Alles zur Frauen-WM 2015

Dieses Thema im Forum "Frauenfussball" wurde erstellt von Zebra, 7 Juni 2015.

  1. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    Japan vs Australien war eigentlich ein gutes Spiel, jedoch machten es die Nippon-Mädchen überlegter als Frankreich im Viertelfinale, sie blieben nämlich erbarmungslos im Effizienzmodus. Phänomenal für den Betrachter aber, wie sie jederzeit plötzlich umschalten können, Tempo und eine enorme kreative Spielfreude aufblitzen lassen, und dann saugefährlich sind, ohne dass man den Eindruck hat, sie würden die Kontrolle abgeben. Australien wirkte entsprechend eingeschüchtert, oder übervorsichtig, die kleinen Japanerinnen haben auf dem Spielfeld eine absolut kultverdächtige Aura, welche vielleicht allein schon die halbe Miete ist.
    Aber anders als etwa Brasilien, die ja auch mit Minimalismus aufwarteten, waren sie wieder absolut standfest, grandios im Verschieben, trickreich, flüssig und so unaufhaltbar wie Quecksilber im letzten Drittel des Spielfeldes, konditionell über jeden Schwächeverdacht erhaben.
    Seit Frankreich so unglücklich scheiterte, ist Japan jedenfalls für mich neuer Topfavorit. Bemerkenswert insbesondere die äusserste taktische Disziplin und Geduld (hier fehlte es den Französinnen etwas, fand ich). Das ist so ein vielbeschworener Asia-Skill, allerdings wirkt bei denen überhaupt nichts starr einstudiert, es sind dafür auch zu grandiose individuelle Fussballerinnen.

    Das Konstrastprogramm schlechthin lieferte dann Kanada vs England. Chaos pur, wildes anrennen, Spieleröffnungen beiderseits fast ausschliesslich über Langholz, manchmal aber mit Pässen von grandioser Zielgenauigkeit über dreiviertel des Spielfeldes (Sinclair!). England nutzte früh in der ersten Halbzeit einen eklatanten Fehler der Innenverteidigerin (Lauren Sesselmann) zur frühen Führung, Taylor gegen die Torfrau eiskalt mit super Abschluss. Auch die zweite Bude, bei welcher die kanadische Torfrau nicht besonders aussah, liess sich sehen: klasse direkter Kopfball von Bronze nach einem Riesenfreistoss nur drei Minuten nach dem ersten Treffer.
    Man muss den Kanadierinnen attestieren, dass sie danach ziemlich zurückpowerten, und sich keineswegs geschlagen gaben. Die über fünfzigtausend Zuschauer sowie der Anschlusstreffer von Sinclair, zuletzt die verletzungsbedingt erzwungene Auswechslung der englischen Stammtorhüterin schon früh in der zweiten Halbzeit, machten einen Thriller daraus. England kann super drauf schiessen, aber sonst nicht sehr viel, auch die Qualitäten der Kanadierinnen waren bis auf die Kompromisslosigkeit und gute Ballführung eher übersichtlich.
    Spannend, aber fussballerisch keineswegs hochklassig.

    Man gönnt es den vorwiegend holzenden Kanadierinnen ein bisschen, weil sie gegen die Schweizerinnen eigentlich nur durch den einzigen Fehler, den diese machten, weitergekommen sind. Und England war mindestens genauso eindimensional, hatte aber die wesentlich bessere Chancenausnutzung. Aber England ist einfach kein angemessener Halbfinalgegner für die Japanerinnen. Wäre es wenigstens Brasilien, auch in schwacher Form! Nach dem Ausscheiden der Französinnen hat dieses Turnier jedoch sowieso bereits eindeutig an Klasse eingebüsst.

    In der Nacht von Di. auf Mi. und Mi. auf Do. gibt es die Halbfinals: http://www.kicker.de/news/fussball/frauen/frauen-wm/frauen-weltmeisterschaft/2015/6/0/spieltag.html
     
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  2. Dr.Ball

    Dr.Ball Landesliga

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  3. Easy_R

    Easy_R Landesliga

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    Ich kann mir nicht helfen: in der einen Hälfte des Tableaus ein vorweggenommenes Endspiel nach dem anderen (D - Schweden, D - Frankreich, D - USA), in der anderen Japan - Australien, jetzt gegen England. Da war wohl einiges darauf angelegt, dass Kanada mindestens bis ins Halbfinale kommt.
     
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  4. Ben Bulben

    Ben Bulben PFYC-Teamchef

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    Im Halbfinale 2:0 gegen die deutllich besseren "alten" Amerikanerinnen verloren. (Altersdurchschnitt fast 30)
    Nun hat die Hoffnung ein Ende .. die Hoffnung darauf, dass die deutschen Damen nach dem 10:0 gegen die Elfenbeinküste doch noch ein gutes Spiel abliefern. Danach gab es zumindest Anlaufschwierigkeiten gegen Thailand und Schweden und gegen die Norwegerinnen gab man sogar die komplette zweite Hälfte und zwei Punkte ab. Gegen die Französinnen, die Deutschland lange Zeit dominiert hatten, haben wir uns glücklich und aufgrund der besseren Physis in die Verlängerung gerettet. Das Elfmeiterschiessen hätte zwar aus unserer Sicht nicht sein brauchen, aber hier trat mal wieder das Hauptproblem zu Tage. Die letzten Pässe waren wie so häufig überhastet und ungenau. Bis vor den Strafraum kam man zumindest in der Verlängerung recht gut .. aber dann wurde es schwach.
    Genauso gestern Abend .. Sasic vollkommen neben sich, Mittag bis zur zweiten Hälfte gar nicht zu sehen und Poppy hatte schon während des ganzen Turniers Probleme, was sich schon in der Chancenverwertung in den ersten Spielen zeigte. Und Sasic - deren Verbleib auf dem Spielfeld - nur durch ihre Coolness beim Elfmeter zu rechtfertigen war, verschoss auch noch eben diesen glücklich gegebenen Elfmeter. Sie verschoss - und die Amis versenkten wenig später den ihnen zugesprochenen Elfer eiskalt. Unser Elfer war glücklich und der Elfer der Amis unberechtigt, weil sich das Foul vor dem Strafraum abspielte. Aber geschenkt .. es hat das schwächere Team verloren.

    Am Anfang dachte ich ja noch, die kriegen die Amis in den Griff .. so fünf bis 10 Minuten lang. Dann 15 gute Minuten auch am Anfang der zweiten Halbzeit, aber der Genickbruch kam durch den verschossenen Elfer von Sasic. Danach keine wirkliche Chance mehr und in der Endphase auch noch das 2:0 für die Amis.

    Fazit: Fast der gesamte Sturm versagt und Frau Neid tut lange lange nichts. Dann wird Frau Mittag ausgewechselt, wie schon gegen Frankreich. Ich weiss nicht, warum der Sturm so versagt hat .. ob es an der individuellen Form der einzelnen Spielerinnen lag, am System oder am Kunstrasen. Das System gibt die Neid vor, wenn jemand schlecht drauf ist, dann muss er raus und auch andere Mannschaften haben Wege gefunden, mit dem Kunstrasen umzugehen. Irgendwie bleibt es beim Hauptproblem Neid.

