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Kaiserslautern: Eindeutig erklärtes Ziel ist der direkte Wiederaufstieg
Ein Solo für Wolf
Er peilt den sofortigen Wiederaufstieg an mit dem 1. FC Kaiserslautern. Trainer Wolfgang Wolf, das Pfälzer Urgestein, stellt sich dabei eine Herkulesaufgabe. Denn der 48-jährige Fußball-Lehrer ist im sportlichen Bereich nahezu auf sich allein gestellt.

Die Vorgabe ist klar: Wolfgang Wolf will mit dem FCK wieder nach oben.
© imago
Stunde Null. Zum zweiten Mal ist der 1. FC Kaiserslautern nur noch zweitklassig. Abstieg! Am 13. Mai 2006 passierte in Wolfsburg, was sich nach dem 18. Mai 1996 in Leverkusen nie wiederholen sollte. Damals war der Sturz ins Tal der Tränen ein Betriebsunfall, diesmal war der Traditionsklub einfach reif nach einem Beinahe- Bankrott, nach Krisen, Intrigen und personeller Flickschusterei.
"Der Wiederaufstieg wird kein Selbstläufer." Wolfgang Wolf kann die Herkulesaufgabe, die er sich aufgeladen hat, nicht bremsen in seinem Elan. Trainer, Sportdirektor, Chefausbilder für Talente, Hoffnungsträger ? mit 48 Jahren steht er vor seiner bislang größten Herausforderung. Eine "Mission Impossible" für den einsamen Wolf? "Ich habe bewiesen, dass ich das kann." 2004 kehrte er mit Nürnberg in die Bundesliga zurück, 2007 strebt er dieses Ziel mit Kaiserslautern an.
Enttäuscht: Der Trainer des FCK wandert nach dem Abstieg über das Spielfeld in Wolfsburg.
© imago
Ein Solo für Wolf. Vor allem auf seinen heimgekehrten ehemaligen Spieler, der in 21 Spielen den Abstieg nicht verhindern konnte, baut der 1. FCK seine Zukunft. Zumal im neuen Vorstand mit Erwin Göbel und Arndt Jaworski sowie im Aufsichtsrat Experten in Sachen Fußball fehlen.
Es ist ganz anders als vor zehn Jahren. "Team Professionelle Zukunft" nannte sich die Oppositionsgruppe, die Präsident Norbert Thines stürzte. Der Neuanfang stützte sich auf geballte Fußballkompetenz: Jürgen Friedrich und Karlheinz Feldkamp im Aufsichtsrat, Hans- Peter Briegel, der Sportliche Leiter, Otto Rehhagel, der Trainer.
1997 war der 1. FCK wieder oben, 1998 Deutscher Meister, spielte in der Champions League. Das Fußballmärchen konnte die beim Abstieg ausgelöste Zerrissenheit in der FCK-Familie allerdings nicht kitten. Vetternwirtschaft, Machtkämpfe, finanzielle Abenteuer der Verantwortungsträger Jürgen Friedrich und Robert Wieschemann führten den Klub fast in den Konkurs, zum Bruch zwischen dem Verein und den Fans. Beschleunigt dadurch, dass sich immer mehr ausländische Spieler bei den "Roten Teufeln" die Klinke in die Hand gaben, Identifikation verloren ging. Unnötig und selbst verschuldet ramponierte der 1. FCK gründlich seinen guten Ruf.
Den sollte René C. Jäggi aufpolieren. Das Ergebnis einer Fremdsteuerung des Klubs durch den wortgewandten Schweizer ist bekannt: In der Saison 2006/ 2007 spielt Lautern unterklassig. Jäggis Sanierung ging auf Kosten der sportlichen Substanz. Im Umgang mit Zahlen ein Meister seines Fachs, erwiesen sich die meisten Spielertransaktionen als Flops. Kostspielig waren auch die von ihm ausgesuchten Trainer: Erik Gerets, Kurt Jara, Michael Henke ? sie alle mussten vorzeitig gehen. Der drohende Abstieg mit einer bundesliga-untauglichen Mannschaft ließ den am 31. Juli ausscheidenden Vorstandschef im vierten Amtsjahr umdenken. Mit Wolfgang Wolf präsentierte er den Pfälzern endlich die ersehnte Galionsfigur mit Stallgeruch. Leider war das eine zu späte Einsicht. Ohne Jäggi, ohne Teammanager Olaf Marschall, der ins Trainermetier umsattelt, und ohne bis zu 17 (!) Profis aus dem bisherigen Bundesliga-Kader.
