Schalkes dünne Strohhalme
Die Last der Historie
Von Marcus Bark
Derby in Dortmund, ein Punkt Vorsprung, 49 Jahre kein Titel - das war zu viel für den FC

04. Der Mannschaft brach unter der Last zusammen und klammert sich vor dem Saisonfinale an ganz dünne Strohhalme.
Die Marketingabteilung von Borussia Dortmund ist auf den schnellen Euro aus. Schon ein paar Stunden nach dem 2:0-Sieg warb der Verein auf seiner Internetseite für ein Trikot, das ab Montagmittag (14.05.07) im Handel sein wird. Auf der Brust prangt statt des Sponsorenlogos die Aufschrift "Derbysieger 12. Mai 2007". Das Trikot würde sich vermutlich noch wesentlich besser verkaufen, wenn dort "Schalker Meisterschaftsverderber 06/07" stehen würde.
Das könnte jedoch an der Realität vorbei gehen. Aber wer setzt darauf, dass der FC Energie Cottbus den VfB Stuttgart entscheidend ärgern kann? "Es ist schwer, daran zu glauben, dass wir es noch schaffen können", sagte Mirko Slomka. Beim Trainer hatte der sonst übliche Reflex versagt, der den Befehl zum freundlichen Gesicht gibt, wenn die Kamerascheinwerfer eingeschaltet werden.
"Jammern, wenn es vorbei ist"
Schalkes Manager Andreas Müller lehnte an einer Wand im Dortmunder Stadion. Als der Mannschaftsbus abfuhr und ihm den Sichtschutz nahm, stürzten sich die Journalisten auf ihn. "Ihr habt doch alles gesehen", lehnte er einen Kommentar ab und gab gleich noch den Hinweis, auf Dienstreise zu gehen und zwei weitere Tage nicht erreichbar zu sein.
So war es an ein paar anderen königsblauen Rittern der traurigen Gestalt, sich in Durchhalteparolen zu üben. "Jammern können wir, wenn es vorbei ist", schlug Fabian Ernst vor. Marcelo Bordon, der ehemalige Stuttgarter, sagte: "Wenn es der VfB schaffen würde, dann Glückwunsch. Aber ich glaube an die Schale." Noch in der Kabine hatte der Kapitän mit seinen Kollegen gesprochen, um sie auf das Saisonfinale gegen Arminia Bielefeld einzuschwören. Am nächsten Morgen gab es ein Gespräch mit Slomka.
Die Wandlung des Kevin Kuranyi
Die Schalker hatten in ihrem Spiel der Spiele versagt. Sie beklagten ihr Schicksal, das erstaunliche Ähnlichkeiten mit dem Jahr 2001 aufweist, als die Meisterschaft der Herzen Tränen in die Augen trieb. Ein Bericht auf der Internetseite des gestürzten Tabellenführers endete mit dem Satz: "

04 hätte am 19. Mai 2007 andere Perspektiven verdient."
Welche Gründe es für den ängstlichen Auftritt gab, vermochten weder Spieler noch Trainer zu sagen. Gerade bei Kevin Kuranyi wäre eine Antwort interessant gewesen. Doch der Stürmer schlich in den Bus und schwieg. Eine Woche zuvor hatte er noch vor Kraft gestrotzt, gegen Nürnberg das Siegtor erzwungen, einen Willen demonstriert, der die Mannschaftskollegen mitriss. Nichts davon war in Dortmund zu sehen. Eine Ansammlung von Nervenbündeln, in der Bordon eine Ausnahme bildete, fiel unter der Last zusammen, die ihr die Tabelle und die Vereinshistorie aufgebürdet hatte.
Eine Bitte an die Partnerstadt
Die königsblauen Anhänger flüchteten aus dem Stadion. Sie weinten, sie klagten. Manche hofften, dass die Bundesliga noch einmal verrückt spielt. Cottbus ist schließlich die Partnerstadt von Gelsenkirchen.
Quelle:
http://sport.ard.de/sp/fussball/news200705/13/schalke_nach_derby.jhtml
Mal reinklicken, es gibt auch noch ne nette Fotostrecke mit dem Titel "

weint"
