Na ja, ich selbst bin ja im Zusammenhang mit der Insolvenz von Traditionsvereinen auch sehr anfällig, um auf die Tränendrüse zu drücken aber bei einigermaßen nüchterner Betrachtung ist doch bei 99 von 100 Fällen der Grund nicht der, daß ein DFB-Caligula aus heiterem Himmel in seinem Caesarenwahnsinn den Daumen senkt, sondern der Verein ist schlicht und einfach an Verbindlichkeiten gescheitert, die er sich, aus welchen Gründen auch immer, selbst auferlegt hat.
Leider ist es halt auch eine gewisse Tradition, daß Traditionsvereine ganz gerne einmal "einen über den Durst nehmen", weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Meistens die unschöne Zugehörigkeit in unteren Klassen, weshalb dann auch die eine oder andere Personalie auf und auch neben dem Feld etwas über Budget bezahlt und schlicht bewußt Risiko gegangen wird.
Im konkreten Fall Lübeck ist mir auch unverständlich, wie es möglich ist, den weit und breit einzigen ernstzunehmenden Fußballverein überhaupt an die Wand zu fahren. Spontan meine ich, daß die nächste einigermaßen annehmbare Möglichkeit ein Stadion zu besuchen, das Millerntor ist. Abgesehen von Kiel natürlich. Die geographische Lage des VfB Lübeck (und damit auch die Wettbewerbssituation) ist jedenfalls mit der von beispielsweise RWE nicht einmal entfernt zu vergleichen.
Was mich an derlei Insolvenzen massiv stört, ist natürlich die Tatsache, daß gewisse Sponsorenclubs niemals in eine vergleichbare Lage geraten werden. Dieser Ärger ändert aber nichts an der Tatsache, daß das Insolvenzpech von dem traditionsreichen Schmiedemeister selbst gehämmert worden ist.