Lech Poznan : Arka Gdynia - Polnisches Pokalfinale 02/05/2017

Dieses Thema im Forum "Groundhopping" wurde erstellt von Catenaccio_02, 17 Mai 2017.

  1. Catenaccio_02

    Catenaccio_02 Landesliga

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    Anfang April stand die Finalpaarung für den polnischen Pokal endgültig fest. Lech Poznan gegen Arka Gdynia lautete das Finale - und genau damit war mein Interesse mehr als geweckt. In Warschau trafen somit am 02. Mai 2017 zwei Vereine aufeinander, die eine sehr intensive Fanfreundschaft pflegen.

    Lech Poznan dürfte einigen Fußballexperten hier noch evtl. bekannt sein. In der Saison 2010/2011 sorgte Lech in der Gruppenphase für Furore. So qualifizierten sie sich in einer Gruppe mit Manchester City, Juventus Turin und Salzburg für die KO-Runde. Mit Arka Gdynia kann wahrscheinlich keiner etwas anfangen. Der Verein aus dem Norden Polens, direkt bei Gdansk, hat eine wenig glamouröse Vereinsgeschichte. Einzig den Pokalsieg 1979 konnte man sich bis dato auf den Wimpel schreiben. Dies war auch das einzige Pokalfinale, das man erreichen konnte. Darüber hinaus spielte man eher weniger in der polnischen Ekstraklasa (dem Pendant zur Bundesliga) eine Rolle, und kämpft dort momentan gegen den Abstieg. Da ich in der Kindheit meine Sommerferien des Öfteren eben in Gdynia verbringen durfte, blieb ich auch an diesem Verein kleben.

    Schon vor dem Finale war die Euphorie in Foren und Stadt groß. 38 Jahre nach dem Pokaltriumph ergab sich erneut eine historische Möglichkeit sich in den Geschichtsbüchern zu verewigen. Und wieder traf man auf einen vermeintlich deutlich stärkeren Gegner. 1979 schlug man bereits das deutlich favorisierte Wisla Krakow - die Weichen waren also gestellt für ein spannendes Spiel im Nationalstadion von Warschau.

    Über ein polnisches Ticketportal konnte man sich mit Karten für die beiden Haupttribünen eindecken. Erste Hürde: Die Personalisierung der Tickets. In Polen werden die Tickets mittlerweile mit Namen und Ausweisnummern personalisiert. Mit den deutschen Ausweisnummern kam man da nicht weit, so dass wir erst durch den Betreiber des Ticketportals freigeschaltet werden mussten. Für angenehme 10 (in Worten: zehn!) Euro haben wir einen netten Sitzplatz auf der Haupttribüne ergattert. Den Vergleich mit den Ticketpreisen für das DFB-Pokalfinale erspare ich mir.

    Der Finaltag. Sonniger aber dennoch kühler Tag in Warschau - gutes Fußballwetter. Das Finale wurde an diesem Dienstag um 16:00 Uhr angesetzt, sehr gewöhnungsbedürftige Uhrzeit. Gegen 14:00 Uhr machten wir uns auf den Weg zum 2012 errichteten Nationalstadion in Warschau. Entlang am Weg zum Stadion gab es viele Gaststätten in denen man noch kostengünstig den Durst oder auch Hunger stillen konnte. Für einen Zehner konnte man da schon sehr gut essen und trinken.

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    Vor dem Stadion ein Gemisch aus Lech und Arka Fans. Dazwischen tummelten sich Fans von Cracovia Krakow, Polonia Bytom, Zaglebie Lubin und KSZO Ostrowiec - zusammen 1000 Mann. Alle angereist auf Grund der Fanfreundschaft zu Arka Gdynia und Lech Poznan. In Deutschland ist so eine Fanfreundschaft zwischen so vielen Vereinen für mich unvorstellbar. Polizeipräsenz war nichtsdestotrotz extrem hoch, da die Rivalität zu Legia Warschau deutlich zu spüren war. Nach der ewig andauernden Einlasskontrolle erreichten wir eine Stunde vor Spielbeginn das innere des Stadions. Die Gruppierungen der beiden Vereine waren schon anwesend und die Stimmung war somit schon 30 Minuten vor dem Spiel zeitweise gigantisch. Zum Stadion selber kann ich nur gutes von mir geben. Mir gefallen eigentlich alte Stadien deutlich besser als moderne Fußballtempel, aber dieses Stadion ist schon ein Schmuckstück.

