Diskussion zur taktischen Ausrichtung und Spielanlage

Dieses Thema im Forum "MSV Profibereich" wurde erstellt von Omega, 29 März 2015.

  1. Omega

    Omega MSVPortal-Team Mitarbeiter

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    Noch ein paar Worte zum sportlichen. Es wurde ja in den ersten 60 Minuten mit Dausch auf links außen experimentiert. Ich würde sagen, nicht gelungen. Dausch ist für uns auf der sechs wertvoller. Die linke Angriffsseite bleibt, solange Grote weiterhin weit unter Normalform spielt, ein echtes Problem. Eine Option, die mir wieder gefallen hat, war Scheidhauer auf rechts außen. Das ganze wurde ja schon in der Winterpause probiert, Scheidhauer verletzte sich bzw. nahm sich ja durch eine Blödsinns gelbe Karte selbst aus dem Spiel. Ich würde das ganze in Heimspielen mal mit Scheidhauer auf rechts und King vorne drin probieren. Da wird ganz ordentlich Druck auf die Abwehrkette ausgeübt. Klotz darf gerne in Auswärtsspielen rechts anfangen. Gardawski sehe ich im Augenblick hinten an. Albutat und Dausch auf der sechs, Janjic links und de Wit auf der acht, könnte ich mir gut vorstellen!
     
  2. xantener

    xantener MSVPortal-Team Mitarbeiter

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    Dausch hat doch auch im Ligabetrieb bereits öfters links gespielt. In Dortmund nach der Auswechselung von Grote, bei den StuKis in HZ2 nach der Einwechselung von de Wit hat er von der Position zwei Tore gemacht. ;)
     
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  3. Omega

    Omega MSVPortal-Team Mitarbeiter

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    Ist ja OK, trotzdem halte ich das für eine suboptimale Lösung
     
  4. Schimanski

    Schimanski 3. Liga

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    Zu der Diskussion um die linke Außenbahn und dessen Besetzung:

    Ein klassiches 4-4-2 alter Schule mit zwei Außenspielern ist mittlerweile defensiv sehr leicht zu kontrollieren. Gerade wenn der Gegner eher passiv in der eigenen Hälfte bleibt, kollektiv verschiebt und so die Außenspieler leicht isolieren und doppeln kann. Jeder kennt diese Spiele (auch vom MSV), wo man einfach nicht in die gefährlichen, zentralen Zonen kommt und sich an den Außen festrennt.

    Davon wollen eigentlich alle "modernen" Trainer weg. Ein extremes Beispiel ist da z.B. die Dreier bzw. Fünferkette, die nur mit einem nominellen Außen spielt. Dafür hast du dann zwei Spieler mehr im Zentrum. Einer halt hinten -> du stehst in letzter Linie kompakter und kannst auch situativ besser abgesichert herausrücken und einer entweder als zweiter Stürmer oder weiteren zentralen Mittelfeldspieler.

    Lettieri (und auch Baumann) gehen den Weg nicht ganz so konsequent, haben aber eine ähnliche Idee. Nur die Außenverteidiger besetzen im Aufbau die volle Breite für Spielverlagerungen oder auch Dribblings in die Tiefe (wenn die Räume da sind) oder gruppentaktische Elemente wie Hinterlaufen/Doppelpass/etc.. Die offensiven Außen hingegen bleiben nicht breit, sondern schieben in die Halbpositionen und Zwischenlinienräume (also zwischen den beiden Viererketten des Gegners) und erhöhen dadurch die Präsenz im Zehnerraum.

    Der Vorteil auf den Halbpositionen sind die besseren Passwinkel und Sichtfelder. Du hast keine Außenlinie, die dich als "Mauer" und zusätzlicher Verteidiger einschränkt, sondern kannst ein 360°-Spiel inszenieren, was dich unberechenbarer macht. Ein weiterer Vorteil sind die besseren Verbindungen über Kurzpass zum Stürmer und Zehner. Auch bei Ballverlusten kommst du besser ins Gegenpressing und generierst im Idealfall Ballgewinne in den gefährlichen, zentralen Zonen.

    Der Nachteil sind die erhöhten Anforderungen an die Spieler aufgrund der größeren Enge. Damit ist nicht nur die Technik (also Ballkontrolle und -führung) gemeint, sondern auch die Rundumsicht, Pressingresistenz, Übersicht, Passpräsizion und das Gespür im richtigen Moment Dynamik aufzunehmen und die nur für Zehntelsekunden geöffneten Lücken richtig anzulaufen.

    Am Anfang der Saison hat mir Grote auch in den Halbräumen sehr gut gefallen. Im Moment zweifel ich daran ein wenig. Grotes Impulse beschränkte sich mehr auf die klassischen Außenspieler-Atrribute (also lineare Durchbrüche Richtung Tor). Dausch finde ich hingegen auf der Halbposition gar nicht so verkehrt. Als klassischer Außenspieler ist er ungeeignet. Das schränkt ihn zu sehr in seiner Kreativität ein.

    Ein weitere Besonderheit dabei ist, dass Lettieri gegen den Ball im 4-4-2 verteidigt und klare Zuordnungen hat, d.h. der linke Außenspieler bleibt beim rechten Außenverteidiger des Gegners. Die Spieler müssen also in der Defensivarbeit ihre Halbposition aufgeben und meist die Wege bis zur Außenlinie gehen. Das wird im offensiven Umschaltmoment zum Problem, da der Spieler dann auf den Außen klebt und nicht so schnell in die zentralen Räume kommt. Damit nimmt man z.B. auch Janjic immer wieder seine Stärke wenn er mal auf Außen spielt (was er in der Offensive in den Halbräumen sicher sehr gut kann). Janjic ist aber im Umschaltmoment in hohen, zentralen Zonen viel wertvoller, da er immer wieder sehr starke zurückfallende Bewegungen und Ballaktionen mit dem Rücken zum Tor zeigt.

    Deswegen ist das Thema, wer idealerweise auf links spielt auch gar nicht so leicht zu beantworten. Eigentlich eignen sich alle ein bisschen, aber keiner so richtig. Es kommt halt immer auf Spielstand, Taktik, Gegner und Einbindung an.
     
    Zuletzt bearbeitet: 30 März 2015
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  5. Schimanski

    Schimanski 3. Liga

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    Als Ergänzung: Genau deswegen sind lineare Spielertypen wie Brosinski, die in der Jugend aufgrund des Speeds auf den offensiven Außen ausgebildet wurden, derzeit die besseren Außenverteidiger. Ihre Fähigkeiten reichen nicht für die Halbpositionen. Also ist das Umbesetzen nach hinten auch keine direkte Umschulung, sondern die Anpassung an die taktische Entwicklung des Fussballs.

    Wieso spielt Gardwaski eigentlich noch nicht hinten rechts? Er geht in der Halbpositionenrolle auch regelmäßig unter, weil weder sein Bewegungsspiel noch seine Spielübersicht den Anforderungen in der 3.Liga gerecht werden.
     
  6. Rupert E. Riebenstein

    Rupert E. Riebenstein Ribbenist

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    Das Thema hatte ich Freitag noch nach dem Testkick. Lettieri hat das in der Sommervorbereitung ja ein paar Mal probiert, aber das war wohl echt rein aus der Not geboren, Wille verletzt, Florida-Rolf noch nicht verpflichtet.
    Tempo und Biss hat Gardawski ja, das könnte gut funktionieren...
     
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  7. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    Ich persönlich würde nicht nur Scheidhauer als gute Alternative für Aussen ansehen, sondern auch explizit Pierre de Wit. Besonders die (#179) von @Schimanski ins Spiel gebrachten Zwischenlinienräume (was für ein geiles Wort!) dürften sein Terrain sein. Allerdings bringt Lettieri immer entweder Gardawski oder Klotz, wahrscheinlich wegen dem reinen Speed, der die Räume durch das Auseinanderziehen der Abwehr erschliessen muss. Weder Janjic noch Onuegbu sind ja gerade Raketen.

    Ob Gardawski eine echte Alternative für die hintere Aussenbahn wäre, wage ich allerdings zu bezweifeln. Wäre auf jedenfall ein ziemlich riskantes Experiment. Für mich gehört Gardawski eher zu einer Sorte von Spielern, die man nur begrenzt dazu bringen kann, sich tatsächlich auf das Kollektiv zu beziehen. Der würde, wie ich glaube, hinten so unvorhersehbar zwischen Genie und Wahnsinn liegen wie früher 'Knochenbrecher' Berberovic, und damit letztendlich alles destabilisieren.
     
  8. Hanusch

    Hanusch Landesliga

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    Wenn die genannten Eigenschaften fehlen, dann hat man auch hinten rechts nicht verloren. Dann sitzt man halt auf der Bank oder der Tribuene.
    Der Vergleich mit Brosinski hinkt, denn dee hatte auch technisch was drauf. Gardawski ist eher der klassische Roadrunner.
     
  9. Generation Blue

    Generation Blue 3. Liga

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    Das Team hat sich mit der Auslagerung der vorangehenden Beiträge dazu entschlossen, hier ein allgemeines Thema für die Diskussion über die Taktik sowie Zugehöriges zu erstellen. Das auf Wunsch einiger User und weil wir bemerken, dass Grundsatzdiskussionen manchmal in Themen deplatziert sind oder darin untergehen. Wir erhoffen somit an dieser Stelle hier für die "Taktikfückse" und alle Liebhaber der Unterhaltung zum Fußball allgemein, ein entsprechendes Thema geschaffen zu haben. Haltet es sauber und viel Spaß dabei.
     
