Auf ein Wort mit... Michael Meier

Zebraherde e.V

Regionalliga
Auf ein Wort mit... Michael Meier
Von Hooligans, über das MSV-Museum zum Wandel des Profifußballs

Michael Meier war 25 Jahre lang der Sicherheitsbeauftragte beim MSV Duisburg. Im Sommer hat er sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet, so richtig ohne MSV geht es aber trotzdem nicht! Wir haben ihn zum exklusiven Zebraherde-Interview getroffen, zwar nicht wie eigentlich geplant zum Kaffee-Klatsch, aber besondere Situationen benötigen auch besondere Lösungen. Eine über dreistündige Telefonkonferenz mit zahlreichen faszinierenden Geschichten machte dieses Interview möglich und kann euch Einblicke in das Leben hinter den Kulissen gewähren.

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Michael, vor nicht einmal einem Jahr hast du deinen wohlverdienten Ruhestand angetreten und deinen Job als Sicherheitsbeauftragter beim MSV an den Nagel gehängt. Wie ist es dir seitdem ergangen, was machst du in deiner freien Zeit und viel wichtiger, hält es deine Frau noch mit dir aus?

Das stimmt. Am 30. Juni bin ich nach 25 Jahren beim MSV in Rente gegangen. Aber ich kann sagen: Entzugserscheinungen habe ich immer noch und bin auch noch so verknüpft, dass ich am liebsten sofort wieder arbeiten würde. Nach so langer Zeit im Amt ist es natürlich nicht einfach Abschied zu nehmen und das Alles hinter sich zu lassen, grade wenn das eigene Herz auch in blau-weiß schlägt!
Zur Zeit lese ich viel und führe lange Gespräche mit meiner Frau. Nach 25 Jahren Ehe mit dem MSV, in der meine Frau fast mehr meine Geliebte war, hat sich das jetzt umgekehrt und ich bin ganz für meine Liebste da. Es ist schon toll, dass sie es wirklich so lange mit mir ausgehalten hat, auch nachdem ich regelmäßig im Urlaub zuerst mein Büro aufgebaut habe, um immer über den MSV informiert zu sein. In zwei Wochen werden wir uns nun einen Hund zulegen (Nederlanse Kooikerhondje). Er wurde am 14. Februar geboren, ist total süß und wir sind ganz aufgeregt und haben alles geplant - vom Bällebad bis zum Sandkasten! Meine Frau hatte früher schon Hunde und so erfüllen wir uns gemeinsam einen Traum.

Was gehörte zu deine täglichen Aufgaben als Sicherheitsberater? Was hat sich über die Jahre verändert? Gewähr uns doch mal bitte einen Blick hinter die Kulissen.

Als Sicherheitsbeauftragter gibt es sehr vielfältige Aufgaben. Zu den wichtigsten gehört die Sicherstellung eines reibungslosen Ablaufs bei Heimspielen. Das beginnt bei der Informationsbeschaffung bei der Polizei, beim Sicherheitsbeauftragten der Gäste, dem Fanbeauftragten der Gastmannschaft etc. und man führt diese dann zusammen, um ein Konzept zu entwickeln, wie man am jeweiligen Spieltag bestmöglich die Sicherheit gewährleisten kann, sodass das Spiel für alle Seiten reibungslos verläuft. Natürlich gibt es zahlreiche Gesetze und Vorgaben von DFB, DFL und und dem Bund, die dabei berücksichtigt werden müssen.
Vor und während der Spiele gibt es Sicherheitstreffen, um auch auf aktuelle Entwicklungen einwirken zu können.
Über die Jahre hat sich der Fußball aber auch massiv verändert. Als ich angefangen habe, gab es große Probleme mit Hooligans. Das gibt es heute im Stadion fast gar nicht mehr. Dafür wird heute jedoch vieles politisiert, was dann zu Unstimmigkeiten untereinander führt. Zahlreiche Gesänge die früher an jedem Spieltag zu hören waren, waren zu der Zeit ganz normal - heute jedoch ist es ein riesiger Skandal.

