Ein Single am Innenhafen
http://www.nrz.de/includes/bildanzeige.php?kennung=on2nrzMSVStaDuisburg38923&zulieferer=nrz&dbserver=1&ts=0727214051 Christian Weber im Zweikampf. Der Neuzugang aus Fürth ist seit drei Wochen in Duisburg.
"Von der Stadt habe ich noch nicht sehr viel gesehen", sagt er.(Foto: scharfsteller) PORTRAIT.
Rechtsverteidiger Christian Weber will beim MSV in die Startformation. Privat ist der 22-Jährige gerade dabei, sich in Duisburg einzuleben. Und das auf eigene Faust.
Christian Weber sagt, dass er aus Saarbrücken kommt. "Das ist das einzige, was man im Saarland kennt." Genauer gesagt, kommt der 22-Jährige aus der Kleinstadt Großrosseln, dort hat er mit dem Fußballspielen begonnen. Seit drei Wochen ist Weber Duisburger Bürger, lebt direkt am schicken Innenhafen.
"Klar, fehlen mir meine Freunde, meine Eltern und mein Bruder", sagt der Rechtsverteidiger des Zweitligisten MSV Duisburg. Die leben in Saarbrücken, 360 Kilometer entfernt. Etwa einmal im Monat schwingt er sich in seinen BMW und besucht seine Lieben. Gegenbesuche von Freunden gibt es häufiger, lediglich die Eltern verfolgen seine Fußballspiele eher über das Fernsehen. "Sie denken, dass sie mich in meiner Konzentration aufs Spiel stören. Das stimmt aber nicht, ich freue mich, wenn sie da sind."
Gestern Vormittag war beim MSV trainingsfrei, entspannen konnte sich Weber allerdings nicht. "Ich habe Kisten geschleppt und Behördengänge erledigt." Bis auf Kleinigkeiten ist alles geschafft, Kinofan Weber ist angekommen. Gemeinsam mit Tobias Willi, Marco Caligiuri und Klemen Lavric - sie alle wohnen im selben Haus - kann man den Neuzugang von Greuther Fürth gelegentlich am Innenhafen sehen. "Abends gehe ich dort häufig essen, ein großer Koch bin ich nicht gerade." Von Duisburg hat er bis auf die Umgebung seiner Wohnung noch nicht viel gesehen. "Vieles habe ich nur aus dem Auto heraus beobachtet." Das soll sich bald ändern. Nach der anstrengenden Vorbereitung - "häufig war ich abends zu kaputt, um noch etwas zu unternehmen" - will er sich auch wieder seiner großen Leidenschaft widmen. "Ich gehe gerne ins Kino, und sehe fast alle Genres gerne."
Zunächst sind aber noch viele Trainingseinheiten Pflicht, vor dem Saisonstart am 13. August gegen den TuS Koblenz. Die bisherige harte Arbeit scheint sich für Christian Weber gelohnt zu haben. Trainer Rudi Bommer zählt auf den erfahrenen Zweitliga-Akteur und hat ihn in den Testspielen stets auf der rechten Abwehrseite gebracht. "Ich hoffe, dass ich dabei bin. In der Startelf seiner Mannschaft zu stehen, ist doch das Ziel jedes Fußballers." Sollte er doch zunächst draußen bleiben, will er in Ruhe weiter arbeiten. "Das Wohl der Mannschaft zählt mehr als das Wohl eines einzelnen Spielers." Das Wohl der Mannschaft heißt Aufstieg. Druck? "Den Druck, aufsteigen zu wollen, sehe ich positiv. In Saarbrücken ging es damals gegen den Abstieg und um Existenzen. Das war viel schlimmer." Zurück am Innenhafen: Christian Weber ist allein nach Duisburg gezogen, eine Freundin hat er derzeit nicht. Auch einer seiner besten Kumpels konnte ihn nicht begleiten. Dieser beste Kumpel heißt Thomas Kleine und spielt bei Webers Ex-Club Greuther Fürth. Erst am 22. Oktober trifft er seinen Freund wieder, beim MSV-Gastspiel im Playmobil-Stadion. "Der Gewinner wird sich mit dem Verlierer den einen oder anderen Spaß erlauben, am Ende der Saison steigen wir dann hoffentlich beide auf."
27.07.2006
DANIEL CNOTKA