NRZ Interview Rudi Bommer

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3. Liga
"Wir sind gut aufgestellt"

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FUSSBALL. Duisburgs Trainer Rudi Bommer über Uerdingen, die Olympischen Spiele, Beckenbauer, Koch und den Wiederaufstieg.

DUISBURG. Rudi Bommer hätte bei Jörg Berger einziehen können. Doch als der neue Trainer des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg erfuhr, dass Kollege Berger seine Wohnung am Kaiserberg aufgegeben hat, hatte Bommer bereits sein neues Domizil gefunden. Kein Hotelzimmer mehr wie noch bei seinem letzten Engagement in Saarbrücken. Bommer will mit Frau und Tochter in Duisburg heimisch werden. Die NRZ sprach mit dem 48-Jährigen, der am Sonntag mit dem Heimspiel gegen TuS Koblenz den Kampf um den Erstliga-Aufstieg aufnehmen wird.



NRZ: Herr Bommer, Sie stammen aus Aschaffenburg, als Fußballer feierten Sie mit Düsseldorf und Uerdingen Ihre größten Erfolge. Als Trainer sind sie nun in diese Region zurückgekommen. Eine Heimkehr?


Bommer: Ich kam schon mit 17 zu Fortuna Düsseldorf und wurde Profi. Die Zeit in Düsseldorf und Uerdingen hat mich geprägt. Ich mag die Menschen in dieser Region. Sie sind viel offener als beispielsweise die Leute im tiefsten Bayern. Die sind oft so stur, merkwürdig und schweigsam. Ein Beispiel sagt schon alles: Als ich nach meiner aktiven Zeit nach Bayern zog, besuchten mich die Steuerprüfer. Ich musste für meine Bronzemedaille von den Olympischen Spielen in Seoul nachträglich 750 Mark Steuern zahlen. Es hieß, das wäre ein ideeller Wert. Für eine Goldmedaille hätte ich wahrscheinlich dreimal so viel zahlen müssen.



NRZ: Gibt es für die Medaille einen Ehrenplatz in Ihrer Wohnung?


Bommer: Nein, sie ist in irgendeinem Schrank. Ich wollte auch damals gar nicht zu den Spielen. Ich hatte 1988 im Sommer bei Bayer Uerdingen aufgehört und wollte nur noch für Aschaffenburg in der Oberliga kicken. Doch dann kam alles ganz anders. Aschaffenburg stieg überraschend auf, also musste ich noch einmal in der zweiten Liga ran. Dann bekniete mich Trainer Hannes Löhr, nach Seoul mitzukommen. Ich packte nachts meine Koffer und saß am anderen Morgen im Flieger.



NRZ: Davon träumen viele junge Sportler.


Bommer: Fünf Minuten vor dem Ende des Spiels um den dritten Platz kam ich zum Einsatz. Das war alles. Franz Beckenbauer hatte damals gesagt, ein Zweitliga-Spieler könne nicht in der Olympiamannschaft spielen. Dabei war ich in der Qualifikation Mannschaftskapitän gewesen. Wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre ich zu Hause geblieben.



NRZ: Sie waren in einem legendären Spiel dabei - im Uefa-Cup mit Uerdingen beim 7:3-Sieg über Dresden. Nach einem Bommer-Eigentor stand´s 1:3.


Bommer: Nun gut, Ulf Kirsten hat mich am Strafraumeck angeschossen. Es war ein kurioses Tor, kein Eigentor im eigentlichen Sinne. Aber wir drehten das Ding noch. Dieses Spiel zeigte, was im Fußball alles möglich ist.



NRZ: Ein gutes Beispiel für Ihre aktuelle Mannschaft?


Bommer: Ach was. Die Geschichten von damals interessieren keinen Spieler mehr. Es spielt keine Rolle, was ein Trainer als Fußballer früher erreicht hat.


NRZ: Dann blicken wir nach vorne. Die Erwartungen in Duisburg sind hoch, die Fans fordern den Wiederaufstieg. Die Mannschaft scheint stärker besetzt als im letzten Erstliga-Jahr.


Bommer: Das kann ich nicht beurteilen, weil ich den MSV von Saarbrücken aus nicht so genau im Blick hatte. Aber entscheidend wird sein, dass wir die 34 Spiele konstant mit Power und Disziplin bestreiten. Da kommt es auf einen großen, gut besetzten Kader an. Wir sind gut aufgestellt.



NRZ: Unter Disziplin fällt auch, dass Querelen wie zuletzt der Streit um die Vertragsverlängerung von Torwart Georg Koch ausbleiben. Es sah bereits nach einer Trennung aus. Waren Sie im "Fall Koch" der Vermittler?


Bommer: Ja. Es war wichtig, die Sache vor Saisonbeginn zu klären. Ich habe vermittelt, war beim letzten entscheidenden Gespräch zwischen Vereinschef Walter Hellmich und Georg Koch aber nicht dabei.



NRZ: Kritiker forderten einmal mehr, dass der MSV einen sportlichen Leiter oder Manager einstellt.


Bommer: Das ist weiterhin ein Thema, das wir aber in Ruhe behandeln. Unumstritten wird aber sein, dass Präsident Walter Hellmich der Chef ist.



NRZ: Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Name Ihres Vorgängers Norbert Meier.


Bommer: Diese Lösung wird es nicht geben. Norbert Meier wäre ja dann als Vorgänger mein Vorgesetzter. So etwas geht nicht. Das heißt nicht, dass eine Zusammenarbeit ausgeschlossen ist. Es gibt genügend Funktionen in einem Verein.

Geboren am 19. August 1957 in Aschaffenburg.


Spielerlaufbahn: TV 1860 Aschaffenburg, Viktoria Aschaffenburg, Kickers Offenbach, Fortuna Düsseldorf, Bayer Uerdingen, Viktoria Aschaffenburg, Eintracht Frankfurt. Er bestritt 417 Bundesligaspiele und sechs Länderspiele in der A-Nationalmannschaft.


Trainerlaufbahn: FC Kleinwallstadt, Eintracht Frankfurt Amateure, Co-Trainer Eintracht Frankfurt, VfR Mannheim, Viktoria Aschaffenburg, Wacker Burghausen, 1860 München, 1. FC Saarbrücken. seit 1. Juli 2006 MSV Duisburg.



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