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    Zum Support: Im Stadion selber waren die Unterstützer von Lech Poznan in Überzahl. Stimmungstechnisch waren beide Vereine auf einem enorm hohen Niveau - eigentlich das beste was Augen und Ohren in meinem (auch wenn jungen) Leben bisher zu sehen bzw. hören bekommen haben. Mitmachquoten von 100% über die komplette Tribüne, lautstarke Gesänge über 120 Minuten, Wechselgesänge mit den "gegnerischen" Fans - absolut beeindruckend. Der Einsatz von Pyrotechnik - man mag dazu stehen wie man will - beschränkte sich nicht auf eine einmalige Nutzung sondern auf ein fast schon regelmäßiges Feuerwerk. Genutzt wurden laut Aussagen einer Gruppierung aus Gdynia 750 Raketen und rund 800 Fackeln. "Beeindruckend" war dann die Haltung der Schiedsrichter zu Beginn der zweiten Halbzeit, als gut eine Minute lang Raketen abgefeuert wurden und die komplette Tribüne in einem schimmernden Rot erleuchtete. Der Schiedsrichter machte keine Anstalten die Partie zu unterbrechen und ließ ganz normal weiterspielen. In Deutschland wäre das Spiel mit Sicherheit abgebrochen worden.

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    Zum Spiel: In der ersten Halbzeit konnte Arka Gdynia sich selten aus der eigenen Hälfte befreien. Lech Poznan, die spielerisch deutlich stärkere Mannschaft, erspielte sich Chance um Chance. Zur Halbzeit hätte es 3:0 stehen können, jedoch trennte man sich 0:0. Auch nach dem Wiederanpfiff versuchte Lech sich weiter mit knallhartem Angriffsfußball. Steinbors, der Keeper von Arka Gdynia hatte aber einen Sahnetag erwischt und parierte eine hundertprozentige nach der anderen. In der 90. Minute vergab Lech eine weitere Chance, in der Majewski (ehemals Nottingham Forest) das fast leere Tor nicht traf. Es ging also in die Verlängerung und die Hoffnung auf einen Sieg des Underdogs stiegen.

    In der Verlängerung traute sich Arka Gdynia überraschenderweise auch mal nach vorne und traf, auch durch die Unterstützung des Keepers von Lech, per Kopf zum 1:0 in der 108. Spielminute und das Stadion bebte. Wir hatten uns eigentlich schon auf viel Zeitspiel und Einbahnstraßenfußball in den kommenden Spielminuten eingestellt, jedoch kam es ganz anders. Arka nutzte den Moment und traf durch einen unfassbaren 70 Meter Lauf von Zarandia zum 2:0 in der 111. Spielminute. So richtig fassen konnte es eigentlich keiner im Stadion. In den Schlussminuten konnte Lech noch auf 1:2 verkürzen, aber das war nur eine kleine Korrektur. Am Ende schrieb Arka Gdynia erneut vor rund 44.000 Zuschauern Geschichte und konnte sich mit dem Gewinn des polnischen Pokals sogar für die 3.Qualifikationsrunde der Europa League qualifizieren. Mal gucken wo die Reise hinführt, vielleicht gibt es ja ein neues potentielles Groundhoppingziel...


    Ein gelungener Trip in den Osten! Jetzt fehlt mir nur noch ein Pokalsieg mit unserem MSV.




     
  2. Der Matthes

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    Sehr schöner Bericht, catenaccio. :jokes66:

    Aber beim nächsten Mal vielleicht nicht das Endergebnis in den Threadtitel schreiben. So war's am Ende n bisken witzlos. :D
     
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  3. Catenaccio_02

    Catenaccio_02 Landesliga

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    Was für ein Fauxpas.. :verzweifelt: Edit: Danke für den Hinweis! Korrigiert um die Spannung zu erhalten. :D
     
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  4. 57er Zebra

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    Hier mal ein tolles Video zu dem Support beider Fanlager, was mir besonders daran auffällt, es wurde nicht gepfiffen, sondern es gab Beifall!
     

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