Alle Augen auf die Neuen

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Kasi

Bezirksliga
Alle Augen auf die Neuen

Die Zebras standen beim 0:0 gegen Bratislava in der Defensive sehr sicher. Das lag vor allen an Caligiuri und Tararache.

Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Mike Rietpietsch saß in der Businesslounge der MSV-Arena. In Sweatshirt und Jeans. Jupp Ivanovic und Kai Michalke neben ihm, vor sich Teller vom Büfett. Von der Balustrade der Lounge aus hätten sie sehen können, wie sich im Erdgeschoss Marco Caligiuri und Mihai Tararache von einem Fragesteller zum anderen vorarbeiteten. So ist das eben: Während die aussortierten Profis des Fußball-Bundesligisten MSV Duisburg wenig beachtet wurden, standen die Neuzugänge im Blickpunkt. Das natürlich mit gutem Grund: Beim 0:0 des MSV gegen den FC Artmedia Bratislava gehörten Tararache und vor allem Caligiuri zu den auffälligen Spielern.

Es ist nur eine Partie, es ist ein Test, noch kein Bundesligaspiel, und entsprechende Vorsicht ist bei Urteilen angebracht. Aber Tararache, mit viel Vorschussslorbeer gekommen, spielte einen absolut soliden Part im defensiven Mittelfeld, ging robust dazwischen, brachte seine Pässe im Aufbau an den eigenen Mann und ging jeden Weg, der sein musste. Neben ihm spielte Marco Caligiuri eine Halbzeit lang, und das sehr auffällig: Der junge Mittelfeldspieler hat in Stuttgart, das lässt sich erkennen, eine gute Ausbildung genossen, vor allem im Aufbau macht Caligiuri vieles richtig. "Mihais Vorstellung hat mich sehr erfreut", lobte Trainer Jürgen Kohler, "und Marco hat eine erstaunliche Ruhe am Ball. Man hat gesehen, warum wir ihn verpflichtet haben."

Im Angriff fehlt die Konsequenz
Das klingt gut, und mit dem überzeugenden Einstand der beiden defensiven Mittelfeldspieler sind die angenehmen Erkenntnisse der Generalprobe noch nicht beendet. Der MSV stand hinten sehr gut, die Mannschaft ließ über eine Stunde lang keine Chance der Gäste aus Bratislava zu. Uwe Möhrle, Marino Biliskov und Alexander Meyer, die die Dreierkette bildeten, dürften erfreut registriert haben, dass die Angriffe des Gegners viel häufiger als früher schon vor der Abwehr abgefangen wurden. Vom 3-5-2-System profitiert auch Dirk Lottner. Mit zwei Abfangjägern im Rücken entstand eine Stunde lang jede gute Angriffsaktion des MSV aus einem Lottner-Pass. Da waren einige Sahnestücke dabei, meist auf Tobias Willi, der vor der Pause die linke Seite beackerte, danach die rechte. Willis Pässe in die Mitte endeten allerdings viel zu selten mit einem Torschuss. Entweder kam der Ball nicht an, oder der MSV beherzigte einfache Regeln nicht: Ein Mann am kurzen Pfosten, einer am langen, am Strafraum die nächsten Offensiven, um den zweiten Ball zu verwerten - vorne haperte es.

Womit man bei den weniger angenehmen Erkenntnissen wäre: "Im Angriff fehlte die letzte Konsequenz", monierte Jürgen Kohler, "da müssen wir zulegen." Das lag auch daran, dass Klemen Lavric noch eine Menge fehlt, um die Gefährlichkeit der ersten Saisonspiele auszustrahlen. Nach der langen Verletzung verständlich, aber Zeit ist ein Luxus, den sich der MSV angesichts der Lage in der Liga nicht erlauben kann. Was auch bedenklich stimmt: Aziz Ahanfouf, der für Lavric kam, gelang gegen Bratislava kaum etwas.

