Dispargum in einem Atemzug mit Augusta Treverorum? Wie alt ist Duisburg?

Old School

1. Liga
Oder: Duisburg in einem Atemzug mit Trier -der ältesten Stadt Deutschlands? Laut eines online noch nicht verfügbaren RP-Berichts soll Duisburg sogar 800 Jahre älter als angenommen sein und damit zu den ältesten Städten Deutschlands aufschließen. Nachfolgend ein WAZ-Bericht vom heutigen Tage:

Neue Erkenntnisse zur Stadtgeschichte
Römer-Tempel auf dem Burgplatz?

18.12.2008, Thomas Becker


Die Geschichte Duisburgs muss nach hinten datiert werden.

Zu diesem Ergebnis kommt der ehemalige Stadtarchivar Dr. Joseph Milz im 55. Band der Duisburger Forschungen. War der Name „Duisburg” bisher erstmals anlässlich des Wikingerüberfalls auf die Stadt 883 aufgetaucht, liegen Joseph Milz nun neue Erkenntnisse vor. Wie unter anderem das Fragment einer römischen Säule, das am Fuße des Burgplatzes gefunden wurde, beweise, waren die Römer bereits im ersten oder zweiten Jahrhundert in Duisburg. Wie Milz betonte, lasse dieses Säulen-Fragment nicht auf eine „popelige Befestigung”, sondern auf ein repräsentatives Gebäude der Römer schließen, mit dem diese damals Eindruck machen wollten. Durch diesen und weitere Funde sehe man sich nun verpflichtet, „schriftliche Quellen neu zu interpretieren”.
Desweiteren sei nun gesichert, dass es sich beim dem fränkischen „Dispargum” (um 430) bereits um „Duisburg” gehandelt habe und dass der Frankenkönig Clodio von hier aus zu seinen Eroberungszügen aufgebrochen sei. Diese Kenntnisse seien vor allem durch die von Dr. Günter Krause gemachten Ausgrabungen möglich gewesen.

http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/duisburg/kultur/2008/12/18/news-99298226/detail.html
 
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Hochinteressanter Artikel. Ich hoffe, dass darüber bald mehr Details zu lesen sein werden.
 
Hochinteressanter Artikel. Ich hoffe, dass darüber bald mehr Details zu lesen sein werden.

Der RP-Artikel vom heutigen Tage ist noch ergiebiger. Ich werde bei der RP darum bitten, diesen online zu veröffentlichen.

Für mich eine faszinierende Vorstellung, aus einer der ältesten Städte Deutschlands zu stammen. Das exakte Gegenteil ist eigentlich das, was in dem Bewußtsein der Menschen vorherrschend ist. Dabei ist die geographische Lage der Stadt geradezu prädestiniert für eine sehr frühe Besiedlung, weshalb es mich persönlich nicht verwundert, dass Duisburg wahrscheinlich noch viel älter als angenommen ist -ohnehin älter als all unsere Nachbarstädte.

Diese jüngsten archäologischen Erkenntnisse führen uns lediglich auf eine Spur, der nun nachzugehen sein wird. Am Ende werden die Geschichtsbücher der Stadt und des gesamten Landes vielleicht neu zu schreiben sein. Dennoch sollte man die Indizien m.E. noch nicht als gesicherte Beweise verstehen. Aber es sieht in der Tat danach aus, dass Duisburg aus einer alten Römerstadt entsprungen ist. Genauso wie Trier, auch wenn Trier bedeutender gewesen sein dürfte.
 
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Dispargum ist Duisburg!

Ein Artikel zu diesem Thema aus dem Jahre 2007.


Duisburg

„Dispargum ist Duisburg“

VON PETER KLUCKEN
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Duisburg (RP) „Duisburgs Frühgeschichte muss neu geschrieben werden!“, sagt Dr. Joseph Milz, langjähriger Archivdirektor der Stadt. Duisburg, das 1983 sein 1100-jähriges Bestehen gefeiert hatte, ist rund 2000 Jahre alt. (...)

