Deisler: alt und müde

Yike

verstorben
Ein Interview mit Deisler:

http://www.zeit.de/online/2007/40/sebstian-deisler-interview

Sebastian Deisler, 27, galt als der talentierteste deutsche Fußballspieler seiner Generation. Sein Weg führte über Mönchengladbach und Berlin zum FC Bayern – bis er ausstieg. Mit dem Tagesspiegel sprach er zum ersten Mal öffentlich über den Entschluss.

Herr Deisler, Sie haben vor acht Monaten Ihre Karriere beendet und seitdem nichts mehr in der Öffentlichkeit gesagt. Warum, und wie geht es Ihnen?

Danke, mir geht es gut. Ich habe erst einmal Abstand gebraucht und die Ruhe genossen. Daran möchte ich auch nichts ändern. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich möchte kein neues Thema werden. Ich möchte jetzt ein Leben führen, das ich allein bestimme. Aber ich kann mich öffnen und Ihnen einen kleinen Einblick geben, was mich dazu bewogen hat, meine Karriere zu beenden.

Sie taten das mit 27, im besten Fußballeralter. Fehlt Ihnen nicht der Fußball?

Der Fußball, der mir fehlt, ist ein anderer als der, den ich verlassen habe. Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass ich so, wie alles gelaufen ist, nicht geschaffen war für dieses Geschäft. Am Ende war ich leer, ich war alt, ich war müde. Ich bin so weit gelaufen, wie mich meine Beine getragen haben, mehr ging nicht.
 
Ich persönlich denke, dass er einfach zu früh profifußballer geworden ist und zu früh zu den Bayern ging. Er sagt ja selber, dass er nicht mehr konnte und ihm das zu viel war.

Vielleicht war er einfach nur zu jung.

Hätte, wenn und könnte, das bringt nichts. Es ist nur sehr traurig, denn er wäre ein ganz Großer geworden!!!
 
Ich kann ihn und das Interview in Teilen sehr gut nachvollziehen. Ständig muss man die erste Geige irgendwo spielen, uncool verletzlich zu sein- die Medien spielen einen vor, tagtäglich toll aussehen zu müssen, fette Autos zu fahren, immer höher, schneller und besser zu sein.

"Wie gehts Dir?" "Ja, nicht so gut..." Totenstille, mit so einer Antwort rechnet ja auch keiner, aber so ist es. Viel zu selten wird man für das gemocht was man ist, sondern für das was man hat. Hat man nichts, ist der Grat in der Spassgesellschaft zurechtzufinden sehr schmal.

Natürlich leben wir in einer Leistungsgesellschaft und daraus zieht ja auch jeder für sich Nutzen, aber wir könnten es uns schon oft ein wenig gemütlicher machen.
 
Deisler hätte uns zum WM-Titel schiessen können, da bin ich mir 100%ig sicher.

Interessant ist, was man auch aus dem Interview deutlich herausliest: Er wurde mit 19 zum Retter der Nation erklärt. Alle Aufmerksamkeit war einzig und allein auf ihn gerichtet. Da hatten es Ballack und Klose wesentlich einfacher eine gesunde Entwicklung zu nehmen. Hinzu kam das Verletzungspech und seinen Hang zur Melanchonie... Das hat alles leider nicht gepasst, vielleicht hat ihm auch die entscheidende Grundlage gefehlt... Naja, interessant, aber auch gleichzeitig sehr bitter.
 
Ich hoffe nur, dass für einen Profifußballer, der mal wieder von einer ganzen Nation zum Heilsbringer erklärt wird, der Fall des Sebastian Deisler eine eindeutige Warnung darstellt.

Als 19jähriger hätte ich so eine Last mit Sicherheit nicht tragen wollen. Daher fand ich auch die Maßnahme von Uli Hoeneß gut, indem er Toni Kroos stets auf den Boden der Tatsachen zurückholte, bzw. den Presserummel von ihm fern halten wollte. Scheinbar hat man in München dazugelernt...
 
Deisler ist für mich das bekannteste Beispiel dafür was teilweise im Scouting Weltweit falsch läuft... Da werden Kinder bzw Jugendliche von Eltern weggeholt,um damit am Ende nen riesen Geschäft zu machen und wenn sie dann doch zu schlecht sind,werden sie einfach wieder fallen gelassen und nach Hause geschickt... Die werden behandelt wie Vieh und nich wie Menschen,die sich noch nichmal selbst ne Meinung bilden können und auch noch beeinflussbar sind...
Sie sind einfach zu jung und von ihnen wird dann das verlangt,was selbst 30 jährige manchmal nicht hinbekommen...
Kein Wunder,das man dann auch immer mehr von jungen Spielern hört,die ******* bauen,die hatten einfach keine Selbstfindungsphase,weil den die Kindheit genommen wurde...
 