    Und wenn man ganz bösartig ist .. dann könnte man sagen: 2007 aufgrund der Erfahrung von Prinz, Garefrekes, Stegemann, Bresonik, Smisek und Lingor gewonnen. 2011 - bei der Heim WM - ausgeschieden und jetzt - glücklich ins Halbfinale gepurzelt - und dann wieder raus. Dazu komm noch der jahrelang Streit siebenfachen Ligatorschützenkönigin Inka Grings, die jedesmal, wenn sie dann mitspielen durfte, ihre Tore machte.
    Vermutlich werden die Japanerinnen den Amis ins Finale folgen (und hoffentlich wieder gewinnen). Das gleiche Finale wie in Frankfurt vor vier Jahren und wieder kein europäisches Team dabei.
     
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  5. zottel

    zottel Regionalliga

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    So das war es dann. Gegen Frankreich ist man ja noch als klar schlechtere Mannschaft weiter gekommen. Gestern war es dann aber nicht wieder so. Und im Sinne des Fussballs muss man sagen: Das ist auch gut so. Bis auf die ersten 15 Minuten nach der Pause, war das ein Klassenunterschied. Keine einzige heurausgespielte Torchance. Viele verzweifelte Weitschüsse. Ein mit viel Wohlwollen gegebener Kannelfer, den dann die gestern schwächste deutsche Spielerin Sasic auf dem Platz bezeichnernderweise neben das Tor schiesst. Ein ebenso unberechtigter Elfer ( Foul war klar ausserhalb ) dafür aber stark und souverän verwandelt. Ein sehr schön rausgespieltes 2. Tor der US Amerikanerinnen. Auch wenn mir heute morgen leider etwas Schlaf fehlt, hat es Spass gemacht dieser amerikanischen Mannschaft und ihrem dynamischen und schnellen Spiel zuzuschauen. Schade war nur, das die unseren nur 15 Minuten auf dem Niveau mithalten konnten.
    Schlussendlich ein hochverdienter Sieg der US Girls die spielerisch, taktisch und meinem Geschmack nach auch optisch unseren vieles voraus hatten und denen ich den Titel gönne. Spannend wird sein, wie die jetzt den Umbruch zur Verjüngung schaffen. Viele sind über 30 und werden nach dieser WM aufhören, spätestens aber nach Olympia 2016. Wir werden es sehen. Auch bei uns wird sich sicherlich einiges ändern, auch wenn ich mir nicht sicher bin, das Steffi Jones die richtige Bundestrainerin ist. Aber um das zu beurteilen bin ich vielleicht auch nicht nah genug dran am Frauenfussball. Aber vielleicht kommt es ja schon nächstes Jahr zur Revanche. Dann live bei Eurosport.
     
  6. Hardy

    Hardy MSV - Sauerlandstützpunkt

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    Mannschaften wie Frankreich, Japan, USA haben der deutschen mittlerweile den Schneid abgekauft und spielen einen moderneren Fußball, dem die Zukunft gehört. Wollen unsere dabei bleiben, müssen eigene Tugenden mit einer kämpferischen, dynamischen und taktisch diszipliniert durchgehaltenen Spielweise, wie sie uns die letzten Gegnerinnen demonstriert haben, gepaart werden.
    Man kann jetzt spekulieren, wie es ausgegangen wäre, hatte Sasic den Elfmeter verwandelt. Vielleicht wäre am Ende wieder ein knapper, aber nicht hundertprozentig verdienter Sieg wie gegen Frankreich herausgesprungen, womöglich wieder durch Elfmeterschießen. Den weitaus besseren Eindruck hat aber auch heute wieder der Sieger, USA, gemacht, wenn auch der Weg zur Spielentscheidung durch einen Elfer geebnet wurde, der keiner war.

    Müßig! Jetzt hat das Team schon im zweiten Spielen hintereinander gegen richtige "Knaller" des Frauenfußballs im Sturm wenig zustande gebracht (kein Tor).
    Das gibt auch zu denken. Unsere Hoffnungsträgerinnen konnten nichts mehr zulegen, eher im Gegenteil.
     
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  7. Schimanski

    Schimanski 3. Liga

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    Auf spielverlagerung.de gab es gestern ein Podcast, wo man auf die fehlende Kreativität im Zehnerraum und den Halbräumen hinwies. Zum einen taktisch bedingt (klassisches 4-4-2 mit eher breiten Außenspielern), zum anderen auch personell bedingt (weil Mittag, Sasic und Popp eher tororientiert als strategisch spielen).

    Die Folge ist, dass die Offensive oft isoliert wurde, dass man sich notgedrungen am Flügel hoch spielte und dass man gegen stark pressende Mannschaft kaum kollektiv nach vorne kam.

    Maroszan als vermeintliche Lösung auf der Zehn wurde auch eher kritisch gesehen, weil sie zwar die Bälle in Engen gut behaupten kann, aber die Aktionen danach zu selten kollektive Elemente berücksichtigt, sondern mehr auf individuelle Durchschlagskraft ausgelegt ist. Ich fand ihre Entscheidungsfindung im Turnier auch sehr gruselig, wobei ich auch nicht alle Spiele gesehen habe.

    Ob das Scheitern jetzt ein taktisches oder personelles Problem ist, kann man wohl gar nicht genau sagen. Vermutlich beides ein bisschen...
     
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  8. Zebra

    Zebra (Portal) Chef-Designer

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    Das Glück ist halt irgendwann aufgebraucht. Erstaunlich finde ich, dass die Medien weitestgehend von einem sehr guten Turnier sprechen. Fand ich eigentlich nicht. Zwei Mal war der Gegner überhaupt kein Prüfstein, gegen zwei echte Gegner konnte man nur teilweise überzeugen, und gegen zwei Teams, mit denen man auf Augenhöhe sein sollte, hatte man trotz eines Sieges eigentlich nie wirklich eine Chance. Zu viele leistungsmäßige Ausfälle, vor allem offensiv, von Spielerinnen, die es eigentlich viel besser können. Immerhin bleibt uns nun ein weiteres 1 Uhr Nachts-Spiel erspart... :rolleyes:
     
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  9. Schimanski

    Schimanski 3. Liga

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    Als Ergänzung: Ich glaube das Leistungsgefälle im Frauenfussball ist so groß, dass individuelle Aspekte oft Spiele entscheiden. Die Notwendigkeit strategisch-kollektiv zum Ziel zu kommen, nimmt deswegen in den Spieler- und Mannschaftsentwicklung keine so hohe Bedeutung wie bei den Männern ein.
    Auf höchstem Niveau wie bei einer WM stösst man dann an Grenzen, sowohl taktisch als auch vom Spielerpotential.
     
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  10. Mike Oldmann

    Mike Oldmann 3. Liga

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    Es hat sich abgezeichnet, wenn man nur das Frankreich Spiel als Maßstab nimmt.
     
  11. MSVFan

    MSVFan Regionalliga

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    Schlimmer als das deutsche Spiel waren nur die World War - Soccer - Nazi - Kommentare der US-amerikanischen Fußballfans auf Twitter.
     
  12. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    Die angeblich überalterten US-Girls mit einem furiosen Auftritt. Auch sie gehören seit diesem Spiel zu den drei Teams in diesem Turnier (die anderen beiden sind Japan und natürlich Frankreich) welche für eine neue Art der Interpretation im Frauenfussball steht, die meines Erachtens eine ganz andere Chance hat, in einer breiten Öffentlichkeit endlich vollgültige Akzeptanz zu erreichen.