    Zuletzt bearbeitet: 30 März 2015
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  10. Thorgrim79

    Thorgrim79 Regionalliga

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    Den Gedanken mit Gardawski hatte ich am Freitag auch, da er gegen Ende des Spiels den RV gemimt hat.
     
  11. Angelfire

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    Klar, dass Gardawski einer ist, der auch RV können sollte. Schorch hat aber RV gespielt, RGFM auch, Bohl hat RV lange erfolgreich bei den B-Löwen gespielt. Und jetzt lasst erstmal Bohl da spielen.

    Schimanski (oder bist Du es, Kosta?) - Deine Analysen bewundere ich seit langem, ehrlich! Vermute, dass Du einen Trainerschein beim DFB oder vergleichbarem Verband gemacht hast. Keiner beschreibt das im Portal so analytisch und ausführlich.
    Allerdings wenn ich mir vorstelle, dass Gino das auch so vermittelt, könnte ich mir eine gewisse Überforderung bei dem einen oder anderen Spieler vorstellen.
    Schön, dass Du am Schluss schreibst: Es kommt halt immer drauf an...
     
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  12. sempertalis

    sempertalis Regionalliga

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    Von den Anlagen her traue ich Gardawski den RV absolut zu.

    Das Problem aktuell ist allerdings, dass er in einem absoluten Formtief steckt
    ähnlich wie der King in der Hinrunde. Im Moment steht er sich selbst im Weg.
    Es gelingt kaum eine Aktion. Aus diesem Loch muss er erst mal raus.
    Dann würde ich das Experiment RV mit ihm durchaus weiterführen.
     
  13. hamy73

    hamy73 Kreisliga

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    Danke Schimanski für deine super Analyse. Kenne die noch vom Transfermarkt ;)
    Ich muss aber eins anmerken. Gino hatte am Anfang der Saison eine andere Idee mit der offensiveren Gangart aus der Defensive.
    Das Ergebniss war bekannt mit ... Gegentoren. Ich gehe mal davon aus das er,getrieben aus Angst da erste Cheftrainerposition,
    seine Wunsch-Taktik verworfen hat und deshalb mit fester Zuordnung auf den Außen spielt.
    Zudem können wir zum jetzigen Zeitpunkt taktisch nicht viel ändern da wir in der heißen Phase sind und nun eigentlich der
    Mentale Wert viel mehr den Ausschlag geben wird. Man siehe wie alle von Platz 2 bis 6/7.. momentan regelmässig verkacken.
    Und so erfahrene Füchse wie Janjic, Witt, Bohl, Bajic, Dausch und ja auch Grote werden am Ende den Ausschlag geben können.
    Vor allem da ich davon ausgehe das in den letzten Spielen gegen Münster, Kiel... erst die Entscheidung fällt.
    Deshalb würde ich nicht soviel ändern. Man sieht das einige platt sind nach der langen Saison aber die meisten Jungs haben
    eine klasse Einstellung und waren in ihren letzten Vereinen Führungsspieler (Albutat lange Zeit zweiten in Freiburg oder Bohl oder ...)
    Und wenn die Saison vorbei ist würde ich gerne sehen das Gino seine grundsätzliche Idee, die man auch in Freundschaftspielen Anfang der Saison gesehen hat)
    durch zieht. Ein modernes System wo beim Ballbesitz die Aussen vorziehen, die Innenverteidiger auseinander gehen und der 6er sich fallen lässt als
    Aufbauspieler. Dadurch gewinnst du die von Schimanski erwähnte Situation das die nominellen Mittelfeldaussen auf die "halben Zehner" können und
    die Aussenverteiduger auf die Aussen können.Grote kann das sicher aber auf rechts muss ein neuer kommen ;) Traue das Gardawski/Klotz nicht zu.
    Möchte aber beide nicht missen da sie auch Qualität haben aber halt in den aktuellen Sytsem eher.
     
  14. Schimanski

    Schimanski 3. Liga

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    Mir hat das Spiel - vom Ergebnis abgesehen - sehr gut gefallen. Rostock war wirklich kein schlechter Gegner. Gute Ordnung, breite Brust, sehr gallige Spielweise (die der Schiri für meinen Geschmack ruhig etwas vehementer unterbinden hätte können). Baumann hat sieben Neuzugänge seit der Winterpause integriert und in den Defensivabläufen ist ihm das sehr gut gelungen. Trotzdem war das Unentschieden natürlich total unnötig, weil unsere Jungs individuell und von der Spielanlage besser waren. Die Gegentore sind - ganz unabhängig von dem schwachen Torwartspiel - einfach zu "billig" gefallen, wobei das die Rostocker von unseren zwei Tore sicher auch sagen könnten ;)

    Spielerisch fand ich die ersten 30 Minuten in beiden Halbzeiten sehr gut. In Halbzeit 1 der Aufbau meist flach-kontrolliert-geduldig. Hajri kippte im Aufbau öfters nach hinten zwischen die IV, Albutat hingegen zu Seite raus. Beides wirkte gut abgestimmt und eingebunden. Obwohl ich Hajri oft kritisch gesehen haben, fand ich ihn heute passend und ich würde Lettieri verstehen, wenn er diese Doppel-Sechs wieder bringt. Grundsätzlich war die Positionierung nämlich schon sehr offensiv-riskant und die beiden haben das Zentrum gut kontrolliert und viele Rostocker Konter frühzeitig abgefangen. Ich weiß nicht, ob das mit einem de Wit auch so stabil gewesen wäre. De Wit hätte sicher mehr Spektakel gemacht, aber die sporadischen Impulse von Hajri und Albutat ins letzte Spielfelddrittel waren trotzdem gelungen. Ansonsten haben sie viele einfache Bälle gespielt oder das Spiel verlagert, waren aber in der Entscheidungsfindung, der technischen Ausführung und dem Bewegungsspiel sehr konstant. Gute Doppel-Sechs, die vor allem der Mannschaftsbalance gut tat. Richtig stark war auch das Gegenpressing, vor allem in Halbzeit 1. Klarer Fortschritt gegenüber einigen weniger kollektiv ausgeführten Auftritten Mitte der Saison.

    In Tornähe fehlte in Halbzeit 1 das letzte Quentchen Durchschlagskraft, aber trotzdem waren die Abläufe in der Offensive wirklich sehr schön anzusehen. Was mir z.B. auch in Halbzeit 2 aufgefallen ist, sind die gut getimeten Laufwege um Räume für Mitspieler zu öffnen, indem Gegenspieler mitgezogen wurden. Auch das ständige Bestreben anspielbar zu sein, die Ballzirkulation aufrecht zu halten und Optionen für die Mitspieler zu schaffen, ist schon auf einem bemerkenswert hohen Niveau. Im gleichen Zusammenhang erwähnenswert, dass die nachrückenden Spieler, seien es die AV oder die Sechser, immer wieder situativ in gruppentaktische Abläufe eingebunden wurden. Man merkt auf jeden Fall, dass die Trainingsarbeit Früchte trägt und die Mannschaft immer eingespielter wird.

    Etwas enttäuscht war ich, dass die Intensität um die 30 Minute rum nachgelassen hat und Rostock besser ins Spiel kam. Irgendwie komisch, dass aber genau dadurch dann auch auch das 1:0 fiel. Nach einer Rostocker Ecke waren diese soweit aufgerückt, dass es Räume zum Kontern gab. Überragend von Dausch war aber nicht nur der Abschluss, sondern auch vorher der Laufweg, als er sich von seiner Seite löste und den freien Raum geschickt anlief. Es gab ja letzte Woche im Taktik-Thread die Diskussion, ob ein Dausch auf die linke Seite gehört. Hier hat er gezeigt, was ihn von einem klassischen Flügelflitzer unterscheidet und welchen Wert er auch auf der vermeidlichen Flügelposition haben kann. Um es mal etwas überzogen zu formulieren: Abschlussstarker Halb- und Zwischenlinienraum-Dynamik, Pressing- und Kreativ-Gott.

    In Halbzeit 2 ging es eigentlich ganz gut weiter, wobei die Spielanlage etwas zwingender, aber auch riskanter wurde. Es gab mehr raumgreifende Bälle, wodurch auch Onugebu als Wandspieler besser ins Spiel kam. Die Wechsel haben leider den Rhythmus etwas gebrochen, wobei ich sie alle von der Idee durchaus nachvollziehbar fand. Scheidhauer sollte die Durchschlagskraft erhöhen. Gardwaski kam um durch die Umstellung von 4-2-3-1 auf 4-4-2/4-1-3-2, als Scheidhauer in den Sturm ging, mehr Strafraumpräsenz zu bekommen. Und de Wit sollte nochmal ein Schuss Kreativität bringen, da Dausch Aktionsradius immer kleiner wurde. Leider sind alle drei nie so richtig im Spiel angekommen.

    Die letzten 15 Minuten waren leider etwas konfus. Die Mannschaft schien sich nicht ganz einig, wie man die Bälle nach vorne trägt. Die Verbindungen gingen verloren, das Spiel im Mittelfeld war improvisierter und die Staffelung in letzter Linie waren situativ immer mal wieder zu flach (vier Mann aufgereiht schauen ihren Mitspielern beim Spielen zu statt entgegen zu kommen oder Dreiecke zu erzeugen). Die Rostocker haben es aber auch gut gemacht, indem sie eben nicht nur mauerten, sondern in Ballnähe präsent waren und deswegen die mannschafttaktischen Ungereimtheiten bei uns aufdeckten. Ich bin gespannt, wie die Kickers sich in Rostock schlagen. Leicht wird das sich nicht.