Wie hast du in deiner Position den Sturm der Dresdener über den Oberrang des Wedaustadions vor einigen Jahren wahrgenommen?

Das war für mich sehr erschreckend und es war eine Situation, die so nicht passieren soll und darf! Es kommt immer auch auf die Motivation der Gästefans an. Hinterher stellte sich heraus, dass sich die Dresdener da sehr akribisch drauf vorbereitet haben. Die Duisburger haben sich sofort dagegengestellt. Da waren auch die Konflikte untereinander vollkommen egal, hier zählte nur alle gemeinsam für den MSV. Schlägereien lehne ich aber generell ab. Ich kann andererseits aber auch unsere Fans verstehen. Zu diesem Augenblick blieb ihnen ja fast keine andere Wahl. Die Dresdner liefen ja direkt auf den Familienblock zu, der von Duisburger Seite massiv verteidigt wurde.
Ich konnte die Situation nur so beurteilen, wie ich sie in dieser Sekunde wahrgenommen habe. Somit konnte ich auf Duisburger Seite bspw. keinen Landfriedensbruch oder etwas Ähnliches feststellen.

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Ein Andenken für den Ruhestand.

Eine Anhörung bei Stadionverboten hast du in Duisburg eingeführt. Inwiefern hat dich der Einblick von den Seiten der Beschuldigten, wie auch von den Anklägern, in der Entscheidungsfindung beeinflusst?

Ich habe immer gesagt, es gibt zwei Seiten. Auf der einen die Anschuldigungen, meistens von der Polizei, auf der anderen die Aussagen der Beteiligten. Diese beiden Aussagen waren oft vollkommen konträr, haben sich aber im Verlauf zu einer realistischen Aussage entwickelt. Sich beide Seiten anzuhören, ist in meinen Augen auch einfach nur fair gegenüber den Beschuldigten. Aufgrund falscher Beurteilungen gibt und gab es oft auch absolut ungerechtfertigte Stadionverbote, die den Betroffenen dann teilweise aus seinem kompletten sozialen Umfeld gerissen haben. Das kann natürlich auch nicht der Sinn und Zweck des Ganzen sein. Mittlerweile hat sich dieses Prozedere einer Anhörung zum Glück fast überall etabliert. Natürlich hat man manchmal auch keinen Ermessensspielraum.
Neben den Anhörungen hat sich in Duisburg dann eine Stadionverbots-Kommission entwickelt. In dieser sind neben dem Sicherheitsbeauftragten auch der Geschäftsführer und der Vorstand des Vereins vertreten - zudem auch der Fanbeauftragte und der Vertreter des Fanprojektes. Dort wird beschuldigten Personen die Möglichkeit gegeben, sich zu Anschuldigungen zu äußern und die Kommission kann sich durch Rückfragen ein genaues Bild der Geschehnisse machen. Zum Ende wird dann gemeinsam entschieden, wobei der Fanbeauftragte und das Fanprojekt hier keine Stimme haben, da sie für die Fans da sind und kein Misstrauen entstehen soll.
So kam es auch zum Bewährungsmodell in Duisburg. Jeder Stadionverbotler hat die Chance sich zu rehabilitieren und seinem gewohnten sozialen Umfeld erhalten zu bleiben. Dieses Modell wurde von den Ultragruppen entwickelt und in Zusammenarbeit mit dem Verein realisiert.
Ich habe immer versucht ehrlich und fair zu sein. Egal wer bei mir im Büro saß - Ehrlichkeit und Offenheit habe ich immer sehr begrüßt.

Du hast den Job beim MSV über viele Jahre gemacht, wie hat sich der Fußball in deinen Augen über die letzen Jahre verändert?