Weiter: http://www.rp-online.de/public/article/duisburg/455459/Dispargum-ist-Duisburg.html
 
Habe in der Schule mein Praktikum beim Stadtarchäologen Dr. Günter Krause gemacht.
Sehr interessant zu sehen, was in den Kellern des Rathauses an Duisburger Geschichte liegt. Leider hat sich die Stadt nicht wirklich drum gekümmert und die empfindlichen Sachen in nässenden und dunklen Kellern gelagert. Und das obwohl man damit eine ganze Ausstellung hätte füllen können.
Dr. Krause hat sich immer gefreut, wenn interessierte Leute kamen und er sie durch die Räume führen konnte. Seine Hauptaufgabe bestand am Ende leider nur noch daraus, sein "Lebenswerk" und die Duisburger Geschichte vor der Verwahrlosung zu retten.
Was mit den Dingen nach seiner Pensionierung passiert ist würde mich mal interessieren. Möglicherweise entsteht jetzt ein neuer Hype, hoffe mal, dass es noch nicht zu spät ist und sie werden jetzt endlich so behandelt, wie es ihnen gebührt. Andere Städte wären glücklich, wenn sie solch eine Sammlung von Fundstücken hätten, die Aufschluss über die Geschichte der Stadt geben, hier lässt man sie vergammeln. (Zumindest war das während meines Praktikums vor 4 Jahren noch so)

http://www.archaeologie-duisburg.de/
 
Welch eine Schande!! Bisher dachte man, die Teutonen hätten die Römer nie über den Rhein gelassen. Und nun hat Duisburg Lateinische Wurzeln? :mad:






Freut mich, dann bin ich nicht der einzige hier! :D
 
Welch eine Schande!! Bisher dachte man, die Teutonen hätten die Römer nie über den Rhein gelassen.

Die Römer müssen sich auch auf die andere Rheinseite vorgewagt haben -anderenfalls hätten sie nicht in der Varusschlacht (Ostwestfalen) so kräftig und final von den Germanen den Hintern versohlt bekommen können. ;) Bedenke ferner den in den Jahrhunderten unterschiedlich verlaufenden Rhein. Im Jahre 883 verlief er meines Wissens nach unmittelbar am alten Siedlungskern -den heutigen Burgplatz mit dem Rathaus- entlang. Wie sah es 800 Jahre zuvor aus? Wie verlief der Rhein damals? Hat Dispargum und damit Duisburg vielleicht sogar eine linksrheinische Herkunft? :eek: Jetzt gerät alles aus den Fugen. :D Wäre mal interessant, mehr über den historischen Rheinverlauf zu erfahren.
 
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Die Römer müssen sich auch auf die andere Rheinseite vorgewagt haben -anderenfalls hätten sie nicht in der Varusschlacht (Ostwestfalen) so kräftig und final von den German den Hintern versohlt bekommen können.

Passend hierzu der Leitartikel des Spiegels diese Woche "Die Geburt der Deutschen" über "Herman the German" und die Schlacht im Teutoburger Wald.
Sehr lesenwert!
 
http://www.archaeologie-duisburg.de/Forschung/mbl14_krause.pdf

Quote : 'Die älteste datierbare gehört in das Ende des 1. Jahrhunderts. Die alte Senke des Rheinbettes wird
heute vom Innenhafen eingenommen.'

Damit duerfte Old Schools Horrorszenario einigermassen unwahrscheinlich sein..:D
Nur die Rheinhauser und Homberger und Baerler und andere 'Randgruppen' sind keine von uns;)

Und selbst wenn...dann waeren die Duisburger die Gallier der deutschen... nur unbesiegt im roemischen Reich :D
 
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... Schlacht im Teutoburger Wald.
Sehr lesenwert!

Vor ein paar Jahren hat doch ein pensionierter englischer Offizier und Hobbyarchäologe, die Spuren der Varusschlacht in Kalkriese gefunden.

Hab ich zumindest mal auf Phoenix gesehen.:D


http://de.wikipedia.org/wiki/Varusschlacht
zumindest ein Teil fand da statt.







Edit:
Der gute Mann heißt Tony Clunn.
http://www.radiobremen.de/nordwestradio/unterwegs/varusschlacht.html
ist nicht viel, aber wenigstens hab ich nicht geträumt. :D
 
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Vor ein paar Jahren hat doch ein pensionierter englischer Offizier und Hobbyarchäologe, die Spuren der Varusschlacht in Kalkriese gefunden.

