Schimanski
2. Liga
Wieviel Perspektive hat der aktuelle Fußball der Hinrunde? Um diese Frage zu beantworten habe ich mir sehr viele Statistiken des MSV angeschaut und sie verglichen.
Zum einen mit den Werten der Regionalliga, der 3.Liga, der 2.Bundesliga und der 1.Bundesliga. Welche Werte entwickeln sich kontinuierlich mit der Ligahöhe in eine Richtung und haben damit eine gewisse Aussagekraft über die Qualität der Liga bzw. sind typischerweise eine gute Voraussetzung um in höheren Ligen zu bestehen.
Zum anderen mit den Werten die Elversberg, Münster und Ulm sowie Lübeck, Bayreuth und Oldenburg in ihrer Aufstiegssaison in der Regionalliga hatten. Die ersten drei Vereine sind bekanntlich durchmarschiert in die zweite Liga, die letzten drei Vereine sofort wieder abgestiegen. Konnte man an gewissen Werten schon in der Regionalliga ablesen wie gut ihre Spielanlage eine Liga darüber funktionieren wird?
Ich führe nur Statistiken auf, bei denen eine gewisse Korrelation zur Ligahöhe und zur Durchmarschierer und Wiederabsteiger erkennbar ist.
Der grundsätzliche Tenor im Fußballvolksmund ist, dass das Spiel zu höheren Ligen technisch besser und schneller wird. Dafür wird das Spiel in tieferen Ligen kampfbetonter. Und das stimmt natürlich auch und ist deutlich an diversen Daten abzulesen.
Vereinfacht gesagt: In höheren Ligen wird mehr gespielt, in tieferen Ligen mehr gepresst und gekämpft. Beides steht auch im direkten Zusammenhang. Umso besser der Gegner fußballerisch ist, desto weniger lohnenswert ist es ihn zu pressen. Umso mehr Situationen man fußballerisch lösen kannst, desto weniger musst man sich in Zweikämpfe verwickeln.
Wenn man Fußball spielen möchte, muss man den Ball haben wollen. Wenn man Fußball kämpfen will, muss man ihn abgeben. Das Thema Ballbesitz möchte ich zu Beginn kurz halten, da die Unterschiede nicht dramatisch sind, aber schon eine Tendenz aufzeigen.
Der MSV hatte 47,3% Ballbesitz in der Hinrunde. Alle sechs oben aufgeführten Aufsteiger hatten über 51%. Einzig Aachen hat unter 50% Ballbesitz und ist auch sonst dem MSV in vielen Werten oft ähnlich.
Wenn man viel den Ball hat, kann man auch viele Pässe spielen, weswegen es logisch ist, dass die obigen Aufsteiger mit mehr Ballbesitz alle mehr Pässe gespielt haben als der MSV, aber es werden auch mehr Pässe gespielt, umso höher die Liga ist:
Gespielte Pässe pro 90 Minuten
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 421,2 / 378,1 / 365,77 / 358,1 (Ligaschnitt)
Elversberg / Münster / Ulm 463,09 / 395,33 / 392,7
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 378,26 / 375,88 / 362,46
Interessant ist, umso mehr Pässe eine Mannschaft in der Aufstiegsaison gespielt, desto eher kann sie auch in der Saison danach davon profitieren.
Der MSV spielte nur 327,2 Pässe pro 90 Minuten in der Hinrunde und ist damit weit abgeschlagen.
Aber nicht nur die Quantität ist wichtig, sondern auch die Qualität:
Passquote in %
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 83,29 / 83,02 / 79,97 / 79,4
Auch hier ist die Tendenz in jeder Hinsicht eindeutig. Das Passspiel wird umso präziser desto höher die Liga ist. Das Mehr an fußballerischer Qualität kann nicht mit einem mehr an Athletik und Aggressivität kompensiert werden. Qualität im Passspiel hat auch den Durchmarschierer nach dem Aufstieg eine Liga darüber geholfen:
Elversberg / Münster / Ulm 82,8 / 80,6 / 79,6
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 77,5 / 77,7 / 76,9
Der MSV kann sich mit 79,6% zumindest vor den drei Wiederabsteigern platzieren.
