Solche Aufrufe werden nicht auf die Homepage gestellt, weil man Bock darauf hat, ein Klima des Denunziantentums zu erzeugen. Ob sie auch nur einen einzigen potentiellen Denunzianten dazu bewegen, zum Beispiel einen Bengaloanzünder zu verpfeifen, ist zudem äusserst fraglich. Viel wahrscheinlicher ist hingegen, dass dieses "Denunziantentum" unangefragt auch dann zustande kommt, wenn es keinerlei derartige Aufrufe gibt.
Hier geht es nicht um Maas persönlich, über den soll jeder denken, was ihm beliebt, und ihm seine Meinung sagen, oder nicht. Aber worum es doch gehen sollte, ist die politische Absicht, die in der Person des Innenministers Jäger Gestalt angenommen hat, und der es schlicht und einfach darum geht, gesellschaftliche Probleme zu privatisieren, um Kosten einzusparen. Die haben den langen Hebel bei der DFL seit Jahren angesetzt, und die DFL gibt diesen Druck eben weiter. Hierin ist der MSV eine Grösse fast ohne mitbestimmenden Einfluss, und jeder Euro, den wir mehr ausgeben müssen, weil es wieder eine Geldstrafe oder eine Verschärfung von Auflagen gibt, die der Verein stemmen muss, ist bei unserem Budget einfach fatal.
Natürlich kann Borussia Dortmund auch locker eine Rechnung stemmen, die ihnen Jäger vielleicht demnächst für einen Polizeieinsatz zuschickt, wie er es seit langem schon androht, und wie es in Bremen ja auch schon verwirklicht wurde. Die Frage ist, wie sich eine solche Rechnung innerhalb unseres Gesamtbudgets ausnehmen würde. Um so etwas abzuwehren, muss ein Maas, und müssen auch andere im Verein, zumindest dem Eindruck Vorschub leisten, dass sie hinsichtlich dessen, mit der Polizei zu kooperieren, nicht nur untätig die Zeit abwarten. Dass die Polizei und der Ausrichter einer Grossveranstaltung zusammenarbeiten, kann ja nicht an sich schon das sein, was einen als Fan demütigt und kränkt. Und dass Bengalos nun mal, alle auch nur möglichen Ansichten darüber helfen nicht weiter, faktisch bei Fussballspielen verboten sind, ist eine Tatsache, die ein Verantwortungsträger wie Maas nun einmal nicht wird umgehen können. Die kommen direkt zu dem, und lassen sich vorlegen, was der Verein dafür tut, es zu verhindern.
Inwieweit der Aufruf auf der Homepage hier trotzdem eine Grenzüberschreitung war, mag man diskutieren, aber die Ursache liegt doch erkennbar nicht darin begründet, dass man einen Verein von unerwünschten Elementen "säubern" will. Sondern, dass man alles versucht, mit dem Druck, der über die finanzielle Schiene aufgebaut wird, irgendwie umzugehen. Was nun daraus geworden ist, hilft definitiv nur Jäger, dem so eine gelungene Spaltung polizeitaktisch ausgesprochen gut zupass kommen dürfte.
Natürlich kann man an der Stelle auch die Würde ins Spiel bringen, und dieses ganze Lavieren in einem Haifischbecken, in dem man nur eine kleine Wasserschildkröte ist, die sich ums nackte Überleben abstrampelt, als insgesamt unerträglich brandmarken. Aber dann sollte man es auch aushalten können, und zwar höffentlich auch mit einer entsprechenden Würde, wenn man einfach nur in jedem Spiel chancenlos untergeht, weil man die finanzielle Grundlage für einen konkurrenzfähigen Zweitligakader nicht aufbringen kann.