    Trotz des enttäuschenden Ergebnisses hat das Spiel wieder gezeigt, dass die Mannschaft eine gute Entwicklung macht und stark genug für den Aufstieg ist. Aber in dieser engen Liga muss man Punktverluste einfach immer wieder einplanen. Das hat auch das Spiel heute deutlich gezeigt. Viel hängt davon ab, wie stabil die Störche und die Kickers sind. Es würde mich aber wundern, wenn die ohne Punktverlust durchmarschieren. Das Gegenteil wird der Fall sein, weswegen Abgesänge auf den Aufstieg vollkommen verfrüht und Fehl am Platze sind. Egal ob diese, nächste oder übernächste Woche...
     
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  15. Casper

    Casper Kreisliga

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    Was mir immer wieder auffällt, ist die fehlende Abstimmung in den einzelnen Mannschaftsblöcken und als Kollektiv. Leider hatte ich noch nicht die Möglichkeit mir ein Training persönlich anzuschauen, aber es wird während des Spiels zu wenig geredet. Das muss auch nicht unbedingt sein, wenn im Training das Verschieben und Nachrücken geübt wird, und dadurch eine Selbstverständlichkeit eintritt. Es sind keine Youngster die in Duisburg spielen, sondern durchweg erfahrende Spieler die schon einiges durchlebt haben in ihrer Karriere. Fussball ist doch ein recht einfaches Spiel, und jeder kann es erlernen.

    Neben Torhüter gibt es noch drei Blöcke auf dem Platz: Abwehr - Mittelfeld - Angriff. Je nach Spielverlauf und Richtung werden diese durch den hinteren Block unterstützt. Das geht auch eine gewisse Zeit gut, aber irgendwann - nach Gegentor oder zum Ende - geht diese Grundordnung verloren, und es kommt nichts mehr Zustande um den Gegner unter Druck zu setzen bzw. das Dingen über die Zeit zu bringen. Natürlich wirken sich die Negativen Ereignisse auch auf die Bank aus, und es werden zum Teil unverständliche Auswechselungen vorgenommen. Mit drei Wechseln zum letzten Drittels (wenn möglich) eines Spieles kann man noch erhebliches bewirken. Ich kann die Aussen stärken, das def. bzw. offensive Mittelfeld verstärken oder die Abwehr stabilisieren. Im Sturm ist das seltener möglich, Stürmer sind Sensibelchen die ihren Platz brauchen und meist nach Aussen spielen.
    Ich darf als Trainer nur eines nicht machen, nämlich die Grundordnung aufheben oder das Gefüge auf dem Platz zerstören. Nur ein Beispiel: 20 min. vor Schluss steht es 0:0 oder 0:1, ich ziehe Wolze eine Position vor und bringe mit Dum einen neuen LV. Dum ist jetzt hinten links und redet mit Wolze beim Vorstoss, der dann konsequent seinen Part übernimmt. Wird das nicht gemacht, habe ich hinten links ein Loch das z.B. Bajic füllen muss, und Albutat geht eine Position zurück. Passiert das nicht habe ich oder die Abwehr ein riesen Problem beim Gegenangriff, da links beide in der Rückwärtsposition sind und selten noch vernünftig eingreifen können.

    Alle solche Dinge trainiere ich bis zum Erbrechen, zur Not noch mit Augenbinden - auf dem Platz und auch auf der Magnetwand - bis ein ´blindes´ Verständniss auf dem Platz herrscht. Wer das nicht kann oder will hat ein Problem mit mir, zumindest bis er es gelernt hat. Vielfach sehe ich das aber ganz anders wenn ich ein Spiel beim MSV beobachte. Das ist aber nur mein Eindruck, andere werden das vielleicht nicht so sehen.
     
  16. Marty

    Marty Landesliga

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    Auf dem Platz ist aber nicht die Magnetwand und im Training sind selten elf gallige Rostocker dabei. Ein echtes Fußballspiel ist etwas komplexer als Brehms "Taktisches Verhalten für Einsteiger", Kapitel eins.
     
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  17. Casper

    Casper Kreisliga

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    Tja Marty, das brauchst du mir nicht zu sagen. Habe vor kurzem mein 35jähriges gefeiert, als Spieler und Trainer. Aber darum soll es nicht gehen, das was ich ausdrücken will, ist das es mir nicht gefällt wie die Mannschaft agiert, evtl. fehlt manchmal auch die von dir beschriebene " Galligkeit" . Und die Magnetwand gehört schon seit vielen Jahren zur Standartausrüstung in der Kabine oder Taktikraum.
     
  18. Marty

    Marty Landesliga

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    Du bemängelst also, wenn ich Dich richtig verstehe, mangelnde Abstimmung im defensiven Umschaltmoment und unvollständiges Gegenpressing. Das könnte ich so bestätigen, wenn auch nur in vereinzelten Spielsituationen. Oft funktioniert dieses Verhalten sehr gut. Gerade zuletzt gegen Rostock hat genau das sogar einen wesentlichen Beitrag zu optischen Überlegenheit beigesteuert. Ich sehe aber auch, dass die Truppe erst seit einem dreiviertel Jahr zusammen ist und obendrein immer wieder verletzungsbedingt durchgewürfelt wurde. Darüber hinaus ist das ja nicht das einzige Thema, das Gino mit den Jungs abzuarbeiten hat.

    Du hast also Recht, dass es an dieser Stelle Verbesserungspotezial gibt, aber daraus würde ich jetzt weder einzelnen Spielern, noch dem Trainer einen Strick drehen wollen.

    Aber vielleicht meinst Du ja doch etwas ganz anderes?!
     
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  19. Franz

    Franz 3. Liga

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    Ein ganz wichtiges Thema ist die Aufstellung bei Ecken des Gegners.

    Seit KB stehen wir fast komplett mit allen 11 Leuten im eigenen 16er.

    Katastrophe. Warum?

    Die Verteidiger stellen sich gegenseitig zu. Niemand kann sich zum Ball bewegen, da er fürchten muss, Gegen- oder Mitspieler über den Haufen zu rennen. So geht es dann auch dem Keeper. Der kommt nicht zum Ball, und erst recht nicht mehr zurück, wenn er mal draußen ist.

    Das Alles um dann eine deutliche Unterzahl an Gegnern zuzustellen, die einen leicht durch Rotation durcheinander wirbeln können.

    Nicht zum ersten Mal hat diese merkwürdige Vorgabe für Chaos und Gegentore gesorgt. Klar: auch eine andere Vorgabe garantiert keine absolute Sicherheit.

    Nur bei abgewehrten Bällen kommen wir nur schwer heraus, da ja alle tief stehen. Kaum jemals lauert ein Konterstürmer draußen, der einen abgewehrten Ball aufnehmen könnte.
    Meines Erachtens ist das ein halbes taktisches Eigentor, ebenso vermeidbar.
     
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  20. Volle Zustimmung, zumal ein auf Konter lauernder MSV-Stürmer etwa 30-40 Meter vor dem eigenen Tor auch zwei Spieler des Gegners weiter Richtung Mittellinie binden würde.

    Das ist leider bei uns viel zu selten der Fall.
     
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  21. zebradeus

    zebradeus Kreisliga

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    Da ist mir noch die Variante vom Spiel gegen die Hachinger in Erinnerung geblieben. Die haben ganz konsequent bei Eckbällen für uns 3 (!!!) schnelle Spieler an der Mittellinie postiert, wodurch wir gezwungen waren eben auch 3 Abwehrspieler dort zu postieren. Bei einem abgewehrten Eckball ergaben sich dann zumindest ansatzweise Kontermöglichkeiten. Hatte so eine taktische Ausführung in letzter Zeit noch bei keinem anderen Gegner gesehen.
     
  22. Andi

    Andi MSVPortal-Team Mitarbeiter

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    Zumal ja bspw Klotz, Wolze oder auch Dausch nicht unbedingt die Kopfballungeheuer vor dem Herrn sind und somit unverzichtbar bei des Gegners Ecken.
    Zumindest einen davon würd ich immer an die Mittellinie stellen...
     
  23. Schimanski

    Schimanski 3. Liga

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    Auch wenn mich die Aufstiegseuphorie langsam packt, möchte ich trotzdem noch möglichst sachlich die letzten zwei Spiele aus taktischer Sicht betrachten. Dazu sei gesagt, dass ich das Spiel gegen Cottbus im Stadion gesehen habe und das gegen Dresden in der MDR Mediathek, da ich während des Spiels auf der Autobahn irgendwo im französischen Hinterland kurz vor der belgischen Grenze war (Rückkehr vom Wochenende in Paris, inkl PSG-Spiel ;) ).

    Die Motivation mir das gesamte Spiel im Nachhinein in der Mediathek anzusehen, bekame ich wegen Ginos Äußerungen, dass man in der 2.Halbzeit taktische Anpassungen vorgenommen hat und natürlich dem allgemeinen Konsens in den Foren, dass die 2.Halbzeit viel besser als die 1.Halbzeit war.

