Plato
3. Liga
Dies ist meiner erster Post im Profibereich des MSV seit langer Zeit. Ich habe nach der unsäglich peinlichen Niederlage in Uerdingen den letzten, sowieso schon kaum noch vorhandenen Funken Hoffnung und Glauben an die Mannschaft an diesem Abend verloren und mochte mich auch nicht mehr öffentlich zu den Darbietungen der Truppe äußern.
Seit gestern Abend wird es nun langsam zur Gewissheit. Unser MSV wird demnächst im Amateurbereich auflaufen. Keine TV-Übertragungen und daher auch keine TV-Einnahmen mehr. Statt Dresden, 1860 und Essen nun also Rödinghausen, Wegberg-Beeck und Gütersloh.
In meiner Wahrnehmung ist diese (Abstiegs)saison der letzte Akt einer Kette von Fehlern, Versäumnissen und falschen Entscheidungen über viele Jahre hinweg und so steigen wir nach 3 quälend langen Jahren Abstiegskampf, garniert durch regelmäßige Blamagen im NRP, nun also ab – völlig verdient, wenn auch extrem unnötig, weil zum großen Teil selbstverschuldet.
Ich versuche mit diesem Beitrag einerseits meine große Trauer zu verarbeiten und andererseits den Blick konstruktiv nach vorne zu richten. Nein, nicht durch Pathos und Aufrufe zum Durchhalten, sondern durch nüchterne Betrachtung der Situation und eine Empfehlung (nein, eher dringende Bitte!), für das, was der Verein in den kommenden Wochen und Monaten tun sollte. Also:
Die Ausgangssituation:
Die Tabelle lügt nicht, die nicht enden wollenden Fehler unserer Spieler auch nicht. Die Restchance auf den Klassenerhalt mag zwar für Mathematiker noch drin sein, aber die Wahrscheinlichkeit, aus den verbleibenden 16 Spielen einen mindestens 8 Punkterückstand aufzuholen, dürfte bei 1-2% liegen, also nur in jedem 50. oder 100. Versuch gelingen.
Was nun NICHT passieren sollte:
Ein Verein, der über derartig wenig finanziellen Spielraum verfügt wie der MSV, sollte auf überhaupt gar keinen Fall nun mehrere Hunderttausend Euro in einen Trainerwechsel und 2 neue Spieler investieren. Das würde sich für mich anfühlen, als wenn ein Unternehmer, der kurz vor der Pleite steht, sich noch mal Geld im kompletten Freundes- und Familienkreis leihen würde um dann ins Casino zu fahren und alles auf seine Lieblingszahl zu setzen. Die Chancen wären wohl in etwa vergleichbar. Da es aber sowohl für den Unternehmer, als auch für den MSV nach dem Abstieg bzw der Insolvenz weitergehen muss, verbietet sich solch eine Zockeraktion. Der MSV benötigt in Zukunft jeden Euro, um wieder in die Erfolgsspur zu kommen. Falls man aber viel Geld auf die 1-2% Chance setzen sollte, wäre dies die nächste fatale Fehlentscheidung. Der frühere Plan A muss daher realistischerweise aufgegeben werden - leider.
Was nun bis zum Saisonende passieren sollte:
Plan B implementieren und zum neuen Plan A machen! Das bedeutet volle Konzentration auf eine möglichst gute Vorbereitung der kommenden Regionalligasaison mit dem Ziel Aufstieg! Bevorzugt Berücksichtigung von Spielern, die noch Vertrag in Liga 4 haben und von Spielern, bei denen man sich zumindest vorstellen kann, ein neues Vertragsangebot zu unterbreiten. So kann sich ein zukünftiger Regionalligastamm auf Drittliganiveau bereits einspielen und man kann erkennen, ob sich noch Spieler ins Zeug legen, denen man ein Vertragsangebot machen will. Dies soll keine Strafe für die restlichen Spieler sein, sondern dem besagten Zweck dienen. So kann man es auch Spielern und Öffentlichkeit positiv kommunizieren – es wäre auch ein Akt der Ehrlichkeit und realistischen Einschätzung unserer Situation. Muss das zwangsläufig bedeuten, dass wir aufgeben und die minimale 1-2% Chance gar nicht nutzen wollen? Überhaupt nicht! Warum sollten regelmäßige Einsätze von Braune, Yavuz, Fleckstein, Castaneda, Anhari, R. Müller (das sind die, die noch Vertrag haben), ergänzt um zu testende Verlängerungskandidaten wie (mMn) Bitter, Knoll, Engin, Michelbrink weniger Ertrag bringen, als mit der vermeintlich „besten“ Elf? Nur bei Esswein würde ich persönlich eine Ausnahme machen – aus Gründen. Eine solche Truppe darf ruhig versuchen, das Unmögliche möglich zu machen – es spricht nichts dagegen. Aber im Vordergrund sollte die Vorbereitung auf die Regionalliga stehen und die sollte beinhalten, dass wir finanzielle Mittel zurückhalten und nicht sinnlos versenken.