Es fand eine enorme Kommerzialisierung statt und die Spieltage wurden immer weiter zerstückelt. Fußball ist samstags! Mir ist natürlich bewusst, dass der Verein Gelder generieren muss, die zum Großteil aus Fernsehgeldern und Sponsoringeinnahmen bestehen. So hat sich über die Jahre ein enormer Rattenschwanz an Abhängigkeiten entwickelt. Das Resultat kann man zur Zeit, glaube ich, ganz gut sehen.
Auch wurde durch neue Gesetze vieles kriminalisiert, was in der Vergangenheit allgegenwärtig war. Im Zuge der WM 2006 in Deutschland konnte man da eine eindeutige Entwicklung erkennen. So kamen viele Stadionverbote zusammen, die es vorher wohl nicht gegeben hätte.
Außerdem glaube ich, dass sich in der Anreise der Fans zu Auswärtsspielen etwas geändert hat. Früher hatte ich das Gefühl, dass viele Szenen geschlossen mit dem Zug angereist sind. Heute fahren viele Gruppen mit dem Bus oder privaten PKW. Für die Behörden ist es somit unübersichtlicher geworden, aber der Fanbeauftragte kann fast immer ein sehr genaues Bild geben.

Ein Vierteljahrhundert MSV-Geschichte hast du hautnah miterlebt. Seit einiger Zeit gibt es immer konkretere Bestrebungen, ein eigenes MSV-Museum zu realisieren. Wie findest du diese Idee?

Ich fände ein Museum in Duisburg toll! Ein klares Konzept und eine gesicherte Finanzierung muss aber die oberste Prämisse sein. Da könnte man mit Sponsoren und Wechselaustellungen arbeiten, um auch ein stetiges Interesse der Fans zu sichern - schließlich gibt es ja immer wieder etwas Neues zu entdecken. Die Geschichte des MSV ist voll von faszinierenden Anekdoten und Exponaten, die vom Team des Museums so liebevoll zusammengetragen werden. Ich muss aber auch klar sagen, dass kein Geld aus dem sportlichen Etat genutzt werden darf, da dort ebenfalls jeder Euro benötigt wird. Hier denken viele oft nur an die Profis, zum Verein gehören aber auch die zahlreichen Jugendmannschaften und Frauenteams, die ebenfalls aus diesem Topf bedient werden. Und es ist schwierig eine geeignete Räumlichkeit zu finden, aber ich glaube an das Projekt und bin überzeugt, dass dieses Projekt auch realisierbar ist. Das Museums-Team um Volker Baumann macht einen tollen Job und mit Hilfe der Fans ist immer vieles möglich.

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Hier hat Michael lange Jahre seinen Job verrichtet.

Der DFB ist in der 3. Liga für den MSV zuständig. Er gehört zu den wohlhabensten Vereinen der Welt. Was würdest du dir vom DFB wünschen?

Ich würde mir eine finanzielle Hilfe für die notleidenden Vereine wünschen. Gerade in der 3. Liga ist vieles Spitz auf Knopf finanziert und mit hohen Auflagen verbunden, die die Vereine so schon kaum erfüllen können. Ein einheitliches Konzept zu entwickeln, bei dem alle Vereine gleichberechtigt Hilfe bekommen, ist aber gar nicht so einfach. Nach meiner Auffassung sollte die aktuelle Saison abgebrochen und die Ligen entsprechend aufgestockt werden, sodass es keine Absteiger gibt. Wenn man in die unmittelbare Umgebung schaut, dann sind viele Traditionsvereine massiv von der Insolvenz bedroht und die ganze Arbeit vieler Jahre steht auf der Kippe. Gerade Vereine, die wirtschaftlich solide gewirtschaftet haben, dürfen keinen Nachteil erfahren - und da geht es nicht nur um Fußball. Insbesondere der Breitensport ist ja auch massiv betroffen. Ich hoffe, dass sich der Fußball in Zeiten wie diesen wieder auf das besinnt, was er mal war. Ich glaube immer mehr Leute merken, dass es nur vorwärts geht, wenn man untereinander solidarisch ist. Will man den Ruf als Sportart Nummer eins beibehalten, dann geht es nur zusammen.

Warum Michael mal mit einem Spaten durch den VIP-Raum lief, warum über Nacht weit über 1 Millionen Euro in seinem Kofferraum lagen und wie er die aktuelle Lage für den Meidericher Spielverein einschätzt, lest ihr bald in Teil 2 des Interviews…
 
Auf ein Wort mit... Michael Meier II
Hansa Rostock - Fürst Albert von Monaco - Solidarität!

