Eine schwere Geburt
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Erst gepatzt, dann getroffen:
MSV-Neuzugang Stefan Blank feiert mit den Kollegen den Treffer zum 2:1. (Foto: Schulte) MSV.
Beim 2:1-Sieg der Zebras über Aufsteiger TuS Koblenz lief es noch nicht alles rund.
Kurioses Eigentor von Keeper Georg Koch.
Töchterchen Emma, knapp vier Wochen jung, schlummert im Kinderwagen auf der VIP-Etage der MSV-Arena.
Ihr Vater lässt sich - wie so oft - nach dem Spiel Zeit.
Viel Zeit.
Georg Koch verlässt als letzter Spieler des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg die Kabine.
Das ist schon ein Ritual.
Die Statistik führt den Mannschaftskapitän an diesem Tag als Torschützen. 65. Minute, Eigentor Koch.
Der Kapitän schmunzelt darüber.
Denn er kann damit leben.
Weil ihm am Eigentor nicht die Hauptschuld trifft.
Und weil der MSV mit einem 2:1-Sieg über den TuS Koblenz in die Saison gestartet ist.
Es sei leichter, Kinder zur Welt zu bringen, als am ersten Spieltag zu gewinnen, sagte Koch - womöglich wird seine künftige Ehefrau das anders sehen.
Aber es bleibt festzuhalten, dass der Erfolg über den Vizemeister der Regionalliga Süd eine schwere Geburt war.
Vorne Kenan Sahin als einzige Spitze, hinten der Abwehrblock, der Beton anrührte.
Dass der MSV in der zweiten Halbzeit noch in Bedrängnis geriet, ärgerte Trainer Rudi Bommer.
"Mit der Leistung in der ersten Halbzeit bin ich einverstanden, aber nach der Pause haben wir nicht gut gespielt, weil wir nichts über die Flügel gemacht haben", fasste der Coach zusammen.
Mokthari trifft per Freistoß zum 1:0
Bommer hatte versucht, die Koblenzer mit einer Startoffensive zu knacken. Vollgas in den ersten zehn Minuten hatte der Trainer seinen Jungs als Arbeitsauftrag mitgegeben.
Der MSV begann stark, das erhoffte frühe Tor blieb aber aus.
Somit versuchten es die Zebras mit Geduld und Muße.
Im Abschlusstraining hatten sie fleißig Standards geübt.
Das zahlte sich aus.
Youssef Mokthari zirkelte den Ball aus 25 Metern per Freistoß ins Netz.
Die Gäste wurden nach dem Seitenwechsel etwas mutiger.
Keitas Kopfball aus fünf Metern (47.) war ein erstes Warnsignal.
Doch der MSV versäumte es, die Rheinländer auszuspielen, um das zweite Tor zu erzielen.
Das rächte sich.
Koblenz erhielt einen Freistoß am Strafraumeck.
Frank Wiblishauser schlug den Ball in den Strafraum, Georg Koch verpasste den Ball, Stefan Blank wollte klären, doch er schoss den Ball Georg Koch an den Rücken - von dort sprang das Leder ans Netz.
Ein kurioses Tor, das aber belegt, dass es in der Abwehrformation der Zebras noch nicht stimmt.
"Wir sind eine komplett neue Abwehrreihe und erst seit sieben Wochen zusammen.
Es ist völlig normal, dass es noch Abstimmungsschwierigkeiten gibt.
Das wird sich nach ein paar Spielen legen", ist Stefan Blank zuversichtlich.
Blank holt die Kohlen aus dem Feuer
Es gab mehrere kritische Situationen.
In der ersten Halbzeit lief Georg Koch aus seinem Tor heraus, Julian Filipescu lupfte den Ball jedoch über das eigene Tor.
Das hätte ins Auge gehen können. Elf Minuten vor dem Abpfiff brannte es im Duisburger Stadion lichterloh.
Binnen weniger Sekunden schossen die Koblenzer dreimal aufs MSV-Tor. Einmal klärte Mokhtari auf der Linie, zweimal war Koch mit seinen Reflexen zur Stelle.
Stefan Blank holte nach seinem Querschläger selbst die Kohlen aus dem Feuer.
Nur 20 Sekunden nach dem 1:1 setzte sich Blank im Koblenzer Strafraum gegen Evangelos Nessos durch und traf aus halblinker Position zum 2:1. Somit bewahrte der frühere Aachener und Kaiserslauterner die Zebras vor einem Wettlauf gegen die Uhr.
"Unsere Konkurrenten haben auch noch Anlaufschwierigkeiten.
Aber wir haben drei Punkte auf dem Konto.
Das zählt", hakte Trainer Rudi Bommer das Spiel schnell ab. An den Fehlern will er nun bis zum nächsten Spiel arbeiten.
Das sollte auch der Schiedsrichter.
Das so genannte "Schiedsrichter-Wunderkind" - Michael Kempter (Sauldorf ) ist gerade einmal 23 Jahre jung - pfiff kleinlich und hemmte den Spielfluss.
13.08.2006
DIRK RETZLAFF