Und ab Sommer?
Machen wir uns nichts vor, wir stehen am Scheideweg. Es besteht die realistische Gefahr, dass wir dauerhaft im Amateurbereich bei weiter fallenden Zuschauerzahlen und Einnahmen versinken. Beispiele von Ex-Erstligaclubs gibt es genug. Daher braucht es nun einen guten Plan, wie die Zukunft angesichts dieser beschissenen Ausgangssituation angegangen werden kann. Eines dürfte klar sein: ab Sommer zählt nur noch eine einzige Währung: sportlicher Erfolg! Dies ist die absolute Grundvoraussetzung, um eine ausreichend große Zahl von MSV-Fans und Sympathisanten sowie Sponsoren bei der Stange zu halten. Denn: spielen wir auch in der 4. Liga im Mittelfeld oder sogar gegen den Abstieg, dann kann es gut sein, dass die Kulisse bald bei 2-3.000 landet. Umgekehrt gilt aber auch: kehrt der Erfolg zurück und es besteht eine realistische Chance auf Aufstieg, dann kann es auch schnell wieder in Richtung 8-10.000 gehen. Die können dann eine Wucht entwickeln, die in der Regionalliga für einige Extrapunkte gut wäre.
Voraussetzung für eine Genesung ist also sportlicher Erfolg und daher kann ich nur hoffen, dass Vorstand und GF wirklich alles dafür tun, um 1. Ein aufstiegsfähiges Budget aufzustellen und 2. Mit diesem Budget bessere Entscheidungen zu treffen als in der Vergangenheit. Es gehört einfach alles auf den Prüfstand (Trainer, Staff, Spieler, Geschäftsstelle, Dienstleister) und es wäre wichtig, wenn der MSV seine Vorstellung von einer schnellen Rückkehr in den Profifußball dann auch öffentlich kommuniziert, um die Leute mitzunehmen.
Dabei hat der Verein mMn in den letzten Monaten schon einige gute Entscheidungen getroffen, wenn auch viel zu spät. Der Austausch der GF z.B. war mehr als überfällig. Michael Preetz kommt nun die Aufgabe zu, es deutlich besser zu machen als Heskamp, Mohnhaupt und Wulf. Sein bekannter Name ist dabei sicherlich nicht hinderlich, aber der taugt nur zu einem gewissen Vertrauensvorschuss. Was zählt, sind zukünftige Fakten und das betrifft vor allem personelle Entscheidungen im Sport und auf der Geschäftsstelle, sowie die Fähigkeit, mit einem glaubwürdigen Plan, Geldgeber bei der Stange zu halten und neue zu finden. Ob der Michael das kann – vor allem mit extrem schmalem Budget in Liga 4 - , kann ich 0,0 beurteilen, aber ich denke, dass er aufgrund seiner Vita die nötige Erfahrung und die benötigten Managementfähigkeiten mitbringt. Obendrein wünsche ich mir, dass Preetz das neue Gesicht des MSV wird und damit Ingo Wald gegenüber den Medien weitestgehend ersetzt.
So, nun habe ich mir mal vieles von der Seele geschrieben, um meine Gefühle in den Griff zu kriegen, denn seit gestern Abend bin ich wirklich traurig. Dennoch muss es ja weitergehen und eins weiß ich genau: der MSV ist alternativlos. Das wird auch für die meisten hier gelten und wenn sie momentan noch so frustriert sind und alle Eide ablegen, dass sie nie mehr das Stadion betreten. MSV-Fan zu sein, ist ein Lebensgefühl und kein Hobby, was man beendet, wenn es einem keinen Spaß mehr macht. Da hängen so viele Emotionen, Erinnerungen und soziale Kontakte dran – das darf einfach nicht sterben. In diesem Sinne wünsche ich mir eine halbwegs sachliche und konstruktive Diskussion, wie es mit unserem Lieblingspatienten weitergehen soll und was die richtige Medizin ist. Hasserfüllte Schuldzuweisungen helfen 0,0 und würden alles nur noch schwieriger machen.
