Für mich geht es einfach darum: noch mehr Fernsehwiederholungen, und Möglichkeiten, dass sie bei Sky et al ihr sonstiges Abendprogramm, Kredite, Autos oder Versicherungen bewerben können, oder sich die Dahlmänner und Herrmänner eckig faseln können. Noch weniger Fussballzeit im Stadion und stumpfsinniges Abwarten darauf, dass es weitergeht. Noch mehr Pendelverkehr der Dauerbierholer und Pinkelngeher. Und Rummenigge hat mal wieder etwas durchgedrückt, was solchen Obercheatern wie Robben nützt, weil die mittlerweile so gute Schwalben machen, dass es absolut jeden Videobeweis übersteht. Sprich, am Ende werden die Schiedsrichter noch kleinlicher pfeifen müssen. Und bestimmte Tempodribbler, die nur allzu schnell zu Boden gehen, brauchst du gar nicht mehr versuchen, irgendwie aufzuhalten.
Wie in den letzten Jahren fast alles, was in der Richtung von der FIFA, sprich ihrer nationalen Repräsentanten DFL und DFB, gekommen ist, wird hier die endgültige Manifestation einer Zweiklassengesellschaft eher befördert, und Fussball eher so interpretiert, als sei er mittlerweile ein reiner Sport fürs Fernsehen. Für die sind solche Zuschauer, die immer noch ins Stadion gehen, anscheinend nur noch grölende Hintergrundkulisse, die vom Spiel selbst eh nicht viel mitkriegen. Sicherlich wird es nicht mal eine armselige Einspielung des Videobeweismaterials auf der Anzeigetafel geben, weil das ja dann Tumulte auslösen könnte, oder so etwas. Auch die Aufteilung der Verantwortung für die Spielleitung auf immer mehr Beteiligte würde ich kritisch sehen.
Ich bin ganz klar für ein "Back to the Roots". Ich denke, die Beschränkung des Videobeweises auf bestimmte Situationen wird sowieso alsbald in gebührender Lautstärke infrage gestellt werden.
Für mich wären dringend wichtiger Reformbedarf ganz woanders: strengstes Ahnden von offensichtlich willkürlich herbeigeführten Versuchen eines Spielers, Unterbrechungen zu provozieren, indem man etwa schwere Verletzungen vorschützt. Endlich wieder klare Richtlinien dahingehend, wann etwas Hand ist. Verzicht darauf, bei wirklich jedem Kontakt zu pfeifen, und bei der Schiedsrichterausbildung klar die Priorität auf den erhaltenen Spielfluss setzen. Und den vierten "Offiziellen" könnte man mal wieder abschaffen. Ausser, dass der offenbar nervenschwache Trainer und Sportfunktionäre dazu provoziert, ihn permanent in Diskussionen zu verwickeln, seh ich da kaum ne sinnvolle Funktion mit verbunden. Wenn der Schiri einen Trainer runterschickt, geht das auch so, wie neulich bei Leverkusen. An der Art, wie dort versucht wurde, den Schiri per Winkbefehl heranzuzitieren, und wie lächerlich selbstgerecht danach Völler abging, lässt sich für mich klar ermessen, wie abgehoben dort mittlerweile um sich selbst gekreist wird.
Das Argument, was Rummenigge brachte, geht für mich in genau die gleiche Richtung: für ihn geht es da um Millionen. Sorry, für mich als Zuschauer aber nicht, sondern nur um den Spass an der Sache. Und die sollte "Benutzerdefiniert" bleiben, nicht vorwiegend die Interessen in den Fokus stellen, die der Verkäufer rein für sich selbst nützlich findet. Das ist schlechte Dienstleistung, ein Verkennen der Relationen. Fussball passiert nicht, damit Rummenigge damit zufrieden ist, sondern damit die Zuschauer damit zufrieden sind.