden ist. Mein Handy macht mir viel Spass, und ich kann es eigentlich auch gut gebrauchen, dennoch möchte ich lieber gar keine Analyse dazu lesen, wie und wo die Bausteine dazu herkommen, wer da Arbeit für einen Hungerlohn reinstecken musste, welches Regime damit unterstützt wird. Barca als Verein fasziniert mich, wie mich das Gehalt von so einem Messi (dessen Vater dann noch versucht, die Steuerlast runterzudrücken) abstösst.
    Und eben auch, worauf du Bezug nimmst, zeigt, wie kompliziert alles geworden ist. Oder vielleicht schon immer gewesen ist, nur dass früher eben nicht alles so transparent war.

    Ich glaube, das ist diskussionswürdig, weil es halt immer auf die Details im Einzelnen ankommt. Und in all dem darum geht, dass man trotzdem einen Standpunkt behauptet, zu dem man aus eigener Überlegung heraus gekommen ist. Denn das ganze System hängt im Grunde daran, dass die Leute sich die Fussballspiele auch ansehen. Ob sie die Trikots kaufen, etc. Würde es, um dein Beispiel aufzugreifen, einen gezielten Boykott für Barca-Trikots mit der Werbung für die Quatar-Foundation geben, wäre die Werbung dafür ziemlich schnell verschwunden, da wette ich drauf. Mit den Plastikmülltrikots ist es nicht viel anders: wird es von den Leuten dementsprechend angenommen, werden noch viele andere Händler darauf einsteigen.
     
  49. esteban

    esteban Regionalliga

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    Öhm, waren nicht unsere Uhlsporttrikots vor dem Wechsel zu Nike nicht auch aus recycelten Flaschen hergestellt? :nunja:
    Gut, kein Ozeanplastik, was aber von der Warte her nicht schlimm ist, weil dadurch vielleicht Ozeanplastik vermieden wurde
     
  50. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    Seit kurzem ist Football-Leaks in der Welt, bei dem es um die unschönen Begleitumstände im Spitzenfussball, etwa Steuerspartricks, geht. Im Online-Modus hat der Spiegel, an der Veröffentlichung von Ergebnissen selbst beteiligt, nun eine Zusammenfassung dessen gebracht, worum es dabei konkret geht, erste Beispiele, wie das Steuern sparen so funktioniert (indem man etwa Bildrechte an eine Firma veräussert, damit Einnahmen durch diese nicht der Einkommenssteuer unterliegen), sind auch schon aufgeführt.

    http://www.spiegel.de/sport/fussbal...chtigsten-fragen-und-antworten-a-1123954.html

    Für mich ist das Bashing von Spielern, die megamässig hohe Gehälter haben, eine zweischneidige Sache. Schliesslich treiben wir Zuschauer, in erster Linie über den Konsum des Sports via Mattscheibe, die Preise mit in die Höhe. In anderen Bereichen, wo es Spitzensport zu sehen gibt, wird auch viel verdient, und die Aktiven, die ihre Knochen hinhalten, kriegen im Vergleich zu den Gewinnspannen anderer sogar eigentlich nur das Trinkgeld. Wo es aber zynisch wird ist, wenn diese Leute auch noch ihre Steuerlast drücken.

    Dazu in einem gewissen pikanten Zusammenhang steht sicher auch die RÜckkehr von Uli Hoeness an die Bayernspitze. Der muss zwar als vollständig resozialisiert gelten, dennoch darf man drauf gespannt sein, was der zu sagen haben wird, sobald ihn einer nach "Football-Leaks" fragt. Diese Sache wirft, neben den zu erwartenden Enthüllungen über äusserst fragwürdiges, wenn auch vielleicht nicht einmal in jedem Einzelfall strafwürdiges Finanzgebahren der Managements von Spitzenaktiven des Fussballs, ein Schlaglicht darauf, zu was für einer fragilen Sache das, was man so süffisant im Neusprech "Corporate Identity" nennt, mittlerweile geworden ist.

    Für die Generation, aus der ein Hoeness hervorging, war das wahrscheinlich irgend ein Quatsch, den man mit dem Logo gemacht hat, oder dass auf einmal ein Maskottchen an der Seitenlinie durchs Stadion hüpft. Bestenfalls, dass alle Spieler fortwährend ihre Gesichter in die Kameras reinhalten, wenn es um Fairplay-Aktionen geht. Hier geht es aber in Wirklichkeit um vieles mehr. Kippt die Glaubwürdigkeit einer Marke, vervielfältigt sich der Effekt via Netz in rasender Geschwindigkeit. Niemals, wenn es jetzt um weit verbreitete Steuertricks in der Branche geht, oder vielleicht sogar um Betrug, wird der Name Hoeness weiter entfernt sein, als ein Klick, Bayern München, Adidas oder Allianz selbstredend auch.

    Und natürlich richtet sich so eine nicht nur zur Adventszeit nachdenklich stimmende neue Plattform in der Fussballwelt auch an die Seh- sowie Konsumgewohnheiten von uns allen. Gäbe es diese Gewinnspannen, wenn es weniger Fernehknete gäbe, wären Leute wie Ronaldo und Messi auch ohne das väterliche Sky-Abo so unfasslich und kritiklos beliebt beim eigenen Nachwuchs? Sehen junge Leute in dem offenkundig ziemlich abgezockten Verhalten ihrer Vorbilder überhaupt noch, wie wir Älteren, etwas Antisoziales, oder wird das längst als gesunder Egoismus wahrgenommen, wenn man seine Steuerlast weitgehend zum Verschwinden bringen kann? Ist das aber überhaupt einem jungen Fussballtalent, der schon mit Vierzehn von Beratern völlig umstellt ist, und sich wahrscheinlich nicht gross um etwas anderes kümmert als um seine Ballfertigkeit, anzulasten? Wo zieht man da die Grenze? Ist Mourinho eher voll verantwortlich, wenn in seinem Namen getrickst wurde, Ronaldo aber eher nicht?

    Auf jeden Fall werden ein Haufen neuer Fragen durch dieses "Leak" aufgeworfen, ich meine, notwendige Fragen. Der Spiegel-Bericht dazu ist natürlich auch Eigenwerbung, denn er führt zum Teil zu Bezahlartikeln, respektive animiert dazu, den neuen Spiegel zu kaufen, aber er gibt eben auch einen ziemlich guten Überblick und eine EInführung dazu, worum es bei all dem eigentlich geht.
     

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