Einst im Sommer
Im August verzauberten die Zebras noch ihre Fans. Jetzt ist die Mannschaft am Boden. Ursachenforschung.
Es war ein schöner, lauer Sommerabend, als Manasseh Ishiaku die MSV-Fans verzückte und die Fußball-Experten verblüffte. Am ersten Spieltag schoss der „Büffel” aus Nigeria Borussia Dortmund fast im Alleingang ab. Fußball-Bundesliga-Aufsteiger MSV Duisburg war in aller Munde. Nur vier Monate später schlich Ishiaku vorzeitig vom Rasen der MSV-Arena. Verletzt, kraftlos, am Ende. Symptomatisch für den MSV Duisburg, der als Tabellenletzter überwintert. Wie kann das sein? Ursachenforschung. Thema Neuzugänge. Ishiaku ist einer von vielen Zugängen, die stark starteten aber auch stark abbauten. Das überrascht nur auf den ersten Blick. Denn Ishiaku kommt aus der mittelmäßigen belgischen Liga und bestritt selbst dort nicht viele Spiele. Ähnliche Voraussetzungen wie bei anderen Neuzugängen – etwa Michael Lamey. Fernando, Christian Tiffert oder Maicon, der in den letzten Wochen völlig von der Bildfläche verschwunden war.Thema Verletzungen. Sicher, die Zebras erwischte es gerade am Ende der Hinrunde wieder knüppeldick. Aber die vielen kleineren Verletzungen machen stutzig. Dass Roque Junior aufgrund fehlender Praxis verletzungsanfällig ist, ist nachvollziehbar. Aber wie häufig kam es vor, dass Spieler nach auskurierten Muskelverletzungen beim Comeback wieder die Segel streichen mussten: Das passierte nicht nur Roque Junior, sondern auch Iulian Filipescu, Tobias Willi und zuletzt Manasseh Ishiaku. Thema Defensive. Der MSV traute sich nach dem Aufstieg auf dem Transfermarkt sehr viel, vernachlässigte allerdings dabei die Hintermannschaft. Wie auch immer man zu Keeper Tom Starke stehen mag – Fakt ist, dass sich der Verein auf der wichtigen Position mit einem Zweitliga-Torhüter verstärkte. Warum holte der Verein keinen gestandenen Erstliga-Keeper? Auch in der Abwehr bestand mehr Handlungsbedarf. Ohne Roque Junior stand am Sonntag eine reine Zweitliga-Abwehrreihe auf dem Platz. Auf der linken Seite gelang es vor der Saison nicht, eine erstliga-taugliche Besetzung zu finden. Dass sich Alexander Meyer in der Vorbereitung verletzte, war Pech. Aber verletzungsbedingt kam Meyer in der vergangenen Saison bei Bayer Leverkusen gerade einmal auf fünf Regionalliga-Einsätze. Dass der MSV sich nun verstärken muss, ist unbestritten. Doch sollte nicht nur der Angriff Priorität haben. Die Abwehr gewinnt bekanntermaßen Spiele. Thema Verständigung: Salopp ausgedrückt: Der Trainer spricht nicht die Sprache der Spieler. Niemand sollte das unterschätzen: 13 Nationen sind im MSV-Kader vertreten – viele Spieler dolmetschen sich gegenseitig. Wenn Trainer Bommer oder Präsident Hellmich in der Kabine zur Brandrede ansetzen – nur mit Übersetzung verstehen das alle Spieler. Die Macht des Wortes geht dabei schnell verloren. Womöglich fehlt auch deshalb ein Leitwolf innerhalb der Mannschaft. Einer, der die Initialzündung gibt, den Karren noch einmal aus dem Dreck zu ziehen. Aber so einen Spieler benötigen die Zebras für die Rückrunde ganz dringend.