Die suchen sich ihren Verein nach eigenen Kriterien.
z.B. wer ist recht bekannt, wer ist international dabei und all solche Dinge.
Wenn das ein echter "Fan" wäre, wäre der nicht so freundlich. Denn wo Liebe (zum Verein) ist, ist auch Haß (zu einigen anderen Vereinen).
Das kennen die Überläufer aber nicht.
Verdammt, dann muss ich wohl wieder zurück zum Verein meiner Geburtsstadt, die hier "liebevoll" oft Gesindelkirchen genannt wird...

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Mein Vater, ebenfalls dort geboren, war zum Beispiel in seinem Selbstverständnis ein waschechter Schlacker. Mit ihm zusammen hab ich die erste Hälfte der 80er Jahre im Parkstadion erlebt und Bernard Dietz spielen sehen, was wohl aus heutiger Sicht meinen "Wechsel" zum MSV begründet hat.
Jedenfalls standen wir damals ohne jegliche Fanutensilien in der Südkurve des Stadions. Mein Vater lehnte die damals oft gewalttätige Einstellung einiger Fans ab und suchte lieber das Gespräch mit Anhängern, die so dachten wie er oder auch mit gegnerischen "zivilisierten" Fans, um sich einfach über Fußball auszutauschen. Auch den Hass auf andere Vereine hat er mir nicht mitgegeben.
Klar, man mochte irgendwie keine Dortmunder...aber man wusste als Kind auch nicht so richtig warum. Man kannte ja keine.
Die Ausschreitungen, die in den 80ern ja durchaus häufig vorkamen, haben meinen Vater und damit dann auch mich letztendlich aus dem Stadion vertrieben. Mein Vater war kein ängstlicher Typ und konnte sich durchaus zur Wehr setzen, aber darauf hatte er einfach keinen Bock.
Dann ein paar Jährchen mit den Kumpels nochmal der zweite Versuch diesmal in der Schlacker Nordkurve. Das war mal ein Kulturschock. Ständig Palaver und Randale, oft auch unter den eigenen Fans. Was da nach den Spielen abging brauche ich vielen von euch nicht zu erzählen...
Auch nix für mich...ich hatte in den frühen 90ern irgendwann keine Lust mehr auf Stadionfussball. Einige weitere Umzüge und der Job haben dann erstmal dafür gesorgt, dass ich 10 Jahre kein Stadion von innen gesehen habe.
Vor gut 10 Jahren habe ich begonnen, die Entwicklung beim MSV wenn auch meist aus der Ferne genauer zu verfolgen. Daran hatte auch Erle Wolters seinen Anteil, der kam ja schließlich aus "meiner" Stadt. Ich war dann ab und an mal zu seltenen Gelegenheiten in Duisburg im Stadion...
Als dann der Tag der Lizenzverweigerung kam war ich entsetzt, damit hatte ich niemals gerechnet. Ich war selbst überrascht wie sehr mich das mitgenommen hat und dachte, ich muss irgendwie versuchen zu helfen. Ich war sehr beeindruckt von den vielen Fanaktionen, dem unermüdlichen Einsatz im Sommer, die das Image des Vereins sehr positiv beeinflusst haben und in meiner Wahrnehmung auch erheblich zur Rettung in Liga 3 beigetragen haben.
Ich habe dann an ein paar Aktionen im Sommer teilgenommen und hab dann versucht, mit meinen Mitteln zu helfen: Dauerkarte bestellt, mit 42 Jahren mein erstes Fußballtrikot gekauft, Mitgliedschaft beantragt und die Anleihe gezeichnet.
Was ich mache, versuche ich richtig zu machen. Jetzt bin ich bei jedem Heimspiel, dass mein Job zulässt, dabei und hoffe, dass mir noch lange Freude an meinem Verein gegönnt sein mag...
Warum langweile ich euch hier mit meiner "Lebensgeschichte"? Weil Streifen zeigen wirkt: ohne das engagierte, friedliche Streifen zeigen im Sommer würde ich wohl immer noch den MSV nur mit einer gewissen Sympathie aus der Ferne verfolgen...
Und es gibt halt nicht nur Fans, die in der Stadt ihres Vereins geboren werden und sterben und das ganze Leben über Fan sind.