Der Artikel von Kees Jaratz zum Neuruer-Buch ist sicher weitaus witziger und gehaltvoller (zumal man über die Links noch ein bisschen in alten Zeiten rumstöbern kann) als das Buch des auf Sport eins mittlerweile ja omnipräsenten Nichtmehrtrainers selbst. Wahrscheinlich ist das Interessanteste hinsichtlich seiner Episode beim MSV da auch ausreichend umfänglich gewürdigt.
Wie der Pedder so tickt, sieht man ja jetzt wieder: um sein kleines Büchlein bei den Leuten als Wichtelgeschenk unterzubringen, scheut er nicht davor zurück, dem im Überlebenskampf stehenden MSV per Sudel-Bildzeitung mal kurz und kräftig in die Seite zu fahren. Hierbei lässt er noch anmerken, der MSV liege ihm am Herzen, und er sei sogar bereit, an der Rettung mitzuwirken, wenn man ihn nett genug fragt.
Tragisch, dass Neururer noch nicht mal ein schlechter Trainer ist. Er läuft zwar, wie die Magaths und Mourinhos, auf der Schiene des grossen Zampano, der die Strippen zieht, anstatt die individuelle Spielerentwicklung voranzutreiben, aber er kann taktisch gesehen eine muntere Truppe auf die Füsse stellen, die weiss, was sie tut. Was ihm fehlt, ist Geduld und der Blick auf Möglichkeiten, die sich erst in weiterer Entfernung abzeichnen.
Wer weiss, vielleicht wäre aus ihm ein Mourinho geworden, hätte er die Etats eines Mourinho (oder dessen Glück zu Anfang?) gehabt. So, wie es statt dessen aussieht, ist er ein Auslaufmodell, so wie der schon erwähnte Felix Magath. Und hier kommt unser kleiner Herr Hellmich unvermeidlich ins Spiel, der in seiner zupackenden Voreiligkeit und seiner naiven Unbedarftheit nur darauf gewartet zu haben scheint, sich von einem wie dem Pedder mal so richtig hinter die Lampe führen zu lassen.
Mit Milan Sasic wurde dann, unter umgekehrten Vorzeichen, nochmal so richtig "gehellmicht": egal, was alle sagen oder denken, nach der Enttäuschung durch den leerdrehenden Grossredner musste einer her, der keine Floskeln drischt, sondern die Spieler an den Segelohren vor den Zaun zerrt, auf dass sie sich im Angesicht der Meute zum Verein bekennen. In einer vollständigen Wende ala W.H. wurde alles rasiert, was nicht pariert, und der extremste Antityp zu Neururer geholt, der zu finden war.
Aber wenn man die Jungens mal in eine Reihe stellt (da kann man den Bommer gleich dazutun) haben sie doch was gemeinsam: alle Trainer der Aera Hellmich waren ausgeprägt unterschiedliche Persönlichkeiten, die weniger als Fussballfachleute, als vermittels dieser ihrer persönlichen Identität in Erinnerung geblieben sind. Das machte sie eine Zeitlang spannend, führte aber auch zu schneller und nachhaltiger Enttäuschung bei jedem, als der Lack erstmal ab war.
Soviel zum Thema, ob es im Fussball allgemein oder beim MSV speziell "Typen" braucht. Meine Meinung: jagt sie weg, sobald ihr sie in unserer Nähe antrefft.