Dazu kaum finanzieller Spielraum mit einem 20 Millionen-Etat, wovon nur neun Millionen Euro für Personalkosten im Profibereich vorgesehen sind. Nicht gerade viel für einen Neuanfang.
"Hier ist viel kaputtgegangen. Wir werden wahrscheinlich den größten Umbruch in der Vereinsgeschichte erleben. Es wird sehr schwierig. Trotzdem wollen wir wenigstens Dritter werden." Die Aufräumaktion betrachtet Wolf auch als Chance, den 1. FCK zurück zu alter Stärke zu führen.
1996 waren alle Absteiger geblieben, hatten sich für den Wiederaufstieg in die Pflicht genommen. Miroslav Kadlec, Andreas Brehme, Pavel Kuka, Olaf Marschall, Martin Wagner und, und, und. Eine erfahrene Crew, gespickt mit Führungsspielern, diszipliniert von "König Otto", angetrieben und unterstützt von über 35 000 Zuschauern im Schnitt bei Zweitliga­ Heimspielen. Vergangenheit.
Die australische Nationalelf weckte bei der Weltmeisterschaft Erinnerungen im Fritz­ Walter-Stadion. So wie die "Socceroos" beim historischen 3:1 gegen Japan ein schon verloren geglaubtes Spiel in den Schlussminuten noch drehten, wollen die Anhänger ihren 1. FCK in Zukunft wieder erleben: erfolgshungrig, leidenschaftlich, willensstark. Ein Team eben, das Berge versetzen kann.
"Wir müssen wieder glaubwürdig werden. Die Zuschauer auf den Rängen müssen spüren, dass Spieler auf dem Platz stehen, die für eine Sache kämpfen: den 1. FCK und die Rückkehr in die Bundesliga." Wolf hat klare Vorstellungen, wo die Hebel anzusetzen sind.
Oberste Priorität: "Schnellstens eine Mannschaft und eine Hierarchie finden." Mit einer Schlüsselstellung für Mathieu Béda ( 25). "Er soll einer der Köpfe werden", erklärt Wolf, der den Franzosen auch zum neuen Kapitän zu befördern beabsichtigt. In Sven Müller (26), mit dem er schon in Wolfsburg und Nürnberg zusammenarbeitete, und Stefan Lexa (29, bisher Eintracht Frankfurt) sieht der Trainer weitere Führungskräfte. Leistungsträger zu werden traut er ebenso auf der rechten Abwehrseite Aimen Demai (23/ 1. FC Saarbrücken), in der Innenverteidigung Moussa Quattara (25/ Legia Warschau), ein Typ wie Briegel, und Tamás Hajnal (25/ VV St. Truiden) zu, der die Kreativabteilung beleben soll. Josh Simpson ( 23/ FC Millwall) soll am linken Flügel Feuer entfachen.
Ein Kanadier, ein Ungar, ein Burkiner, ein Franzose, ein Österreicher ? schlägt der 1. FCK erneut den Weg zur Legionärstruppe ein? Und wo bleibt der Jugendstil? "Deutsche Spieler, die erfahren sind und uns helfen könnten, sind weder zu bekommen, noch zu finanzieren", begründet Wolf seine Auswahl.
Dass die Eigengewächse Daniel Halfer (18), Fabian Schönheim (19), Sebastian Reinert (19), Florian Fromlowitz (19), Marcel Ziemer (20) und Steffen Bohl (22) überhaupt erst wieder teuflischen Geist auf dem Betzenberg weckten, hat der Trainer nicht vergessen. "Wir wollen ein Team mit Perspektive aufbauen. Die Jungen sind ein Teil davon." Wolf wird vom eingeschlagenen Weg, auf Eigengewächse als Herzstück des FCK zu setzen, nicht abweichen. Klar ist aber auch, dass er von seiner Rasselbande den nächsten Schritt erwartet: "Ich werde die Jungen härter anpacken. Sie müssen alle eine Schippe drauflegen."
Das gilt für alle beim 1. FC Kaiserslautern - sonst droht länger als nur eine Saison Zweitklassigkeit, wird der Betzenberg endgültig seinen Mythos verlieren. Dann wäre für unabsehbare Zeit Stunde Null.
