Ich will ja nicht den Romantiker machen, aber bezüglich dessen, was man kriegte, wenn man zu einem Post-WM-Abfeierspiel in Düsseldorf war, sah es mal anders aus als hier geschildert. Auch wenn wir 2004 nur WM-Dritter wurden, war es danach im Freundschaftsspiel mit der Schweiz grandios, die Stimmung betreffend, sogar in diesem potthässlichen Monsterhangar im Rheinbogen hinter Düsseldorf.
Mag sein, dass der Zusammenhang da zu suchen ist, dass man seinerzeit annähernd das zu sehen kriegte, was man aus dem Fernseher kannte, nämlich fussballspielende Weltmeisterschaftsteilnehmer. Heute scheint es da anders zu gehen: man nimmt das Gold-Label und verwendet es so lange, als wie ne Mark damit zu machen ist, egal, wieviele Weltmeister de facto spielen, wie hoch der Wiedererkennungswert daher sein kann, etc. pp.
Scheinen alle vom FC Bayern gelernt zu haben, wie man das macht. Das Synthetische dieser Drittverwertungs - Veranstaltung kam allerdings auch dann raus, wenn man es am Fernseher verfolgte. Hier kostete es immerhin nicht mehr als die üblichen Fernsehgebühren. Was das Publikum angeht, davon abgesehen, dass es halt viele Düsseldorfer waren, liegt für mich durchaus ein Problem darin, dass solche Events für nicht wenige einen Einstieg darstellen könnten, es aber vermutlich deshalb nicht tun, weil sie auch für einen, der nicht oft im Stadion ist, blutarm und seelenlos erscheinen müssen, und somit nicht dazu anregen, öfter mal "echten" Fussi zu gucken.
Die Managementabteilung des DFB würde einem angesichts dieser Kritik aber wahrscheinlich einen Zettel mit ner Bilanz unter die Nase reiben, auf dem sich unabweisbare Zahlenergebnisse befinden.
Das Spiel fand ich aus Sicht eines Fernsehzuschauers eigentlich ganz witzig. Besonders die Argentinier machten einem Spass, obwohl sie ersichtlich genauso unfertig daherkamen wie die Deutschen. Sie konnten sich auf bestimmte Einzelakteure aber verlassen, insbesonders di Maria zeigte sich in sagenhafter Form. Messi wurde nicht vermisst, im Gegenteil, vielleicht wäre er sogar ein Hemmschuh gewesen.
Was die Deutschen angeht: nach der WM ist vor der EM. Man kann sich Oliver Kahn anschliessen, dessen Resümee ich mal so interpretieren würde: besser, man vergisst die WM so schnell wie möglich, was die Neuausrichtung im Hinblick auf das in zwei Jahren kommende Turnier angeht. Denn nur dann wird man sich hinreichend fokussieren können.
Ob man Gomez, Durm und Grosskreutz mit diesem Spiel einen Gefallen getan hat, muss man bezweifeln. Ich würde sagen, dass für Gomez spricht, wie oft er am richtigen Ort war, und wie schnell er antizipiert. Den Mangel an Präzision im Abschluss darf man ihm allein nicht anlasten, zumal er lange verletzt war und in der Nationalmannschaft derzeit kaum vertraute Bezüge haben dürfte. Die gravierende Abwehrschwäche war für mich z.T. mal wieder Folge einer unbedarft offensiven Ausrichtung. Durm und Grosskreutz sind hier sicher nicht zu loben, aber vielleicht auch nicht allein schuld. Wenn man Analysen verfolgt, wie sie etwa ein
@Schimanski gelegentlich hier einstellt, ist da ja häufiger von den abkippenden Sechsern die Rede, welche, wenn ich es richtig verstanden habe, die im Offensivspiel eingeschalteten Aussenverteidiger rückwärtig absichern. Für mich war davon nichts zu sehen, und die eklatanten Freiräume, in welche di Maria so elegant vorstiess, ergaben sich immer wieder aufgrund einer hier nicht gegebenen Abstimmung mit Kramer/Kroos.