Franz Beckenbauer gestorben

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Wie beliebt er eigentlich war, zeigt ja alleine dieser Thread hier. Über einen "Bayern" in einem Duisburg Forum wird man
wohl eher selten lesen, schon gar nicht so wohlgesonnen.

Er war ja nicht „nur“ Bayern Spieler. Er hat Deutschland 1974 als Spieler und 1990 als Teamchef zur Weltmeisterschaft geführt. Unvergessen als er nach dem Finale 1990 alleine auf dem Rasen war. Er war auch für einige Zeit Rekordnationalspieler und war vermutlich der beste Spieler, den Deutschland je hervorgebracht hat.

Da ist es relativ egal für welche Vereine er gespielt hat.

wie oben schon geschrieben wurde, hier ist wirklich eine Legende gegangen.
RIP
 
Er war ja nicht „nur“ Bayern Spieler. Er hat Deutschland 1974 als Spieler und 1990 als Teamchef zur Weltmeisterschaft geführt. Unvergessen als er nach dem Finale 1990 alleine auf dem Rasen war. Er war auch für einige Zeit Rekordnationalspieler und war vermutlich der beste Spieler, den Deutschland je hervorgebracht hat.

Da ist es relativ egal für welche Vereine er gespielt hat.

wie oben schon geschrieben wurde, hier ist wirklich eine Legende gegangen.
RIP

Den FC Bayern als Verein hat Beckenbauer als überragende Spielerpersönlichkeit mit erschaffen. Und parallel dazu eine Nationalmannschaft, deren unbestritten prägende Gestalt er ganz alleine war. Das betrifft die ganze Art der Interpretation von Fussball, dem er unmissverständlich seinen so unnachahmlichen Stil quasi verlieh, und der dafür komplett nach seiner Pfeife tanzte. So eine weitgehende Verantwortung für einen einzelnen Spieler ist heute so gut wie undenkbar. Maradona hatte sie auch für Argentinien und Neapel, allerdings viel kürzer. Pele hatte sie für die Nationalmannschaft, aber sein Verein FC Santos ist eben im Weltfussball kein wirklicher Begriff. Zidane hat auch die Nationalmannschaft extrem stark geprägt, aber im Vereinsfussball doch eher auf mehrere Stationen verteilt gewirkt, wo er überall schon eine legendäre Mannschaft vorfand.

Viele sagen ja: Wenn Beckenbauer, der damals eigentlich zu 1860 gehen wollte, aber von einer Ohrfeige dazu bewegt wurde, zum Stadtrivalen FC Bayern zu gehen, seine ursprüngliche Absicht verwirklicht haben würde, wären die Sechziger heute so groß, wie die Bayern es sind. Keine Ahnung, wie übertrieben das ist, aber vollkommen an den Haaren herbeigezogen ist es sicher nicht. Beckenbauer hat neben seiner alles überragenden Fussballkunst eben auch noch die Eigenheit einer nachdrücklichen analytischen Kühle und dadurch eine große Selbstverständlichkeit gehabt, sich als Anführer an die erste Stelle zu setzen. Wo die anderen in Elf-Freunde-Seligkeiten schwelgten, hat er planvoll und konsequent für den Erfolg getan, was zu tun war. Legendär in dem Zusammenhang seine Machtübernahme nach dem Zusammenbruch von Helmut Schön in der Sportschule Malente während der WM '74.

Genau das macht auch sein Scheitern und die öffentliche Entdeckung seiner Bestechlichkeit nach dem Sommermärchen für viele so unerträglich. Ich selbst habe mich eigentlich darüber gewundert, dass er offenbar persönlich so massiv darunter gelitten hat. Beckenbauer hatte mir immer den Eindruck vermittelt, dass ihm komplett "wurscht" ist, was die Leute von ihm denken, weil er einfach so überzeugt von sich selbst ist. Dass hinter der immer zielstrebigen, oft kühl und sogar kalt wirkenden Fassade dessen, dem fast immer alles in einer unnachahmlichen Präzision gelungen war, so eine totale Schutzlosigkeit wohnte, fand ich wirklich extrem verblüffend.
 