Wir sehen uns hoffentlich alle spätestens am 1. Spieltag der Regionalliga-West 24/25! Egal wo und gegen wen – selbstredend.
Seit gestern Abend wird es nun langsam zur Gewissheit. Unser MSV wird demnächst im Amateurbereich auflaufen. Keine TV-Übertragungen und daher auch keine TV-Einnahmen mehr. Statt Dresden, 1860 und Essen nun also Rödinghausen, Wegberg-Beeck und Gütersloh.
In meiner Wahrnehmung ist diese (Abstiegs)saison der letzte Akt einer Kette von Fehlern, Versäumnissen und falschen Entscheidungen über viele Jahre hinweg und so steigen wir nach 3 quälend langen Jahren Abstiegskampf, garniert durch regelmäßige Blamagen im NRP, nun also ab – völlig verdient, wenn auch extrem unnötig, weil zum großen Teil selbstverschuldet.
Ich versuche mit diesem Beitrag einerseits meine große Trauer zu verarbeiten und andererseits den Blick konstruktiv nach vorne zu richten. Nein, nicht durch Pathos und Aufrufe zum Durchhalten, sondern durch nüchterne Betrachtung der Situation und eine Empfehlung (nein, eher dringende Bitte!), für das, was der Verein in den kommenden Wochen und Monaten tun sollte. Also:
Die Ausgangssituation:
Die Tabelle lügt nicht, die nicht enden wollenden Fehler unserer Spieler auch nicht. Die Restchance auf den Klassenerhalt mag zwar für Mathematiker noch drin sein, aber die Wahrscheinlichkeit, aus den verbleibenden 16 Spielen einen mindestens 8 Punkterückstand aufzuholen, dürfte bei 1-2% liegen, also nur in jedem 50. oder 100. Versuch gelingen.
Was nun NICHT passieren sollte:
Ein Verein, der über derartig wenig finanziellen Spielraum verfügt wie der MSV, sollte auf überhaupt gar keinen Fall nun mehrere Hunderttausend Euro in einen Trainerwechsel und 2 neue Spieler investieren. Das würde sich für mich anfühlen, als wenn ein Unternehmer, der kurz vor der Pleite steht, sich noch mal Geld im kompletten Freundes- und Familienkreis leihen würde um dann ins Casino zu fahren und alles auf seine Lieblingszahl zu setzen. Die Chancen wären wohl in etwa vergleichbar. Da es aber sowohl für den Unternehmer, als auch für den MSV nach dem Abstieg bzw der Insolvenz weitergehen muss, verbietet sich solch eine Zockeraktion. Der MSV benötigt in Zukunft jeden Euro, um wieder in die Erfolgsspur zu kommen. Falls man aber viel Geld auf die 1-2% Chance setzen sollte, wäre dies die nächste fatale Fehlentscheidung. Der frühere Plan A muss daher realistischerweise aufgegeben werden - leider.
Was nun bis zum Saisonende passieren sollte:
Plan B implementieren und zum neuen Plan A machen! Das bedeutet volle Konzentration auf eine möglichst gute Vorbereitung der kommenden Regionalligasaison mit dem Ziel Aufstieg! Bevorzugt Berücksichtigung von Spielern, die noch Vertrag in Liga 4 haben und von Spielern, bei denen man sich zumindest vorstellen kann, ein neues Vertragsangebot zu unterbreiten. So kann sich ein zukünftiger Regionalligastamm auf Drittliganiveau bereits einspielen und man kann erkennen, ob sich noch Spieler ins Zeug legen, denen man ein Vertragsangebot machen will. Dies soll keine Strafe für die restlichen Spieler sein, sondern dem besagten Zweck dienen. So kann man es auch Spielern und Öffentlichkeit positiv kommunizieren – es wäre auch ein Akt der Ehrlichkeit und realistischen Einschätzung unserer Situation. Muss das zwangsläufig bedeuten, dass wir aufgeben und die minimale 1-2% Chance gar nicht nutzen wollen? Überhaupt nicht! Warum sollten regelmäßige Einsätze von Braune, Yavuz, Fleckstein, Castaneda, Anhari, R. Müller (das sind die, die noch Vertrag haben), ergänzt um zu testende Verlängerungskandidaten wie (mMn) Bitter, Knoll, Engin, Michelbrink weniger Ertrag bringen, als mit der vermeintlich „besten“ Elf? Nur bei Esswein würde ich persönlich eine Ausnahme machen – aus Gründen. Eine solche Truppe darf ruhig versuchen, das Unmögliche möglich zu machen – es spricht nichts dagegen. Aber im Vordergrund sollte die Vorbereitung auf die Regionalliga stehen und die sollte beinhalten, dass wir finanzielle Mittel zurückhalten und nicht sinnlos versenken.