Mehr Pässe spielt man auch, wenn man schneller spielt, deswegen hier mal ein paar Statistiken dazu:
Pässe pro Minute Ballbesitz
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 14,71 / 13,66 / 13,1 / 12,62
Elversberg / Münster / Ulm 14,8 / 12,9 / 13,4
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 13,2 / 12,3 / 12,4
MSV 12,5
Pässe pro Ballbesitzphase
Elversberg / Münster / Ulm 4,09 / 3,52 / 3,56
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 3,26 / 3,41 / 3,14
MSV 3,21
Interessant auch der Wert des Spieltempos
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 17,3 / 16,1 / 16 / 15,7
Elversberg / Münster / Ulm 17,44 / 15,63 / 16,73
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 16,79 / 15,32 / 15,77
MSV 15,29
Durchschnittliche Dauer des Ballbesitz in Sekunden
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 15,9 / 15,3 / 13,7 / 13,7
MSV 12,6
Jetzt könnte man natürlich einwenden, dass der Ballbesitz als reiner Selbstzweck keine Spiele gewinnt, sondern es vor allem darauf ankommt wieviel Torchancen und Tore man per Passspiel erzielt. Dazu gibt es auch diverse Statistiken (entscheidender Pässe, filitierender Pässe, Schnittstellenpässe, intelligente Pässe, clevere Pässe etc.) die ich der Übersicht halber nicht einzeln aufführe. In allen diesen Statistiken liegt der MSV weit hinten, teilweise sogar abgeschlagen und deutlich hinter Oldenburg, Bayreuth und sogar dem Regionalligaschnitt.
Auch bei der durchschnittlichen Passlänge (in Meter) gibt es klare Tendenzen:
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 19,23 / 19,9 / 20,45 / 20,85
Elversberg / Münster / Ulm 19,82 / 21,75 / 19,45
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 19,69 / 22,56 / 21,82
Das Spiel wird zu hohen Ligen kurzpassfokussierter. Münster fällt hier etwas aus dem Rahmen, da sie relativ viele lange Bälle (wie Oldenburg und Bayreuth) in der Aufstiegssaison gespielt haben. Das ist also nicht per se kritisch, da auch Lübeck trotz vieler kurzer Pässe direkt wieder abgestiegen ist.
Der MSV kommt auf eine durchschnittliche Passlänge von 21,32 Meter, also noch mehr als der Regionalligaschnitt.
Bei der Anzahl langer Bälle sind die Tendenzen ähnlich. Es werden weniger in höheren Ligen. Münster, Bayreuth, Oldenburg und der MSV haben eher hohe Werte.
Diese vier Mannschaften spielen dann auch viel langer Ball – zweiter Ball, überspielen das Mittelfeld also schnell und pressen und stressen den Gegner dann hoch, wollen die Bälle in Zweikämpfen erobern. Auch das ist anhand diverser Statistiken nachweisbar.
PPDA (umso höher der Wert, desto tiefer und weniger intensiv ist das Pressing)
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 13,08 / 11,91 / 10,36 / 10,33
Elversberg / Münster / Ulm 9,41 / 8,55 / 9,19
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 7,32 / 7,82 / 7,52
Die Werte scheinen im ersten Moment etwas sonderbar, sind aber doch leicht erklärbar. Umso höher die Ligen, desto ballsicherer sind die Spieler, weswegen der PPDA zu hohen Ligen höher wird (Pressingresistenz).