Da war doch noch was...

Hier gibt es nun also Teil II unseres Interviews mit Michael Meier. Es erwarten euch zahlreiche Anekdoten und Blicke hinter die Kulissen, die man sich so kaum vorstellen kann. Zudem haben wir mit Michael über die aktuelle Situation und ihre Auswirkungen auf den
Spielverein gesprochen, aber lest selbst...

In 25 Jahren als Sicherheitsberater hast du mit Sicherheit einige kuriose Dinge erlebt. Was ist dir beruflich in besonderer Erinnerung geblieben?


(lacht) Eine Rückfahrt aus Rostock ist mir in Erinnerung geblieben. Ich saß mit der Mannschaft im Bus und an jeder Ampel in Rostock hielt ein Auto mit Rostocker Fans vor uns und haben uns aufs Übelste beleidigt. Einer unserer Spieler ist dann zum Busfahrer gegangen und hat ihm gesagt, er solle an der nächsten Ampel mal die Tür aufmachen. Gesagt - getan! Der Bus hielt, die Tür ging auf und unser Spieler ging auf die Rostocker zu. Denen sind vielleicht die Gesichtszüge entgleist. Aber von da an war Ruhe und das Auto haben wir nicht mehr gesehen.

Dann war da noch das Pokalhalbfinale in Trier. Ein Reporter hat wohl im TV gesagt, dass ab dem nächsten Morgen Karten für das Finale in der Geschäftsstelle in Meiderich erhältlich sein sollen. Die Geschäftsstelle war aber auch mit alle Mann in Trier und wir haben uns auf einen späteren Arbeitsbeginn am nächsten Tag geeinigt - wir hatten von der Äußerung des Kommentators ja nichts mitbekommen. Zum Glück habe ich damals in der Nähe der Geschäftsstelle gewohnt und war trotzdem recht früh da. Als ich um die Ecke bog, war der gesamte Parkplatz rappelvoll mit Fans, die Karten wollten und teilweise die ganze Nacht vor der Geschäftsstelle ausgeharrt hatten. Wir haben dann alle abgearbeitet und spontan Zettel erstellt, die zum Kauf einer Finalkarte berechtigten.

Hinterher sind wir dann zu zweit nach Frankfurt in die DFB-Zentrale gefahren, um alles für das Finale abzusprechen. Vor Ort wurden uns dann zwei Sporttaschen randvoll mit Eintrittskarten für das Endspiel in die Hand gedrückt. Wir waren aber erst um 22 Uhr zurück in Duisburg und wussten nicht wohin mit den Karten. Was war? Die Karten haben dann in meinem Auto im Kofferraum in der Garage übernachtet. Meine Nacht war dementsprechend nicht so ruhig mit dem Wissen, dass über 1 Million an Wert bei mir in der Garage war.

Ein letztes Highlight war für mich noch die Auslosung der Pokal der Pokalsieger in Monte Carlo. Wir waren ja nur da, weil Bayern schon für die Champions League qualifiziert war und wir als Pokalfinalist nachgerückt waren. Vor Ort war zeitgleich noch die Ehrung für Europas Fußballer des Jahres und wir waren im Fürstenpalast zum Abendessen eingeladen.

Das sind so Erlebnisse, die werde ich mein Leben nicht mehr vergessen.

Emotional hat mich der Lizenzentzug extrem getroffen. Der hätte einfach nicht sein dürfen und meine Frau hat mir im Nachgang erzählt, dass sie mich so noch nie erlebt hat.

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Blau & Weiß - Michaels Lieblingsfarben!​

Apropos Pokalfinale - Zweimal konnte der MSV während deiner Dienstzeit das Finale erreichen. 1998 und 2011 standen die Zebras im Berliner Olympiastadion auf dem Finalrasen. Wie unterscheidet sich ein Pokalfinale vom Liga-Alltag?