    Aber vorher noch ein kurzer Rückblick auf das Cottbus-Spiel. Prägend für das Spiel war sicher der typische Stefan Krämer-Ansatz. Ich würde es mal als Hau-Ruck-Fussball bezeichnen. Dieser zeichnet sich durch ein relativ intensives, wildes Pressing, viele raumgreifende Bälle, einen Fokus auf die Strafraumverteidigung und offensive Durchschlagskraft aus. Daraus ergab sich ein für den Zuschauer sehr attraktiv anzusehendes Spiel, weil es viel hin und her ging. Geordnete Passivität, saubere Ballzirkulation auf der Suche nach der Lücke im Verbund und strukturierte Herausspielen von Torchancen standen nicht so im Mittelpunkt. Das Spiel hatte einen gewissen Bolzplatzcharme mit vielen (scheinbar?) improvisierten Spielzügen, die oft durch die Spielintelligenz der Spieler geprägt wurde. Und da waren unsere Jungs einfach besser ;)

    Interessant war auch, dass sich unser Team zum Teil auf die Cottbuser Spielweise einließ, aber es einfach besser machte. Cottbus bekam wenig Zugriff. Die langen Bällen von Cottbus wurden gut verteidigt, die eigenen langen Bälle genutzt, um sich vom Gegnerdruck zu lösen und freie Räume zu entern. Damit wurden die Schwächen des Krämerschen Fussballs (zweigeteilte Mannschaft, mangelnde Kompaktheit in den ballfernen Räumen und im Mittelfeld) sehr gut bespielt und genutzt. Auch wenn ich kein Freund davon bin, wildes Balljagen, was oft mit Willen und Leidenschaft gleichgesetzt wird (aber auch immer die Gefahr birgt, gefährliche Räume zu öffnen und Mannschaftsstrukturen zu zerbrechen), abzufeiern, war es in diesem Spiel sehr passend und effektiv. Ob sich diese Intensität im Anlaufen (bei Grote war es z.B. sehr offensichtlich) jetzt aus der Spielcharakteristik ergab oder ob die Spieler tatsächlich mehr wollten als sonst, möchte ich dabei gar nicht diskutieren.

    Tatsache ist auf jeden Fall, dass dieses Spiel die Erwartungen an den Auftritt in Dresden in die Höhe schnellen ließen. Die Kommentare in der Shoutbox während der ersten Halbzeit, die ich sporadisch beim Autofahren lesen konnte, waren dann entsprechend negativ geprägt. Ich kann dem eigentlich nur bedingt beipflichten. In meinen Augen trat der MSV sehr dominant auf und zeigte die reifere Spielanlage. Man wollte auch in Dresden das Spiel machen und rückte bei eigenem, flachen Aufbauspiel sehr konsequent nach. Im Aufbau gab es diverse gut abgestimmte Bewegungen, um in die Dresdener Formation zu gelangen. Dabei möchte ich hier auch mal eine Lanze für Albutat und Hajri brechen, die wirklich sehr homogen spielten (damit meine ich die Abkippbewegungen im Aufbau und das Rausrücken gegen den Ball).
    Das Problem war nur, dass Albutat bei der Entscheidungsfindung, Hajri bei der technischen Ausführung und Bohl bei der Positionierung Schwächen zeigten und so die Dresdner immer wieder Umschaltmöglichkeiten bekamen. Wenn man aus einem geduldigen Ballbesitzspiel nach vorne kommen möchte, darf man solche Fehler einfach nicht machen, weil man sehr aufgerückt und schlecht abgesichert steht und dem Gegner Räume zum Kontern gibt.

    Etwas schade fand ich, dass Onugebu und Janjic bei der Arbeit gegen den Ball relativ passiv blieben und sich meist darauf beschränkten, dass Dresdener Aufbauspiel zu lenken, indem sie Gegenspieler in den Deckungsschatten nahmen oder den Ballführenden seitlich anliefen (Janjic ist da traditionell aktiver als Onuegbu). Damit konnte man zwar die Dresdner daran hindern Torgefahr aus dem eigenen Aufbau zu erzeugen, aber vergab auch die Chance auf Balleroberungen in tornahen Zonen.

    Grundsätzlich war das Spiel des MSV gegen den Ball aber wieder Lettieri-typisch. Gerade in den etwas hektischeren Spielphasen war das zu sehen, als man ein gutes Mittelfeld-Pressing spielte, indem man in Ballnähe hohen Druck erzeugte (der ballferne Außen rückte stark ein, der AV schob hoch, Janjic presste rückwärts, ein Sechser ging drauf, der andere sicherte ab) um dann nach Balleroberungen die vielen Spieler in Ballnähe zu nutzen, um über Kurzpass und Direktspiel schnell in die Spitze zu spielen. Speziell Dausch fiel mir hier auf, der brutal stark in die Mitte rückte um in Ballnähe Druck zu machen, aber auch den Dresdnern die ganze ballferne Seite öffnete. Apropos Dausch: Ich fand ihn in Dresden vor dem Tor zu egoistisch. Klar, er hat im Moment einen Lauf, aber die eine oder andere Situation hätte er besser ausspielen können. Vielleicht war der Wechsel auf Grote gar nicht erschöpfungsbedingt, sondern diesem Aspekt geschuldet. Grote interpretierte die Außenposition linienorientierter und Lettieri sah vielleicht darin ein Pluspunkt in der defensiven Stabilität.

    Bleibt die Frage nach den Anpassungen in der 2.Halbzeit. Ich habe ehrlich gesagt nicht viel gesehen. Es war immer noch die typische 4-2-3-1/4-4-2-Mischformation mit Doppel-Sechs und Janjic Freirrolle. Zuerste dachte ich, dass Albutat etwas höher spielte, aber das war nur situativ. Ich fand die erste Viertelstunde nach der Halbzeit war sogar aus taktischer Sicht die schwächste Phase, weil sie auf mich ziemlich unentschlossen wirkte. Selbst wenn es Anpassungen gab (und ich sie nicht erkannt habe), so kann ich deren Bezug zu den Toren (und den damit spielentscheidenen Szenen) nicht erkennen. Da würde ich den Wechseln schon mehr Einfluss zugestehen. Der Freistoß vor dem 1:0 wurde immerhin von physisch präsenteren Scheidhauer herausgeholt, als er den Ball nach einem Dresdner Freistoß von Janjic bekam und gut behaupten konnte. Beim 2:0 war es wieder ein Konter gegen aufgerückte Dresdner als Hajri einen halbhohen Ball auf Janjic spielte, der dann Onugebu diagonal schickte. In beiden Fällen also - wieder mal - Umschaltaktionen, die nur entstehen können, wenn der Gegner den Ball hat und stark aufgerückt ist. Das sind bekanntermaßen Situationen, die man mit der eigenen Taktik - wenn überhaupt - nur indirekt beeinflussen kann.

    Mein Fazit und Ausblick für den Aufstiegskampf: Die Mannschaft macht auf mich einen gefestigten Eindruck. Sie spielt seit Wochen in einer weitestgehend konstanten Besetzung und Formation. Individuell ist sie gerade in vorderste Front blendend besetzt. Onuegbu, Janjic und Dausch befinden sich in einem Formhoch und sind immer für spielentscheidende Szenen gut. Das letzte Mal blieb man beim Hinspiel in Kiel ohne eigenen Torerfolg. Danach folgten 16 Spiele, wo man immer traf. Die Stärke ist nach wie vor das Umschaltspiel, was meist aus einem guten Mittelfeldpressing heraus inszeniert wird. Hinter diesem Pressing ergeben sich aber schon mal kleinere Lücken, die ein guter Gegner evtl. bespielen kann. Hier zeigt Meißner aber immer wieder ein gut getimetes Rausrücken. Der Junge ist sowieso in hervorragender Form.

    Aber auch das Ballbesitzspiel ist mittlerweile überaus solide. So ist man weniger abhängig vom Gegner und kann selbst den Rhythmus variieren und auch tief stehende Gegner bespielen. Hier ist man aber etwas konteranfällig. Die Gründe sind vielfältig (Bajic' Geschwindigkeit, Hajris Ballfertigkeiten, Bohls fehlende Feinabstimmung zur Kette, etc). Deswegen sind Gegentore grundsätzlich nicht ausgeschlossen. Die Frage ist halt wie die Mannschaft so ein Gegentor in einem entscheidenden Spiel mental verpacken würde. Qualitativ ist sie stark genug um gegen jeden Gegner eine Reaktion zu zeigen. Auch die Lösungsansätze für Tore sind vielfältig. Onugebu als Wandspieler beim Konter und Empfänger für hohe Bälle, Janjic als kreativer Freigeist, Dausch mit seinem großen Aktionsradius und seiner Abschlusstärke, die Flügel mit den offensivstarken AV, gefährliche Standards und auch eine gute, flexible Bank.

    Selbst ohne blauweiße Brille würde ich sagen: Wir steigen auf! :cono:
     
    Zuletzt bearbeitet: 28 April 2015
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  24. CEO51

    CEO51 Landesliga

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    Die Geister, auch die taktischen, scheiden sich im Moment an Hajri.
    Oft wird übersehen, dass er die notwendige zusätzliche Kopfballspieler-Kapazität mitbringt. Je nach Gegner sollte die Mannschaft mindestens gleich viel, besser einen Kopfballspieler mehr in den eigenen Reihen haben.
    Gerade in Standard-Situationen sowohl in der Verteidigung als auch im Angriff ist dies äußerst wichtig.
    Wer deckt bei uns das Thema Kopfballstärke ab?
    Meissner, Bajic und Onuegbu in Kategorie 1,
    Hajri , Schorch, Bohl und Feltscher knapp dahinter in Kategorie 2,
    Scheidhauer, Janjic in Kategorie 3.
    Alle anderen haben andere Stärken...

    Dausch hat mir gegen Cottbus auf der Sechs spielerisch deutlich besser gefallen als Hajri gegen Dresden. Hajri hat zwei, drei brandgefährliche Gegenkonter durch Abspielfehler oder technische Unzulänglichkeiten ausgelöst.

    Aber können wir (oder sollen wir sogar) das Risiko eingehen, vor allem bei Standards ohne Hajri den (Kopf-) Kürzeren zu ziehen??
     