    Nach den bisherigen Spielen der Amerikanerinnen hätte ich das ehrlich gesagt nicht erwartet. Deutschlands Verdienst in diesem Spiel bestand vorwiegend, wie schon im Viertelfinale, darin, seine Gegnerinnen zum besten Fussball herauszufordern, den diese vorzuzeigen hatten. Niemand wird wieder übersehen haben, wie stark diese Abwehr ist, Angerer natürlich, Krahn und Bartusiak, ergänzt von bis zu vier weiteren Spielern, das war im wahrsten Wortsinn, nicht nur im übertragenen, eine Wand im eigenen Strafraum.
    Sogar die vor Selbstsicherheit anscheinend aus allen Nähten platzenden Angreiferinnen der USA wurden da bei zahllosen Torchancen auf einmal nervös, schlossen zu schnell und unpräzise ab. Möglich wären aber definitiv auch fünf Buden von denen gewesen, während dem Deutschland im ganzen Spiel, den Elfer schon eingerechnet, sage und schreibe zwei hochklassige Torchancen genererierte.

    Zum Teil wurde das Null zu Null von den Deutschen mit ziemlicher Ruppigkeit erkauft, welche gelegentlich deutlich über dem Strich war, die Schiedsrichterin wirkte jedoch ziemlich überfordert. Beste US-Spielerinnen in einem Klasse-Ensemble für mich die grandiose Megan Rapinoe (ist schon 40 Jahre alt!) sowie sexy Alex Morgan, und natürlich Carli Lloyd. Rapinoe kriegte mehrmals brutal auf die Knochen, wurde aber nicht angemessen durch die Spielleitung geschützt. Die weitere Mitwirkung von Popp, der sogar für die Kameras ersichtlich das frische Blut förmlich aus den Haaren tropfte, hätte ohne den Kopfverband, den sie erst in Halbzeit zwei endlich erhielt, nicht sein dürfen. Ferner wurde ein Halten, wenigstens so gravierend wie dasjenige, was dann später Popp im Strafraum der USA zu Fall brachte, und den ersten Elfer im Spielverlauf berechtigt auslöste, nicht geahndet.
    Eklatant, letztendlich auch spielentscheidend, war wieder die zwischen den Mannschaftsteilen der Neid-Elf völlig fehlende Verbindung. Kein Spielaufbau über das Mittelfeld, im Angriff dann folglich Ideenlosigkeit, die in einzelnen Szenen fast Bolzplatzniveau annahm, ehrlich gesagt. Sasic ohne Ballkontakte, und wenn doch mal, ohne Anspielstation, einziger Spielzug waren Vorstösse über die Aussen, wenn ein Gegner diesen Mechanismus aber durchschaut hat, und fussballerisch weniger schwach ist als Thailand oder Elfenbeinküste, kann es leicht unterbunden werden.

    Deutschland lieferte auch ein mustergültiges Taktikexempel für Nachwuchstrainer aller Art, wie Pressing nicht funktioniert. Zum Teil stellten sie die Amis vorne sehr früh zu, da es aber weder eine rückwärtige Staffellung noch überhaupt eine mit dem Pressing verbundene und auf das Umschalten bezogene Spielidee gab, konnte dieser natürlich ballsichere Gegner die Spielerinnen einfach so umspielen, oder eben überlaufen, oder auch überflanken. Da war nicht mehr die beste Frauenfussballmannschaft der Welt zu sehen, sondern dies gemahnte eher an andere Teams, die man im Turnier gesehen hatte, vielleicht Korea, Australien, oder so.
    In Halbzeit zwei lief es dann eine Viertelstunde gut für die Deutschen, man sah wieder, dass Neids Schlachtplan aufgehen können würde: sich eine Halbzeit lang ganz auf eine Art selbstgestricktes Catenaccio verlassen, den Gegner auf dem heissen, schwer bespielbaren Kunstrasen zu ermüden und zu demoralisieren. USA liess wirklich nach, Deutschland kam ins Spiel, fast schon zwangsläufig ergab sich der Elfer (ich fand beide vollkommen berechtigt). Sasic, bis dahin deplatziert, patzte wohl auch, weil sie so lange Zeit überhaupt keinen Ball mehr am Fuss gehabt hatte. Ich glaube, diese Situation führte den US-Mädchen schlagartig vor Augen, dass sie das trotz der drückenden Überlegenheit genauso würden verlieren können, wie die Französinnen ihr Spiel am Ende verloren hatten.

    Wie sich Team USA da wieder herauszog, das macht für mich genau die Eigenart aus, die einen beim Fussball fasziniert. Eine Voraussetzung dafür ist die Verbindung individueller Könnerschaft mit kompromisslosem Teamgeist. Wambachs Kurzeinsatz, zuletzt spielentscheidend, da sie die zweite, toll herausgespielte und vollendete Bude vorbereitete, steht dafür. Zuerst zog sie die deutsche Abwehr in die Breite, indem sie mit dem Ball Richtung Eckfahne trabte, diesen abschirmend, als ginge es ihr nur noch ums Zeitspiel. Sie fokussierte die deutschen Mädchen mit diesem Manöver völlig auf sich, wodurch sich weitere Angreiferinnen 'unauffällig' positionieren konnten, spielte dann einen simplen flachen Rückpass mit erhabener Lässigkeit, es ging mit höchstem Tempo wie aufgetaucht aus dem Nichts steil seitlich über die Achterposition in den Strafraum (Lloyd und/oder Morgan), tödliche Flanke, eingesprungen gegrätschter Volleyabschluss durch O'Hara, nur einen halben Meter vor der Torhüterin. Genial gemacht, ihr Girls! Echt ganz grosses Kino!

    Zusammenfassend würde ich sagen, dass Deutschland von der individuellen Qualität seiner Spielerinnen voll auf Augenhöhe ist, es Neid jedoch nie gelang, im Verlauf dieses Turniers das gegebene Potential überzeugend umzusetzen. Veraltete Taktik, sich verlassen auf Glück, Kraft, Gegenhalten und Nadine Angerer, das reichte schon bei der letzten WM daheim nicht mehr richtig, nun wurde nicht mehr und nicht weniger als ein fussballerischer Klassenunterschied in zwei KO-Spielen, die weltweite Aufmerksamkeit genossen, überdeutlich. Neid mag in ersten Stellungnahmen davon reden, es sei gestern eine Begegnung auf Augenhöhe gewesen, dies werden ihr aber nicht mal mehr enthusiastische Fans, wie Bundeskanzlerin Merkel, richtig abnehmen können.

    Im Nachhinein besehen war die Torflut gegen die Elfenbeinküste und der sich natürlich anschliessende mediale Hype derjenigen, die ein solches Ergebnis wie eine Monstranz bei einer Prozession vor sich hertragen, vielleicht für eine offenkundig von Eitelkeiten keineswegs freie Trainerin zu verführerisch. Seltsam, wie blass bei uns Spielerinnen, die auf Vereinsebene Weltgeltung besitzen, in der Nationalmannschaft wirken, wie alles sich auf den einen Star Neid fokussiert hat, wie seelenlos und ungreifbar das deutsche Spiel trotz dem Kraftakt zum Schluss gegen Frankreich in der Erinnerung schon kurz danach erscheint.
    Zum Glück muss Neids designierte Nachfolgerin Birgit Prinz nicht auch noch mit der Belastung eines Finaleinzuges umgehen, allerdings wäre für den längstens überfälligen Neustart ein Ausscheiden unserer Mädchen im Viertelfinale noch besser gewesen. Wenn Neid noch Grösse beweisen und was für die Nationalmannschaft tun will, sollte sie sich öffentlich zu selbstkritischen Resümees dieses Turniers aufraffen. Was man unmittelbar nach dem Spiel von ihr gehört hat, lässt einem allerdings eher die Haare zu Berge stehen.
     
