Die Sommerpause in der Liga ist fast beendet und im Spieltagsthema zu Dresden lese ich schon einiges zur Perspektive des MSV in der Gesamtsaison. Zeit, dieses alte Thema wieder hervor zu holen.
Mein Fazit vorweg:
Der MSV hat verglichen mit Spieltag 1 17/18 seine MÖGLICHKEITEN deutlich verbessert.
Ich sage ausdrücklich nicht, dass der MSV stärker geworden ist -auch wenn es anzunehmen ist. Ich rede lediglich von mehr Möglichkeiten für eine erfolgreiche Saison. Und Möglichkeiten und Konjunktiv gehen Hand in Hand.
Durchaus möglich sind eben auch negative Szenarien, die jetzt noch nicht erkennbar sind. Beispielsweise: Der neue Torwart -wer auch immer es wird- kann grandios halten, er kann aber auch unsicher agieren und die ganze Mannschaft verunsichern. Da nützt auch ein vermuteter starker Neuzugang Neumann nichts. Weitere Szenarien: Ilia kann tatsächlich das taktische Rad für den MSV neu erfinden wollen (5er-Kette). Er kann damit Erfolg haben oder eben auf die Nase fallen. Jede Veränderung birgt Gefahren, wenn es vorher ganz gut funktioniert hat.
Oder Ladehemmungen im Sturm.
Oder es reicht ja schon, dass der Schiri uns in den ersten zwei eigentlich starken Spielen verpfeift und man so mit zwei Niederlagen startet und schon könnte eine Negativspirale beginnen.
Die Fotos eines rauchenden Tashchy interessieren mich nicht. Gönne ich ihm an seinem Geburtstag. Vielmehr interessiert mich: Wer sitzt noch am Geburtstagstisch?

Und gibt es noch einen zweiten Tisch mit dem Rest der Mannschaft, der nicht im Bildz zu sehen ist? Ihr versteht, worauf ich hinaus will. Grüppchenbildungen sehe ich nicht auf Grund eines Fotos, kann ich auch nicht beurteilen. Ich will nur sagen: So etwas kann theoretisch entstehen. Sie wären Gift für unseren Erfolg.
Und was ist die mögliche Kehrseite der Medaille unseres breiteren Kaders? Mögliche Unruhe. Regäsel, Gartner, Gyau in zunehmend besserer Verfassung. Aber mindestens einer sitzt immer auf Bank oder Tribüne, der sich selbst in der Startelf sieht.
Das sind alles Möglichkeiten negativer Szenarien, die den hohen Turm unserer Möglichkeiten zum Einsturz bringen können. Da muss es nur an einer Stelle wackeln und all die erfolgreiche Aufbauarbeit der letzten Jahre wackelt. Da muss wie gesagt nur ein Torwartproblem entstehen oder etwas anderes. Auf diesem Leistungsniveau können kleine Dinge großes ausmachen.
An und für sich haben wir aber deutlich mehr Möglichkeiten auf positive Szenarien als am 1. Spieltag der vergangenen Saison:
1.) Der Stamm der Feldspieler ist zusammen geblieben. Der Unterschied zum 1. Spieltag 17/18: Diese haben ihre Zweitligatauglichkeit mittlerweile unter Beweis gestellt. Man ist eingespielt.
2.) Und es sind junge Spieler dabei, die sich weiterentwickelt haben dürften, die noch stärker geworden sind. Der Fröde vom Sommer 2018 ist beispielsweise ein anderer als der vom Sommer 2017. Gerade die jungen Spieler wollen in die 1. Liga. Sie müssen abliefern.
3.) Ich will nicht despektierlich sein, aber im ersten Drittel der letzten Saison standen gelegentlich bedingt zweitligataugliche Spieler in der Startelf, weil nichts anderes da war. Einige Drittligspieler mussten ran. Diese wurden mittlerweile abgegeben und hierfür nominell stärkerer Ersatz geholt.
4.) Insgesamt ist es ja um die Breite im Kader viel besser bestellt. Fiel mal ein Stürmer aus, wusste man kaum, wen man bringen oder bei Rückstand einwechseln sollte. Die einzige Antwort war der King mit allen Mankos und Vorzügen. Oder Schnelli in Darmstadt gesperrt, der etwas hölzerne Albutat musste es richten, was er prima machte. Hut ab, Albu! Aber wen haben wir da mittlerweile in Saft und Kraft? Den Herrn Gartner, den von Liga 1 oder gehobener Liga 2 ja ohnehin nur Verletzungen trennten. Quasi ein überragender Neuzugang, der JETZT bei 100% ist und fußballerisch mindestens auf Augenhöhe mit Schnelli und Cauly ist. Für unsere Verhältnisse gottbegnadet.