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  25. Schimanski

    Schimanski 3. Liga

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    Die Kopfballstärke ist mit Sicherheit ein Aspekt der gerne übersehen wird. In der Luft werden oft Spiele entschieden. IMHO hat Jogi deswegen auch lange auf vier IV gesetzt. Die großen Niederlagen 2012 und 2010 sind in der Luft entschieden worden.

    Für mich wäre Hajri im Falle eines Zweitligaaufstieges trotzdem eher ein Back-Up für Albutat. Die beiden sind sich von der absichernden Interpretation der Position schon sehr ähnlich, wobei Albutat sicher der bessere Fussballer, im Sinne von Dribbling, Passspiel und Pressingresistenz ist und auch etwas vertikaler agiert. Hajri ist natürlich physisch stärker, was nach meiner Einschätzung oft ein Argument für Lettieri ist, ihn aufzustellen.

    Für den Rest der Saison sehe ich diese Doppel-Sechs als ziemlich alternativlos an. Es sei denn, de Wit wird irgendwie noch sinnvoll eingebunden. Aber de Wit auf der Sechs ist so ähnlich wie Dausch auf der Sechs. Beide können das von ihrem Spielverständnis sicher spielen. Die Frage ist aber, ob sie es wollen. Beide leben von ihrer Weiträumigkeit und Kreativität. Das können sie auf der Sechs zu selten ausleben bzw. birgt immer Gefahren. Bei Dausch kommt noch hinzu, dass er sowohl gegen den Ball als auch bei Ballbesitz unothodoxe Wege geht, um Überzahlen zu kreieren und Zonen zu überladen. Diese Bewegungen müssen ausbalanciert werden und da eignen sich zwei Sechser immer besser als einer. Und dann ist da noch Dausch Abschlussstärke. Die würde er auf der Sechs schon ziemlich einbüßen. Deswegen ist Dausch auf der Sechs wie Ibrahimovic in der IV. Könnte er sicher spielen, aber wird seinen Fähigkeiten nicht gerecht.

    Wenn man sich das Spiel in Dresden und die Konteranfälligkeit anschaut, sollte klar sein, dass Lettieri es sich kaum erlauben kann, noch einen absichernden Spielertyp zu opfern. Gerade in den Phasen, wo Dresden sich zurückzog, der MSV versuchte dominant aufzutreten und geduldig aufzubauen, deswegen stark auffächerte und die AV hoch schob, wäre ein zweiter Freigeist sehr gefährlich gewesen. Nicht zufällig sind die beiden Niederlagen in Stuttgart und Bielefeld mit insgesamt acht Gegentoren mit Dausch/de Wit bzw. Dausch/Albutat auf der Sechs entstanden (wobei auch Meißner zweimal fehlte).

    Auch das starke Mittelfeldpressing vom MSV unter Lettieri würde mit einem umtriebigen Sechser ggf. leiden. Albutat und Hajri spielen das schon ziemlich gut abgestimmt. Der eine sichert das situative Rausrücken des anderen meist ab. Dausch und de Wit sind da einfach zu undizipliniert. Deswegen würde es mich stark wundern, wenn Lettieri in der heißen Saisonphase da groß experimentiert. Die Elf für die letzten vier Spiele wird so aussehen (Verletzungen und Sperren ausgeschlossen):

    --------------- Rata ----------------
    - Bohl - Meißner - Bajic - Wolze -
    -------- Hajri ---- Albutat --------
    --- Klotz --- Janjic --- Dausch ---
    ------------ Onuegbu --------------
     
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  26. Warum sollte De Wit nicht auf der Doppel 6 bzw 8 spielen (wollen) ? Das ist doch definitiv seine Position, überall gewesen.
     
  27. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    Ich würde die Fragestellung bezüglich de Wit damit beantworten, dass dieser einfach, vielleicht aufgrund mangelnder Form, vielleicht, weil er ungenügend eingespielt ist, vielleicht auch wegen seiner Art der Interpretation dieser Position, nicht rein passt. Die zur Zeit bevorzugte defensive Doppelsechs hat eine eigene Problemstellung, ein beweglicherer Mann als Hajri würde besonders einem Albutat sicherlich zugute kommen. In der Konstellation mit den beiden sah es zuletzt zuweilen schon etwas hölzern aus, und ich fand auch nicht, dass die ein richtig festes Bollwerk vor der Abwehr repäsentierten. Trotzdem kann man sehr gut verstehen, dass fast jeder Trainer dazu neigt, einen so ausdauernden und harten Athlethen sowie begnadeten Abräumer wie Hajri zu bringen, und Albutat ist nunmal übers Jahr sowieso zu einer der den Erfolg mitbestimmenden Grössen im Team geworden.

    Ich glaube, die Traumbesetzung für einen offensiv ausgerichteten Mann wie Lettieri dürfte nah an dem liegen, was bei Dortmund durch die Kombination Gündogan und Bender repräsentiert wird. Da liegt eigentlich de Wit als 'unser Gündogan' ziemlich nah, aber ihm geht zur Zeit einfach total alles ab, wenn es darum geht, auf dieser wichtigen Position Ruhe, Stabilität und souveräne Übersicht zu vermitteln. Ich sehe auch im Moment bei uns im Kader keine gut funktionierenden Alternativen: Bohl ist unverzichtbar als Aussenverteidiger, und er hat mich als Sechser auch zuvor nie überzeugt. Allerdings hat er im Verlauf der Hinrunde gefühlt kaum mal zwei Spiele am Stück auf der gleichen Position gespielt, und fiel auch lange sowieso aus. Schorch finde ich auf der Position prinzipiell besser wie als IV, aber der hat ein ziemlich schlechtes Jahr hinter sich, etc.pp. kann man so die Liste runterrasseln. Vielleicht Kühne? Alles Notlösungen, und alles natürlich viel, viel schlechter als Hajri.

    Eine mögliche Alternative würde sich ggf. perspektivisch noch aufzeigen, wenn man es mal mit Rolf Feltscher zusammen mit Albutat versuchte. Der ist zwar kein ganz begnadeter Meister des Spielaufbaus, könnte aber Tempo und Zuverlässigkeit wohl besser zusammenbringen als zur Zeit de Wit. Seine Robustheit, kombiniert mit spielerischem Vermögen, steht eigentlich dafür. Den 'Regisseur' kann diesenfalls Bohl über die Aussenbahn machen, insofern er die Strecken auch in der kommenden Saison noch runtergelaufen kriegt. Dausch ist wohl der Achter schlechthin, von daher wird er dies vorwiegend so spielen. Wenn de Wit nochmal rankommt, sollte die offensivere Ausrichtung (sprich 4-1-4-1) unbedingt mit mehr Vorlaufzeit nochmal eingeübt werden.

    Ob alles ungefähr so bleibt, wie es jetzt ist, muss man aber ohnedies infrage stellen. Ich kann mir vorstellen, dass ein Bohl aus Altersgründen mittelfristig auf eine zentrale Position wechselt, erst recht, wenn es dann tatsächlich um den Kader für eine höhere Liga geht. Ihn mit Albutat richtig harmonisch eingespielt nach guter Saisonvorbereitung - warum nicht? Ich glaube, an unserem derzeitigen Kader ist vieles sowieso Stückwerk, und hat sich erst mal einfach nur ergeben.
     
  28. Schimanski

    Schimanski 3. Liga

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    Ich schätze, dass hängt damit zusammen, dass damals (also vor 4, 5, 6 Jahren) die Raumaufteilung beim Ballbesitz noch etwas anders war. Damals standen die AV tiefer und auch enger am Zentrum. Die offensiven Außen gaben Breite und einer von zwei Sechser stieß in den Achterraum, also so (Zehner, Sturm und Torwart der Einfachheit weggelassen)

    ---------IV---------IV---------
    ----AV------6er--------AV----
    Außen-------8er-------Außen

    Heuzutage geben die AV Breite und die offensiven Außen schieben in die Halbräume. Deswegen brauchst du zwei tiefere Sechser, die auch eher balancierend spielen. Meist kippt ja sogar einer von beiden zwischen oder neben die IV, um im Aufbau mit einer Dreierkette zu spielen.

    ----IV------6er---------IV----
    AV-----------8er----------AV
    -----Außen-------Außen-----

    De Wit öffnet zudem als Sechser zu oft die zentralen Räume indem er relativ wüst herausrückt. Zudem braucht er bei eigenem Ballbesitz auch viele Freiheiten. Ich sehe ihn im derzeitigen System eher in der offensiven Dreierreihe. Dausch und Janjic sind aber einfach zu gut in Form und Klotz wird aufgrund seiner durchbruchsorientierten Spielweise gebraucht.
     
  29. Schimanski

    Schimanski 3. Liga

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    @gnadenteufel02 und @xantener: Die Bezeichnung Taktik-Experte/Fuchs schmeichelt mir, aber Taktik-Nerd-Azubi fände ich passender ;) Das sieht man ja auch daran, dass ich im Vorfeld davon ausgegangen bin, dass Lettieri die Doppel-Sechs Albutat/Hajri nicht auflösen wird und er es doch tat. Was sich dann aber auf dem Spielfeld abspielte war noch eine ganze Ecke unbegreiflicher als nur die reinen Personalveränderungen.