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  13. außer dass frau rapinoe 29 ist (sieht auch nicht älter aus, oder?); christine rampone ist die 40jährige im kader.
    und birgit prinz ist steffi jones (und was findet ihr alle an alex morgan?); aber das fällt in diesem tollen post nicht mehr ins gewicht.
    ich fürchte nur, dass gerade jetzt unser zweitligaintermezzo nicht die attraktivste anschlusslektüre zur weiteren klarwerdung über die frauen(ff)welt bietet?
     
  14. brieftaube

    brieftaube Landesliga

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    Wenn ein Beitrag so viel Sachverstand wie der von Christian aufweist, dann sind halt die personellen Abweichungen zweitrangig, dennoch fand ich die Art der Korrektur sehr charmant. Alex Morgan hat mich auch optisch fasziniert, weit mehr noch als Hope Solo. Sehen Frauen das wirklich anders oder spielt irgendwie das Unterbewusstsein eine wichtige Rolle?
    Im übrigen meine ich, man sollte auch mal verlieren können. Die US-Girls verstehen es halt, den Gegner auf Distanz zu halten.
     
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  15. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    @kommandosofianati

    Danke für die Korrekturen. Warum ich Birgit Prinz mit Steffi Jones verwechselt habe, ist mir unerklärlich, zumal ich gerade Steffi Jones, jedenfalls wie sie in den Medien rüberkommt, sehr sympathisch finde und auch irgendwie glaube, dass sie die Richtige als Nachfolgerin von Neid ist.

    Richtig peinlich ist aber die Verwechslung der US-Spielerinnen Rampone mit Rapinoe. Ich fand auch, dass Rapinoe, von der ich den Reporter meinte sagen zu hören, sie sei bereits vierzig Jahre alt, unmöglich so alt sein kann, und habe deshalb ihr Geburtsdatum sogar im Netz nachgesehen. Allerdings ist mir da beim Abzählen irgendwie wohl ein Finger zuviel vor die Optik geraten. So herum ist der grandiose Auftritt der Spielerin gegen Deutschland natürlich besser mit ihrem Alter in Übereinstimmung zu bringen.

    Was die weiblichen Meidericher Zebras betrifft, finde ich, dass sie unbedingt weiter machen müssen. Woanders hat sich mittlerweile auch gezeigt, dass die Kopplung an etablierte Profiabteilungen der Männer etwas bringt.
    Ich bin absolut dafür, dass zukünftig viel mehr kleine Mädchen im gleichen Alter wie Jungens damit beginnen, Fussball zu spielen, und dafür braucht es nunmal "grosse" Vorbilder, um die entsprechende Akzeptanz herzustellen. Warum soll der MSV nicht mal bei einer Entwicklung weit mit vorne dabei sein?
     
  16. suppenhuhn

    suppenhuhn Kreisliga

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    Auch ich stelle mir schon etwas länger die Frage, warum der MSV erst bei der U13 mit der Ausbildung von Mädchen startet. So wird niemals aus unserer Jugend eine WM-Teilnehmerin gestellt.
     
  17. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    Die Engländerinnen hatten sich ja im Halbfinale gegen Japan gewaltig was vorgenommen. Und Japan zeigte sich ziemlich lange ziemlich irritiert. Ich fand deren Elfer OK, den hingegen, den sich England erschwalbte, an der Lächerlichkeitsgrenze. Fest steht, dass die englische Mannschaft, sofern sie die gehabte Form nochmals bringen kann, für unsere Neid-Mädchen eine richtig fette Nuss zu knacken sein wird. Und somit auch das Spiel um Platz drei Samstag abend ein lohnenswertes Fernsehereignis sein dürfte. Sind die Engländer vor allem spielerisch wirklich so gut, oder sind sie im Halbfinale nur über sich hinausgewachsen, kriegten durch einen viel zu vorsichtigen Weltmeister die Räume, die ihnen Deutschland nicht geben wird? http://www.kicker.de/news/fussball/frauen/frauen-wm/frauen-weltmeisterschaft/2015/7/0/spieltag.html

    Spannende Frage, wer dieses Endspiel der Verlierer jetzt unbedingter gewinnen werden will: England, was ja schon den Finaleinzug so dicht vor Augen hatte? Und deren Spielerinnen sich sagen können, sie hätten es nach ihrem Halbfinale, in welchem sie den amtiierenden Weltmeister tatsächlich über weite Strecken dominierten, sicher auch verdient gehabt? Die aber eigentlich schon jetzt viel weiter gekommen sind, als alle erwartet haben, sodass die Luft auch raus sein kann? Oder unsere Deutschen, die eigentlich den dritten Platz, wenigstens aus Prestigegründen, dringender benötigen? Vor allem aber noch ein richtig überzeugendes, sprich gutes Spiel brauchen, um der Welt aufzuzeigen, wie sie eigentlich sind oder sein können, wenn alles passt?

    Bei Japan sehe ich eine Schwierigkeit im Bezug auf das Finale in der Nacht von Sonntag auf Montag eigentlich dahingehend, dass sich die Mannschaft im Turnierverlauf nicht steigerte, sondern gegen zumeist technisch/taktisch unterlegene Gegnerinnen bestenfalls stagnierte, nie mehr tat als das, was dringend sein musste. Team USA hingegen hat sich deutlich stark gesteigert, sie wirkten zuletzt mitreissend in ihrer Geschlossenheit und unbedingten Spielfreude.
    Allerdings hat die überraschend noch herbeigeführte Entscheidung in der regulären Spielzeit durch den grossartigen Killerpass der Japanerin, welcher die verteidigende Engländerin massiv unter Druck setzte und somit ins Risiko zwang, bei dem dann das Eigentor nur lausiges Pech wahr, aufgezeigt, wie gefährlich Japans winzige Fussballmädchen auch mit dem Rücken zur Wand plötzlich noch sind.

    Trotz erwartbarem Schlafmangel natürlich mittlerweile ein Pflichttermin vor der Glotze http://www.kicker.de/news/fussball/frauen/frauen-wm/frauen-weltmeisterschaft/2015/8/0/spieltag.html
     
  18. Hugues

    Hugues Landesliga

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    Nach Halbfinal-Aus: Vereinstrainer kritisieren Neid-Team
    Die haben hier doch mitgelesen. ;)

    Trotzdem wird sich Frau Neid die Olympischen Spiele im nächsten Jahr nicht nehmen lassen - Frau Jones muss sich also noch etwas gedulden.
     
  19. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    @Hugues

    Neid und auch Managerin Fitschen haben in ihren Stellungnahmen im Fernsehen beide gleich angesagt, dass sie die überall hörbar gewordene Kritik, welche auch der Spiegel aufgreift, zurückweisen.

    Wirkte schon ziemlich abgesprochen von den beiden. Tenor sinngemäss: wir hatten gar nicht das Gefühl, es läuft gegen uns. Also wäre es ja Quatsch gewesen, anders, sprich früher, auszuwechseln.
     
