Jens Lehmann liefert permanent Diskussionsstoff
Schlussmann in den Schlagzeilen
Lukas Podolski findet in der Nationalmannschaft zurück zu alter Leistungsstärke, Miroslav Klose erweist sich einmal mehr als glänzender Vollstrecker, doch kein anderer deutscher Spieler bestimmt derzeit die Schlagzeilen so wie Torhüter Jens Lehmann.
Lehmann mit tadelloser Leistung im DFB-Dress, Lehmann mit zuwenig Spielpraxis bei Arsenal London und Lehmann mit zweideutiger Finger-Geste - es wird einfach nicht ruhiger um die deutsche Nummer eins. Und das wird wohl auch noch eine ganze Weile so bleiben.
Soll ein Tormann, der bei seinem Klub Arsenal London zum Bankdrücker degradiert worden ist, einen Freifahrtschein für den Posten im Nationalteam haben? Das ist die Frage, die unter deutschen Fußball-Fans so heiß diskutiert wird wie keine andere. In seinem 50. Länderspiel gegen die Zyprer hat es Lehmann zunächst wieder allen seinen Kritikern gezeigt. Bundestrainer Joachim Löw war begeistert von seinem Stammkeeper, der für Arsenal erst zwei Pflichtspiele in dieser Serie absolvierte. "Jens hat gezeigt, dass er eine außergewöhnliche Klasse hat. Er ist im Eins gegen Eins hervorragend, er ist reaktionsschnell und er ist bei hohen Bällen im Strafraum sicher", lobte der Bundestrainer und fügte richtungweisend für das Europameisterschafts-Jahr 2008 hinzu: "Jens kann das schon abrufen, auch wenn er 'mal eine Weile keine Spiele hat."
Lehmann bügelt aus
Vier Glanzparaden gegen die Zyprer ermöglichten ihm seine bisweilen unkonzentrierten Vorderleute in Hannover, deutlich mehr Arbeit als zu erwarten war. Lehmann bügelte alle Fehler aus - seit 351 Minuten ist der Tormann nun schon in Länderspielen ohne Gegentor. "Ich trainiere ja auf einem hohen Niveau. Dann ist es manchmal nicht so schwierig, solche Bälle zu halten", meinte Lehmann.
Für zusätzlichen Diskussionstoff sorgte der 38-Jährige mit seinem Kratzen am Kopf, das ihm als Publikumsbeschimpfung ausgelegt wurde. Als in der Hannoveraner Arena nach einem missglückten Ausflug des Schlussmannes aus dem Strafraum Fan-Rufe nach dem auf der Bank sitzenden Lokalmatador Robert Enke aufkamen, fuhr sich Lehmann mit dem Mittelfinger über die Schläfe. "Ich habe den Finger gezeigt? Ich habe in meinem Leben so etwas noch nicht gemacht", beteuerte Lehmann.
Lobby für Lehmann
Für mehr Zündstoff dürfte auch in Zukunft seine Reservistenrolle in London sorgen. Im Nationalteam unter Joachim Löw gilt nach wie vor die Devise: Nur wer einen Stammplatz im Verein hat, kommt für die erste Elf im DFB-Dress in Frage. Bei Jens Lehmann würde Löw wohl eine Ausnahme machen, oder die Entscheidung zumindest so lange wie möglich hinauszögern. Neben seinen guten Leistungen spricht auch die gute Lobby für Jens Lehmann, der seit langem auf ein enges freundschaftliches Verhältnis zu Teammanager Oliver Bierhoff bauen kann.
Löw will unverändert Weihnachten abwarten, die Sportliche Leitung aber stellt angesichts des Wissens um die Sonderklasse von Lehmann keine EM-Ultimaten. "Ich denke, man wird jetzt bis kurz vor der Wechselperiode warten und dann aus dem Bauch heraus entscheiden, ob man einen Wechsel noch mal angeht oder nicht", verkündete Bierhoff in Hannover. Will heißen: Lehmann wird wohl noch eine Weile für viele Diskussionen sorgen.
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