Interessant ist, dass die direkten Wiederabsteiger alle mit sehr hohem und intensivem Pressing aufgestiegen sind. Dieser Ansatz hatte aber weniger Nachhaltigkeit. Die Durchmarschierer hatten alle höhere PPDA-Werte, aber deren Spielanlage war variabler und ballbesitzfokussierter. Es wurde auch über Ballbesitz verteidigt und Spiele kontrolliert Das zahlte sich dann auch in der Saison in der höheren Liga aus. Das predige ich hier im Forum übrigens seit Jahren.
Der MSV hatte in der Hinrunde einen PPDA von 10,57, ein durchschnittlicher Wert, was auch damit zusammenhängt, dass die Pressinghöhe je nach Gegner, Spielstand und im Saisonverlauf stark geändert wurde.
Aber wenn der MSV im Ballbesitz sehr unterdurchschnittliche Werte und im Pressing durchschnittliche Werte liefert, worauf fußt dann die Spielidee? Zweikämpfe!
Defensivduelle
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 55,95 / 59,74 / 61,34 / 68,3
Elversberg / Münster / Ulm 62,07 / 58,9 / 66,65
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 73,68 / 68,2 / 75,51
Der MSV führte in seinen Spielen im Schnitt 73,2 Defensivduelle. Grundsätzlich ist es natürlich nicht schlecht viele Defensivduelle zu führen, wenn man diese erfolgreich gestaltet. Aber die Tendenz ist eindeutig. In höheren Ligen gibt es weniger Duelle und auch die Durchmarschierer haben weniger Duelle als die Wiederabsteiger geführt. Die Defensivduelle sind also eher ein schlechtes Zeichen und zeugen davon wenig Dominanz, Spielkontrolle und Stabilität aus dem Ballbesitz zu generieren. Ein Spiel mit vielen Defensivduellen zu führen ist anscheinend kein Qualitätsmerkmal.
Nach diesen vielen wenig Mut machenden Statistiken habe ich auch drei gefunden, in denen der MSV sehr gut dasteht.
Durchschnittliche Schussdistanz in Meter
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 17,4 / 17,8 / 18 / 18,4
Elversberg / Münster / Ulm 18,08 / 17,21 / 17,16
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 17,3 / 18,47 / 17,47
MSV 17,36
Je näher man am Tor ist, desto wahrscheinlicher ist es logischerweise, dass der Ball rein geht. Der MSV scheint dort schon eine sehr vernünftige Entscheidungsfindung bzw. eine Spielanlage zu haben, die Abschlüsse aus kürzeren Distanzen bevorzugt.
Sehr stark und typisch für Hirsch` risikominierte Spielanlage ist eine weitere Statistik, die auch ein wenig damit korreliert, dass wir nicht so gerne den Ball haben wollen. Denn wenn man den Ball weniger hat, kann man ihn auch seltener verlieren.
Ballverluste je 90 Minuten
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 100,21 / 103,4 / 108,85 / 107,25
Elversberg / Münster / Ulm 110,1 / 107,62 / 108,48
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 113,08 / 110,85 / 115,17
MSV 96,92
Ein weiterer Teil der derzeitigen Spielanlage sind die Tempodribblings von Symalla, Sussek, Coskun, Montag und Bitter. Das wird am ehesten über die Statistik progressive Läufe abgebildet. Der MSV hat dort einen Wert von 14,88. Hier die Werte der Ligen und Aufsteiger der letzten Jahre zum Einordnen:
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 12,86 / 13,43 / 12,4 / 12,88
Elversberg / Münster / Ulm 15,63 / 14,41 / 12,18
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 13,11 / 10,52 / 9,47
Eine deutliche Tendenz gibt es nicht, trotzdem sind progressive Läufe sicherlich etwas positives (leider eine der wenigen Statistiken, wo der MSV vorne liegt).
Fazit: Wieviel Wert man den Statistiken beimisst ist sicherlich diskutabel oder muss jeder für sich selbst ausmachen. Trotzdem ist in überraschend vielen Werten erkennbar, dass der Fußball der Hinrunde sehr wenig Perspektive für höhere Ligen und eine Etablierung dort hat. Noch mehr: Die Werte sind teilweise erschreckend schwach.