  20. Zebra

    Zebra (Portal) Chef-Designer

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    Joar, stimmt, so etwa 15-20 Minuten lang lief es nicht gegen uns...
     
  21. Hardy

    Hardy MSV - Sauerlandstützpunkt

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    Das Spiel um Platz 3 gilt ja so landläufig als "Finale der Enttäuschten". Nach außen hin gefällt man sich - besonders beim Männerfußball- dann oft in der Haltung, eine lästige Pflichtübung mit Ergebnis von zweitrangiger Bedeutung vor sich zu haben.

    Dies habe ich nie nachvollziehen können. Wenn man in einer WM schon so weit gekommen ist, sollte auch das Optimale herausgeholt werden.
    In der Chronik wird sich z.B. "3.Platz bei der WM 2015" besser lesen als "Im Halbfinale ausgeschieden"

    Wenn ich wüsste, dass die deutschen Damen das ähnlich sähen, würde ich einen schönen Abend im Garten ja vielleicht noch mal der TV-Übertragung opfern.
     
  22. Zebra

    Zebra (Portal) Chef-Designer

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    Findest du? Ich fand eigentlich immer, dass man sehr glaubhaft rübergebracht hat, auch dieses Spiel ernst zu nehmen, und oft genug haben wir das dann ja auch gewonnen. Ich denke bei den Mädels wird es nicht anders sein (das mit dem ernst nehmen - gewinnen weiß ich nicht :D).
     
  23. Mike Oldmann

    Mike Oldmann 3. Liga

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    Man liest aktuell von Kritik an der ankutellen Bundestrainerin, seitens diverser Vereintrainer aus der Frauen Bundesliga. Natürlich wird diese Kritik vom DFB mit aller Vehemenz zurück gewiesen, klar wird hier auch eine Art Schutzfunktion übernommen. ä#+
    Ich will nicht in das gleiche " Horn blasen ",. allerdings ist ein Aspekt wirklich nicht zu unterschätzen. Wir haben noch ein Jahr bis zu Olympia und jetzt einen Neuanfang zu wagen, könnte im Nachhinein besser sein, als nächstes Jahr dann wieder im Fall der Erfolgslosigkeit über ein verlorenes Jahr zu jammern.
     
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  24. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    @Mike Oldmann

    Neid hat natürlich eine ziemlich beeindruckende Bilanz. Das Turnier, bei welchem wir Europameister wurden, habe ich nicht verfolgt, ich weiss aber, dass schon bei der letzten WM hier in Deutschland Kritik an Neid aufkam, was die fehlende Attraktivität der Spielweise unserer Nationalmannschaft angeht. Immer wieder gab es auch dahingehend Vorhalte, dass Neid allein der Star sein will und einer Entwicklung hin zu mehr Glamour, einem attraktiveren Spielsytem sowie Spielerinnen, welche für den weiblichen Nachwuchs Identifikationsmöglichkeiten bieten, vorwiegend aus dem Grund im Wege stehen soll. Jürgen-Klopp-Syndrom reloaded, sozusagen.

    Offenbar sind die Menschen hierzulande aber nicht so völlig fixiert bezüglich dem Erwerb von Titeln, wie sie es bei der Nationalmannschaft der Männer sind. Ginge man nur danach, wäre es für Silvia Neids Nachfolgerin extrem schwer, tatsächlich frischen Wind in die ganze Angelegenheit reinzubringen. Hoffentlich kriegt Steffi Jones eine vernünftige Einarbeitungszeit, die sie wahrscheinlich gut brauchen kann. Wenn an der Theorie, Neid sei missgünstig, etwas dran ist, könnte dies den Übergang ziemlich belasten.

    Die Art, wie im aktuellen Verlauf nach chaotischen Spielen unserer Mädchen ziemlich barsch behauptet wurde, alles sei eigentlich super gelaufen, man habe halt nur Pech gehabt, lässt eigentlich schon ziemliche Zweifel dahingehend aufkommen, dass ein reibungsloser Übergang mit Neid machbar sein wird. Kann intern aber natürlich anders aussehen. Dass sie aber auf Olympia verzichtet, ist fast undenkbar. Und bei ihrer Erfolgsbilanz wird man es ihr auch kaum nehmen können, selbst bei einer weiteren Nahezu-Blamage heute abend.
     
  25. Zebra

    Zebra (Portal) Chef-Designer

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    Jetzt geht dieses unsäglich langweilige Spiel da auch noch die Verlängerung. Ich glaube, ich bin zwischendurch eingenickt. Aber, egal wie es ausgeht, ob Bronze noch Bronze holt oder Haughton noch ein Hu hört, Highlight ist für mich schon jetzt Carolin Kebekus, die sich alias Mario Großreuss in den Kader der Engländerinnen geschlichen hat...

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  26. Ben Bulben

    Ben Bulben PFYC-Teamchef

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    Hoffentlich ist die Neid wenigstens so anständig, dann auch zu gehen. Ich kann dieses - vielleicht vorgetäuschte - selbstzufriedene Grinsen nicht mehr sehen.
    Die Engländerinnen haben sich innerhalb von 9 Monaten auf Augenhöhe gespielt. Vor neun Monaten hat man die noch mit 3:0 abgeledert.
    Während sich um uns herum - allen voran die Französinnen - alles entwickelt, ist bei uns alles stehen geblieben.
    Ein absoluter Bärendienst für den Nachwuchs im Fussballerinnenbereich.
     
  27. Zebra

    Zebra (Portal) Chef-Designer

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    Joar... Drei Spiele am Stück kein Tor mehr aus dem Spiel heraus erzielt. Und das bei einer WM. Man kann froh sein, dass es am Ende überhaupt Platz 4 wurde. Das war nicht gut, das darf man jetzt auch mal öffentlich eingestehen. Ich denke aber nicht, dass Frau Neid das tun wird.
     
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  28. Spechti

    Spechti 3. Liga

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    Junge was für Fahrkarten da im Spiel, vor allem am Schluss *weiaweia*

    Wie im gesamten Turnier: Hauptproblem Nummer 1 ist die Chancenverwertung, ganz dich gefolgt von fehlenden Spielzügen an Position 2. das wirkt häufig wirklich wie selten zusammengespielt. Nicht nur heute hatte man über die meiste Zeit das Gefühl da stimmen kaum Laufwege, wenn doch halbwegs ist Timing und/oder Präzision großteils unterirdisch.
    3 Spiele ohne Tor aus dem Spiel heraus sprechen Bände!
    Solange Frau Neid immer noch grinsend am Rand sitzt ist aber wohl doch alles ok.

    Spielerin des Teams im Turnier trotz der unglücklichen Nummer heute: Tabea Kemme! Die will und will und will einfach, je stinkiger umso besser. Richtig gut wie sie die Engländerin mit gleichen Mitteln, zu denen die Engländerinnen vorher unbestraft griffen, einfach mal abgebrüht checked.
    Und da kommen wir zu einer beschämenden Nummer: was hat sich die Dame an der Pfeife denn heute geleistet?
    Klarste Bodychecks ohne Pfiff, dicke Fouls ohne Pfiff und in Kombi mit den Assistentinnen seltsame Ballbesitz und Abseitsentscheidungen....

    Ekelhaft dann das Zeitspiel der Engländerinnen, hatte jetzt keine Auswirkungen auf das Ergebnis aber da fliegen die Eier aus der Buxe! Da wünscht man sich immer eine/n wie Collina der den Spielern den Arsch aufs Grundeis schickte!

