Ich kann schon nachvollziehen, daß das Fell eines HSV-Anhängers langsam dünn wird. Ich hatte da ja auch schon meine Probleme mit meinem Zweitclüble und wie es aussieht, kann ich mich auch in dieser Saison nicht über zu große Wertschätzung beklagen

Leider sind in beiden Fällen die "Kommentare" aber nicht die Vorlagen, sondern nur die Direktabnahmen auf die Vorlagen, die niemand anderer, als die Vereinsführungen liefern. Und im Fall des HSV eben lückenlos seit Jahren.
Ich möchte nicht versäumen, darauf hinzuweisen, daß ich durchaus Sympathien für den HSV hegte und noch immer hege. Ich bin auch dort im Forum angemeldet, wobei ich mich allerdings dort nur sehr selten zu Wort melde. Ich lese aber ziemlich regelmäßig mit und bilde mir durchaus ein, meine Meinung mit inhaltlichem Fundament unterfüttern zu können. Und deshalb bin ich auch der Meinung, daß es eben nicht nur Vorstände und sonstige Amtspersonen sind, die den HSV in die Dauermisere geitten haben, sondern daß viel mehr dahintersteckt und viele mehr verantwortlich sind.
Abgesehen von Vorständen u.a. sehe ich die Verantwortung im Fall des HSV zu nicht geringen Teilen auch bei den Fans. Und damit meine ich nicht nur die viel zu lange viel zu mächtigen "Supporters" mit deren direkten Aufsichtsratsvertretern, die eine Einmaligkeit im deutschen Profifußball darstellten, sondern ebenso einen großen Teil der ganz "normalen" Szene rund um den HSV, die das Spiel "Himmelhoch jauchzen, zu Tode betrübt sein" bis zum Exzess getrieben hat. Jahr für Jahr wurde vom internationalen Geschäft schwadroniert, sobald einmal 3 Punkte erspielt worden sind, Jahr für Jahr wurde alles und jeder in Frage gestellt, wenn einmal verloren wurde. Die Konstanz fehlte nicht nur auf der Bank oder auf dem Platz, sondern auch im gesamten Umfeld des Vereins.
Das einzig Konstante beim HSV war die seit einigen Jahren für niemanden mehr zu erfüllende Anspruchshaltung eines Erfolgs, der einzig einer Hansestadt mit Weltgeltung gut zu Gesicht steht. Verbindet man sonst den Hanseaten als Modellcharakter für Augenmaß, Zurückhaltung und unaufgeregte Effizienz, schlägt dies im Fußball ganz gerne in völlig unbegründete Arroganz und Scheuklappenkonservativismus um. Ich muß sagen, daß ich ganz persönlich mit dem gar nicht so vereinzelt auftretenden (hoch)näselnden HSVer ein Problem habe. Und der Verein definitiv auch. Es kann nicht sein, was nicht sein darf, heißt es und in immer wiederkehrenden Diskussionen wird beispielsweise auf den eigentlich hochwertigen Kader hingewiesen, der allerdings, man kann es an den Tabellenständen der letzten Jahre unschwer ablesen, eben nicht hochwertig ist.
Alles sollte nun anders werden und gewisse Reformen sind auch erstens schon längst fällig und zweitens auch durchaus gute Gründe, um an eine bessere Zukunft zu glauben. Leider ist man aber offenbar der Meinung, daß die Wirkung bereits in kürzester Frist wirksam sein wird oder daß die Besserung bereits in allen Bereichen eingetreten ist. Umso größer die momentane Ernüchterung.
Nun also ein neuer Trainer und diesmal ein wirklich neuer. Ich wünsche ihm Glück. Ob beispielsweise ein Jansen, der seit gefühlten 10 Jahren gefühlte 20 Trainer kommen und gehen sah, dieselben aufrichtigen Willkommensgrüße sendet, weiß ich nicht. Sicher ist wohl nur, daß Jansen, Westermann und wie die "Gestandenen" auch alle heißen, Zinnbauer genauso neutral gegenüberstehen, wie möglicherweise später auch dem Trainer "Post-Zinnbauer". Es ist nämlich völlig egal, wer unter diesen Spielern Trainer wird oder Trainer ist.
Ich bin sehr gespannt, wie es beim HSV sportlich weitergeht und auch finanziell habe ich große Bedenken. Schon wieder hat man Mittel in die Mannschaft gepumpt, die eigentlich dringendst für die Konsolidierung der immensen Haushaltslücken zu verwenden waren. Auch Kühne wird nämlich seine Grenzen haben und sollte er mittelfristig der einzige Anteilseigner des neuen HSV bleiben, wird wohl auch der teilweise schon jetzt nicht unproblematische Einfluss dieses Gönnerfans nicht abnehmen (was er bei mehreren Anteilseignern mit ähnlichen Einlagen ja tun würde), sondern der HSV wird, mit allen negativen Folgen, voll und ganz am Tropf eines Einzelnen hängen. Ich glaube ja, daß Kühne das gar nicht will, glaube aber auch, daß potentielle Anleger sich dreimal überlegen, ob sie als Anleger zunächst im Schatten des omnipräsenten Schwergewichts Kühne stehen wollen.
Ich hoffe, daß Du, Tobi, mit meinen Ausführungen, die natürlich diskutabel sind und bleiben, einigermaßen leben kannst.