Yike
verstorben
Mogelpackung ohne Gütesiegel
Bei vielen Fußball-Vereinen ist die Begeisterung für die neue dritte Liga längst verflogen
Matthias Wolf
BERLIN. Nein, dritte Bundesliga darf die neue Klasse nicht heißen. Obwohl so ein Gütesiegel wunderbar für die Klubs zu vermarkten gewesen wäre. Doch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) habe ihr Veto eingelegt, sagt Helmut Sandrock, der für die dritte Liga zuständige Direktor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB): "Die wollen einen gewissen Schutzraum für ihre Produkte."
Die erste und zweite Bundesliga sollen nicht abgewertet werden. Ein Grund von mehreren, warum die Begeisterung auch bei Dirk Zingler längst verflogen ist. "Ich bin tief enttäuscht", sagt der Präsident des 1. FC Union Berlin, "was die Einnahmen angeht, wird die neue Liga keine Verbesserung." Am Sonnabend starten die Köpenicker bei Borussia Dortmund II in das Unternehmen Qualifikation zur dritten Profiliga, die letzten sechzehn Partien stehen an. Für viele Vereine galt die neue Spielklasse bisher als gelobtes Land. Doch mittlerweile ist von einer Mogelpackung die Rede.
Kleiner Zugewinn
Den ersten Klubs, wie dem von der Insolvenz bedrohten VfB Lübeck, dem in der laufenden Saison 600 000 Euro fehlen, geht finanziell bereits jetzt die Luft aus. Andere stellen beim Durchrechnen der kommenden Saison fest, dass vieles teurer wird, sich aber der Ertrag kaum erhöht. Das fängt beim Fernsehgeld an. Statt 375 000 Euro erhalten die Drittligisten zwar künftig rund 250 000 Euro mehr, aber dafür steigen die Ausgaben. In diesen Tagen hat zum Beispiel Union erfahren, dass allein an Verbandsabgaben für Schiedsrichter künftig 75 000 statt wie bisher 25 000 Euro fällig werden sollen. "Das ärgert uns. Der vermeintliche Zugewinn wird immer kleiner", sagt Zingler: "Den erhofften wirtschaftlichen Sprung wird es nicht geben. Ich sehe die neue dritte Liga genauso kritisch wie die bisherige Regionalliga." Und schon die sei nur sehr schwer zu finanzieren gewesen.
In den vergangenen Spielzeiten fuhr Union jeweils einen Verlust von rund einer halben Million Euro ein. Auch in dieser Saison klagen Lieferanten über die schlechte Zahlungsmoral des Klubs. "Nur wer ganz laut schreit, kriegt mal eine Abschlagszahlung", sagt einer. Eigentlich sollte künftig alles besser werden für die Eisernen, die einmal pro Quartal ihre Finanzen dem DFB offenlegen müssen. Aber jetzt sieht es ganz danach aus, "dass es künftig ein Überlebenskampf bleibt", wie Zingler sagt. Auch, weil erst ab 2009 ein neuer Fernsehvertrag abgeschlossen werden kann. "Die Klubs erwarten das, und wir werden uns auch bemühen, dann mehr Geld auszuhandeln", sagt Sandrock. Zusagen bleiben aber vage, während Dirk Zingler erwartet, "dass der DFB 2009 endlich Farbe bekennt".
Bis dahin sind die Vereine auf sich selbst gestellt - und stoßen an ihre Grenze, wenn sie den Spielbetrieb in der neuen Liga durchfinanzieren wollen. Zwar hat Union den Sponsorenpool mittlerweile auf 122 Firmen erhöhen können, ein neuer Höchstwert, "aber mehr Geld werden die Sponsoren nicht geben", sagt Zingler. "Bis jetzt weiß ja auch noch keiner, was wir wirklich bieten können." Auch Sandrock räumt ein, dass bei aller Attraktivität, die er der neuen Klasse zuspricht, "noch unklar ist, was das Produkt wert ist". Zwar will die ARD-Sportschau künftig noch mehr über die Drittligisten berichten, auch ein Sonntagsspiel wird verwertet - aber die Bedeutung der Klasse bleibt doch eher regional. Bezeichnend: Die Saisoneröffnung im Juli, wenn die Bundesligen noch nicht spielen, wird nur im dritten Programm live übertragen.