Bei diesen Spielen hat man eine ganz andere Vorfreude, als bei einem normalen Ligaspiel. Die Stimmung und Anspannung ist eine gänzliche andere. Vor dem Finale gegen Bayern 1998 gab es zum Beispiel am Abend zuvor ein gemeinsames Essen mit Vertretern des DFB und von Bayern. Es gab gegenseitige Geschenke - Bayern bspw. hat eine Grubenlampe von uns bekommen - es wurden Reden gehalten und man hatte einfach eine tolle Zeit. Zum Spiel brauche ich ja keine großen Worte verlieren…

Du hast noch Spiele des MSV auf internationaler Bühne erlebt. Auf welches Spiel blickst du besonders gerne zurück?


Ich kann mich noch besonders gut an die beiden Spiele gegen Genk erinnern. Bereits damals gab es ja die Auflage von der UEFA, dass Stehplätze verboten sind. Nun hatten wir in Duisburg ein echtes Problem, gab es bei uns doch fast nur Stehplätze. Wir haben uns dann besprochen und beschlossen, auf der Gegengeraden Sitzplätze zu montieren. Wir haben also Löcher gebohrt, als gäbe es kein Morgen mehr und die gesamte Gerade durchlöchert wie einen Schweizer Käse, um anschließend Bänke zu montieren. Nach dem Spiel natürlich alles in umgekehrter Reihenfolge, die Löcher mussten ja wieder geschlossen werden.

Persönlich habe ich dann noch mit dem Präsidenten von Genk gewettet, dass sie auf gar keinen Fall das Rückspiel gewinnen. Sollten sie in der Halbzeit führen, würde ich persönlich mit einem Spaten aufs Feld gehen und den Rasen umgraben, damit das Spiel abgebrochen wird. Er schlug ein und aus bekannten Gründen kam er in der Halbzeitpause quer durch den VIP-Raum mit einem Spaten auf mich zu. Fairerweise habe ich den Rasen ganz gelassen.

Zurück nach Duisburg. Du hast den MSV und seine Fanszene über viele Jahre in ihrer Entwicklung beobachten können. Wie beurteilst du den Status Quo und wie könntest du damals und heute vergleichen?


Dadurch, dass ich immer den persönlichen Kontakt zu allen Gruppen gesucht habe, habe ich den Eindruck gewonnen, dass man mit allen Gruppierungen reden konnte. Über meine 25 Dienstjahre kamen da so einige Gruppen und Gespräche zusammen. Im Kern stehen wir aber doch alle für die gleiche Sache und die gleichen Farben im Stadion. Einen Vergleich finde ich da sehr schwierig, da sich auch immer die Gegebenheiten geändert haben.

Das alte Wedaustadion hat immer einen ganz besonderen Charme versprüht. Das Stadion, wie es heute in Duisburg steht, ist eher zweckmäßig errichtet worden, wobei es sich trotzdem vom heutigen Einheitsbrei in der Stadionlandschaft abhebt. Der Trend geht zu Arenen mit einem großen VIP Bereich, dem sich aber kein Verein aus wirtschaftlicher Sicht entziehen kann. Ich erinnere mich an die Zeit nach der Loveparade, als in Duisburg jedes Gebäude aus baulicher Sicht auf den Kopf und jedes Konzept in Frage gestellt wurde. So auch in Duisburg: auf einmal war ein Tor zwei Zentimeter zu schmal. Dieses war - seit Fertigstellung des Stadions - an dieser Stelle und wurde auch schon mehrfach abgenommen. Ursprünglich durften deshalb 3.000 Plätze nicht verkauft werden - mithilfe einer Flex lösten wir das Problem und konnten die benötigten zwei Zentimeter gewinnen. Das war eine Zeit, als die gesamte Welt auf Duisburg geschaut hat.

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Bis auf Weiteres wird hier erstmal kein Ball mehr rollen.
Aktuell ruht nicht nur der Sport in Deutschland, auch das gesamte öffentliche Leben steht nahezu still. Ob und wie es sportlich weitergeht, vermag niemand zu sagen. Was denkst du, wie es im Profifußball weitergeht?