Auch haben wir ja massiv die Geschwindigkeit im Kader erhöht. Für unsere Verhältnisse.
Unsere Verhältnisse sind mittlerweile gut. Wir haben große Möglichkeiten. Der Klassenerhalt ist das Ziel, ein einstelliger Tabellenplatz erneut möglich. Aber es sind eben nur Möglichkeiten und noch keine Tatsachen. Was uns alles dazwischen funken könnte, habe ich oben beschrieben.
Ich habe hier bei einer Analyse aus dem süddeutschen Raum gelesen, dass die Liga schwieriger würde als letzte Saison. Sehe ich nicht so. Erstens gibt es ja diese Floskel, dass für einen Aufsteiger das zweite Jahr schwieriger wird als das erste. Das hat seine Berechtigung, ist allerdings insbesondere auf ein Nachlassen der Aufstiegseuphorie zurückzuführen. Eine Aufstiegseuphorie Hat es beim MSV nie gegeben. Der Aufstieg war Pflichterfüllung und überlebenswichtig. Umso beachtlicher war der souveräne Aufstieg, es gab aber keine Euphorie in der zweiten Liga, die Erfolge wurden sich viel mehr auf einer nüchternen Tatsachengrundlage erarbeitet. Der MSV hat null von Euphorie profitiert. Immer dann, wenn kurz Euphorie aufkam wie nach dem 4-0 in Bielefeld, wurde man bitte böse bestraft und die Euphorie war 90 Minuten später verflogen. Bei Mannschaft und Fans.
Zum Zweiten wird behauptet, dass aufgrund der übermächtigen Absteiger aus Liga eins die Liga schwieriger würde. Düsseldorf und Nürnberg wären oft gestrauchelt, von den neuen Absteigern könne man das nicht erwarten. Ja, Düsseldorf und Nürnberg sind oft gestrauchelt. Leider nur gegen unsere Konkurrenz im Abstiegskampf und nie gegen uns selbst. Da wurden sie notfalls zum Sieg gepfiffen.Wenn wir jetzt zwei Mannschaften in der Liga haben, die mutmaßlich mit ALLEN anderen Mannschaften kurzen Prozess machen, wäre das für uns ein Vorteil. Und das traue ich Köln und dem HSV mit ihren überdimensionalen Etats auch zu. Wie oft haben wir in der letzten Saison darunter gelitten, dass Dummdorf plötzlich gegen unsere Konkurrenz verlor? Es war doch zum verrückt werden!
So ausgeglichen wie die letzte Saison war, war es brutal schwierig für uns. Schwieriger kann es gar nicht werden. Die Wiederholung einer nochmals so engen Liga halte ich für ausgeschlossen und aus diesem Grund wird es nicht schwieriger. Darüber hinaus sind ambitionierte Vereine mit entsprechenden finanziellen Möglichkeiten aus der zweiten Liga abgestiegen. Kleinere Vereine haben letztlich die Klasse gehalten, sich aber meiner Meinung nach in der Sommerpause nicht verstärkt. Im Gegensatz zu uns. Ich kann ohne weiteres 6-7 Mannschaften aufzählen, die eigentlich mehr mit dem Abstiegskampf zu tun haben sollten als wir.
Wir haben beste Möglichkeiten, die nun aber
Realität werden müssen.
Es müssen jetzt die richtigen Entscheidungen bezüglich Tor und Taktik her. Die Bälle müssen sich reindrehen und nicht gegen den Pfosten gehen. Die Aggressivität und körperliche Präsenz muss in Dünämo da sein. Und auch wenn der Kader breit aufgestellt ist, möge das Verletzungspech weiterhin einen Bogen um Duisburg machen. Dann sehe ich uns im guten Mittelfeld.
Meine und sicherlich auch eure Anspannung ist mit Blick auf den Start am Montag groß. Es gibt so viele Verbesserungen und Indizien für einen starken Start. Für eine wieder tolle Saison. So viele Hoffnungen und Verheißungen. Doch liegt die Wahrheit letztlich auf dem Platz. Erstmal steht die harte Arbeit auf Platz und Rängen. Auch wir sind ein Faktor, können der Mannschaft vieles erleichtern, indem wir laut und zahlreich da sind.
Andere Vereine wollen und können nämlich auch mit mehr Mitteln alles besser machen. Gerade die beiden Auftaktgegner. Wir brauchen auch das Matchglück, das uns in Dresden 2017 fehlte und der Daniel im Tor braucht im Hexenkessel gleich mal 2-3 sichere Ballkontakte.