Quelle und weiterlesen
Bei vielen Fußball-Vereinen ist die Begeisterung für die neue dritte Liga längst verflogen
Matthias Wolf
BERLIN. Nein, dritte Bundesliga darf die neue Klasse nicht heißen. Obwohl so ein Gütesiegel wunderbar für die Klubs zu vermarkten gewesen wäre. Doch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) habe ihr Veto eingelegt, sagt Helmut Sandrock, der für die dritte Liga zuständige Direktor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB): "Die wollen einen gewissen Schutzraum für ihre Produkte."
Die erste und zweite Bundesliga sollen nicht abgewertet werden. Ein Grund von mehreren, warum die Begeisterung auch bei Dirk Zingler längst verflogen ist. "Ich bin tief enttäuscht", sagt der Präsident des 1. FC Union Berlin, "was die Einnahmen angeht, wird die neue Liga keine Verbesserung." Am Sonnabend starten die Köpenicker bei Borussia Dortmund II in das Unternehmen Qualifikation zur dritten Profiliga, die letzten sechzehn Partien stehen an. Für viele Vereine galt die neue Spielklasse bisher als gelobtes Land. Doch mittlerweile ist von einer Mogelpackung die Rede.
Kleiner Zugewinn
Den ersten Klubs, wie dem von der Insolvenz bedrohten VfB Lübeck, dem in der laufenden Saison 600 000 Euro fehlen, geht finanziell bereits jetzt die Luft aus. Andere stellen beim Durchrechnen der kommenden Saison fest, dass vieles teurer wird, sich aber der Ertrag kaum erhöht. Das fängt beim Fernsehgeld an. Statt 375 000 Euro erhalten die Drittligisten zwar künftig rund 250 000 Euro mehr, aber dafür steigen die Ausgaben. In diesen Tagen hat zum Beispiel Union erfahren, dass allein an Verbandsabgaben für Schiedsrichter künftig 75 000 statt wie bisher 25 000 Euro fällig werden sollen. "Das ärgert uns. Der vermeintliche Zugewinn wird immer kleiner", sagt Zingler: "Den erhofften wirtschaftlichen Sprung wird es nicht geben. Ich sehe die neue dritte Liga genauso kritisch wie die bisherige Regionalliga." Und schon die sei nur sehr schwer zu finanzieren gewesen.
In den vergangenen Spielzeiten fuhr Union jeweils einen Verlust von rund einer halben Million Euro ein. Auch in dieser Saison klagen Lieferanten über die schlechte Zahlungsmoral des Klubs. "Nur wer ganz laut schreit, kriegt mal eine Abschlagszahlung", sagt einer. Eigentlich sollte künftig alles besser werden für die Eisernen, die einmal pro Quartal ihre Finanzen dem DFB offenlegen müssen. Aber jetzt sieht es ganz danach aus, "dass es künftig ein Überlebenskampf bleibt", wie Zingler sagt. Auch, weil erst ab 2009 ein neuer Fernsehvertrag abgeschlossen werden kann. "Die Klubs erwarten das, und wir werden uns auch bemühen, dann mehr Geld auszuhandeln", sagt Sandrock. Zusagen bleiben aber vage, während Dirk Zingler erwartet, "dass der DFB 2009 endlich Farbe bekennt".
Bis dahin sind die Vereine auf sich selbst gestellt - und stoßen an ihre Grenze, wenn sie den Spielbetrieb in der neuen Liga durchfinanzieren wollen. Zwar hat Union den Sponsorenpool mittlerweile auf 122 Firmen erhöhen können, ein neuer Höchstwert, "aber mehr Geld werden die Sponsoren nicht geben", sagt Zingler. "Bis jetzt weiß ja auch noch keiner, was wir wirklich bieten können." Auch Sandrock räumt ein, dass bei aller Attraktivität, die er der neuen Klasse zuspricht, "noch unklar ist, was das Produkt wert ist". Zwar will die ARD-Sportschau künftig noch mehr über die Drittligisten berichten, auch ein Sonntagsspiel wird verwertet - aber die Bedeutung der Klasse bleibt doch eher regional. Bezeichnend: Die Saisoneröffnung im Juli, wenn die Bundesligen noch nicht spielen, wird nur im dritten Programm live übertragen.
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