Das heißt nicht, das der Fußball nicht erfolgreich ist. Vielleicht sogar im Gegenteil. Risikominimierung und wenig Ballbesitz reduzieren die Wahrscheinlichkeit, dem Gegner Umschaltmomente zuzugestehen. Auf diese Art und Weise fallen in der Regionalliga noch immer die meisten Tore. Und da lässt der MSV sehr wenig zu. Die derzeitige Spielanlage scheint voll auf Aufstieg programmiert zu sein. Das zeigen auch die guten Zweikampf- und Balleroberungswerte, aus denen die Zebras selbst umschalten und Tore erzielen.
Dieser Ansatz hat in höheren Ligen aber weniger Bedeutung. Da kommt es - und das zeigen die Statistiken mehr als deutlich – vor allem auf die fußballerischen Qualitäten an, die dort eine größere Bedeutung einnehmen. Denn auch wenn man besser Fußball spielt, kann man schwerer gepresst werden. Ein gutes Ballbesitzspiel ist nicht nur zum Tore schießen da, sondern auch wichtig, um Tore zu verhindern und Spiele aktiv zu steuern. Das zeigen die Entwicklungen von Elversberg, Magdeburg, Paderborn, Kiel und Co. sehr deutlich. Das sind alles Vereine, die seit Jahren sehr ballbesitzlastige Spielideen haben.
Natürlich kann man mit viel Geld auch im Sommer nach einem etwaigen Aufstieg den Kader komplett umkrempeln und mit Ballbesitzqualität aufwerten. Wenn man aber plant mit dem Großteil des derzeitigen Kaders auch eine Liga weiter höher zu bestehen, muss in der Rückrunde die Spielanlage ballbesitzlastiger ausgelegt werden. Ansonsten werden wir in Liga 3 unser blaues Wunder erleben.
Ich freue mich auf die Diskussion...
Zum einen mit den Werten der Regionalliga, der 3.Liga, der 2.Bundesliga und der 1.Bundesliga. Welche Werte entwickeln sich kontinuierlich mit der Ligahöhe in eine Richtung und haben damit eine gewisse Aussagekraft über die Qualität der Liga bzw. sind typischerweise eine gute Voraussetzung um in höheren Ligen zu bestehen.
Zum anderen mit den Werten die Elversberg, Münster und Ulm sowie Lübeck, Bayreuth und Oldenburg in ihrer Aufstiegssaison in der Regionalliga hatten. Die ersten drei Vereine sind bekanntlich durchmarschiert in die zweite Liga, die letzten drei Vereine sofort wieder abgestiegen. Konnte man an gewissen Werten schon in der Regionalliga ablesen wie gut ihre Spielanlage eine Liga darüber funktionieren wird?
Ich führe nur Statistiken auf, bei denen eine gewisse Korrelation zur Ligahöhe und zur Durchmarschierer und Wiederabsteiger erkennbar ist.
Der grundsätzliche Tenor im Fußballvolksmund ist, dass das Spiel zu höheren Ligen technisch besser und schneller wird. Dafür wird das Spiel in tieferen Ligen kampfbetonter. Und das stimmt natürlich auch und ist deutlich an diversen Daten abzulesen.
Vereinfacht gesagt: In höheren Ligen wird mehr gespielt, in tieferen Ligen mehr gepresst und gekämpft. Beides steht auch im direkten Zusammenhang. Umso besser der Gegner fußballerisch ist, desto weniger lohnenswert ist es ihn zu pressen. Umso mehr Situationen man fußballerisch lösen kannst, desto weniger musst man sich in Zweikämpfe verwickeln.
