Den FC Bayern als Verein hat Beckenbauer als überragende Spielerpersönlichkeit mit erschaffen. Und parallel dazu eine Nationalmannschaft, deren unbestritten prägende Gestalt er ganz alleine war. Das betrifft die ganze Art der Interpretation von Fussball, dem er unmissverständlich seinen so unnachahmlichen Stil quasi verlieh, und der dafür komplett nach seiner Pfeife tanzte. So eine weitgehende Verantwortung für einen einzelnen Spieler ist heute so gut wie undenkbar. Maradona hatte sie auch für Argentinien und Neapel, allerdings viel kürzer. Pele hatte sie für die Nationalmannschaft, aber sein Verein FC Santos ist eben im Weltfussball kein wirklicher Begriff. Zidane hat auch die Nationalmannschaft extrem stark geprägt, aber im Vereinsfussball doch eher auf mehrere Stationen verteilt gewirkt, wo er überall schon eine legendäre Mannschaft vorfand.
Viele sagen ja: Wenn Beckenbauer, der damals eigentlich zu 1860 gehen wollte, aber von einer Ohrfeige dazu bewegt wurde, zum Stadtrivalen FC Bayern zu gehen, seine ursprüngliche Absicht verwirklicht haben würde, wären die Sechziger heute so groß, wie die Bayern es sind. Keine Ahnung, wie übertrieben das ist, aber vollkommen an den Haaren herbeigezogen ist es sicher nicht. Beckenbauer hat neben seiner alles überragenden Fussballkunst eben auch noch die Eigenheit einer nachdrücklichen analytischen Kühle und dadurch eine große Selbstverständlichkeit gehabt, sich als Anführer an die erste Stelle zu setzen. Wo die anderen in Elf-Freunde-Seligkeiten schwelgten, hat er planvoll und konsequent für den Erfolg getan, was zu tun war. Legendär in dem Zusammenhang seine Machtübernahme nach dem Zusammenbruch von Helmut Schön in der Sportschule Malente während der WM .