Bernhard Dietz im Gespräch
Der Ex-Fußballer, MSV-Profi und Nationalspieler über sein Sportlerleben.
Heimat: 495 Bundesligaspiele, elfmal Gelb, keinmal Rot - und das als Abwehrspieler!
Bernhard Dietz: Schauen Sie in diese Dackelaugen - können die lügen? Ernsthaft: Ich hätte sicher die eine oder andere Gelbe Karte mehr sehen können. Aber das Verhältnis zwischen mir und den Schiedsrichtern war immer so, dass die wussten, dass ich des Balles wegen spiele - und nicht, um den Gegenspieler zu treffen. Ich habe meine Gegner immer geachtet, respektiert.
Was braucht man fußballerisch, um als Abwehrspieler Karten zu vermeiden?
Man muss Situationen erkennen, Laufwege vorhersehen. Man muss immer näher am eigenen Tor stehen als der Gegner, sonst hat man Probleme. Und man braucht Timing. Das war immer meine Stärke. Deshalb hat mir auch niemand einen Kopfball abgenommen.
Sie waren lange Kapitän des MSV, dazu Kapitän der Nationalmannschaft. Hatten Sie dadurch einen Bonus?
Es gab durchaus Schiedsrichter, die mich gewarnt haben. Wolf-Dieter Ahlenfelder aus Oberhausen zum Beispiel. Der hat schon mal gesagt: "Hey Bernard, bisschen langsam, sonst holst du dir ne Karte." Ich bin dann immer auf ihn zugegangen, höflich: "Herr Schiedsrichter..."
Nie: "Du Pfeife"?Um Gottes Willen! Das darf man denken, aber nicht aussprechen.
Wie war der Umgang mit anderen Spielern?
Da gab es Typen, die verbal unter die Gürtellinie gingen. Aber das ging bei mir auf der einen Seite rein und auf der anderen raus. Ich habe immer Verantwortungsbewusstsein gehabt und mir gesagt: "Du darfst die Mannschaft nicht schwächen." Das fehlt mir heute bei einigen Spielern. Die sind eher auf einem Ego-Trip.
Sie sind trotz guter Angebote erst spät aus Duisburg weggegangen. Ihr Verantwortungsbewusstsein?
1980 hätte ich zu Cosmos New York gehen können, mit Be¬ckenbauer und Pele. Oder zu Eintracht Frankfurt. Da hätte ich das dreifache verdienen können. Aber Geld war für mich immer zweitrangig.
Woher kommt das Verantwortungsbewusstsein - liegt das in Ihrem Charakter?Das liegt an der Erziehung. Mein Vater war Bergmann. Der hat in 35 Jahren nur einmal krank gefeiert, davon habe ich gelernt.
Wie reagieren Sie als Trainer, wenn Ihre Spieler Rot sehen?
Wenn sie die Karte wegen einer Dummheit gesehen haben, müssen sie Strafe zahlen. Wenn es für die Mannschaft war, eine Notbremse zum Beispiel, zahlen sie nichts.Ich bin ein Teamspieler. Deshalb war es für mich komisch, als es irgendwann hieß: "MSV Dietzburg". Einerseits hat mich das stolz gemacht. Andererseits habe ich gedacht: "Was sollen die anderen denken?" Alleine kannst du kein Spiel gewinnen.
Geben Sie das an Ihre Spieler weiter?
Sie wissen, wer Bernard Dietz ist, wofür er steht, und ich lege darauf auch großen Wert. Von den Jugendlichen, die ich in Bochum betreut habe, sind heute 30, 40 Profis geworden. Weil sie mir zugehört haben. Das sind meine Jungs, und ich bin stolz auf sie. Delron Buckley haben meine Frau und ich damals eingekleidet, der hatte gar nichts.
Ist Fairplay trainierbar?
Ja. Ich ärgere mich zum Beispiel immer über dieses Trikot-Zerren. Also habe ich in Bochum einmal 30, 40 Tennisbälle gekauft. Dann mussten die in jede Hand einen nehmen, und wir haben gespielt.
Kann zu viel Fairness auch ein Nachteil sein?
Nein, du spielst ja nicht so fair, dass du sagst: Bitte schön, lauf vorbei. Körperkontakt gibt es schon. Es geht darum, den Gegner nicht absichtlich zu verletzen.
Ihnen wurde auch in Ihrer Trainerkarriere vorgeworfen, Sie seien zu anständig für das Fußballgeschäft...
Das ist Quatsch. Das kommt von Leuten, denen es immer um mehr Kohle geht. Die sagen, der ist naiv. Aber wenn ich heute vorm Spiegel stehe, kann ich immer sagen: "Hallo Bernard."
Werden Sie auch mal richtig wütend?
Wenn meine Jungs mir nicht richtig zuhören und Mist zusammenspielen. Dann kann ich auch böse werden. Nicht, wenn sie sich anstrengen und verlieren. Aber wenn die Arroganz durchkommt.
Und wie werden Sie die Wut wieder los?
Deshalb habe ich immer 100 Kilometer von Duisburg weg gewohnt. Wenn wir verloren hatten, musste ich immer mindestens eine Stunde Autofahren und konnte mich abreagieren. Leider bin ich dabei öfter geblitzt worden.