Wenn man Fußball spielen möchte, muss man den Ball haben wollen. Wenn man Fußball kämpfen will, muss man ihn abgeben. Das Thema Ballbesitz möchte ich zu Beginn kurz halten, da die Unterschiede nicht dramatisch sind, aber schon eine Tendenz aufzeigen.
Der MSV hatte 47,3% Ballbesitz in der Hinrunde. Alle sechs oben aufgeführten Aufsteiger hatten über 51%. Einzig Aachen hat unter 50% Ballbesitz und ist auch sonst dem MSV in vielen Werten oft ähnlich.
Wenn man viel den Ball hat, kann man auch viele Pässe spielen, weswegen es logisch ist, dass die obigen Aufsteiger mit mehr Ballbesitz alle mehr Pässe gespielt haben als der MSV, aber es werden auch mehr Pässe gespielt, umso höher die Liga ist:
Gespielte Pässe pro 90 Minuten
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 421,2 / 378,1 / 365,77 / 358,1 (Ligaschnitt)
Elversberg / Münster / Ulm 463,09 / 395,33 / 392,7
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 378,26 / 375,88 / 362,46
Interessant ist, umso mehr Pässe eine Mannschaft in der Aufstiegsaison gespielt, desto eher kann sie auch in der Saison danach davon profitieren.
Der MSV spielte nur 327,2 Pässe pro 90 Minuten in der Hinrunde und ist damit weit abgeschlagen.
Aber nicht nur die Quantität ist wichtig, sondern auch die Qualität:
Passquote in %
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 83,29 / 83,02 / 79,97 / 79,4
Auch hier ist die Tendenz in jeder Hinsicht eindeutig. Das Passspiel wird umso präziser desto höher die Liga ist. Das Mehr an fußballerischer Qualität kann nicht mit einem mehr an Athletik und Aggressivität kompensiert werden. Qualität im Passspiel hat auch den Durchmarschierer nach dem Aufstieg eine Liga darüber geholfen:
Elversberg / Münster / Ulm 82,8 / 80,6 / 79,6
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 77,5 / 77,7 / 76,9
Der MSV kann sich mit 79,6% zumindest vor den drei Wiederabsteigern platzieren.
Mehr Pässe spielt man auch, wenn man schneller spielt, deswegen hier mal ein paar Statistiken dazu:
Pässe pro Minute Ballbesitz
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 14,71 / 13,66 / 13,1 / 12,62
Elversberg / Münster / Ulm 14,8 / 12,9 / 13,4
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 13,2 / 12,3 / 12,4
MSV 12,5
Pässe pro Ballbesitzphase
Elversberg / Münster / Ulm 4,09 / 3,52 / 3,56
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 3,26 / 3,41 / 3,14
MSV 3,21
Interessant auch der Wert des Spieltempos
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 17,3 / 16,1 / 16 / 15,7
Elversberg / Münster / Ulm 17,44 / 15,63 / 16,73
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 16,79 / 15,32 / 15,77
MSV 15,29
Durchschnittliche Dauer des Ballbesitz in Sekunden
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 15,9 / 15,3 / 13,7 / 13,7
MSV 12,6
Jetzt könnte man natürlich einwenden, dass der Ballbesitz als reiner Selbstzweck keine Spiele gewinnt, sondern es vor allem darauf ankommt wieviel Torchancen und Tore man per Passspiel erzielt. Dazu gibt es auch diverse Statistiken (entscheidender Pässe, filitierender Pässe, Schnittstellenpässe, intelligente Pässe, clevere Pässe etc.) die ich der Übersicht halber nicht einzeln aufführe. In allen diesen Statistiken liegt der MSV weit hinten, teilweise sogar abgeschlagen und deutlich hinter Oldenburg, Bayreuth und sogar dem Regionalligaschnitt.