Ich denke, die getroffene Entscheidung bis mindestens zum 30. April nicht zu spielen, ist richtig. Ich bin mir aber auch sicher, dass es dann nicht weitergeht und die Saison bis Ende Juni nicht zu Ende gespielt werden kann. Man sollte die Saison abbrechen und die Ligen aufstocken, sodass es keine Absteiger gibt. Das geht ja durch alle Ligen und fängt ganz oben mit den Teilnehmern für die europäischen Wettbewerbe an. Durch eine Aufstockung der Liga stehen ja automatisch mehr Spiele an, sodass auch mehr Sponsoringgelder zusammen kommen können. Es gibt unendlich viele offene Fragen. Was passiert mit Spielerverträgen, die nur bis zum 30. Juni gültig sind? Wie ist es, wenn ein Spieler einen deutlich besser dotierten Folgevertrag unterzeichnet hat? Wird ihm ein Ausgleich gezahlt? Was passiert, wenn sich ein Spieler nach dem 30. Juni verletzt, aber eigentlich schon bei einem neuen Verein wäre? Egal, welche Szenarien man durchspielt, die aktuelle Saison muss bis zum 30. Juni beendet werden - am besten durch einen Abbruch. Je länger man es hinauszögert, desto schwieriger wird es auch aus terminlicher Sicht. Ich denke, uns stehen noch spannende Wochen bevor.

Wie schätzt du die Lage für den MSV ein und was würdest du dir von den Fans wünschen?

Die Lage für den Verein ist sehr ernst. Mit jedem ausgefallenen Spiel verliert der MSV über eine Viertelmillion Euro. Spieler müssen sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst sein und mit gutem Beispiel voran gehen, sei es durch Gehaltsverzicht oder Role-Modeling in den sozialen Netzwerken. Vielen Leuten fällt zur Zeit die Decke auf den Kopf, aber sie blicken zu ihren Idolen empor. Auch Ultras spielen in der Gesellschaft eine wichtige Rolle, denn viele Dinge sind über die letzten Jahre weggebrochen. Die bundesweiten Plakataktionen sind beispielsweise fast ausschließlich der Ultra-Szene zuzurechnen.

Die Fans leisten momentan wieder unglaublich viel für den Verein. Die Aktion mit dem Blutspenden finde ich richtig geil! Die Fans investieren über das Jahr so viel ihrer Zeit und ihres Geldes für den Verein und müssen jetzt auch noch Kurzarbeit oder Ähnliches ertragen. Mit dieser Aktion kann man etwas Gutes tun, sowohl für den Verein, als auch für die Gesellschaft. Das ist etwas, was jeder gesunde Mensch leisten kann, ohne finanzielle Mittel aufwenden zu müssen. Das finde ich richtig gut!

Aber auch eure Kampagne „DU gegen Covid-19“ mit einer T-Shirt Sonderedition finde ich großartig. Zudem wird das gesamte Projekt mit ausschließlich Duisburger Unternehmen realisiert. Da steckt unglaublich viel Arbeit hinter und dazu kann man nur Danke sagen. Das ist gelebte Solidarität! So kommen Fans nicht nur an ein schickes Shirt, sondern auch die Duisburger Wirtschaft profitiert direkt davon. Eben ‚Made in Duisburg‘!

Lieber Michael, vielen Dank für das tolle Interview, auch wenn wir es, der Situation geschuldet, nur telefonisch führen konnten. Das Bier im Stadion und der Kaffeetreff sind nur aufgeschoben.
 
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Ich muss dann doch mal wat loswerden...
Ich finds ziemlich krass, wie Du Interviews führst. Les ich mega gerne. Gut, ich bin ein bisschen weg, wusste auch, dass der Meier ein feiner Kerl ist, aber was der im Interview alles an Spannendem rausgehauen hat.. Find ich großartig, wirklich.
Überhaupt toll, wie ihr die Zebraherde wieder aufgebaut habt. Trifft ganz genau das, was ich mir gewünscht hatte.
Gerne mehr geilen Merch, Interviews und Hintergründiges aus Duisburg und Tansania.
 
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