Sorry aber ich teile nicht die Ansichten der meisten hier. Ich sehe Deisler nicht so sehr in der Opferrolle, sondern eher in der Rolle der labilen Marionette die wohl nicht Verstand worum es geht. Ich werd nicht Profifussballer um irgendwo nebenher bissel zu kicken. Ich lebe nicht für Fussball ohne das ich nach oben will. Klar war er jung und vllt wurden auch Fehler gemacht. Aber da Profi-Sport nunmal ein Geschäft ist gibt es nur 2 Möglichkeiten, entweder bring ichs oder ich brings nicht. Er hats nicht gebracht!!

Talent und Können mal dahingestellt. Er war wohl einfach zu weich für das Geschäft Fussball. Schade eigentlich.

Und zur WM schiessen, zum Titel usw . bla bla. was für ein Unsinn. Dafür hatte ein Deisler weder das Format noch den Charakter. Wo sind nur unsere guten alten legionäre hin? :(
 
Und..Geld ist nicht alles auf der Welt .

Fussball auch nicht!!! Trotzdem treffen sich immer genug bekloppte auf dem Platz und davor um es zu zelebrieren :D

Kommtz halt auf die Betrachtungsweise an.

Fakt ist ja das man sich im klaren sein muss das man mit Fussball gut verdienen könnte wenn man wollte und den Erwartungen standhält.
 
Bei aller Symphatie für Deisler und sein Leiden. Man muß halt auch feststellen, dass er einfach krank war und wahrscheinlich auch noch ist.

Anders als bei den kleinen Jungen, die aus Afrika oder Südamerika schon in jungen Jahren in Europa verschachert werden, ist er in guten Händen groß geworden, nämlich - und dass muß ich leider anerkennen - in Mönchengladbach. Mit 15 in ein Sport-Internat zu gehen ist nämlich nicht unbedingt das Schlechteste, wie es zahlreiche andere Sportarten sowieso zeigen. Aber zurück zu MG: Ein Jansen, ein Marin oder auch ein Baumjohann - nur um aktuelle Beispiele zu nennen - haben es auch geschafft, sich zu entwickeln.

Und wenn ich mich mal in der Bevölkerung umgucke, dann gibt es noch eine Menge Leute, denen es noch schlechter geht. Die sind nicht nur krank, die haben auch keine Kohle, um sich pflegen zu lassen, und auch keine Freunde / Familie, die zu einem stehen. Von daher hält sich bei allem Verständnis für Deisler und bei dem "patriotischen" Verlustgefühl, einen potentiellen großen deutschen Fußballer zu früh verloren zu haben, mein Mitleid in Grenzen. Er hat nämlich noch alle Möglichkeiten, glücklich zu werden und er hat sich zum richtigen Zeitpunkt von der großen Bühne verabschiedet (mutig!). Aber sorgen sollte man sich wohl um andere Menschen, die bei uns auf der Strecke bleiben...
 
Und zur WM schiessen, zum Titel usw . bla bla. was für ein Unsinn. Dafür hatte ein Deisler weder das Format noch den Charakter. Wo sind nur unsere guten alten legionäre hin? :(

Das Format hätte er gehabt, fußballerisch mit dem ganz großen auf seiner Position mithalten zu können, er war lediglich zu labil und zu verletzungsanfällig.
 
Das Format hätte er gehabt, fußballerisch mit dem ganz großen auf seiner Position mithalten zu können, er war lediglich zu labil und zu verletzungsanfällig.

Ich rede nicht von fussballerischen Qualitäten. Ich meine mit Format die nötigen Zutaten die man brauch um International ein Star zu sein. gut spielen können andere auch und die werden nicht mal entdeckt .. also gehört noch ein wenig mehr dazu um Profi zu sein ;)

Sein Talent habe ich und werde ich ihm nie absprechen.
 
Klarer Fall von Burnout-Syndrom

erschöpft – verbittert – ausgebrannt - so kommt Sebastian Deisler rüber, wenn er über seine fußballerische Laufbahn berichtet.


Beruflichen (Über-)Beanspruchung mit gemütsmäßiger Erschöpfung, innerer Distanzierung und schließlich Leistungsabfall. Oder - wie es früher beschrieben wurde -, ein "Stress-Syndrom der helfenden Berufe" bzw. auf einen kurzen Nenner gebracht: "Die Folgen von schlechten Bedingungen, unter denen viele gute Leute tätig sind".