Zuletzt bearbeitet:
Als Fußballfan: Chapeau!
Als Ethiker: Pfui!
Als Christ: Ruhe in Frieden!

:bengalonv1:

Was hat er denn schlimmes getan, dass man als "Ethiker" Pfui! sagen muss? Wenn es dabei um die Vergabe der WM geht, sollte man an der Stelle als Fußballfan mal lieber die Füße still halten, denn Profifußball ist in allen Bereichen korrupt und die Art und Weise, wie mit Menschen umgegangen wird, und die unverhältnismäßig hohen Summen, um die es da mittlerweile geht, sind alles andere als ethisch vertretbar und jeder, der sich Spiele ansieht, auch die des MSV, ist Teil des Ganzen und unterstützt das System. Wäre man moralisch integer und besser als Beckenbauer, würde man gar keinen Profifußball gucken
Abgesehen davon hat man über Beckenbauer nie was negatives gehört und er schien, angesichts seines Status, ein netter und auf dem Boden gebliebenen Mensch gewesen zu sein.
 
Den FC Bayern als Verein hat Beckenbauer als überragende Spielerpersönlichkeit mit erschaffen. Und parallel dazu eine Nationalmannschaft, deren unbestritten prägende Gestalt er ganz alleine war. Das betrifft die ganze Art der Interpretation von Fussball, dem er unmissverständlich seinen so unnachahmlichen Stil quasi verlieh, und der dafür komplett nach seiner Pfeife tanzte. So eine weitgehende Verantwortung für einen einzelnen Spieler ist heute so gut wie undenkbar. Maradona hatte sie auch für Argentinien und Neapel, allerdings viel kürzer. Pele hatte sie für die Nationalmannschaft, aber sein Verein FC Santos ist eben im Weltfussball kein wirklicher Begriff. Zidane hat auch die Nationalmannschaft extrem stark geprägt, aber im Vereinsfussball doch eher auf mehrere Stationen verteilt gewirkt, wo er überall schon eine legendäre Mannschaft vorfand.

Viele sagen ja: Wenn Beckenbauer, der damals eigentlich zu 1860 gehen wollte, aber von einer Ohrfeige dazu bewegt wurde, zum Stadtrivalen FC Bayern zu gehen, seine ursprüngliche Absicht verwirklicht haben würde, wären die Sechziger heute so groß, wie die Bayern es sind. Keine Ahnung, wie übertrieben das ist, aber vollkommen an den Haaren herbeigezogen ist es sicher nicht. Beckenbauer hat neben seiner alles überragenden Fussballkunst eben auch noch die Eigenheit einer nachdrücklichen analytischen Kühle und dadurch eine große Selbstverständlichkeit gehabt, sich als Anführer an die erste Stelle zu setzen. Wo die anderen in Elf-Freunde-Seligkeiten schwelgten, hat er planvoll und konsequent für den Erfolg getan, was zu tun war. Legendär in dem Zusammenhang seine Machtübernahme nach dem Zusammenbruch von Helmut Schön in der Sportschule Malente während der WM .
Kannst Du bitte zumindest in diesem Thread uns mit deinem Antibayern Geschwafel verschonen. Danke
 
Als im Oktober vergangenen Jahres Sir Bobby Charlton starb, hatte ich schon so eine Ahnung. Warum? Weiß nicht. Vielleicht wegen des unvergesslichen Duells zwischen Beckenbauer und Charlton im Endspiel 1966? Zudem wusste ich aus verschiedenen zusammengeschnipselten Informationen, dass es Beckenbauer gesundheitlich (physisch und psychisch) wohl alles andere als gut geht. Trotz alldem hat mich die Nachricht natürlich sehr kalt erwischt. Viel mehr als ich dachte.