    Und gerade wieder die Grinse Neid im Interview. Keine Sorge die hört vor Olympia nicht auf.....
     
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  29. Anne Wedau

    Anne Wedau Regionalliga

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    "Rurkreis"
    Finde es völlig ok, dass die Engländerinnen Platz 3 erreicht haben - zumal sie wegen irgendwelcher Funktionäre nicht zu den Olympischen Spielen dürfen.

    Sie haben den dritten Platz gefeiert wie einen Endspielsieg. Für die verwöhnten Deutschen wäre dieser Platz letztlich auch zu wenig gewesen.

    Angerer hat es, wie auch Neid, völlig richtig erkannt: Wer keine Tore schießt, gewinnt halt nicht!

    Scheint ein Pfundskerl (oder sagt man Kerlin?) zu sein und kommt mir sehr sympathisch rüber.

    Wenn man ganz oben, auf Platz 1 der Weltrangliste steht, kann es einfach irgendwann mal abwärts gehen.

    An die üblichen Motzer: Die anderen Nationen lernen, holen nun halt mal auf, ziehen gleich und manchmal auch vorbei - dem deutschen Frauenfußball kann es nur helfen bezüglich weiterer Schritte nach vorne...

    Und nun hoffe ich, dass die kleinen Japanerinnen mit ihrem Torwart (wurde sie eigentlich schon getestet ob Mann? Denke hier an die südafrikanische Leichtathletin Caster Semenya!) den Amis erneut in die Suppe spucken...
     
    Zuletzt bearbeitet: 5 Juli 2015
  30. Hardy

    Hardy MSV - Sauerlandstützpunkt

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    Die letzen drei Spiele mit gerade mal einem Elfmetertor waren schon gewöhnungsbedürftig. Schonungslos wurde hier aufgedeckt, wie ein paar andere Nationen nicht nur aufgeholt, sondern an den deutschen Damen vorbeigezogen sind.
    Diese neue Situation gilt es nun schonungslos zu analysieren und aufzuarbeiten. Ob Frau Neid dafür noch die richtige Frau ist, wage ich zu bezweifeln. In den letzen WM-Spielen scheint sie jedenfalls keine Antworten mehr parat gehabt zu haben.
    Für die Ansprüche der deutschen Mannschaft war das sicher keine gute und auch keine zufriedenstellende Weltmeistertschaft. Anderes zu behaupten hieße, sich selbst Sand in die Augen zu streuen.
    Die Spiele sind jetzt erheblich spannender, aber die Deutschen scheinen die jüngsten Entwicklungen irgendwie verschlafen zu haben.
     
  31. Mike Oldmann

    Mike Oldmann 3. Liga

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    Mal unabhängig davon, dass du ein Spiel in der Verlängerung mit 0 : 1 verlieren kannst, keine Frage, aber wenn man Chacen auslässt, ist es im Nachhinein gegen die USA unbefriedigend. Dass nun nach 4 Jahren wieder die gleichen Teams ( ich meine damit die Länder ) aus Japan und den USA im Finale stehen, zeigt aber auch, dass hier weiter gearbeitet wurde, im Gegensatz zu unserer Mannschaft. Die Sprüche vor dem Spiel " gegen England " haben wir noch nie verloren, hätte man sich sparen können, und die Kritik an der Bundestrainerin ist sicher nicht unberechtigt.

    Aussagen wie :

    Neid: "Spielerinnen kamen in einem katastrophalen Zustand zu uns"

    Link: http://www.t-online.de/sport/fussba...erinnen-waren-in-katastrophalem-zustand-.html

    Hat man das ganze Tunier von ihr noch nicht gehört, aber eigenartigerweise nach der 2. Niederlage um Platz 3, Fehler sollte man eingestehen, schlechte Leistungen der Mannschaft auch, das ist halt Fussball, aber jetzt die verpassten Chancen auf den Zustand der Spielerinnen zu schieben, schwach Frau Neid, äusserst schwach !
     
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  32. Vize

    Vize Regionalliga

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    Mein Fazit zur deutschen Frauenmannschaft:

    1) Trainerin - schwach

    2) Mannschaft - schwach

    3) Kommentator der ARD (ein gewisser Herr Schmelzer) - ganz schwach. Der laberte meistens nur Unsinn (z.B. die Zuschauer sind unzufrieden mit dem Elfmeter :brueller:), und hatte die rosarote Brille auf.

    Immerhin haben wir Thailand und der Elfenbeinküste gezeigt, wo der Hammer hängt. ;)
     
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  33. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    Ich fand das Spiel ziemlich gut. Die Chancenverwertung ist sicherlich bei den Engländerinnen genauso zu bekritteln als bei den Deutschen, dass Neid diesmal die Niederlage daran fest macht, wirkt jedoch ein bisschen gesucht. Denn diesmal gab es wenigstens Chancen im nennenswerten Umfang für die deutschen Mädchen, die spielerisch insgesamt deutlich verbessert auftraten.

    Das lag zu grossen Teilen an der grandiosen Sara Däbritz. Die Mittelfeldspielerin mit dem Gesicht einer Vierzehnjährigen zeigte im Spiel um Platz drei das unprätentiöse, mitreissende Auftreten einer Strassenfussballerin und war für mich neben der eingewechselten Engländerin Eniola Aluko klar beste Spielerin dieses Spiels um Platz drei. Sie gefiel sowohl über den Flügel als auch später im Zentrum durch eklatante Ballsicherheit, unbekümmerten Vorwärtsdrang, grossen Mut und Kreativität, tauchte überall in wichtigen Szenen mitbestimmend auf, riss sogar die Defensive mit heraus und hatte die weitaus beste Torchance für die Deutschen, als sie eine furiose Volley-Direktabnahme per Drehschuss raussemmelte, die unbedingt verdient haben würde, ein Tor zu sein.

    Auch Lena Petermann, wie Däbritz mit Freiburg-Vergangenheit, gefiel. Diese Art von neuen Mädchen will man für unsere Farben immer spielen sehen! Denen gelang es sogar zweitweise, Celia Sasic so einzusetzen, dass sie sich aus dem Zentrum, in welchem sie gegen USA noch wie fest angetackert, komme was da wolle, verblieben war, mal herausbewegte.

    Das Spiel insgesamt lange offen, mit ziemlich vielen Szenen an und im Strafraum. England bestätigte, dass es zurecht so lange im Turnier verblieben ist, und hatte gegenüber dem Europameister ein Chancenplus. Beide Seiten nahmen sich taktisch motivierte Ruhephasen, das Spiel verlor gelegentlich hierdurch an Dynamik, aber die Engländer teilten es sich am Ende besser ein, und gewannen daher nicht unverdient. Besonders die bereits erwähnte Aluko brachte den entscheidenden neuen Schwung, die Brit-Girls zogen mit ihrer Einwechslung ein beeindruckendes Powerplay in der Schlussphase auf.

