Naja, relativ kostspielige Leihen und woanders in Ungnade gefallene Spieler, die immer noch echt teuer sind, sind das eine - unsere durchschnittlichen Erfahrungen mit sowas und die mannschaftliche Geschlossenheit das andere. Im Grunde wird diese Diskussion glaube ich bei uns jedes Jahr wieder geführt. Obinna und Chanturia waren echte Glücksgriffe, aber eben auch in einer bereits völlig chaotischen Situation. Chanturia war ersichtlich noch schlechter in die Mannschaft integriert als Obinna - der aufgrund seiner sehr variablen Spielanlage allerdings fast überall sofort helfen kann. Und der sich zudem sowieso sofort fast optimal mit unserem King ergänzte. Hinter beide Spieler müsste man aber einige deutliche Fragezeichen machen, selbst dann, wäre es irgendwie auch nur entfernt denkbar, dass uns einer oder beide nochmal zur Verfügung stehen: bei Obinna wäre das vor allem im Bezug auf die Fitness, bei Chanturia sicherlich auch im Bezug auf sein unausgereiftes taktisches Verständnis und seinen sehr verständlichen Wunsch, sich rasch in den Fokus eines grösseren Clubs zu spielen, zu hinterfragen.
Zudem hat man gehört, dass die beiden seinerzeit weit unter Preis zu bekommen waren - bei dem, was man heute auch in irgend einer Operettenliga nachgeschmissen bekommt, gibt es, bei mutmasslich aller gegebenen Sympathie der beiden für das hiesige Umfeld, keinen vernünftigen Grund dafür, sich ein Jahr reinen Abstiegskampf Liga zwo bei vergleichsweise minimaler Kohle reinzuziehen. Speziell bei Obinna dürfte es sowieso darum gehen, die restliche Zeit zu nutzen, um sich unter allen Umständen finanziell so gut wie möglich abzusichern.
Die Frage stellt sich für mich insgesamt, ob Gruev, dessen Fokus erkennbar stark auf der mannschaftlichen Geschlossenheit, viele Automatismen, Stabilität und niedrige Fehlerquoten durch Eingespieltsein liegt, grosse Lust auf irgendwelche echten "Stars" in der Mannschaft hat.
Ich hab meine Sicht auf Obinna und Chanturia hier mal ausführlicher dargelegt, weil ich finde, dass die beiden stellvertretend für den kostspieligen Individualisten schlechthin stehen, mit dem sich Mannschaften in unserer Situation (wenn es denn mit dem Aufstieg auch klappt, schnell dreimal auf Holz klopfen) zu verbessern versuchen. Egal, ob geliehen oder mit Festvertrag: so ein Spieler wird entweder so lange weg vom Fenster gewesen sein, dass über die endgültige Höhe des Leistungsvermögens nach dem Wiedereinstieg bestenfalls spekuliert werden kann - oder er kommt sowieso schon zu uns, weil er die Aufmerksamkeit der Scouts viel grösserer Vereine dringend benötigt, um seine Karriere wieder in Gang zu setzen.
Allgemein menschlich kann man so einem Mann gar keinen Vorwurf machen, dass er bald total gefrustet ist, wenn es doch nicht läuft, alte Wehwehchen sich wieder bemerkbar machen, etc. - dann kommt zur mangelnden körperlichen Fitness noch das mentale Loch: er soll den Umschwung in hart umkämpften Spielen bringen, wo kein Blumentopf zu gewinnen ist, wo niemand glänzen kann. Allenfalls ein einziger Punkt zu holen ist, mit dem die Mannschaft verbissen ihren Nichtabstiegsplatz hält. Dass sowas zu einem grossen Teil gar nicht funktionieren kann, oder gelegentlich nur dank grossem Glück funktioniert, auf jeden Fall ein ausgemachtes Va-banque-Spiel ist, ist schon unendlich oft bewiesen worden. Auch wir haben in der Vergangenheit diesbezüglich eine lange Liste von totalen Flops aufzuweisen.
Grosskreutz ist doch fast exemplarisch: wer von uns würde in seiner Situation, nach diesem relativ unaufhaltsamen Absturz vom Nationalmannschaftsanwärter und Cl-Dauergast in die zweite Liga, nichts nachts auch etwas länger um die Häuser ziehen!? Und auch bei dem wird es nun vor allem drauf ankommen, noch reichlich finanzielles Polster aufzubauen, bis die Zeiten endgültig vorüber sind, in denen er richtig gut verdienen kann. Der könnte sich doch gar nicht leisten, z.B. wirklich sein Herz an uns, oder einen anderen Club in ähnlicher Situation, zu hängen.