Auch bei der durchschnittlichen Passlänge (in Meter) gibt es klare Tendenzen:
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 19,23 / 19,9 / 20,45 / 20,85
Elversberg / Münster / Ulm 19,82 / 21,75 / 19,45
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 19,69 / 22,56 / 21,82
Das Spiel wird zu hohen Ligen kurzpassfokussierter. Münster fällt hier etwas aus dem Rahmen, da sie relativ viele lange Bälle (wie Oldenburg und Bayreuth) in der Aufstiegssaison gespielt haben. Das ist also nicht per se kritisch, da auch Lübeck trotz vieler kurzer Pässe direkt wieder abgestiegen ist.
Der MSV kommt auf eine durchschnittliche Passlänge von 21,32 Meter, also noch mehr als der Regionalligaschnitt.
Bei der Anzahl langer Bälle sind die Tendenzen ähnlich. Es werden weniger in höheren Ligen. Münster, Bayreuth, Oldenburg und der MSV haben eher hohe Werte.
Diese vier Mannschaften spielen dann auch viel langer Ball – zweiter Ball, überspielen das Mittelfeld also schnell und pressen und stressen den Gegner dann hoch, wollen die Bälle in Zweikämpfen erobern. Auch das ist anhand diverser Statistiken nachweisbar.
PPDA (umso höher der Wert, desto tiefer und weniger intensiv ist das Pressing)
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 13,08 / 11,91 / 10,36 / 10,33
Elversberg / Münster / Ulm 9,41 / 8,55 / 9,19
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 7,32 / 7,82 / 7,52
Die Werte scheinen im ersten Moment etwas sonderbar, sind aber doch leicht erklärbar. Umso höher die Ligen, desto ballsicherer sind die Spieler, weswegen der PPDA zu hohen Ligen höher wird (Pressingresistenz).
Interessant ist, dass die direkten Wiederabsteiger alle mit sehr hohem und intensivem Pressing aufgestiegen sind. Dieser Ansatz hatte aber weniger Nachhaltigkeit. Die Durchmarschierer hatten alle höhere PPDA-Werte, aber deren Spielanlage war variabler und ballbesitzfokussierter. Es wurde auch über Ballbesitz verteidigt und Spiele kontrolliert Das zahlte sich dann auch in der Saison in der höheren Liga aus. Das predige ich hier im Forum übrigens seit Jahren.
Der MSV hatte in der Hinrunde einen PPDA von 10,57, ein durchschnittlicher Wert, was auch damit zusammenhängt, dass die Pressinghöhe je nach Gegner, Spielstand und im Saisonverlauf stark geändert wurde.
Aber wenn der MSV im Ballbesitz sehr unterdurchschnittliche Werte und im Pressing durchschnittliche Werte liefert, worauf fußt dann die Spielidee? Zweikämpfe!
Defensivduelle
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 55,95 / 59,74 / 61,34 / 68,3
Elversberg / Münster / Ulm 62,07 / 58,9 / 66,65
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 73,68 / 68,2 / 75,51
Der MSV führte in seinen Spielen im Schnitt 73,2 Defensivduelle. Grundsätzlich ist es natürlich nicht schlecht viele Defensivduelle zu führen, wenn man diese erfolgreich gestaltet. Aber die Tendenz ist eindeutig. In höheren Ligen gibt es weniger Duelle und auch die Durchmarschierer haben weniger Duelle als die Wiederabsteiger geführt. Die Defensivduelle sind also eher ein schlechtes Zeichen und zeugen davon wenig Dominanz, Spielkontrolle und Stabilität aus dem Ballbesitz zu generieren. Ein Spiel mit vielen Defensivduellen zu führen ist anscheinend kein Qualitätsmerkmal.
Nach diesen vielen wenig Mut machenden Statistiken habe ich auch drei gefunden, in denen der MSV sehr gut dasteht.