    Aluko riss mit ihrer Frische, dem hohen Tempo und grandioser Ballbehauptung die deutsche Abwehr auseinander, in die Lücken stiessen sie wild entschlossen nach, das Spiel wurde zu einem Drama, ruppig und mit ziemlich vielen Härten auf beiden Seiten. Ob der Elfer ein echtes Foul der Abwehrspielerin war, mag man dahingestellt sein lassen; eigentlich hätte man genausogut Stürmerfoul geben können; allerdings unnotwendig, dass Kimme sich derart abkochen lässt und alles dafür tut, in der Szene so schuldig wie nur irgendwie möglich auszusehen. Bei dem Glück, was wir im Turnier mehrmals über Gebühr strapaziert haben, kann man sich wohl kaum ernstlich drüber beschweren. Pfeifen kann man den allemal. Wer behauptet, die Deutschen würden in umgekehrter Situation, nach Führung in der Nachspielzeit in einem KO-Spiel, nie im Leben auf Zeit spielen, oder aber meint, Mädchen müssten hier fairer sein als Jungs, kann das selbst wohl nicht ernstlich glauben.

    Am Ende für mich durchaus ein bisschen versöhnlich, wenn man an dieses Spiel die Hoffung knüpfen darf, Däbritz und Petermann nun regelmässiger im Nationaltrikot bewundern zu dürfen. Allerdings bleibt man mit der Frage zurück, warum Neid insbesonders Däbritz gegen die USA ganz aussen vor liess, wo genau deren unverbrauchte Kreativität und Spielfreude vielleicht entscheidend gefehlt hat.

    Wobei Sara Däbritz auch unstreitig wohl die ballsicherste Akteurin bei den Deutschen gewesen ist, eine Eigenschaft, welche die Bundestrainerin ja nach diesem Spiel dringend anmahnte. Das Gezänke zwischen Vereins- und Bundestrainerebene erinnert an die schlechten Zeiten bei den Männern, bevor dann Klinsmann ein neues Kapitel eröffnete. Vielleicht ist es mal notwendig. Substantiell lässt sich Behauptungen wie derjenigen, dass die Spielerinnen in schlechtem Zustand zur WM anreisen (wie sollte das auch anders möglich sein, wenn die WM halt nach der kompletten Saison ausgespielt werden muss?) kaum etwas abgewinnen, als Indizien für die wohl seit Jahren gärenden Probleme taugen sie allemal.
     
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  34. Mike Oldmann

    Mike Oldmann 3. Liga

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    Mut heisst auch die Wahrheit zu erkennen und daraus Konsequenzen für die Zukunft zu sehen. Ein m.E. sehr guter kritischer Artikel aktuell in der FAZ beleuchtet das " Innere " des Zirkels.......

    " Deswegen habe das Nationalteam sein gewaltiges Potential nicht abgerufen. Das Nationalteam mit Silvia Neid an der Spitze muss mit diesen Hinweisen konstruktiv umgehen und vor allem dankbar sein für Kritik. Denn es wird immer offenkundiger, dass dem deutschen Frauenfußball eine Diskussionskultur und die Bereitschaft für Anregungen von außen fehlen. Sowohl auf dem Platz als auch rund um das Nationalteam wird stete Harmonie gewünscht. Das vom DFB einst lobenswerterweise durchgesetzte Frauenförderprogramm, durch das nahezu alle Posten im Bereich des Frauenfußballs mit ehemaligen Spielerinnen einer Generation besetzt wurden, hat zu einer Atmosphäre geführt, in der keiner dem anderen weh tun will. Schlechte Ergebnisse werden öffentlich schön geredet, intern nicht wirklich diskutiert.Spielerinnen trauen sich nicht, öffentlich auch nur leise Kritik zu üben. Anflüge von Meinungsverschiedenheiten werden nur aus deren Umfeld hinter vorgehaltener Hand weitergetragen. Ein solches Klima ist nicht förderlich, um das Optimum aus einer Fußballmannschaft herauszuholen. Es soll sogar Spielerinnen geben, die mit Unbehagen zum Nationalteam anreisen."

    Link: http://www.faz.net/aktuell/sport/fu...n-und-bundestrainer-silvia-neid-13683494.html
     
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  35. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    Extrem geiles Finale, womöglich das beste Spiel des gesammten Turniers. Schon der Auftakt durch Rapinoe und Lloyd war ein Kracher: Ecke, messerscharfer flacher Strahl exakt zwischen die Verteidigerinnen gespielt, Direktabnahme der von weit aussen heranstürmenden Lloyd, die dem Ball mit grandioser Schusstechnik noch mehr Power gibt und ihn genauestens platziert. Feinste Fussballkunst, exakt wie Spitzenbillard. Die Variante wird zukünftig häufiger zu sehen sein, womöglich aber niemals mehr besser ausgeführt.
    Die zweite Bude Minuten später wieder durch Lloyd, die sich, erneut bei einem Standard, im Strafraum unwiderstehlich durchsetzt, und eine gezielte Hackenverlängerung kühl und ganz sicher abstaubt, spätestens da wurde den Japanerinnen etwas schummerig.

    Das dritte Tor ging auf einen sozusagen rein durch permanenten Druck erzwungenen ziemlichen Abwehrfehler zurück, die US-Ladies hatten in dieser Frühphase der Begegnung einen ähnlichen Lauf wie wir bei unserem Aufstieg gegen Kiel, die Vollendung durch Holiday in Minute 14 (!) wirkte fast spielerisch leicht, zu diesem Zeitpunkt dachten wohl viele, dass sich Weitergucken kaum noch lohnt, weil sich Japan davon einfach nicht erholen können würde. Aber bevor man viel zum Überlegen kam, machte Carli Lloyd es noch einmal, mit dem grossen befreiten Herzen, was du nach einem solchen Auftakt hast, zog sie von der Mittellinie mit einem sagenhaften Spannschuss ab und erwischte die Torhüterin des zu der Zeit noch amtierenden Weltmeisters kalt in vorgerückter Position.

    Viertelstunde rum, 4:0, eigentlich der Zusammenbruch, aber für Japan zählte all dies nicht, und damit ist man beim zweiten Teil der Geschichte: die Art, wie sie den Anschluss wieder herstellten, ab da unaufhörlich fast allein für ein grandioses Match sorgten, während die Amerikanerinnen schon gemeinsam mit dem Publikum im ausverkauften Stadion feierten, jedoch gänzlich fokussiert blieben, und sich ab da auf ihre grandiose Abwehrarbeit einpendelten, trotzdem weiter Nadelstiche, vorwiegend bei Standards, setzend: wenn es je eine Mannschaft in einem Zuschauersport gab, welche für ihr Publikum spielte, für die Hochwertigkeit des Turniers, für die Bewahrung der eigenen Ehre im Angesicht der bereits sicheren Niederlage, dann waren es diese kleinen Asiatinnen.

    Sie stellten die Augen nochmals unmerklich enger, und los ging es, sie rannten an bis zur allerletzten Sekunde der Nachspielzeit, zeigten unermüdlich grandiose Spielzüge noch und nöcher, liefen immer wieder gegen die stabile Wagenburg an, in welcher Team US es sich bereits ziemlich gemütlich gemacht hatte, verwanden sogar noch das fünfte Gegentor, wiederum nach einem Standard.

    Anrührend, diese tapferen und fussballtechnisch brillianten Japananerinnen, ebenso grandios auf ihre Art wie die strahlenden Siegerinnen.

    Spielerisch auf beiden Seiten auf einem Niveau, bei welchem die Deutschen, England, Brasilien oder die Schweiz, um mal die ungefähre Mittelklasse des Turnieres zu umschreiben, klar abgemeldet gewesen wären, nur Frankreich vielleicht doch nicht. Wobei die US-Mädchen an sich keinen gerade modernen Fussball spielen, das überkommende Grundprinzip des britischen Kick-and-Rush jedoch längst gezielt modernisiert und modifiziert haben, sodass sie, ein charakteristisches Merkmal, beispiellos schnell umschalten, und dies beinahe aus jeder nur denkbaren Grundkonstellation heraus.