Natürlich liegt das daran, dass Beckenbauer klar im Zentrum meines eigenen Lebens als Fußballer (damals aktiv und passiv) stand. Anders als etwa Uwe Seeler, den ich leider nicht mehr wirklich in Aktion erlebt habe. Seit ich Fußball wirklich wahrnehme, ist Franz Beckenbauer einer derjenigen wenigen, die mir diesen Sport zwischen die Ohren und zwischen die Rippen graviert haben. Teils muss ich mich dafür bedanken, teils....nun ja.

Zu den fußballerischen Fähigkeiten Beckenbauers ist alles gesagt und geschrieben. Die Einzigartigkeit des erfolgreichen Teamchefs ist ebenfalls deutlich und für alle Zeiten festgestellt. Und über die Persönlichkeit Beckenbauers kann ich nur sagen, dass mich die Offenheit, Bescheidenheit und vor allem der immer erkennbare Respekt gegenüber ausnahmslos jedem Menschen immer wieder sehr beeindruckt haben. Demgegenüber sind die ebenfalls bekannten Schwächen für mich letztlich lässliche Sünden, die seine Vorzüge nicht einmal ansatzweise neutralisieren können. So sehe ich das zumindest. Der aktuell hier und da zu lesende Vergleich zwischen Beckenbauer und Kohl ist albern, denn während Helmuts "Bimbesgeschichte" niemand anderem zugutekam, als ihm selbst und seiner Partei, hat Beckenbauer mit dem "Sommermärchen" dem gesamten Land einen bis heute unschätzbar wertvollen Dienst erwiesen.

Mir wird er sehr fehlen und er hat mir schon die letzten Jahre gefehlt. Als Experte ("die Schweden sind keine Holländer" oder "Schappapappa" (Jean Pierre Papin)) habe ich ihn einfach gemocht, auch wenn ich nun wirklich nicht alle Aussagen nachvollziehen konnte. Aber: Der "Kaiser" war nie langweilig, oft unterhaltsam, teils milde, manchmal aber auch grantelnd und fast vernichtend. Ich hätte als Spieler nur sehr ungern mitbekommen, dass Franz Beckenbauer meine Einsätze kommentiert. Andererseits: Ein Lob des Kaisers wäre in Sachen Anschlusssvertrag auch nicht ganz verkehrt gewesen.

Letztendlich kann ich mich nur bedanken, der Familie mein Beileid aussprechen und hoffen, dass Franz Beckenbauer die letzte Ehre zuteilwird, wie sie ihm gebührt. Ohne "ja, aber". Danke, wir wissen es. Und es reicht jetzt dann auch.
 
Mein erstes Mal im Wedaustadion war 74 gg die Bayern. Ein 0:4 und der Franz hat ein wunderschönes Freistoß Tor geschossen. Unvergessen. Lange ein Kind des Glücks - WM 74, 90 und die nach Hause geholte WM 06. Was seit 2015 abgeht finde ich unfair. Joschka Fischer hat es in der Beckenbauer Doku gut zusammenfasst - Schmiergeld bei der FIFA ist nicht schön, aber Teil des Systems. Das war jedem immer bekannt. RIP, Franz Beckenbauer

Von diesem Tor gibt es auch bewegte Bilder: Tor des Monats März 1974 - Beckenbauer | sportschau.de

War damals auch im Stadion, unfassbares Ding, das konnte nur der Franz.

Ruhe in Frieden!
 
.. ich erinnere mich, dass muss wohl 68 oder 69 gewesen sein i m alt ehrwürdigen August Thyssen Stadion am Gasometer in Bruckhausen hatten wir ein Vorspiel in ser D Jugend. Anschließend saßen wir auf der Tribüne von mir in der Reihe Franzl. Damals noch nicht so eine Lichtgestalt aber trotzdem 2hrfürchtig ihm zugehört wenn er mit seinem Nebenmann, glaube es war der Sepp redeten. Schöne memories
 
Viele Leute auf der Welt haben Dreck am Stecken , in der Politik , im Leben und im Sport .