Uli Gerke
Hier ist viel kaputtgegangen. Wir werden wahrscheinlich den größten Umbruch in der Vereinsgeschichte erleben. Wolfgang Wolf
Ich werde die Jungen härter anpacken. Wolfgang Wolf
Wir müssen wieder glaubwürdig werden. Wolfgang Wolf
Quelle: Kicker
Ein Solo für Wolf
Er peilt den sofortigen Wiederaufstieg an mit dem 1. FC Kaiserslautern. Trainer Wolfgang Wolf, das Pfälzer Urgestein, stellt sich dabei eine Herkulesaufgabe. Denn der 48-jährige Fußball-Lehrer ist im sportlichen Bereich nahezu auf sich allein gestellt.

© imago

Stunde Null. Zum zweiten Mal ist der 1. FC Kaiserslautern nur noch zweitklassig. Abstieg! Am 13. Mai 2006 passierte in Wolfsburg, was sich nach dem 18. Mai 1996 in Leverkusen nie wiederholen sollte. Damals war der Sturz ins Tal der Tränen ein Betriebsunfall, diesmal war der Traditionsklub einfach reif nach einem Beinahe- Bankrott, nach Krisen, Intrigen und personeller Flickschusterei.
"Der Wiederaufstieg wird kein Selbstläufer." Wolfgang Wolf kann die Herkulesaufgabe, die er sich aufgeladen hat, nicht bremsen in seinem Elan. Trainer, Sportdirektor, Chefausbilder für Talente, Hoffnungsträger ? mit 48 Jahren steht er vor seiner bislang größten Herausforderung. Eine "Mission Impossible" für den einsamen Wolf? "Ich habe bewiesen, dass ich das kann." 2004 kehrte er mit Nürnberg in die Bundesliga zurück, 2007 strebt er dieses Ziel mit Kaiserslautern an.

© imago

Ein Solo für Wolf. Vor allem auf seinen heimgekehrten ehemaligen Spieler, der in 21 Spielen den Abstieg nicht verhindern konnte, baut der 1. FCK seine Zukunft. Zumal im neuen Vorstand mit Erwin Göbel und Arndt Jaworski sowie im Aufsichtsrat Experten in Sachen Fußball fehlen.
Es ist ganz anders als vor zehn Jahren. "Team Professionelle Zukunft" nannte sich die Oppositionsgruppe, die Präsident Norbert Thines stürzte. Der Neuanfang stützte sich auf geballte Fußballkompetenz: Jürgen Friedrich und Karlheinz Feldkamp im Aufsichtsrat, Hans- Peter Briegel, der Sportliche Leiter, Otto Rehhagel, der Trainer.
1997 war der 1. FCK wieder oben, 1998 Deutscher Meister, spielte in der Champions League. Das Fußballmärchen konnte die beim Abstieg ausgelöste Zerrissenheit in der FCK-Familie allerdings nicht kitten. Vetternwirtschaft, Machtkämpfe, finanzielle Abenteuer der Verantwortungsträger Jürgen Friedrich und Robert Wieschemann führten den Klub fast in den Konkurs, zum Bruch zwischen dem Verein und den Fans. Beschleunigt dadurch, dass sich immer mehr ausländische Spieler bei den "Roten Teufeln" die Klinke in die Hand gaben, Identifikation verloren ging. Unnötig und selbst verschuldet ramponierte der 1. FCK gründlich seinen guten Ruf.
Den sollte René C. Jäggi aufpolieren. Das Ergebnis einer Fremdsteuerung des Klubs durch den wortgewandten Schweizer ist bekannt: In der Saison 2006/ 2007 spielt Lautern unterklassig. Jäggis Sanierung ging auf Kosten der sportlichen Substanz. Im Umgang mit Zahlen ein Meister seines Fachs, erwiesen sich die meisten Spielertransaktionen als Flops. Kostspielig waren auch die von ihm ausgesuchten Trainer: Erik Gerets, Kurt Jara, Michael Henke ? sie alle mussten vorzeitig gehen. Der drohende Abstieg mit einer bundesliga-untauglichen Mannschaft ließ den am 31. Juli ausscheidenden Vorstandschef im vierten Amtsjahr umdenken. Mit Wolfgang Wolf präsentierte er den Pfälzern endlich die ersehnte Galionsfigur mit Stallgeruch. Leider war das eine zu späte Einsicht. Ohne Jäggi, ohne Teammanager Olaf Marschall, der ins Trainermetier umsattelt, und ohne bis zu 17 (!) Profis aus dem bisherigen Bundesliga-Kader.
