Alles richtig gemacht
So sieht Identifikation mit dem Verein aus: Zebra-Stürmer Mo Idrissou wickelte sich vor Freude in eine MSV-Fahne ein. (Foto: firo) Mit stolzgeschwellter Brust: Markus Daun. (Foto: dpa)
MSV. Die Zebras kehrten mit breiter Brust aus Augsburg zurück. Der SC Freiburg bliebt ihnen jedoch hartnäckig auf den Fersen.Rudi Bommer wartet noch auf das Okay des Fernsehmannes. In den rustikal anmutenden Katakomben des Augsburger Rosenaustadions will der Trainer des MSV Duisburg gleich seine Analyse zum 2:1-Sieg über den FCA abgeben, noch läuft die Kamera aber nicht. Alexander Bugera stapft die Treppe zu Bommer herauf und ruft seinem Coach ein lautes "Jawoll" zu, bevor er in den Kabinentrakt abbiegt. Die beiden klatschen lachend ab. Es war ein Signal an die Konkurrenz. Auch wenn der SC Freiburg gestern nachzog und mit einem 3:0-Sieg in Köln beeindruckte. Umso wichtiger war für die Zebras der Dreier in Augsburg.
Alles richtig gemacht.
Gleichzeitig gratuliert Bugera Bommer, da er mit Markus Daun für Klemen Lavric den Sieg eingewechselt hat.
Alles richtig gemacht.
Dem stimmt Klemen Lavric nicht zu. Als der Slowene Freitagabend in der 63. Minute seine Rückennummer auf der Auswechseltafel des vierten Schiedsrichters sieht, lässt er seinem Unmut freien Lauf. Youssef Mokhtari klopft dem Stürmer auf die Schulter, Mo Idrissou umarmt seinen Mannschaftskameraden. Doch der will von Zuneigung nichts wissen, reißt sich los und schüttelt auf dem kurzen Weg zur Mittellinie so häufig seinen Kopf nach links und rechts, als habe er gerade einen ellenlangen Ballwechsel im Tennis verfolgt. Während der eingewechselte Daun seine ersten Meter auf dem Rasen macht, lässt Lavric seinen Trainer links liegen und steuert die Kabine an, ohne bei seinem Trainer abzuklatschen.
Alles richtig gemacht?
Egoismus mag man ihm in dieser Situation vorwerfen. "Ich bin sauer auf mich selbst", sagt Lavric nach Spielende. Und dazu hatte der 25-Jährige auch allen Grund. Es war nicht mal das hundertprozentige Tor, das Lavric nach der Halbzeit aus fünf Meter freistehend vergab, warum ihn Bommer herausnahm.
Kritik an Klemen Lavric
"Es war mir zu wenig an Arbeit", begründet der Coach seine Entscheidung. Heißt übersetzt: zu wenig Kampf, zu wenig Bewegung, ein erster Anflug von Sommerfußball. Bommer: "Ich rufe als Trainer meine Leistung ab, er muss das als Spieler auch tun. Dass er sauer ist und nicht zu mir kommt, ist mir sogar lieber, als wenn er gleichgültig den Platz verlässt." Alles richtig gemacht.
Außerdem muss Rudi Bommer eine Absprache einhalten: Er will Markus Daun ins Spiel bringen. "Das war im Groben vorher festgemacht", erklärt der Trainer. Der Blondschopf musste sich zu Spielbeginn erneut mit dem Platz auf der Reservebank abfinden. "Ich habe mir vorher gesagt: Wenn ich reinkomme, will ich auch Impulse setzen", so Daun.
Alles richtig gemacht.
Der Siegtreffer war mehr als nur ein Impuls. Drei Gegenspieler lässt Daun vor dem Abschluss aussteigen, FCA-Keeper Sven Neuhaus, der den Schuss durch die Hände gleiten lässt, macht wie sein Gegenüber Sven Beuckert beim 1:0 keine gute Figur. "Solche Tore tun gut", gesteht Daun.
Alles richtig gemacht.
Rudi Bommer kann sich glücklich schätzen, mit Daun, Lavric, Idrissou, aber auch Markus Kurth und Youssef Mokhtari mehrere Akteure in seinem Team zu haben, die ein Spiel entscheiden können. Diese individuellen Fähigkeiten wecken aber auch Ansprüche. "Ich will spielen - weil ich gut bin, und nicht, weil irgendjemand anderes schwächelt", unterstreicht Daun. Für die Lavric-Reaktion hat er Verständnis: "Er ist ein junger Spieler, er muss daraus lernen. Klemen muss den Frust in positive Energie umwandeln und jetzt nicht die beleidigte Leberwurst spielen - aber das wird er auch nicht tun." Aufmunternde Worte unter Stürmerkollegen.
Und wieder: Alles richtig gemacht . . .
15.04.2007
ANDREAS BERTEN
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