    Lettieri ist in meinen Augen in Halbzeit 1 All-In gegangen. So eine krasse Überladung des letzten Spielfelddrittels bzw. Strafraums bzw. Zehnerraums zu Beginn eines Spiels habe ich selten gesehen. Auch die Formation war kaum greifbar. Wahrscheinlich war es im Kern wieder das Lettieri-typische 4-2-3-1/4-4-2 mit der Doppel-Sechs Albutat/Janjic, links Grote, rechts Scheidhauer, im Sturm Dausch und Onuegbu. Aber da gerade Dausch im Offensivraum überall zu finden war, Grote viele horizontale Bewegungen ins Zentrum zeigte und Janjic leicht linkslastig vertikal zwischen IV und Zehnerposition pendelte, gab es nominell auch mal 4-3-3 bzw. 4-1-3-2-Staffelungen. Hinzu kam natürlich das extreme Hochschieben der AV, so das sich die Mannschaft auch mal 2-1-4-3- oder - mit Janjic Rauskippen - 3-1-3-3-artig anordnete. Wieso gibt es eigentlich keine Heatmap für Liga 3 :heul: Wird Zeit, dass wir aufsteigen ;)

    Aber scheiß auf Zahlen und Formationen, fest steht, dass durch das extreme Nachschieben und Zentrumsüberladen so viele Spieler vorne waren, dass sie sich zeitweise auf den Füßen standen. Abhilfe schafften einige Positionsrochaden, Diagonal- und Horizontalläufe, zurückfallende Bewegungen und Kreuzen. Grundsätzlich denke ich übrigens, dass genau so ein Spielweise (also losgelöst von festen Positionen und Zonen) die taktische Entwicklung des Fußballs in den nächsten Jahren prägen wird, aber das nur am Rande. Problem bei so einer Spielweise ist natürlich die Gefahr, dass die Mannschaftsbalance leidet (die Albutat oft versuchte auszugleichen), man viel (und oft auch vergeblich) laufen muss und durch die große Enge das Spiel auch fehleranfällig ist.

    Wenn ich diesen Taktik-Wahnsinn bewerten würden, wäre es für mich aber trotzdem nur ein "befriedigend". Die Ansätze waren wirklich oft ganz nett, aber die Staffelungen war in letzter Linie oft zu flach und die Entscheidungsfindung in letzter Konsequenz dann doch zu sehr auf den Abschluss fokussiert. Was Lettieri erreichen wollte, schaffte er trotzdem. Man kam zu Chancen, auch wenn oft der Zufall im Spiel war. Eigentlich musste man den Ball nur irgendwie in Richtung Strafraum bekommen. Da waren oft so viele Spieler, dass es selbst ohne strategisches Vorgehen gefährlich wurde. Deswegen war es aus taktischer Sicht auch nur ein durchschnittliches, aber trotzdem hochinteressantes Spiel des MSV. Man muss auch einfach den Mut loben. Selbst die Konter der Münsteraner in die riesigen, nur spärlich abgesicherten Räume wurden ganz gut kontrolliert. Im Hinspiel kam man trotz eines passablen Aufbauspiels im ersten Drittel kaum gefährlich vor`s Tor. Jetzt hat man es halt auch ein wenig erzwungen. Da wollen welche mit aller Macht aufsteigen :D

    Das taktische Geschehen der 2.Halbzeit ist schnell erzählt, wobei ich auch hier etwas enttäuscht war. In den ersten Minuten wirkte es fast noch so als ob man weiterspielen wollte, wie in Halbzeit 1, aber die extrem hohe Positionierung vieler Spieler eignet sich natürlich kaum für geduldiges Ballbesitzspiel, was man für Ruhephasen und Spielkontrolle gebraucht hätte. Deswegen formierte sich die Mannschaft immer tiefer und gab auch irgendwann immer öfter den Ball ab. Schade finde ich bei Lettieri immer wieder (das war heute nicht das erste Mal), dass bei knappen Spielen die Bälle von Ratajczak nur nach vorne gepöhlt werden und man nicht wenigstens mal versucht, flach von hinten aufzubauen. Somit reduziert man natürlich die Gefahr, in der Nähe des eigenen Tor gepresst zu werden, gibt aber auch die Spielkontrolle völlig ab und steht nur noch hinten drin. Ich würde da variabler spielen, also auch mal längere Ballbesitzphasen anstreben, was den eigenen Spieler ermöglicht wieder höher zu schieben. Aber Lettieri weiß wohl nur zu gut, dass nicht nur bei uns die meisten Tore aus Umschaltsituationen entstehen und wenn du den Ball einfach abgibst und dich tief im 4-4-2 positionierst, gibt es diese Situationen nicht mehr. Nicht schön anzusehen, aber erfolgreich und schlau? Kann sein...

    Das Verteidigen im 4-4-2 fand ich übrigens ziemlich durchwachsen. Die Spieler liefen zu oft übermotiviert aus ihren Positionen und rissen Löcher, die dann von den Kollegen gestopft werden mussten. Auch individualtaktisch war mir das oft zu ungestüm. So drohten immer wieder Durchbrüche der Münsteraner oder man musste sich im Zweifel mit körperlich grenzwertigen Aktionen behelfen, die der Schiri abgepfeifen musste und zu unnötigen Freistößen führte. Da hätte ich mir mehr Coolness und Passivität erwartet. Aber ich schätze die Jungs waren aufgrund der Kulisse, der sportlichen Situation und der emotionalen Ansprache von Lettieri etwas zu angefixt. Overacting würde man das beim Schauspiel nennen.

    Für Münster hat die heutige Leistung gereicht. Für Kiel braucht es mehr...vermute ich. Aber evtl reicht ja auch ein Punkt, was natürlich das taktische Ausrichtung stark beeinflussen dürfte. Vielleicht hat Lettieri heute auch nur zum großen Bluff angesetzt. Neitzel wird das Spiel auch gesehen haben, aber es dürfte nicht leicht sein, die passenden Gegenmaßnahmen zu treffen. Da war zu viel Wahnsinn und Unothodoxes im Spiel.
     
    Zuletzt bearbeitet: 3 Mai 2015
  30. Meidemicher Opa

    Meidemicher Opa 3. Liga

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    Er wurde gerufen und er kam! Immer wieder sehr spannend zu lesen, vielen Dank für Deine langen Beiträge
     
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  31. Schimanski

    Schimanski 3. Liga

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    Danke, sehr nett.

    Doppelte Beiträge in zwei Threads gehen übrigens auf die Admins zurück. Die erstellen die Kopie.
     
  32. samandahl

    samandahl Landesliga

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    Eine Sache ist mir heute aufgefallen...

    Münster hat eine Zeit lang sehr früh gestört und auf einer Linie knapp hinter der Mittellinie gestanden. Leider versuchen unsere Zebras immer wieder spielerisch bis an den 16er zu kommen und verschieben dadurch diese Linie immer mehr. Der Platz wird dann sehr eng und es ist kaum ein durchkommen.

    Ich würde mit manchmal wünschen, dass ein Pass oder Lupfer genau hinter die Linie kommt. Wir haben schnelle Leute und wenn die Platz haben... Und da ist oft soviel Raum ;)
     
  33. LaMierda

    LaMierda Landesliga

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    Das wurde 2-3 x versucht und scheiterte dann am Abseits. Einmal kam der Ball dann durch zum King, der den Ball im 5er mit dem Rücken zum Tor auch annahm. Leider war dann beim Ablegen ein Münsteraner dazwischen.
     
  34. CEO51

    CEO51 Landesliga

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    Gut, dass Gino hier mit liest ...
    Und das Problem der Anzahl der notwendigen Kopfballspieler in der Startaufstellung - ohne Hajri - elegant löste, indem er Scheidhauer statt Klotz brachte!
    Dass Grote gegen seinen Ex-Verein spielte, gehört ebenfalls zum taktischen Konzept unseres Trainers. Im Pokalspiel gegen Köln spielte ja auch überraschend Schnellhardt von Beginn an!
     
  35. Meidemicher Opa

    Meidemicher Opa 3. Liga

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    Das haben die Jungs doch gerade in HZ 1 versucht. Haben das m. E. ruhig und gelassen gespielt, bis sich diese Möglichkeit ergab. Aber da stimmte etwas mit den Laufwegen nicht oder es gab Probleme bei der Ballannahme (v.a. bei Scheidhauer, aber als Passspieler auch Albutat). Insgesamt fand ich die Spielweise schon recht überlegt, auch wenn es letztlich wegen der technischen Defizite an dem Tag nicht oft genug gelang
     
  36. xantener

    xantener MSVPortal-Team Mitarbeiter

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    Das war auch der Begriff, der mir beim Lesen der Aufstellung vor dem Spiel als erstes durch den Kopf ging. Meine Vermutung: GL wollte mit aller Macht den Sieg in Anbetracht der Ergebnisse des Samstages. Denn mit einer Niederlage gegen Münster wäre in der Tabelle gar nicht soo viel passiert, mit einem Sieg dagegen waren wir der große Gewinner.

    Ich denke in den kommenden Spielen werden wir aber wieder das typische 4-2-3-1 mit Hajri/Albutat im Zentrum sehen. Außer Kiel verliert gegen Fortuna, da könnte ich mir die gleiche Variante mit de Wit statt Grote auch durchaus noch einmal vorstellen.

    Die Doppelung der Postings ist übrigens qualitätsabhängig, Schimi ;)
     
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  37. Franz

    Franz 3. Liga

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    Ich bin ja kein Experte, habe keine Trainerausbildung, und würde niemals gegen den grandiosen Fachmann Schimi hier anstinken.
    Gestern habe ich allerdings nicht viel Ordnung in unseren Aktionen gesehen, dafür umso mehr Durcheinander.
    Dausch wusste gar nicht so recht, was er da machen sollte. Das Spiel lief meist an ihm vorbei, seine Qualitäten konnte er so kaum einbringen.
    ut, dass der Trainer sich öfter mal was neues einfallen lässt, allein um den Gegner zu verwirren.
    Aber mal ganz unter uns: Münster kam ziemlich oft gut durch, in die gefährlichen Zonen, war im Abschluss aber teils katastrophal. Es hätte durchaus schon in HZ 1 krachen können, in HZ 2 sowieso.