Ich für mich bewerte im Fall Franz Beckenbauer , wie bei anderen Leuten auch , nur die Politik und den Sport .
 
Franz Beckenbauer, braungebrannt mit Locken und Koteletten, mit der Rückhand gen Schiedsrichter wedelnd, war der Höhepunkt in der Stilgeschichte des deutschen Mannes. Das ganze hemdsärmlige Krawattenträgerzeugs ab den 90ern sei ihm nachgesehen. Möge ihm die Erde leicht sein.
 
Auch wenn seine Gesundheit schon lange Grund zur Sorge bot, schockierte mich die Nachricht sehr. Als Kind war Franz Beckenbauer mein großes Idol. Bei der WM 1974 hatte ich mit acht Jahren mein fußballerisches Coming Out. Damals liebten eigentlich alle Kinder Gerd Müller und Beckenbauer. Mir ging es nicht anders. Mein erstes Spiel im Stadion habe ich dann wenige Monate später gesehen. Der FC Bayern gastierte beim MSV, und ich war natürlich für die Bayern, die mit 1:2 verloren. Für mich war es überwältigend, von der Haupttribüne (Reihe 26) Beckenbauer in natura zu sehen. Ich spüre noch heute meine Gänsehaut, wenn ich daran denke. Zu Weihnachten 1974 bekam ich mein erstes Trikot - das der Nationalmannschaft mit einer großen 5 auf dem Rücken.

Mein kindlich-naiver, fast vergötternder Blick auf Beckenbauer hat sich im Laufe der Jahre natürlich gegeben. Trotzdem war und bleibt Beckenbauer für mich immer der Größte, ein Virtuose, ein Genie. Wie er den Ball streichelte, mit dem Außenrist oder per Lupfer Müller im Strafraum bediente, mit tänzelnden Bewegungen seine Gegenspieler verlud, das sah so einfach, so spielerisch aus wie bei keinem anderen seiner Zeit. Ein Urteil über den Menschen erlaube ich mir nicht, das überlasse ich denjenigen, die ihn kannten. Da hat man immer nur Gutes gelesen oder gehört. Und wer das Glück hatte, ihn mal kurz persönlich kennenzulernen, ist voll des Lobes über seine Freundlichkeit. Das steht im kompletten Gegensatz zum Image des arroganten FC Bayern in den 1970er Jahren, für das Beckenbauer oft stellvertretend genannt wurde. Ich habe berufsbedingt einige - auch weltbekannte - Persönlichkeiten kennenlernen dürfen, und meine Erfahrung ist, dass die Größten ihres Fachs immer die angenehmsten Menschen waren, weil sie es nicht nötig hatten, sich aufzuplustern und auf andere herabzuschauen.

Die Kritik an Beckenbauer wegen der WM-Vergabe 2006 empfand ich immer als link und heuchlerisch. Wer hatte sich nicht darüber gefreut? Wer hatte sich nicht von der Stimmung anstecken lassen und das Sommermärchen genossen? Wer hatte nicht bei herrlichstem Wetter mit Freunden im Freien die Spiele auf einer der vielen Großleinwände verfolgt? Waren wirklich alle so dumm zu glauben, eine Fußball-Weltmeisterschaft wäre eine Charity-Veranstaltung und die Fifa ein gemeinnütziger Wohltätigkeitsverein? Tatsächlich wusste doch jeder, wirklich jeder, dass man im 21.Jahrhundert eine Fußball-WM nicht allein wegen eines überzeugenden Konzepts bekommt.

Nun zaubert der "Kaiser" in einem wahrlich himmlischen Team zusammen mit Maradona, Pele, Cruyff, Charlton, Moore, Best, di Stefano, Eusebio, Puskas, Garrincha und Seeler. Und vor dem Tor steht natürlich Müller und wartet wieder darauf, mit einem genialen Pass bedient zu werden.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben