In der Umfrage fehlt 'n "is mir egal" Button.
Was ist nur passiert?
Nur Leere, das Kribbeln verschwunden, die Niederlage emotionslos zur Kenntnis genommen. Sonntag nach Koblenz. Karte längst gekauft, (Gewohnheit?!?) aber irgendwas ist anders. Wo ist die Vorfreude meinen MSV spielen zu sehen? Wieso bin ich mir auf einmal unsicher, ob ich mich überhaupt noch freuen kann, wenn die durch irgend nen dummen Zufall am Sonntag doch mal 'n gutes Spiel zeigen sollten. Wie kann es sein, dass ich vor dem Spiel gegen Ingolstadt insgeheim gehofft habe, die anderen mögen doch bitte 'n Tor schießen um uns irgendwie das Ende der Ära Bommer bescheren.
Habe ich bereits resigniert?
Ich seh mich schon Sonntag morgen am Bahnhof. Ich treffe meine Freunde, wir haben Spaß, wir lachen und erzählen uns die neuesten Geschichten.
In diesem Moment werde ich wieder wissen, was mich neben meiner Sucht überhaupt noch zu den Spielen treibt.
2-3 Bier später. Ankunft in Koblenz.
Die Laune immernoch gut, der Mob wird von der wartenden Hundertschaft in Empfang genommen. Naja kein Problem, ist man ja mittlerweile gewohnt.
Auf dem Weg zum Stadion werden Duisburg Schlachtrufe skandiert und ich fühle mich großartig. Moment, großartig? Wieso großartig? Ich bin auf dem Weg zum MSV. In diesem Moment befällt mich wieder dieses Gefühl der Gleichgültigkeit und mir wird etwas klar. Ich genieße diese Athmosphäre und bin ein Teil von ihr, weil ich Stolz bin. Es ist aber keineswegs der Stolz auf meinen Verein der mich antreibt. Vielmehr bin ich Stolz auf meine Stadt, ich bin Stolz darauf Duisburger zu sein und ich genieße es, dies auch den Dörflern aus Koblenz kundzutun.
Stadion vor dem Spiel
Langsam wird mir bewusst wo ich eigentlich bin. Im Stadion, bei meinem MSV.
Das Kribbeln, was normalerweise Tage vor dem Spieltag einsetzte, macht sich auch bei mir so langsam wieder bemerkbar. Ich freue mich, bin ich also doch noch fähig die Emotionen zu spüren die mich haben süchtig werden lassen. Die Zaunfahne wird aufgehängt, die Fahnen und Doppelhalter werden verteilt. Langsam wirds spannend. In mir brodelt es wieder, gleich geht es endlich wieder los.
Anpfiff
Maddin aufm Zaun
Unten rasten wir aus, leben unsere Emotionen. Das Spiel plätschert so dahin.
Wieder einmal eine grausame Vorstellung unserer 11. Trotzdem wird weiter bedingungslos unterstützt.
30. Minute Koblenz geht in Führung
Um mich herum fassen sich die Leute an den Kopf, es wird aufgestöhnt, aus einigen Gesichtern kann man regelrechtes Entsetzen lesen. Doch da ist es wieder, dieses Gefühl. Was ist los mit mir? Wieso kann ich mich nicht ärgern, warum bin ich nicht einer von denen ,die sich an den Kopf fassen oder entsetzt auf den Platz starren. Wieso nehm ich den Rückstand einfach nur noch zur Kenntnis?
Halbzeit
Ich schwitze, meine Stimme ist weg. Erst mal was trinken. Am Bierstand sind einige Kuttenfans. Ich höre beiläufig, wie sie sich über die Entscheidungen des Schiris vor dem 1:0 aufregen. Früher hätte ich was gesagt, da es sich bei dem was sie da von sich geben um offensichtlichen Schwachsinn handelt. Doch es ist mir egal, wie mir in diesem Moment alles egal ist.
Wiederanpfiff
Ich gehe zurück in den Block um weiter alles für meine Stadt zu geben. Ich denke mir, wenn schon die Mannschaft nicht in der Lage ist, die Menschen meiner Heimat würdig zu vertreten, sollten wenigstens die Fans eine mehr als anständige Figur machen.
60. Minute
Ausgleich 1:1 mehr als glücklich.
Alle rasten aus. Auch ich freue mich, ich springe ich jubele. Doch irgendwie bleibt in mir ein undefinierbares Gefühl zurück. Die Freude ist bloß oberflächlich. Wieso kann ich mich nicht mehr so freuen wie früher?
Wieso kommt mir meine Freude so falsch vor.
73 Minute
Das Spiel ist weiterhin schlecht. Koblenz drückt. Unsere Jungs sind offensichtlich im Spiel nach vorne Fußballerisch begrenzt.
Koblenz kommt über rechts. Unsere Mannen kommen mir irgendwie Fußkrank vor, oder doch vielleicht unmotiviert? Flanke, Kopfball drin das Ding so einfach.
Um mich herum wieder kollektives Entsetzen. Bei mir? Zur Kenntnisnahme, nicht mehr und nicht weniger.
Abpfiff
Schlechtes Spiel verdient verloren, die Versager werden für ihre Arbeitsverweigerung noch beklatscht. Sachen schnell zusammengepackt, Zaunfahne in Sicherheit gebracht, und aus dem Gästeblock getrollt.
Auf dem Weg zum Bahnhof sieht man viele traurige Gesichter, doch auch einige wenige die dem meinen ähneln. Resignation, die Frage ob es jetzt so weitergeht ist in ihren Gesichtern zu lesen.
Zugfahrt zurück
Es wird sich nett unterhalten. Oberflächliches Gequatsche. Ich höre weg und bin in Gedanken versunken. Ich Frage mich was man tun kann und mir wird klar, was wir schon alles versucht haben und wie begrenzt mein Einfluss als Fan eigentlich ist. Habe ich resigniert? Diese Frage habe ich mir auch nach den letzten Spielen immer gestellt. Doch mir wird in diesem Moment eines klar. Ich darf nicht aufgeben, und ich werde nicht aufgeben. Das bin ich meiner Liebe, meiner Stadt und mir selbst verdammt nochmal schuldig.
Ich weiß jetzt wieso ich mir das ganze Woche um Woche wieder antue.
Am Ende stehen nur 3 Dinge
Die absolute Entschlossenheit nicht aufzugeben, Die absolute Gewissheit das sich früher oder später was ändern wird, wenn man weiter am Ball bleibt, sowie die Sucht nach allem wofür dieser Verein früher stand, was ich nur noch rudimentär erleben durfte.
Naja Leute, das ist mir zu Koblenz eingefallen. Macht damit was ihr wollt.