    Was mich noch ganz stark interessiert, ein Frage an unsere Taktikfüchse: wieso stehen wir bei gegnerischen Standards mit allen 11 Leuten im 16er? Ich halte das für peinlich: die Verteidiger blockieren sich gegenseitig, und Befreiungsschläge landen fast immer beim Gegner. Der muss sich darum dann auch gar nicht weiter kümmern, muss nicht absichern, kann alle mann nach vorne schicken.
    Was soll das?
    Ich kenne keine andere Mannschaft, egal in welcher Liga zwischen 1 und 10, die das so handhabt.
    Baumann hat das meines Wissens eingeführt, nun bleibt es bei dieser Mauerei. Himmel hilf!!!
     
  38. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    Was Dausch betrifft, so würde ich sagen, dass bei dem nach ein paar fast schon beängstigend grandiosen Spielen eigentlich auch mal zu erwarten steht, dass er wieder einige nur mässigere Leistungen zeigt. Ist für mich weniger der Position geschuldet gewesen, dass er tatsächlich etwas neben der Spur erschien. Für mich ist er eine Alternative auf der vorgerückten Position, neben und um den King herum, weil er den Ball schon etwas besser behauptet als Janjic, wenn der dort quasi zweiter Stürmer ist. Ich finde, Janjic profitierte davon, dass er weiter hinten, jedenfalls gegen Münster, auch mal den Kopf hoch nehmen und kurz nachdenken kann.

    Was @Schimanski in Beitrag #29 wieder gut herausarbeitet, ist dieses Überfluten der Zonen, in welchen Ballbesitz unmittelbar Torgefahr bedeutet. Der Anspruch, so quasi zwangsläufig hochwertige Torchancen (Stichwort zweiter Ball) zu kreieren, zieht sich als eine Art roter Faden durch alles, was Lettieri bei uns entwickelt hat. Zwischendurch haben wir Fussball mit viel einfacherer Struktur erlebt, aber im Ansatz war es als gewünscht immer noch erkennbar. Und dass wir einen dafür so prädestinierten Mann wie Dausch hochwertig verpflichteten, zeigt ferner auf, dass es eine Grundidee ist, die auch Grlic und die Leute von der Finanzabteilung vollständig mittragen. Denn es war bestimmt keine Kleinigkeit, diesen Spieler für das System von Lettieri dazu zu bekommen.

    Wenn man dieser Spielweise mit beständig veränderlichen Positionen zusieht, kann einem manchmal schwindelig werden, und man erlebt es zum Teil als das reine Chaos. Und es ist tatsächlich sehr riskant, so zu spielen, denn es ergeben sich natürlich im Übergang sehr labile Konstellationen mit hoher Konteranfälligkeit. Ballsicherheit ist daher unbedingte Voraussetzung, ebenso permanente Bereitschaft der nicht Ballführenden, dem eigenen Ballverlust sofort wieder mit Dazwischengehen zu entschärfen. Auf dem Niveau der dritten Liga kriegst du zur Verwirklichung solcher Ansprüche keine fertigen Spieler, man muss sie diese Eigenschaften also erlernen lassen.
    Von daher betrachtet liest sich unsere "defensive" Bilanz umso beeindruckender: die einzige Mannschaft, die in der ganzen Liga noch ein Spiel weniger als wir verloren hat, ist nämlich Holstein Kiel.

    Es gibt viele Mannschaften, die versuchten, mit offensiver Ausrichtung auf ein modernes Kurzpassspiel nach dem Muster, was auch wir anwenden, neue Wege zu gehen. Oft blieb es bei Versuchen, und man starb in Schönheit, aber ohne Effektivität, irgendwo im Mittelfeld. Für mich ist trotz dem hohen Druck, dass der Aufstieg auch gelingt, bei uns schon in Lettieris erster Saison perspektivisch Vielversprechendes eingeleitet worden. Die Gefahr, dass wir mehr Spektakel als bei Baumann erleben werden, aber dafür von den in dieser Liga öfters anzutreffenden kompromisslos kampfbetonten Holzfüsslern gnadenlos abgeseift werden, haben wahrscheinlich viele gesehen - aber es ist anders gekommen. Unsere leistungsbezogenen Daten belegen, dass wir eine ganz ausgewogene Truppe sind, die ausgesprochen effektiv spielt.
     
  39. Generation Blue

    Generation Blue 3. Liga

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    Wobei das zumindest bis zur Winterpause doch anders war, aktuell scheint allerdings der von dir beschriebene Umstand vorzuherrschen. Zuvor war es so, wurde auch von Gino bei einem FC-Abend so ausgeführt, dass außerhalb an jeder Ecke des Strafraums zumindest je ein schneller Spieler stand der zum einen den Gegner gebunden hat und zum anderen hätte einen schnellen Gegenstoss einleiten können. Von der Praktik scheint man abgerückt zu sein und wir stehen aktuell schon tief und versammelt.
     
  40. Schimanski

    Schimanski 3. Liga

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    Man kann Lettieri sicher vorwerfen, dass er gegen Kiel relativ "billig" Druck gemacht hat. Es war eine einfache totale Strafraum- und Zentrumsüberladung. Ein Vorgehen, was viele Mannschaften anwenden, wenn die letzten Minuten anbrechen und man unbedingt ein Tor erzwingen will (also bei Unentschieden oder knappen Rückstand). Aber sowas muss man auch erstmal zu Spielbeginn bringen.

    Die (scheinbare?) Hektik und Unordnung entsteht dann einfach aus der Tatsache, dass viele Spieler auf engstem Raum sind und sich auch viel bewegen, um Dynamiken zu erzeugen, sich anspielbar zu machen, Gegenspieler wegziehen, gruppentaktische Elemente wie Doppelpass, Hinterlaufen, Dreieckspiel, etc. zu inszenieren oder den Ball in neue Räume zu dribbeln.

    Die Abläufe in diesem "Chaos" waren vermutlich nicht großartig geplant, sondern gehen aus der Spielintelligenz und der spontanen Improvisation der Spieler hervor. Hinzu kommt dann auch noch eine gewisse Portion Zufall und Glück (Ball rutscht durch, wird nicht richtig getroffen, abgefälscht, etc.) Aber ich denke schon, dass Lettieri grobe taktische Anweisungen gegeben hat (also die horizontalen Bewegungen von Grote zwischen Zentrum und Außenlinie oder das Zurückfallen von Janjic oder auch die eher klassische Interpretation von Scheidhauer als linear-diagonaler Flügelspieler oder Albutats absichernde Rolle). Die Mannschaftsbalance in der Raumaufteilung und der defensiven Absicherung fand ich für das riskante Vorgehen sogar ziemlich gelungen.

    Aber selbst wenn die große Taktik relativ "billig" war, muss man die sich daraus ergebenen Effekte vor Augen halten. Man zieht viele Gegenspieler weit nach hinten (alles andere wäre aus Sicht von Preußen glatter Selbstmord gewesen). Daraus ergeben sich wiederum zwei wichtige Punkte: Münster bekommt kaum Chancen auf Balleroberungen und Umschaltaktionen in der Nähe unseres Tor und - vielleicht noch wichtiger - man schafft sich im Aufbauspiel richtig viel Raum. Im Gegensatz zum Hinspiel ist man spielend leicht in das mittlere Spielfelddrittel gekommen. Da hatte man meist mit vier Spielern (den zwei IV, Albutat und einem herauskippenden bzw. zurückfallenden Spieler) Überzahl, viel Raum zur Verfügung und konnte den Ball problemlos zirkulieren lassen, sich den Gegner zurechtlegen und relativ tornah in offene Spielstellungen gelangen.

    Deswegen ist es mir unerklärlich wie Loose von einer ausgeglichenen 1.Hälfte sprechen kann. Welches Spiel hat er gesehen?

    Nach der Führung hatte Lettieri dann sein Ziel erreicht. Die Taktik des MSV war wieder auf der Vermeidung von Umschaltaktionen ausgelegt (Ball abgeben und weit weg vom eigenen Tor halten, kompakt und geordnet stehen). Auch wenn die Halbzeiten grundverschieden war, war es immer Lettieri und der MSV der den Spielrhythmus vorgab. Münster reagierte nur. Auch wenn es sich in Halbzeit 2 anders anfühlte. Der MSV war dominant und bei Münster merkte man aus taktischer Sicht nicht einen Moment, dass das ihre letzte Chance auf den Aufstieg war.
     
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  41. Franz

    Franz 3. Liga

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    OK Schimi, das ist deine Sicht der Dinge. Kann man auch anders sehen, zumindest was die 2. HZ angeht.

    Kannst Du bitte mal deinen Senf zum Thema 11 Mann im eigenen 16er abgeben? Bin sehr gespannt, wie ein Taktikprofi wie Du das sieht.
    Münster hatte ein klares Chancenplus, dominierte deutlich, wir waren lange Zeit kaum in der Lage, das Spiel wieder zu öffnen und zu kontern.
     
  42. Schimanski

    Schimanski 3. Liga

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    Sorry Franz, mit Standards kenne ich mich nicht so aus.
    Weder bei meiner Jugend-Mannschaft ist das von Relevanz (zu jung) noch bei spielverlagerung.de, wo ich viel lese. In der Trainerausbildung ist das erst in höheren Lizenzstufen ein Thema.