Die Schwächen sind erkannt, eine Woche lang hat der MSV noch Zeit, an ihnen zu arbeiten. Immerhin: Neue Stärken deuten sich an, diese liegen vor allem in der Defensive. Es scheint, als stünde vor der Kette jetzt endlich eine Hürde für den Gegner. Und hinter der Kette hat der MSV schließlich noch Georg Koch. Auch der, obwohl kaum beschäftigt, bekam von Jürgen Kohler ein Sonderlob: "Wie er seine Vorderleute dirigiert und angesprochen hat, zeigt seine Stärke, das hat mir gefallen."

Alles in allem: Der MSV hat schon schlechtere Generalproben gespielt. Aber Fußball, dazu muss man nicht Mike Rietpietsch oder Kai Michalke fragen, ist ein schnelllebiges Geschäft. Was jetzt zählt, ist der Start in Stuttgart.

NRZ
 
Nicht die Zeit für Fehler

Eine Woche noch. Dann beginnen für den MSV Duisburg die wichtigsten vier Monate seit langem. Schaffen die Zebras den Klassenerhalt in der Bundesliga? Oder müssen sie zurück in die 2. Liga? Wahrscheinlich sind sich heute nur wenige darüber im Klaren, was das bedeuten würde. Dabei geht es nicht so sehr darum, dass niemand scharf darauf ist, im kommenden Winter an einem lausig kalten Freitagabend in Paderborn auf knüppelhart gefrorenem Boden spielen zu müssen. Es geht darum, dass der MSV wieder einmal neu aufbauen müsste, den mühsam erworbenen Kredit verspielt hätte - und nicht zuletzt vor dem Problem stünde, mit weniger Geld und Umsatz als jetzt das Stadion abzahlen und daher verhindern zu müssen, dass er in der Zweitklassigkeit stecken bleibt.Es hängt eben mehr am Klassenerhalt für den MSV als für einen Verein wie den 1. FC Köln. Dort hat man schon reichlich Böcke geschossen über die Jahre, aber angesichts des gewaltigen Sponsoren- und Fanpotenzials kann sich der Verein Fehler erlauben, die der MSV nicht machen darf.Dabei sind die wichtigsten Entscheidungen ja gefallen. Jürgen Kohler ist neuer Trainer, und ihm gelten alle guten Wünsche. Aber noch kann niemand sagen, ob der MSV mit ihm den richtigen Griff getan hat. Es ist deutlich mehr Zug drin, aber das ist nach Trainerwechseln üblich. Im Laufe der Woche hat Jürgen Kohler vier Spieler aussortiert, das ist sein gutes Recht. Es ist für die Betroffenen nicht schön, aber das gehört zur Branche dazu. Trotzdem ist das Aussortieren von vorhandenen und die Verpflichtung von neuen Spielern immer ein schmaler Grat: Beim bisherigen Kader sollte nicht das Gefühl aufkommen, bisher sei alles falsch gemacht worden.Dass es Fehler gegeben hat, ist offenkundig, ein Blick auf die Tabelle genügt. Ohne es zu wollen, hat Jürgen Kohler schließlich auch über die Einkaufspolitik vom Sommer geurteilt. Seine Neuen müssen schon ganz anders einschlagen. Auch da ist es noch zu früh für ein endgültiges Urteil, aber was Marco Caligiuri und Mihai Tararache gegen Bratislava gezeigt haben, macht Mut. Mit aller nach nur einem Spiel angebrachten Vorsicht: Hinten scheint der MSV wesentlich besser zu stehen, vorne muss er dringend zulegen. Auch der Stürmer, der noch kommen soll, muss ein Treffer sein, Fehlgriffe sind nicht mehr drin.

Selbst wenn alles passt, wird es der MSV nicht ohne eine Menge Glück schaffen. Die Hinrunden-Hypothek ist groß, und im Gefühl, mit neuem Trainer, neuen Spielern und neuem Schwung durchzustarten, vergisst man leicht, dass in den letzten Wochen in Nürnberg, Kaiserslautern und Köln nichts anderes passiert ist als beim MSV.Bangemachen gilt trotzdem nicht. In 17 Spielen entscheidet sich mehr als die Frage, in welcher Liga der MSV im kommenden Jahr spielt. Jeder weiß das. Und nun gilt´s.

NRZ
 
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