Und ab Sommer?
Machen wir uns nichts vor, wir stehen am Scheideweg. Es besteht die realistische Gefahr, dass wir dauerhaft im Amateurbereich bei weiter fallenden Zuschauerzahlen und Einnahmen versinken. Beispiele von Ex-Erstligaclubs gibt es genug. Daher braucht es nun einen guten Plan, wie die Zukunft angesichts dieser beschissenen Ausgangssituation angegangen werden kann. Eines dürfte klar sein: ab Sommer zählt nur noch eine einzige Währung: sportlicher Erfolg! Dies ist die absolute Grundvoraussetzung, um eine ausreichend große Zahl von MSV-Fans und Sympathisanten sowie Sponsoren bei der Stange zu halten. Denn: spielen wir auch in der 4. Liga im Mittelfeld oder sogar gegen den Abstieg, dann kann es gut sein, dass die Kulisse bald bei 2-3.000 landet. Umgekehrt gilt aber auch: kehrt der Erfolg zurück und es besteht eine realistische Chance auf Aufstieg, dann kann es auch schnell wieder in Richtung 8-10.000 gehen. Die können dann eine Wucht entwickeln, die in der Regionalliga für einige Extrapunkte gut wäre.
Voraussetzung für eine Genesung ist also sportlicher Erfolg und daher kann ich nur hoffen, dass Vorstand und GF wirklich alles dafür tun, um 1. Ein aufstiegsfähiges Budget aufzustellen und 2. Mit diesem Budget bessere Entscheidungen zu treffen als in der Vergangenheit. Es gehört einfach alles auf den Prüfstand (Trainer, Staff, Spieler, Geschäftsstelle, Dienstleister) und es wäre wichtig, wenn der MSV seine Vorstellung von einer schnellen Rückkehr in den Profifußball dann auch öffentlich kommuniziert, um die Leute mitzunehmen.
Dabei hat der Verein mMn in den letzten Monaten schon einige gute Entscheidungen getroffen, wenn auch viel zu spät. Der Austausch der GF z.B. war mehr als überfällig. Michael Preetz kommt nun die Aufgabe zu, es deutlich besser zu machen als Heskamp, Mohnhaupt und Wulf. Sein bekannter Name ist dabei sicherlich nicht hinderlich, aber der taugt nur zu einem gewissen Vertrauensvorschuss. Was zählt, sind zukünftige Fakten und das betrifft vor allem personelle Entscheidungen im Sport und auf der Geschäftsstelle, sowie die Fähigkeit, mit einem glaubwürdigen Plan, Geldgeber bei der Stange zu halten und neue zu finden. Ob der Michael das kann – vor allem mit extrem schmalem Budget in Liga 4 - , kann ich 0,0 beurteilen, aber ich denke, dass er aufgrund seiner Vita die nötige Erfahrung und die benötigten Managementfähigkeiten mitbringt. Obendrein wünsche ich mir, dass Preetz das neue Gesicht des MSV wird und damit Ingo Wald gegenüber den Medien weitestgehend ersetzt.
So, nun habe ich mir mal vieles von der Seele geschrieben, um meine Gefühle in den Griff zu kriegen, denn seit gestern Abend bin ich wirklich traurig. Dennoch muss es ja weitergehen und eins weiß ich genau: der MSV ist alternativlos. Das wird auch für die meisten hier gelten und wenn sie momentan noch so frustriert sind und alle Eide ablegen, dass sie nie mehr das Stadion betreten. MSV-Fan zu sein, ist ein Lebensgefühl und kein Hobby, was man beendet, wenn es einem keinen Spaß mehr macht. Da hängen so viele Emotionen, Erinnerungen und soziale Kontakte dran – das darf einfach nicht sterben. In diesem Sinne wünsche ich mir eine halbwegs sachliche und konstruktive Diskussion, wie es mit unserem Lieblingspatienten weitergehen soll und was die richtige Medizin ist. Hasserfüllte Schuldzuweisungen helfen 0,0 und würden alles nur noch schwieriger machen.
Wir sehen uns hoffentlich alle spätestens am 1. Spieltag der Regionalliga-West 24/25! Egal wo und gegen wen – selbstredend.
Zuletzt bearbeitet: