100 Millionen! So läuft Schalkes Russen-Deal
Gazprom wird Schalkes Hauptsponsor. Aufsichtsrats-Chef CLEMENS TÖNNIES und der frühere Bundeskanzler GERHARD SCHRÖDER haben den besten Vertrag der Vereinsgeschichte eingefädelt. Die Hintergründe.
ÜBER

04 BERICHTET JEAN-JULIEN BEER
Es war Clemens Tönnies ( 50 ), der Aufsichtsratsvorsitzende von

04, der vor einigen Monaten zum Telefon griff und Gerhard Schröder anrief. Das Thema damals: Könnte man zwischen dem finanziell wackelig aufgestellten Fußball-Bundesligisten und dem russischen Energiekonzern Gazprom eine Win-Win Situation herstellen, wie es in der Wirtschaft so schön heißt? Die Russen als Sponsor auf

- und der Verein als viel beachtete Plattform, die eine durch Marktanalysen bestätigte Chance zum Imagegewinn für den Energieriesen bietet, der mit Macht danach strebt, sich auf einem liberalen europäischen Gasmarkt auszubreiten. Der frühere Bundeskanzler, der für den russischen Konzern als Berater und Aufsichtsrat fungiert, trug die Idee in Russland vor. Es folgten einige Gesprächsrunden. Eine Schalker Delegation mit Geschäftsführer Peter Peters als Verhandlungsführer an der Spitze reiste nach Moskau, zuletzt kamen die Russen samt Gazprom-Boss Alexej Miller vor zwei Monaten nach

. Auf Seiten des Bundesligisten war auch Finanzchef Josef Schnusenberg in die Verhandlungen involviert.
Und nun ist der Mega-Deal perfekt, den kicker-online bereits am Freitag vorab gemeldet hatte: Morgen, Dienstag, wird der Vertrag unterschrieben, der Gazprom ab dem 1. Januar 2007 zum neuen Schalker Hauptsponsor macht. Dafür zahlen die Russen nach kicker-Informationen pro Saison einen festen Betrag von etwa zwölf Millionen Euro. Weitere Zahlungen wurden erfolgsabhängig vereinbart. Bei maximalem Erfolg, etwa dem Gewinn mehrerer Meisterschaften oder einer regelmäßigen Teilnahme an der Champions League, kann bis zum vorläufigen Vertragsende am 30. Juni 2012 ein Gesamtvolu men von bis zu 100 Millionen Euro zusammenkommen. Der Vertrag läuft zunächst über diese fünfein halb Jahre – mit einer Option auf Verlängerung. Es soll, so heißt es aus

, eine langfristige Zusammenarbeit werden.
Der bisherige Hauptsponsor Vic toria- Versicherungen scheidet ein halbes Jahr vor Vertragsende als Tri kotsponsor aus. Das Unternehmen stand seit 2001 auf der Schalker Brust und zahlte zuletzt etwa sieben Millionen Euro pro Saison. Victoria war stets über den möglichen Rus sen- Deal informiert und hat sich nach langjähriger Partnerschaft auf eine weitere Zusammenarbeit mit

geeinigt, jedoch mit einem kleineren Gesamtpaket. Offiziell darf vor der Vertragsun terzeichnung kein Schalker über den Russen-Deal sprechen, hinter den Kulissen aber sind Freude und Erleichterung groß über ein „Super Geschäft“. Aus Vereinskreisen heißt es: „Es ist der mit Abstand beste Ver trag der Vereinsgeschichte. Dieses Sponsoring erleichtert unser wirt schaftliches Fortkommen enorm und macht uns ein Stück weit unabhängig von den Zwängen, die Champions League aus finanziel len Gründen erreichen zu müssen. Beide Seiten werden profitieren, denn der Bekanntheitsgrad unse res Partners Gazprom schnellt in Deutschland nun in die Höhe.“

hat damit den zweitbes ten Sponsoring-Vertrag in der Bun desliga abgeschlossen. Neben dem S 04 kommt auch der FC Bayern mit seinem Partner Telekom auf ein jährliches Sponsoring-Volumen von bis zu 20 Millionen Euro.
Im vergangenen Jahr waren von Schalker Seite Gespräche mit dem Essener RAG-Konzern als mögli chem Sponsor geführt worden. Doch die garantierten Beträge erschienen den Schalker Machern zu gering. Inzwischen ist die RAG Hauptsponsor beim Konkurrenten Borussia Dortmund – und zahlt im Erfolgsfall jährlich bis zu zwölf Mil lionen Euro; soviel, wie die Russen erfolgsunabhängig garantieren.
Ein Gesprächsthema bei denVer handlungen zwischen

und Gazprom war auch die Anregung der Russen, ihr Millionen-Engage ment durch einen Sitz im Schalker Aufsichtsrat zu festigen. Dort sitzt auch ein Vertreter der Victoria-Ver sicherungen. Doch Vorstand und Aufsichtsrat des Klubs hatten im vergangenen Jahr festgelegt, einem künftigen Hauptsponsor keinen Platz mehr in diesem Gremium ein zuräumen. Dies akzeptierten letzt lich auch die Russen. Auf Schalker Seite wird von „äußerst korrekten Verhandlungen“ berichtet.
Äußerst korrekt soll nun auch mit den neuen Millionen umge gangen werden, die nicht vorab, sondern in jährlichen Zahlungen fließen. Finanzchef Schnusenberg setzte sich nach kicker-Informa tionen mit der konservativen Hal tung durch, die künftigen Mehr einnahmen vor allem zu nutzen, um die langfristigen Verbindlich keiten früher zurückzuzahlen und damit Zinsen in Millionen-Höhe zu sparen;

muss wegen der Stadion-Finanzierung und der Schechter-Anleihe noch langfristige Verbindlichkeiten in Höhe von etwa 190 Millionen Euro zurückzahlen. Meldungen, wonach die Russen zudem in die Stadion-Besitzgesell schaft der Veltins-Arena einsteigen, treffen hingegen nicht zu. In der Vereinsführung wird betont, nun keine verrückten Transfers stem men zu wollen: „Wir nutzen das Geld, um eine solide wirtschaftli che Basis zu legen, auf der wir sehr gut arbeiten können. Dies ist ein Riesenschritt für

04, ohne dass wir in irgendeiner Form unsere Unabhängigkeit verlieren.“ Kein Vergleich also zum FC Chel sea, das wird auf

ungefragt betont. Präsident Gerhard Reh berg stellt klar: „

wird nie ein zweites Chelsea.“ Es gehe um ein reines Trikot-Sponsoring. Der FC Chelsea war vom Oligarchen Roman Abramovich gekauft und vor der Insolvenz gerettet worden. Heute leistet sich Chelsea dank der Abramovich-Millionen den viel leicht teuersten Kader der Welt.
Zudem erbringt

noch eine besondere Gegenleistung: Bei der Vertragsunterschrift an diesem Dienstag in Dresden, die im Rahmen des Staatsbesuchs des russischen Präsidenten Vladimir Putin stattfindet, wird auch ein Freundschaftsvertrag zwischen

04 und dem russischen Erstligisten Zenit St. Petersburg unterzeichnet, der von Gazprom finanziert und kontrolliert wird.
Neben einer Kooperation geht es um Hilfe beim Stadion-Neubau der Russen, die eine Art größere
-Arena bauen möchten, mit verschließbarem Dach und heraus fahrbarem Spielfeld. Dabei sollen die Schalker Erfahrungen genutzt werden. Der Bundesligist will zwei Experten bezahlen, die den Russen helfen. Ein

-Boss: „Es kann eine auf Jahre hinaus fruchtbare Zusammenarbeit werden – für beide Seiten.“ Zenit St. Petersburg ist der Lieblingsklub von Präsident Putin. Wie

ist auch dieser Klub Partner des deutschen adidas-Kon zerns. Und spielt – wen wundert’s? – in den Farben blau und weiß.
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KOMMENTAR
von Jean-Julien Beer

04 steht unter Beobachtung
Der russische Energie-Riese Gaz prom wird Hauptsponsor bei

04. In den kommenden fünfeinhalb Jahren fließen dafür bis zu 100 Millionen Euro. Eine Summe, die in einigen Top-Ligen normal wäre – in der Bundesliga aber für Aufsehen sorgt. Dabei entsteht keineswegs eine neue Dimension:

zieht nur mit Bayern München und deren Tele kom- Vertrag gleich.

muss jetzt mit Skeptikern leben. Warum Russen? Warum so viel Geld? Wollen die mehr?
Man wird sehen, ob der neue Sponsor es sich verkneifen kann, aufs operative Geschäft einzu wirken. Bleibt es ein reines Tri kot- Sponsoring, darf man jedoch gratulieren. Übrigens: Die Russen bekommen keinen Sitz im Schal ker Aufsichtsrat, wo der bisherige Hauptsponsor Victoria aber wie selbstverständlich sitzt – wer hat sich daran jemals gestört?

steht aus einem anderen Grund unter verschärfter Beobach tung: Die neuen Millionen dürfen nicht wieder durch fragwürdige Transfers verpulvert werden. Die Fans schauen genau hin. Mancher Russe nun sicher auch.
Quelle: kicker ( Druckausgabe vom 09.10.2006, S. 42-43 )
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Sauber, da wird der Hellmich sicherlich seine Hände mit im Spiel haben. Und so fliesst bei dem Deal noch indirekt Kohle an die Wedau!
Eine Allianz gegen Schwarz-Gelb!
MSV und der S04!