Durchschnittliche Schussdistanz in Meter
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 17,4 / 17,8 / 18 / 18,4
Elversberg / Münster / Ulm 18,08 / 17,21 / 17,16
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 17,3 / 18,47 / 17,47
MSV 17,36
Je näher man am Tor ist, desto wahrscheinlicher ist es logischerweise, dass der Ball rein geht. Der MSV scheint dort schon eine sehr vernünftige Entscheidungsfindung bzw. eine Spielanlage zu haben, die Abschlüsse aus kürzeren Distanzen bevorzugt.
Sehr stark und typisch für Hirsch` risikominierte Spielanlage ist eine weitere Statistik, die auch ein wenig damit korreliert, dass wir nicht so gerne den Ball haben wollen. Denn wenn man den Ball weniger hat, kann man ihn auch seltener verlieren.
Ballverluste je 90 Minuten
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 100,21 / 103,4 / 108,85 / 107,25
Elversberg / Münster / Ulm 110,1 / 107,62 / 108,48
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 113,08 / 110,85 / 115,17
MSV 96,92
Ein weiterer Teil der derzeitigen Spielanlage sind die Tempodribblings von Symalla, Sussek, Coskun, Montag und Bitter. Das wird am ehesten über die Statistik progressive Läufe abgebildet. Der MSV hat dort einen Wert von 14,88. Hier die Werte der Ligen und Aufsteiger der letzten Jahre zum Einordnen:
Bundesliga / 2.Liga / 3.Liga / Regionalliga 12,86 / 13,43 / 12,4 / 12,88
Elversberg / Münster / Ulm 15,63 / 14,41 / 12,18
Lübeck / Oldenburg / Bayreuth 13,11 / 10,52 / 9,47
Eine deutliche Tendenz gibt es nicht, trotzdem sind progressive Läufe sicherlich etwas positives (leider eine der wenigen Statistiken, wo der MSV vorne liegt).
Fazit: Wieviel Wert man den Statistiken beimisst ist sicherlich diskutabel oder muss jeder für sich selbst ausmachen. Trotzdem ist in überraschend vielen Werten erkennbar, dass der Fußball der Hinrunde sehr wenig Perspektive für höhere Ligen und eine Etablierung dort hat. Noch mehr: Die Werte sind teilweise erschreckend schwach.
Das heißt nicht, das der Fußball nicht erfolgreich ist. Vielleicht sogar im Gegenteil. Risikominimierung und wenig Ballbesitz reduzieren die Wahrscheinlichkeit, dem Gegner Umschaltmomente zuzugestehen. Auf diese Art und Weise fallen in der Regionalliga noch immer die meisten Tore. Und da lässt der MSV sehr wenig zu. Die derzeitige Spielanlage scheint voll auf Aufstieg programmiert zu sein. Das zeigen auch die guten Zweikampf- und Balleroberungswerte, aus denen die Zebras selbst umschalten und Tore erzielen.
Dieser Ansatz hat in höheren Ligen aber weniger Bedeutung. Da kommt es - und das zeigen die Statistiken mehr als deutlich – vor allem auf die fußballerischen Qualitäten an, die dort eine größere Bedeutung einnehmen. Denn auch wenn man besser Fußball spielt, kann man schwerer gepresst werden. Ein gutes Ballbesitzspiel ist nicht nur zum Tore schießen da, sondern auch wichtig, um Tore zu verhindern und Spiele aktiv zu steuern. Das zeigen die Entwicklungen von Elversberg, Magdeburg, Paderborn, Kiel und Co. sehr deutlich. Das sind alles Vereine, die seit Jahren sehr ballbesitzlastige Spielideen haben.
Natürlich kann man mit viel Geld auch im Sommer nach einem etwaigen Aufstieg den Kader komplett umkrempeln und mit Ballbesitzqualität aufwerten. Wenn man aber plant mit dem Großteil des derzeitigen Kaders auch eine Liga weiter höher zu bestehen, muss in der Rückrunde die Spielanlage ballbesitzlastiger ausgelegt werden. Ansonsten werden wir in Liga 3 unser blaues Wunder erleben.
Ich freue mich auf die Diskussion...
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