Die Personalie Salihamidzic ist für mich exemplarisch für die Situation der Bayern, ein mittlerweile schon verzweifelter Versuch, die offenkundig komplett daniederliegende mannschaftsinterne Kommunikation in Gang zu bringen. Ich mochte Salihamidzic als Spieler, er repräsentiert für mich auch heute noch wie kaum ein anderer der damaligen Bayern das Prinzip der reinen Vernunft unter Hitzfeld. An dem damals bekanntlich zum ersten Mal Rummenigge kratzte, der dem Schwarzwälder unterstellte, seine Mannschaft nach abstrakten mathematischen Prinzipien aufzustellen, was aber nicht genüge. Nunja, jetzt haben sie sich mit Ancelotti einen echten Bauchdenker eingehandelt, und so mancher wird sich wohl insgeheim nach der sparsamen Hitzfeldischen Analytik zurücksehnen.
Zweiter Aspekt ist wohl, dass die Bayern-Bosse für ihre Fans nach dem absehbaren endgültigen Scheitern des italienischen Rekordtrainers eine Identifikationsfigur nah bei der Truppe haben wollten. Verständlich angesichts dessen, dass ein Thomas Müller dies immer weniger sein kann, und sich statt dessen ganz im Ernst allmählich mit dem Gedanken anfreunden muss, zur Rettung seiner Karriere einen Vereinswechsel herbeizuführen.
Niemand würde ihm das im übrigen verdenken können, am allerwenigsten sicher der Realist "Brazzo". Vidal ist ebenso wie Boateng zu individualistisch, Hummels kommunikativ zu defensiv, was auch für Neuer gilt, um als wirklich integrative Identifikationsfigur zu funktionieren.
Obzwar das "Back to the roots" an sich erzwungen und auch sehr gezwungen wirkt, ist es eine Personalentscheidung der Mächtigen beim FCB, die einem als neutralem Beobachter direkt sympathisch erscheint. Ein Typ, der ganz klar für die Arbeit nach innen, und überhaupt nicht aus Repräsentationsgründen, geholt wurde. Jetzt brauchen sie nur noch einen ähnlichen Typ des uneigennützigen Arbeiters auf dem Spielfeld. Und sicherlich einen Trainer, der kein reiner, schlagzeilenträchtiger Altstar ist, sowie eine mehr als gute Portion Bescheidenheit im Hinblick auf die kommenden Jahre. Und Bayern könnte sich wieder was sozusagen "authentisches" erarbeiten. Von z.B. Liverpool lernen hiesse hier, es in Zukunft richtiger zu machen.
Aber da gibt es ja leider die mittel- und fernöstlichen Geschäftsinteressen, so ein Pech für die Liebhaber des schlanken, dafür berauschenden Fussballs, den man unter Guardiola zuletzt noch gelegentlich gesehen hatte! Da wird auch der arme Brazzo nix reissen können, am Ende.