Dazu kaum finanzieller Spielraum mit einem 20 Millionen-Etat, wovon nur neun Millionen Euro für Personalkosten im Profibereich vorgesehen sind. Nicht gerade viel für einen Neuanfang.
"Hier ist viel kaputtgegangen. Wir werden wahrscheinlich den größten Umbruch in der Vereinsgeschichte erleben. Es wird sehr schwierig. Trotzdem wollen wir wenigstens Dritter werden." Die Aufräumaktion betrachtet Wolf auch als Chance, den 1. FCK zurück zu alter Stärke zu führen.
1996 waren alle Absteiger geblieben, hatten sich für den Wiederaufstieg in die Pflicht genommen. Miroslav Kadlec, Andreas Brehme, Pavel Kuka, Olaf Marschall, Martin Wagner und, und, und. Eine erfahrene Crew, gespickt mit Führungsspielern, diszipliniert von "König Otto", angetrieben und unterstützt von über 35 000 Zuschauern im Schnitt bei Zweitliga­ Heimspielen. Vergangenheit.
Die australische Nationalelf weckte bei der Weltmeisterschaft Erinnerungen im Fritz­ Walter-Stadion. So wie die "Socceroos" beim historischen 3:1 gegen Japan ein schon verloren geglaubtes Spiel in den Schlussminuten noch drehten, wollen die Anhänger ihren 1. FCK in Zukunft wieder erleben: erfolgshungrig, leidenschaftlich, willensstark. Ein Team eben, das Berge versetzen kann.
"Wir müssen wieder glaubwürdig werden. Die Zuschauer auf den Rängen müssen spüren, dass Spieler auf dem Platz stehen, die für eine Sache kämpfen: den 1. FCK und die Rückkehr in die Bundesliga." Wolf hat klare Vorstellungen, wo die Hebel anzusetzen sind.
Oberste Priorität: "Schnellstens eine Mannschaft und eine Hierarchie finden." Mit einer Schlüsselstellung für Mathieu Béda ( 25). "Er soll einer der Köpfe werden", erklärt Wolf, der den Franzosen auch zum neuen Kapitän zu befördern beabsichtigt. In Sven Müller (26), mit dem er schon in Wolfsburg und Nürnberg zusammenarbeitete, und Stefan Lexa (29, bisher Eintracht Frankfurt) sieht der Trainer weitere Führungskräfte. Leistungsträger zu werden traut er ebenso auf der rechten Abwehrseite Aimen Demai (23/ 1. FC Saarbrücken), in der Innenverteidigung Moussa Quattara (25/ Legia Warschau), ein Typ wie Briegel, und Tamás Hajnal (25/ VV St. Truiden) zu, der die Kreativabteilung beleben soll. Josh Simpson ( 23/ FC Millwall) soll am linken Flügel Feuer entfachen.
Ein Kanadier, ein Ungar, ein Burkiner, ein Franzose, ein Österreicher ? schlägt der 1. FCK erneut den Weg zur Legionärstruppe ein? Und wo bleibt der Jugendstil? "Deutsche Spieler, die erfahren sind und uns helfen könnten, sind weder zu bekommen, noch zu finanzieren", begründet Wolf seine Auswahl.
Dass die Eigengewächse Daniel Halfer (18), Fabian Schönheim (19), Sebastian Reinert (19), Florian Fromlowitz (19), Marcel Ziemer (20) und Steffen Bohl (22) überhaupt erst wieder teuflischen Geist auf dem Betzenberg weckten, hat der Trainer nicht vergessen. "Wir wollen ein Team mit Perspektive aufbauen. Die Jungen sind ein Teil davon." Wolf wird vom eingeschlagenen Weg, auf Eigengewächse als Herzstück des FCK zu setzen, nicht abweichen. Klar ist aber auch, dass er von seiner Rasselbande den nächsten Schritt erwartet: "Ich werde die Jungen härter anpacken. Sie müssen alle eine Schippe drauflegen."
Das gilt für alle beim 1. FC Kaiserslautern - sonst droht länger als nur eine Saison Zweitklassigkeit, wird der Betzenberg endgültig seinen Mythos verlieren. Dann wäre für unabsehbare Zeit Stunde Null.
Uli Gerke
Hier ist viel kaputtgegangen. Wir werden wahrscheinlich den größten Umbruch in der Vereinsgeschichte erleben. Wolfgang Wolf
Ich werde die Jungen härter anpacken. Wolfgang Wolf
Wir müssen wieder glaubwürdig werden. Wolfgang Wolf
Quelle: Kicker