    Da sitzt einfach alles, der lange Ball genauso wie das One-Touch-Herauskombinieren über ein rasend schnell sich entwickelndes Mittelfeld, die Mitnahme des Balles in vollem Tempo, der Torgefahr bringende Abschluss, oder aber das Verzögern, um das Spiel im letzten Drittel wieder breit und langsam zu machen. Eine goldene Generation, die zuguterletzt ihre Art zu spielen mit diesem Titel vollendet hat. Auch durch eine Trainerin Ellis, die wohl präzise verstärkt, sich selbst aber nicht so im Mittelpunkt des Geschehens ansiedelt, wie es wohl für ihre Vorgängerin Sundhage noch galt.

    Das Schlussresümee im Bezug auf dieses Turnier ist kurz abzuhandeln: drei Mannschaften, welche nicht nur Akzente setzten, sondern, jeweils auf sehr eigenständige Art und Weise, wohl den derzeitigen Standard im Frauenfussball definierten: Frankreich, Japan und die völlig verdienten Siegerinnen USA. Ich finde, auf diesem Niveau ist es ein Leistungssport, der im Hinblick auf seine Qualitäten als Zuschauersport den etablierten Veranstaltungsreihen bei den Männern in gar nichts nachsteht, um den Vergleich, der ja ohnehin früher oder später kommt, sofort zu bringen.

    Ein ansehnliches Mittelfeld, in welchem jedes Team jedes andere schlagen kann, in welchem es aber Schwächen hinsichtlich durchgängiger Fokussierung sowie betreffend des Eingespieltseins gibt, und wozu auch Deutschland nun gehört, mag man das gern hören oder ungern. Hier sind auch Mannschaften dabei, die sich angemeldet und zum Teil beeindruckend in Szene gesetzt und gezeigt haben, wie England oder die Schweiz, jedoch auch gehabte Teams von Weltgeltung, welche entweder durch Arroganz, oder durch mangelndes Teambuilding, weit unter den in sie zu setzenden Erwartungen blieben, so wie Brasilien und, ganz am Schluss des Mittelfeldes, die nur noch desolaten Schwedinnen. Es gab Überraschungen mit Kamerum, Costa Rica sowie den Kanadierinnen.

    In dem, was man ohne Despektierlichkeiten wohl Unterklasse nennen kann, tummelt sich vieles auf reinstem Amateurniveau, die Unterschiede im Leistungsniveau werden dann rasch überdeutlich, und auch der olympische Gedanke, dass Mitmachen alles ist, ist für einen Zuschauer kaum durchgängig ein Trost. Hier ist das Gefälle sicher nochmals weit grösser, als bei solch einem Weltturnier bei den mittlerweile zusammenrückenden Männern, und ein Spiel wie etwa das unserer Elf gegen die Elfenbeinküste macht nicht mehr Spass, als sich bei den Männern die Quali-Pflichtübung gegen Gibraltar zu geben.
    Muss man nicht gucken, weder aus sportlichen, noch aus Gründen der politischen Korrektheit. Etwas irritierend aus deutscher Sicht in der Nachbetrachtung, wie lange gerade unser Kantersieg gegen die Elfenbeinküste aber medial durch die Wurstmaschine gedreht, daran unser Favoritenstatus ermessen wurde.

    In einem Zuschauersport gilt auch der Faktor Attraktivität, dieser darf sich sowohl auf die Spielweise als auch die aparte individuelle Erscheinung beziehen, im Idealfall kombiniert sich beides zu einem beglückenden visuellen Gesamteindruck. Hier ist mein persönliches Resümee, dass die Mädchen selbst entscheiden müssen, wie attraktiv sie fussballspielende Männer finden, ich finde fussballspielende Frauen weitaus ansprechender als die immer wieder zum Vergleich dargebrachten Beachvolleyballerinnen, und zwar einfach wegen der Bewegungsabläufe im Fussball.

    Phänomenal, wie es Frauen gelingt, bei diesem beinharten Ausdauerkampfsport zugleich grandios gut auszusehen und knallhart kompromisslos ihr Spiel durchzubringen. Ladies wie Alex Morgan, Louisa Necib, die Schweizerin Ana Maria Crnogorcevic, und nicht zuletzt im Nachwuchsbereich unsere Sara Däbritz, sowie zahlreiche andere natürlich auch, kreieren einen ganz neuen Stil auf und abseits des Platzes, der sowohl sehr attraktiv als Vorbild ist, als auch fast schon zwangsläufig dazu führen müsste, dass Frauenfussball im Hinblick auf Zuschauerquoten zukünftig nur so explodiert.

    Ich finde es überhaupt nicht sexistisch, wenn solche Mädels durch ihr Management dahin geführt werden, ihr blendend gutes Aussehen auf ihr grandioses fussballerisches Können noch draufzusetzen und sich darüber einen gut dotierten Werbevertrag zu ergattern. Mir ist eine hübsche, Werbung treibende Fussballerin allemal lieber als solch ein Standard-Hungerhaken von Model, und zumeist auch als das berühmte männliche Pendant, dem auch der routinierte Fotograf seine eingefleischte Hölzernheit leider nicht wegretuschieren kann.
     
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  36. brieftaube

    brieftaube Landesliga

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    Immerhin haben wir einen in jeder Beziehung verdienten Weltmeister. Mir hat die Einstellung der US-Girls gefallen, die sofort vehement zur Sache gingen. Endlich gab es auch mal in den Finalspielen echte Tore zu sehen.
    Großartig fand ich auch die Resonanz bei den Zuschauern, der Presse und letztlich auch im weißen Haus. Im TV haben die Mädels sogar die US-Boys bei der WM abgehängt; das nenn ich doch mal eine erfreuliche Entwicklung.
    Unsere Mädels haben die Erwartungen nicht erfüllen können, doch verfügen wir über hoffnungsvollen Nachwuchs. Ansonsten kommt bei der Konkurrenz jetzt kein Neid auf. Aber auf den Trainerbänken tut sich da was; gerade die Amerikanerin hat sehr gute Arbeit geleistet.
    Auch die englische Truppe hat viel dazugelernt.
    Freuen wir uns jetzt auf die olympischen Spiele.
     
  37. Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 20 August 2015
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  38. ChristianMoosbr

    ChristianMoosbr 3. Liga

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    Was ein Pfund Material! Viel Lesestoff, wahrhaftig. Da wird die Länderspielpause nicht reichen. Bringt aber die WM in Kanada nochmal zurück, in die ich eher zufällig reingeriet, die mich aber dann ziemlich flashte.

    Glaube, der Tag könnte kommen, wenn es bei den Männern so weiter eskaliert, wie jetzt gerade wieder der Quatsch da mit de Bruyne, dass ich nen dicken Strich drunter mache, und ab da nur noch Frauenfussball gucke, wo es bisher noch einen Rest an Normalität zu geben scheint.

    Zum Glück könnte man heutzutage dabei ja sogar MSV-Fan bleiben. Und Tarnperücken und riesige Sonnenbrille, damit einen die Kumpels nicht erkennen und damit hochnehmen, ist natürlich auch schon längst passè.
     

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