" "Die Varusschlacht fand defintiv woanders statt", erklärt der Militärhistoriker Peter Kehne aus Hannover, einer der besten Kenner der Materie. Er vermutet in Kalkriese nur das "Vorhutgefecht einer einzelnen Kohorte im Jahr 15 nach Christus" [...]. "

Quelle: Spiegel Nr. 51/15.12.2008
 
Die ' Varusschlacht' an sich gab es SO nicht. Es war ein Zug der sich ueber 2stellige KM zahlen streckte...man geht von bis zu 30.000 Menschen aus, wovon vielleicht 2/3 Legionaere waren der Rest Frauen und Tross.
Des weiteren zog sie sich ueber Tage hin.
Also den Ort der 'Schlacht' auszumachen duerfte nicht moeglich sein, aber dass die Richtung in etwa stimmt, das steht wohl mittlerweile fest.
Meine, man hat das Ausgangslager der Legionaere gefunden, welche von dort aus in ihr Winterquartier zogen, welches man auch annimmt, mittlerweile zu kennen.
Daraus laesst sich der Zug in etwa nachvollziehen.

Haben extra Umweg gemacht um nicht an Duisburg vorbeizuziehen..trotzdem Pech gehabt..:D
 
Mal ein paar Artikel zum Umgang der Stadt mit den Fundstücken. Etwas älter schon.

http://www.archaeologie-duisburg.de/News/DRMILz.pdf

Interessant vor allem der 3. Artikel vom April 2007. Anscheinend gab es schon zu der Zeit deutliche Hinweise auf ein viel älteres Duisburg als bisher angenommen!
 
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Welch eine Schande!! Bisher dachte man, die Teutonen hätten die Römer nie über den Rhein gelassen. Und nun hat Duisburg Lateinische Wurzeln? :mad:...

Nach Angaben des Stadthistorischen Museums, lebten die germanischen "Duisburger" mit den Römern im Vergleich zu den friedlichen Jahren nur einen recht kurzen Zeitraum im Streit - die Staatsgrenze "limes" wurde mehr oder weniger akzeptiert und man betrieb Handel (deshalb findet man auf der östlichen Rheinsteite nicht selten Glas, Sandalen, Broschen, Schmuch, Münzen, Wein karaffen etc.). Die Germanen versorgten die Römer mit Nahrungsmitteln.
 
Der 55. Band der Duisburger Forschungen ist im Mercator-Verlag erschienen. Das Buch ist ab sofort für 18 Euro im Buchhandel und beim Mercator-Verlag erhältlich. Für Interessenten lohnt es sich bestimmt!
Ich werde es auch bekommen, da ich seit langen Jahren Mitglied der Mercator-Gesellschaft bin. Ich werde mir das Buch dann mal in Ruhe durchlesen. Die Duisburger Forschungen sind ausgezeichnete Bände, allerdings manchmal schwer lesbar, da es wissenschaftliche Arbeiten und -Ausführungen sind.

@Hannibal - ich habe auch mal eine Führung mit Dr. Krause durch die Kellerräume gemacht. Es war erschreckend, was dort vergammelte.
 
Ich habe mittlerweile den Band 55 der Duisburger Forschungen vorliegen. Wer sich für die Geschichte Duisburgs interessiert, sollte sich dieses Buch zulegen.
Es ist herausgegeben von Joseph Milz - Neue Erkenntnisse zur Geschichte Duisburg - und umfaßt 134 Seiten.

Eine kleine Beschreibung:
Der in diesem Band vorgelegte Text ist keine neue Stadtgeschichte, aber er stellt Funde und Befunde vor und enthält Überlegungen und Interpretationen. die in ihrem Ergebnis weit über das hinausgehen, was bisher zur früheren Geschichte Duisburgs bekannt war. Spätere Bearbeiter der Geschichte Duisburgs werden darauf zurückgreifen können und müssen.

Aus dem Inhalt:

Die Römer in Duisburg
Duisburg in fränkischer Zeit
Zur Geschichte des Duisburger Königshofes
Die Niederlassung der friesischen Kaufleute
Die Duisburger Königspfalz
Die Duisburger Stadtbefestigung
Handel und Schiffahrt bis zum Ende des 14. Jahrhunderts
Zur Baugeschichte der Marienkirche

Und die Abbildung vorne auf der ersten Seite zeigt eine römische Säulentrommel, die am Alten Markt am Fuß des Burghügels gefunden wurde.
 
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