Ich begleite von Kindheitsbeinen an MSV und Nationalmannschaft. Das sind demzufolge schon mehr als zwei Jahrzehnte. Im Austausch mit Fans anderer Vereine musste ich bei dieser Europameisterschaft feststellen, dass der Ruf des MSV nie schlechter war -wobei ich selbstverständlich nicht für die 80er Jahre sprechen kann.
In den 90er Jahren wurde der MSV stärker als Bundesligagründungsmitglied wahrgenommen, das auch irgendwo in die 1. Liga gehört. Dieser Ruf veränderte sich dann in Richtung "Fahrstuhlmannschaft". "Zu gut für die 2. Liga und zu schlecht für die 1. Liga" war häufig zu hören.
Mittlerweile wird der MSV nur noch als Zweitligaverein wahrgenommen und nicht einmal mehr als ambitionierter Zweitligaverein.
Wir müssen dringend zusehen, dass wir nicht zur grauen Maus der 2. Liga verkommen. Auch wenn der Aufstieg in dieser Saison ein Fremdwort bleibt, müssen wir ambitionierter im oberen Drittel mitspielen. Platz 8 sollte ein Ziel realistisches Ziel sein, wenn die Mannschaft das Herz am rechten Fleck hat.
Der Pokalfinaleinzug hat das sportliche Ansehen des MSV leider kaum erhöht. Zu deftig war die Finalniederlage. Die zahlreichen Ausfälle vor dem Finale werden kaum reflektiert. Sportlichen Wiedererkennungswert fand der MSV überraschenderweise einzig und allein im Falle Maurice Exslager. Es gab tatsächlich Fans anderer Vereine, die mich auf Exslager angesprochen haben (u.a. ein Bremer). Dieser Spieler wird teilweise wahrgenommen und hat Wiedererkennungswert -auch auf Grund seines Spitznamens "Hooligan".
Bedauerlicherweise ist auch die Wahrnehmung der Fanszene des MSV nicht besser. Die Lobhudelei für die letzten 15 Minuten in Berlin ist eher eine interne Sache. Die Wahrnehmung wird leider geprägt durch mangelnde Zuschauerzahlen bei den Heimspielen. Vor diesem Hintergrund ist es mir unbegreiflich, dass die Diskussion um den Zuschlag in Höhe von 19,02 € überhaupt geführt wird und nicht jeder -der die finanziellen Möglichkeiten hat- durch den Kauf einer Dauerkarte gegensteuert.
Die positiven Entwicklungen in der MSV-Fanszene bleiben den meisten verborgen. Gerade Anfang der 90er hieß es noch:"Schlechte Mannschaft, aber super Szene". 2012: Lediglich die konkreten Szenen wie Köln, Gladbach etc, bei denen wir in den letzten Jahren wiederholt starke und zahlreiche Auftritte hatten, lassen so etwas wie Respekt erkennen.
Abgesehen von dem sportlichen Abschneiden ist es auch für die Fanszene dringend erforderlich, 2012/13 Ausrufezeichen zu setzen! Insbesondere helfen die guten Auftritte bei NRW-Vereinen nicht weiter, wenn sich selbst Halle über unsere Auswärtsfahrer kaputt lacht. In diesem Sinne hoffe ich, dass wir u.a. gleich gegen Halle -wenn möglich auch gegen Regensburg- trotz größerer Entfernung zahlreich(er) anwesend sein werden. Halle mit seinem neuen Stadion ist wirklich eine Reise wert. Nicht zuletzt sind die Zebras immer eine Reise wert.
Darüber hinaus hoffe ich, dass die Ambitionen um mehr Zaunfahnenplätze an der Wedau und das Aufstellen von Sonderzügen Realität werden. Die "Zaunfahnenkultur" ist Bestandteil der Fankultur und wird 2012/13 hoffentlich den sehr positiven Trend fortsetzen. Block 10, in dem sich im Moment sehr viel tut, möchte man einfach nur entgegen rufen: Einfach ausrasten wie Block O damals.
Es geht nicht darum, dass unser Ansehen besser wird. Es geht darum, dass wir besser werden. Und wir müssen sportlich wie fantechnisch besser werden. Denn was hier möglich ist, ist allen bekannt. Exslager und Co sowie die Fans auf den Rängen haben es in den letzten 10 Spielen gezeigt.