Wegen Skandal: Finalisten vor ungewisser Zukunft »Ein Kavalier bleibt seiner Dame treu«, sagt Del Piero - bleibt er bei Juve? Berlin (dpa) - Den WM-Helden droht ein böses Erwachen. Nur einen Tag nach dem WM-Höhepunkt zwischen Italien und Frankreich in Berlin dürfte für viele Final-Teilnehmer das Märchen abrupt zu Ende gehen. Unbeeindruckt vom unerwarteten Höhenflug der »Squadra Azzurra« wollen die Juristen am 10. Juli erste Urteile im italienischen Fußball-Skandal sprechen. Noch mag sich Alessandro Del Piero nicht mit dem bizarren Gedanken anfreunden, statt auf der großen Weltbühne demnächst in der Provinz vor nur hundert Zuschauern aufzutreten: »Momentan habe ich nur das Finale im Kopf. An den Rest denke ich erst ab Montag.« Der Offensivspieler ist einer von insgesamt acht Finalteilnehmern, die bei Juventus Turin unter Vertrag stehen. Kaum vorstellbar, dass die »Azzurri« Gianluigi Buffon, Fabio Cannavaro, Gianluca Zambrotta, Mauro Camoranesi und Del Piero sowie die Franzosen Lilian Thuram, Patrick Vieira und David Trezeguet ihr Gehalt auch in Zukunft vom italienischen Rekordmeister beziehen. Das kürzlich vorgelegte Vergleichsangebot der Juve-Anwälte kommt einer Kapitulation gleich: Darin stimmen sie einem Zwangsabstieg in die 2. Liga und einem satten Punktabzug zu. Darüber hinaus müssen auch die Spieler des AC Mailand, von Lazio Rom und des AC Florenz um den Verbleib in der Serie A bangen. Trotz düsterer Aussichten entpuppten sich alle Beteiligten im bisherigen Turnier-Verlauf als Verdrängungskünstler. Mit jedem Sieg der Nationalmannschaft in Deutschland wurde die Diskussion um eine Amnestie für die neuen Lieblinge lauter. Davon hält Mittelfeldspieler Gennaro Gattuso (AC Mailand) wenig: »Wer Fehler macht, muss dafür zahlen.« Ähnlich sieht es der italienische Justizminister Clemente Mastella, äußerte aber in der Tageszeitung »Corriere della Sera« Verständnis für die Gemütslage der »Tifosi«: »Die Mehrheit fordert diese Amnestie. Als Fan frage ich: Ist es richtig, dass Cannavaro, Del Piero und andere nach so einer tollen Leistung in der 3. Liga landen?« So weit wird es nicht kommen. Nicht, weil die vom WM-Erfolg berauschten Juristen plötzlich Milde walten lassen, sondern weil sich die betroffenen Profis einen anderen Verein suchen werden. So wie Juve-Coach Fabio Capello, der schon vor dem Urteil des Sportgerichts seinen Wechsel zu Real Madrid bekannt gab. »Wir müssen bei Real etwas für die Defensive tun«, sagte der Fußball-Lehrer bei seiner Vertragsunterschrift und schürte damit Spekulationen über einen Wechsel seiner Juve-Defensivkünstler Zambrotta und Cannavaro. Der Ausverkauf bei Juventus gilt längst als ausgemachte Sache: Camoranesi werden Kontakte zu Manchester United und Inter Mailand nachgesagt, beim Franzosen Vieira ist von einer möglichen Rückkehr zum FC Arsenal die Rede. Die Transfers solcher Hochkaräter könnten dem Renommierclub ein Stück weit helfen, seine mit dem Zwangsabstieg verbundenen Einnahmeverluste in geschätzter dreistelliger Millionen-Höhe zu kompensieren. Und doch: Bei einem Fall in die 3. Liga droht sogar ein Konkurs. Vor diesem Hintergrund werden sich die Treueschwüre der Juve-Profis als Lippenbekenntnisse erweisen. Vor allem Del Piero bekannte sich wiederholt zur »Vecchia Signora«, der »Großen alten Dame« des italienischen Fußballs. »Ein Kavalier verlässt seine Dame nicht«, hatte er bei seiner Vertragsverlängerung im Frühjahr gesagt. Die Worte von Buffon dürften der Wahrheit näher kommen: »Am Ende wird auch immer ein Funken Egoismus entscheidend sein«, wird der Torhüter in der »Bild« zitiert. Quelle:NRZ OK die nicht mehr nach Hause wollen dürfen in Duisburg bleiben und in der Arena eine neue Heimat finden
