Woran genau machst du das fest?
Wir haben in keinem Spiel so hilflos gewirkt wie heute - allein, wie Stoppelkamp auf sich gestellt aus der Tiefe kommen musste, trotz Konditionsdefizit und ohne seinen altbewährten Vermeij, wie die ganze Spielfeldmitte eigentlich trotzdem leer war, wirklich jeder Ballverlust eine Katastrophe herausbeschwor, weil es einfach keine nachvollziehbare Staffelung in Längsrichtung gab, beim Kurzpasspiel der notwendige dritte freie Mann niemals frei war, schon ab der ersten Minute das Scheibenschiessen von denen auf unseren Kasten eigentlich begann, und wir uns mit haarsträubenden Einzelaktionen einzelner Akteure retten mussten.
Wie man von vorneherein sah, wie wir bei dem Tempo und dem läuferischen Aufwand, trotzdem wir immer hinten dran waren, rasend schnell den Treibstoff verbrauchen. Wie die uns dann zerlegten wie mit dem Tranchiermesser, und Janjic noch Zeit satt hatte, sich die Pille für seine Butteranspiele richtig gefällig selbst vorzulegen, wie im kleinen Fussballhandbuch. Du hast sicher schon mitgekriegt, dass ich eigentlich waghalsigen Angriffsfussball mag - aber das war heute nicht nur alles ohne Netz und doppelten Boden, sondern so mutwillig, als hätte man zusätzlich noch die Seile vom Trapez aus einem Bündel Papierluftschlangen zusammengeflochten.
Vielleicht ist das aber auch eine neue Art von Demokratie: Lettieri hat einfach die Parole vorgegeben, dass jeder Einzelne heute genau das macht, was er sich als ideale Lösung für unser Problem vorstellt. Und hinterher wird in einem meditativen Weekend bei Spaziergängen in den Rheinwiesen darüber nachgedacht, was für oder gegen jeden der Lösungsansätze spricht, und wie man das alles zueinander bringt. Irgendwie so Fussballspielen als Ergotherapie zur Stärkung des Gefühls von Selbstwirksamkeit. Nachdem die Leute bei der PK zur Vorstellung des Trainers ja schon erfahren durften, dass sie alle nur dritte Wahl sind, will man ihnen jetzt womöglich erst mal den Druck nehmen!