Auch Deisler sah sich in der Rolle des "helfenden Berufs". Er als der Retter Fußball-Deutschlands hat sich selbst überfordert. Er kannte kein Maß, niemand hat ihn zurück gepfiffen, den sein Umfeld profitierte vom Fußballer Deisler, nicht aber vom Mensch Deisler. Er fühlte sich nur geliebt und anerkannt, wenn er funktionierte.

Auch im Interview ist er noch sehr zurückhaltend mit dieser Selbstdiagnose. Es würde aber auch nichts nützen, wenn er alles auf den Tisch packt.
Wie in diesem Thread schon geschrieben, wird man nur anerkannt, wenn man leistet....

Deisler ist ein Systemopfer.
 
Zum Thema Deisler fällt mir immer der Anfang vom Ende dieses Riesentalentes ein.

Welches Jahr und welches Spiel weiss ich nicht mehr.

Nur das er sich aus der eigenen Spielhälfte den Ball geschnappt hat (damals noch bei Borussia Mönchengladbach) über das halbe Spielfeld rannte, einige Gegenspieler umdribbelte und dann das Tor erzielte.

Darufhin machte eine "einzige" Aktion des damals eher als Talent geltenden jungen Spieler namens Sebastian Deisler über Nacht
zum Superstar .

Besonders die Medien (hier in Gestalt von Sat1) überschlugen sich in Lobpreisungen des neuen Heilsbringers Deisler.

Und das zu einer Zeit, wo Fussball-Deutschland besonders von seiner Nationalmannschaft mehr als enttäuscht war.( Ära Ribbeck sage ich nur.)

Das so ein Junge, mit dem plötzlichen Ruhm und der Bürde, der kommende Superstar zu sein, überfordert wurde und war, ist auch ein "Verdienst" der Medien und auch von uns.... Ja auch wir als Fussballfans sind begeistert wenn mal ein 17 oder 18 jähriger aus der Jugend den Sprung in die erste Mannschaft schafft, und dann das macht, was eigentlich jeder technisch versierte Fussballer von den Bambinis an schon mal gemacht hat.

Den Ball nehmen, mit Glück und Geschick ein paar Gegenspieler stehen lassen, den Ball perfekt treffen und drin !!

Nur leider zeigt das Beispiel Deisler, das gerade hier in Deutschland jeder halbwegs talentierte Spieler, der es schafft, den Ball 3 mal fehlerfrei zu passen gleich als Jahrhundertalent gepuscht wird.

Das gerade Deisler mit seiner instabilen Persönlichkeitsstruktur und dem zugegebenermassen Verletzungspech quasi als Synonym für das Scheitern eines Menschen steht, der dem Leistungsdruck unserer heutigen Ellenbogengesellschaft nicht mehr stand gehalten hat, sollte uns allen zu Denken geben.

Besonders die Medien, die Vereine und auch die Fussballfans sind gefordert, aus diesem Schicksal zu lernen.

Denn hier ist ein "MENSCH" nicht nur durch sich selbst ins Straucheln geraten.............

....wünschen wir Ihm alles Gute für seinen weiteren Lebensweg :zustimm::zustimm:
 
Ganz ehrlich, wenn ich so ein Interview lese, könnte ich kotzen!
Er war 15, als sich für den Beruf Profifußballer entschlossen hat, beziehungsweise sich für die Ausbildung entschieden hat. In dieser Zeit wird man sicher auch mal in einer gewissen Art und Weise auf den Beruf vorbereitet.
Ich könnte an einer Hand innerhalb der nächsten 2,014 Sekunden mindestens 6 Personen aus meinem Bekanntenkreis aufzählen, die ein härteres Schicksal als Deisler getroffen hat, und für die sich keine Sau, aber wirklich niemand interessiert. Diese haben aber ihr Leben in genau dieser Entwicklungsphase wieder in den Griff bekommen und das obwohl sie keine Millionen verdient haben.
Wenn es jemanden in Deutschland gibt, der kein Mitleid verdient hat, dann ist sicherlich Deisler. Schicksalsschläge wie die bei Deisler gibt es tausendfach, aber es interessiert niemanden...:confused:
 
Ich wusste nicht, dass die Art und der Grad der Anteilnahme sich nach der Höhe des Kontostandes richtet und wenn doch, bleibt mir an dem Punkt nur gute Besserung zu wünschen, also dir.
Ich selber war ebenfalls schon in erheblichem Maße betroffen und das Einzige was mir in dem Fall geholfen hat waren Freunde.....nicht ein einziger Euro hat zu meiner Besserung beigetragen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Fussball auch nicht!!!
:eek:

Erzähl kein Sh.ice!:confused:

Die Liste gescheiterter Supertalente ist wahnsinnig lang. Es gehört schon viel Glück dazu, mit heilen Knochen durchzukommen.

