Wie ein roter Faden zieht sich durch die Spiele, daß wir Gegentreffer immer wieder schlucken , wenn der Gegner Tempo aufnehmen kann und man so auf unsere Defensive läuft!!! Die Anspielstationen des Gegners müssen dann hautnah gedeckt werden und können dann auch daran gehindert werden sich freizulaufen. Grundsätzlich ist das auch bei „ normalem“ Spielaufbau des Gegners so dass wir erst zum Gegenspieler gehen wenn der bequem angespielt wurde!
Ja. Weil der Weg zum Tor (innere Linie) abgedeckt sein muss. Wenn man hautnah dran ist, kann der Gegenspieler sich mit einer Körpertäuschung oder einen Antritt lösen und in den Raum Richtung Tor geschickt werden. Hautnah dran macht nur Sinn, wenn man abgesichert ist, also als Verbund kompakt steht.
Unser Problem ist im Moment, dass Schmidt (wie seinem Coaching oft zu entnehmen ist) das ballorientierte Anlaufen einfordert, wir aber oft zu spät kommen, um wirklich Zugriff zu bekommen. Das ist für den Gegner optimal weil er genug Zeit hat, unsere Anlaufdynamik zu nutzen um in die entgegen gesetzte Richtung zu spielen oder zu dribbeln. Dadurch kann er neue Räume bespielen, nämlich die, die wir durch unser Anlaufen öffnen. Unser Anlaufen ist im Moment also eher ein Geschenk für den Gegner. Er nutzt den Ball als Lockmittel, wir kommen, bekommen aber kein Zugriff, öffnen dadurch Räume.
Die Alternative ist tatsächlich einfach nicht anzulaufen und den Weg zum Tor zu versperren. Und zwar - überspitzt gesagt - mit allen elf Spielern, als kompakt verschiebenden Verbund. Wir schließen als Block die Räume aus denen der Gegner Torgefahr erzielen kann (grob gesagt ab 30 Meter vor dem Tor, zentrumorientiert, da das Tor zu den Flügeln geometrisch betrachtet immer kleiner wird). Wir lassen den Gegner in seiner Hälfte in Ruhe, laufen nicht an, lassen uns nicht locken. Das nennt sich dann passives Abwehrpressing oder im Volksmund "Bus parken". Das wäre z.B. ein Ansatz den ich in Perfektion Funkel zutrauen würde oder auch Favre. Lettieri hat ansatzweise auch so spielen lassen (wobei Favre natürlich im eigenen Ballbesitz viel bessere Lösungen hat).
Problem dabei sind zwei Dinge:
1. Es ist für den Zuschauer unattraktiv, weil das Spiel lahmarschig und undynamisch ist.
2. Wir haben vorne keine Präsenz, kommen schlecht ins Umschalten würden deutlich seltener unsere individuelle Qualität in Szene gesetzt bekommen.
Die andere Alternative ist einfach besser anzulaufen. Ich habe vor Wochen schon mal erklärt, dass das nicht so leicht ist, da man beim Anlaufen eigentlich immer in Unterzahl ist (durch den Torhüter des Gegners und weil man in letzter Linie meist einen Spieler Überzahl haben möchte). Also muss man lenkend anlaufen. Die Idee dahinter ist, dass ein Gegenspieler in den Deckungsschatten genommen wird (beim obigen 4-4-2-Raute-Twitter-Video zu PSV waren es die AVs) und man auf einen weiteren Druck macht. So kann ein Spieler von uns zwei Gegner beschäftigen bzw. ausschalten oder unter Druck setzen.
Zudem lenkt man den Gegner in bestimmte Räume, schneidet durch den Deckungsschatten Spielfeldzonen ab. Beim nach innen lenken, sind es die Flügel, beim nach Außen lenken die ballferne Spielfeldseite (das hat mir Klug im Trainingslager 2017(?) unter Gruev mal erklärt, die Expertise gibt es also im Verein

und ich habe auch eine Trainingseinheit dazu gesehen). Der Vorteil in diesem Moment ist, dass sich der Rest meiner Mannschaft bei der Verteidigungsarbeit auf die bespielbare Zone beschränken kann. Sie hat sogar einen kollektiven Gedankenvorsprung dem Gegner gegenüber (obwohl dieser den Ball hat) und in den für den Gegner bespielbaren Zonen sogar meist Überzahl. In diesen Zonen kann man dann auch viel kompakter stehen (weil er ja kleiner ist). Und in diesen Zonen machen dann auch Mannorientierungen Sinn (gerade wenn man nach innen lenkt).
Das liegt daran, dass die Gegenspieler den Ball meist mit dem Rücken empfangen, man also vom Sichtfeld einen klaren Vorteil und so gute Chancen auf Zugriff hat. Das hätte gerade gegen die spielstarken Magdeburger oder vielleicht auch gegen Osnabrück Sinn gemacht, weil diese Anspiele in ihrer Spielanlage verankert sind (während andere Teams unter Druck lieber oben drüber bolzen statt in die "Pressingfalle" zu spielen). Unter Dotchev sind wir in seiner besten Zeit z.B. vorne sehr aggressiv angelaufen und haben dahinter stark mannorientiert gespielt.
Und somit schließt sich auch der Kreis zu dem Post von
@Luzifer: Nah am Gegenspieler dran sein kann Sinn machen. Aber es muss gewisse Voraussetzungen geben. Kompaktheit/Absicherung im näheren Umfeld oder eine geschlossene Spielstellung beim Gegenspieler. Beides sehe ich im Moment nicht gegeben. Wir stehen unkompakt und die Gegenspieler haben oft offene Stellung. Und dann wirst du schlicht auseinander gespielt, wenn du zu nah dran bist. Zumindest von Teams wie Magdeburg und Osnabrück, die auf unserem neuen, glatten Rasen ihre Spielstärke gut einbringen können.