    Grundsätzlich teile ich deine Ansicht, dass man mindestens eine hohe Anspielstation für den Umschaltmoment braucht. Lettieri arbeitet nach meiner Info aus dem Trainingslager (ich habe da selbst keine Beobachtungen gemacht) bei Standards mit Manndeckung (die meisten Trainer bevorzugen eine Mischung aus Raum- und Manndeckung). Wahrscheinlich ergibt sich der Effekt daraus.
     
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  43. xantener

    xantener MSVPortal-Team Mitarbeiter

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    Hat eigtl. ein Chefstatistker Vergleichswerte, wieviele Tore wir nach Standards bekommen haben? Das war in meinen Augen gerade letzte Saison ziemlich übel aber gerade in der Rückserie bekommen wir da für mein Empfinden eher recht wenige.
     
  44. Schimanski

    Schimanski 3. Liga

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  45. shanghai

    shanghai 3. Liga

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    In der vergangenen Saison haben wir lange Zeit nur dann Druck auf den Flügeln erzeugen können, wenn die Außenverteidiger hinterlaufen haben - Feltscher war dafür unterwegs wie eine S-Bahn. Klotz und Grote sind zwar schnell - aber in der Box beide Physisch nicht gerade Ungeheur. Das System "ImZweifelsfall hilft der King" wiederum hätte so einfach eine Klasse höher nicht mehr funktioniert.

    Jetzt haben wir mehrere Leute die außen und innen Alarm machen können, was uns viel schwere ausrechenbar und weniger abhängig macht. Wir müssen nicht mehr bei einem Spielerausfall sofort komplett umstellen - was uns z.B. die Bielefelder Niederlage beschert hat.

    Haupteindruck: Nach erster Verwunderung ensteht so etwas wie ein Bild, das gefallen könnte :D.
     
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  46. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    Die von Lettieri in der dritten Liga zuletzt immer effektiver organisierte Mischung aus 'Systemfussball' mit Spielkontrolle plus Unerwartbarem, sprich individuellen Aktionen von Leuten wie Onuegbu, Dausch, Janjic, Wolze etc., kann auch in Liga Zwei für eine Menge Wirbel sorgen. Dagegen wirksame Rezepte zu finden, fällt auch gut organisierten Abwehrverbänden wahrscheinlich nicht ganz leicht.

    Allerdings ist diese Art von Fussball sehr aufwendig, und viele dafür unerlässlische Voraussetzungen, wie ein Höchstmass an Konzentration und Laufbereitschaft, sind auch schwerer beizubehalten, wenn der Weg nicht mehr vorwiegend nach oben zeigt. Vielleicht wird man daher auch Phasen haben, in welchen wieder die erdigere Spielanlage dominiert, die man mit Trainer Lettieri auch schon erlebt hat.

    Es wurde ja auch mal in Interviews zu Beginn seiner Amtszeit der Bezug Lettieris zu Trapattoni kolportiert. Von so etwas kann oder muss man in eher kargen Zeiten dann wahrscheinlich auch zehren.
     
  47. Kiwi0025

    Kiwi0025 3. Liga

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    Ich denke in der 3. Liga war die Ausgangsposition in den Spielen immer den "großen" MSV zu schlagen und denen ein Bein zu stellen. Auch wenn wir nach 2 Jahren wieder da sind, kann es nur heißen wir sind die Außenseiter. Dementsprechend müssen wir nicht immer das Spiel machen und können aus einer gut strukturierten Abwehr heraus schnell nach vorne Spielen. So kann dann sowohl die spielerische Qualität als auch die Schnelligkeit unseres Angriffs glänzen, zumal ich denke das der Qualitätsschub zwischen 3. und 2. Liga nicht so immens hoch ist wie zwischen der 2. und der 1. Liga.
     
  48. Schimanski

    Schimanski 3. Liga

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    Spielverlagerung.de hat ein paar Worte zu unserem Saisonstart gefunden:

    http://spielverlagerung.de/2015/07/28/eindruecke-vom-zweitligastart/

    Typisch für den Autor TR wird vor allem die Positionierung thematisiert und die übergeordnete taktische Ausrichtung eher beiläufig erwähnt.
    Interessant ist seine Wertung in Bezug auf unser Gegenpressing. Ich zitiere:

    Gino sah das Problem ja anders herum und kritisierte (zumindest öffentlich) das zu späte Fallenlassen (was genau das Gegenteil von gegenpressen ist). Recht haben irgendwie beide, weil Gino wohl die Innverteidigung (Absicherung gegen den langen Ball) und TR Wolze (Verhindern des langen Balls) meint. Insgesamt muss man wohl konstatieren, dass die mannschaftstaktischen Abläufen noch nicht 100%ig sitzen, was man an seinem Urteil zu unserem Pressing auch erkennt:

    Diesen Eindruck (eher Bauchgefühl) hatte ich übrigens schon zu 3.Ligazeiten. In Ballnähe war´s es zwar immer sehr intensiv und zielstrebig. In zweiter Linie haben sich aber immer wieder Lücken aufgetan, die damals kaum jemand bespielen konnte. Jetzt in der 2.Liga sind die Gegenspieler spielintelligenter, ballsicherer und die gegnerischen Trainer gewiefter. Von daher darf man gespannt sein, ob der MSV seine Abläufe verbessert oder - der vermutlich leichterer Weg - die Intensität in erster Linie reduziert und etwas passiver und kompakter bleibt. Auf jeden Fall hat Gino eine Aufgabe vor sich...
     
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  49. Zebranachbar

    Zebranachbar Regionalliga

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    Die angesprochenen Probleme stellen für mich aber kein unlösbares Problem dar. Wenn Lettieri und sein Team aufmerksam sind und die Situation genauso beobachten, lassen sich viele Dinge, wie eben das Pressing und Gegenpressing sowie die Mannschaftstaktischen Abläufe trainieren, was allerdings einige Zeit in Anspruch nimmt. Grundsätzlich traue ich diesem Kader auch die Zweitliga-Zugehörigkeit zu.

    Wenn man den Spielverlagerungs-Artikel liest, bekommt man doch einige Bauchschmerzen, da man den EIndruck bekommt, dass sehr vieles noch nicht sitzt und aus Experten-Sicht die Leistung schlechter war als bisher angenommen.
    Dazu wage ich aber mal eine Behauptung, und zwar, dass auf diesem Niveau um wenige Prozente geht, die der Gegner besser ist, sich aber die Fehler auf einem hohen Niveau abspielen. Das kann ich aber abschließend nicht so gut einschätzen wie die Jugns von spielverlagerung oder auch Schimi.

    Wenn sich Mannschaft und Trainer als Lernfähig erweisen, so wie es ja letzte Saison auch war, bin ich aber dennoch zuversichtlich.
     
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  50. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    Leider ziemlich kurz, die Analyse von Spielverlagerung. Aufgrund dessen entsteht so der Eindruck, dass die drei Tore nach weniger als einer halben Stunde einer Zwangsläufigkeit entsprachen, die ich vor Ort so nicht erlebt habe. An der These vom zu passivem Gegenpressing ist für mich etwas dran, ich würde hierfür aber die ersichtlichen Manschetten der Akteure vor dem Neustart in diesem grossen Rahmen verantwortlich machen, weniger die Massgaben des Trainers. Dausch hat man es exemplarisch angesehen, finde ich.

    Passivität wirkt ja bezüglich der Wortwahl zunächst negativ, besonders wenn man so wie die Meidericher Zebras insgeheim doch mit enormen Voraberwartungen ausgestattet ist. Aber wenn diese Passivität auch Kompaktheit bedeutet, wie bei @Schimanski im Begleittext zum Link thematisiert, und schliesslich in der berühmten 'Reife der Spielanlage' dadurch einmündet, dass man insgesamt in einer nervösen Anfangsphase lieber etwas tiefer steht, ist dagegen nicht unbedingt etwas einzuwenden.

    Die Kritit des zu passiven Gegenpressens bei Spielverlagerung ist insoweit sicher richtig und beachtenswert, als dieses relativ passive Gegenpressen einherging mit einem unkompaktem Stellungsspiel. In Lettieri-Formationen war das immer schon ein Problem, auch in der dritten Liga. Dies wird aber in Zukunft natürlich mehr Aufmerksamkeit benötigen. Gerade die zentrale Defensivposition ist hier in einer Schlüsselfunktion anzusehen, jedenfalls solange alle Abläufe noch nicht optimiert sind. Sie können es derzeit kaum sein. Holland muss der Akteur sein, der nicht nur konsequent abräumt und verschiebend die Lücken sicher schliesst, sondern für den ganzen Haufen in dem Bereich als Taktgeber die nötigen Ansagen macht.

    Hätte mir gern noch ein zweites Analysekapitel hinsichtlich dessen, was genau passierte, als Grote raus ging, zu Gemüte geführt. Rein von der Vorstellung her sehe ich in Iljutschenko eigentlich einen offensiveren Mann als Grote. Wieso hat diese Einwechslung dennoch eindeutig Stabilität gebracht? Vor Ort war das in einer Phase, in welcher man kaum noch durchblickte. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es entscheidend dabei mithalf, so eine ernste Klatsche, wie sie jetzt Nürnberg kassierte, noch abzuwenden. Dass die Lauterer einfach genug Tore gemacht hatten, sehe ich überhaupt nicht so. Im Gegenteil, die waren vorne weiterhin mächtig motiviert, auch wenn deren Mittelfeld in HZ II vielleicht die Zügel straffer angezogen hat.
     
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