Außerdem ist es ein sauharter Job. Das Können haben viele. Es zum henau richtigen Moment abzurufen schaffen die allerwenigsten.

Das Problem ist der Hype, die gnadenlose Öffentlichkeit, die Schmierpresse.
Heute Held, morgen Idiot. Damit kommt doch kaum ein Mensch klar, der nicht total abgewichst ist. Schwierig.

Basti war ein Supertechniker, der es aber nach ganz oben hätte schaffen können. Er war aber zu spargelig. So ein Typ wird eben schnell zusammengetreten. Traurig.
Immerhin hat er nun sein Glück gefunden und verhungern muss er auch nicht.
 
Sebastian Deisler ist einer der wenigen Fälle, in dem ich wirklich so etwas wie Mitleid für einen (Ex-) Fußballprofi empfinde.
Dieses Gefühl, eigentlich alles zu haben, aber trotzdem todunglücklich zu sein muss unvorstellbar schlimm sein. Wer unglücklich ist, weil er "nichts" oder zu wenig hat, materiell, beruflichen Erfolg, was auch immer, der kann nach Erfolg streben und darüber sein Unglück vergessen.

Wonach will man materiell streben wenn man nen zweistelligen Millionenbetrag auf dem Konto hat und den Karriereweg einschlagen konnte, von dem tausende Träumen?!

Sebastian Deisler wünsche ich, dass er sein Leben weiter in den Griff bekommt und die Vergangenheit hinter sich lassen kann, und für den Fußball wünsche ich mir, dass die Berater & Manager in Deutschland aus seinem Schicksal lernen und mit Talenten, die eigentlich noch Kinder sind, verantwortungsbewusster umgehen.
 
Ich wusste nicht, dass die Art und der Grad der Anteilnahme sich nach der Höhe des Kontostandes richtet

Hab ich auch nicht behauptet... Aber die Art und der Grad der Anteilnahme richtet sich in dem Fall ja um den Status von Deisler, also das er mal ein bekannter Fußballer war. Und das ist auch nicht richtig, da es Menschen gibt, die das Schicksal(Krankheit) noch härter getroffen hat als Deisler und der Grad der Anteilnahme für jene eben nicht vorhanden ist.

und wenn doch, bleibt mir an dem Punkt nur gute Besserung zu wünschen, also dir.
Danke!
 
:eek:

Erzähl kein Sh.ice!:confused:

Les mal deinen Shice ... dann erkennste das du mir nur nachlaberst. Ich hab nur nicht so nen Geschwafel draus gemacht. Ich hab gesagt es gehört mehr dazu als nur Fussball spielen zu können um Profi zu sein . Und das mit dem "Fussball auch nicht!" ist leicht aus dem Zusammenhang gerissen. Da gehts um "Fussball ist nicht DAS Leben!!" also Troll nicht rum ich bin nicht gewillt dich zu füttern.

Blubber
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
...Aber die Art und der Grad der Anteilnahme richtet sich in dem Fall ja um den Status von Deisler, also das er mal ein bekannter Fußballer war. Und das ist auch nicht richtig...
Was ist daran nicht richtig? Die Art und der Grad der Anteilnahme richtet sich in erster Linie danach, wie gut man einen kennt.
Und das ist auch gut so, sonst kannst du ja von morgens bis abends durchheulen, weil jede Sekunde ein Mensch stirbt.
 
Das fuehrt zu nichts....wenn es danach ginge, ob man jammern darf, ob es einem schlecht gehen darf, ob man Mitgefuehl 'verdient' hat, duerfte schatzungsweise niemand hier dabei sein....unter der Praemisse, dass es zur selben Zeit, wo man sich hier schlecht fuehlt >WEIL es einem wirklich schlecht geht, egal aus welchem Grunde (So es nicht trivial wird, weil Tokio Hotel sich trennt oder so)<, in Afrika alle 3 Sekunden ein Kind an Hunger oder Krankheit stirbt...
Das duerfte in der Milchmaedchen-Theorie vielleicht passen..aber wir sind auch alle Kinder unserer Umstaende..und leiden hat nichts damit zu tun , verdient leiden zu duerfen...

Insbesondere im psychischen Bereich ist der Schmerz, die Muedigkeit absolut nicht vergleichbar...denn da macht es keinen Unterschied...
 
Als ich ihn vor einem Jahr sah dachte ich mir mein Gott bist du doch ein armes Würstchen.Heute tut er mir immer noch leid.Schade er wäre vielleicht ein großer geworden.
 
Zurück
Oben