@Oestrum-Equus
Sorry, ich hab explizit geschrieben, dass man Steuerhinterziehung nicht verharmlosen sollte. Schliesslich ist er auch verknackt worden, ob das lange genug oder nicht ist, dazu bedürfte es dann wahrscheinlich auch dezidierter Kenntnisse des spanischen Rechtssystems. Erst dann könnte man auch sagen, ob er einen Bonus erhalten hat, weil er ein Superstar und ein für Barca unerlässlicher Spieler ist. Das ist möglich, aber keinesfalls gesichert anzunehmen. Das sein Verhalten eine Art Vorbildcharakter hat, und sich nun das eine oder andere Kid verleitet fühlen soll, seinen Alten das Portemonnaie auszuräumen, weil Messi ja auch straffällig geworden ist, halte ich für etwas an den Haaren herbeigezogen. Ich würde sagen, sportliche Vorbildfunktion sollte mehr das Verhalten auf dem Spielfeld betreffen, weniger die ganzen Lebensumstände.
Was das Steuerrecht generell angeht, wo du dich ja auszukennen scheinst, so liegt die Problematik für reiche Steuerpflichtige wie einen Messi, aber im Prinzip auch für den Normalverbraucher, darin, dass es für Selbstständige, aber zuweilen auch für Angestellte, halt sehr schnell so kompliziert ist, dass denen gar nichts anderes übrig bleibt, als Fachleuten zu vertrauen. Das ist ein Problem, was ganz schnell aufkommt: ich hab, als normaler Angestellter, mal für eine Sache, die ich so nebenher machte, gewissermassen als Hobby, auf einmal ein Honorar erhalten. Da konnte mir auch der Fachmann meines Vertrauens keineswegs sofort sagen, wie das in die "normale" Steuer eingeht. Kein Einzelfall, ich könnte dir jetzt aus dem Stand ein paar Dutzend Leute nennen, die vor ähnliche Problemlagen gestellt wurden.
Ich finde, angesichts einer solch unübersichtlichen Gemengelage sollte man davon absehen, jemanden vorschnell an den Pranger zu stellen. Dass ein Fussballprofi mehr tun muss, als guten Gewissens Leuten zu vertrauen, die ihn seit eh und je managen, halte ich für eine illusorische Forderung. Natürlich kann es sein, dass Messi über alles Bescheid wusste und seinen Vater sogar aufgefordert, inspiriert oder was sonst hat, aber ohne genauere Kenntnis dessen würde ich das Wort Verbrecher nicht in den Mund nehmen wollen. Steuerhinterziehung ist sicherlich ein Verbrechen, aber zur Auseinandersetzung damit gehört auch, Pauschalisierungen zu vermeiden, selbst wenn es sich um einen hochdotierten Fussballer handelt. Wie gesagt, das soll gar keine Verharmlosung des Deliktes sein.