Quelle

Der Ex-Fußballer, MSV-Profi und Nationalspieler über sein Sportlerleben.
Heimat: 495 Bundesligaspiele, elfmal Gelb, keinmal Rot - und das als Abwehrspieler!
Bernhard Dietz: Schauen Sie in diese Dackelaugen - können die lügen? Ernsthaft: Ich hätte sicher die eine oder andere Gelbe Karte mehr sehen können. Aber das Verhältnis zwischen mir und den Schiedsrichtern war immer so, dass die wussten, dass ich des Balles wegen spiele - und nicht, um den Gegenspieler zu treffen. Ich habe meine Gegner immer geachtet, respektiert.
Was braucht man fußballerisch, um als Abwehrspieler Karten zu vermeiden?
Man muss Situationen erkennen, Laufwege vorhersehen. Man muss immer näher am eigenen Tor stehen als der Gegner, sonst hat man Probleme. Und man braucht Timing. Das war immer meine Stärke. Deshalb hat mir auch niemand einen Kopfball abgenommen.
Sie waren lange Kapitän des MSV, dazu Kapitän der Nationalmannschaft. Hatten Sie dadurch einen Bonus?
Es gab durchaus Schiedsrichter, die mich gewarnt haben. Wolf-Dieter Ahlenfelder aus Oberhausen zum Beispiel. Der hat schon mal gesagt: "Hey Bernard, bisschen langsam, sonst holst du dir ne Karte." Ich bin dann immer auf ihn zugegangen, höflich: "Herr Schiedsrichter..."
Nie: "Du Pfeife"?Um Gottes Willen! Das darf man denken, aber nicht aussprechen.
Wie war der Umgang mit anderen Spielern?
Da gab es Typen, die verbal unter die Gürtellinie gingen. Aber das ging bei mir auf der einen Seite rein und auf der anderen raus. Ich habe immer Verantwortungsbewusstsein gehabt und mir gesagt: "Du darfst die Mannschaft nicht schwächen." Das fehlt mir heute bei einigen Spielern. Die sind eher auf einem Ego-Trip.
Sie sind trotz guter Angebote erst spät aus Duisburg weggegangen. Ihr Verantwortungsbewusstsein?
1980 hätte ich zu Cosmos New York gehen können, mit Be¬ckenbauer und Pele. Oder zu Eintracht Frankfurt. Da hätte ich das dreifache verdienen können. Aber Geld war für mich immer zweitrangig.
Woher kommt das Verantwortungsbewusstsein - liegt das in Ihrem Charakter?Das liegt an der Erziehung. Mein Vater war Bergmann. Der hat in 35 Jahren nur einmal krank gefeiert, davon habe ich gelernt.
Wie reagieren Sie als Trainer, wenn Ihre Spieler Rot sehen?
Wenn sie die Karte wegen einer Dummheit gesehen haben, müssen sie Strafe zahlen. Wenn es für die Mannschaft war, eine Notbremse zum Beispiel, zahlen sie nichts.Ich bin ein Teamspieler. Deshalb war es für mich komisch, als es irgendwann hieß: "MSV Dietzburg". Einerseits hat mich das stolz gemacht. Andererseits habe ich gedacht: "Was sollen die anderen denken?" Alleine kannst du kein Spiel gewinnen.
Geben Sie das an Ihre Spieler weiter?
Sie wissen, wer Bernard Dietz ist, wofür er steht, und ich lege darauf auch großen Wert. Von den Jugendlichen, die ich in Bochum betreut habe, sind heute 30, 40 Profis geworden. Weil sie mir zugehört haben. Das sind meine Jungs, und ich bin stolz auf sie. Delron Buckley haben meine Frau und ich damals eingekleidet, der hatte gar nichts.
Ist Fairplay trainierbar?
Ja. Ich ärgere mich zum Beispiel immer über dieses Trikot-Zerren. Also habe ich in Bochum einmal 30, 40 Tennisbälle gekauft. Dann mussten die in jede Hand einen nehmen, und wir haben gespielt.
Kann zu viel Fairness auch ein Nachteil sein?
Nein, du spielst ja nicht so fair, dass du sagst: Bitte schön, lauf vorbei. Körperkontakt gibt es schon. Es geht darum, den Gegner nicht absichtlich zu verletzen.
Ihnen wurde auch in Ihrer Trainerkarriere vorgeworfen, Sie seien zu anständig für das Fußballgeschäft...
Das ist Quatsch. Das kommt von Leuten, denen es immer um mehr Kohle geht. Die sagen, der ist naiv. Aber wenn ich heute vorm Spiegel stehe, kann ich immer sagen: "Hallo Bernard."
Werden Sie auch mal richtig wütend?
Wenn meine Jungs mir nicht richtig zuhören und Mist zusammenspielen. Dann kann ich auch böse werden. Nicht, wenn sie sich anstrengen und verlieren. Aber wenn die Arroganz durchkommt.
Und wie werden Sie die Wut wieder los?
Deshalb habe ich immer 100 Kilometer von Duisburg weg gewohnt. Wenn wir verloren hatten, musste ich immer mindestens eine Stunde Autofahren und konnte mich abreagieren. Leider bin ich dabei öfter geblitzt worden.
Quelle