Für mich ist die Sache mit dem Charakter eine dämliche Floskel, um die ich gar nichts gebe;
Ja, es ist eine oftmals überstrapazierte Floskel, hinter welcher aber sehr wohl ein (für mich) gewichtiger Inhalt steht...
Leider wird hier fälschlicherweise immer in "guter" und "schlechter" Charakter unterteilt/gedacht oder die Gesamtheit des Themas viel zu eingeengt betrachtet. Letztlich geht es doch darum, was wir alle aus dem privaten und beruflichen Alltag bestens kennen: Um eine (vermeintliche) Passung, nicht nur im formalen fachlichen, sondern auch im menschlichen Bereich!!!
Wenn ich eine Gartenparty schmeiße, dann denke ich sehr wohl darüber nach, ob mein Family nun wirklich gut zu meinen Nachbarn passt oder ich tatsächlich auch meine Arbeitskollegen einlade?! Wenn der Kegelclub ein neues Paarplätzchen frei hat, dann wird er nicht nur danach entscheiden, ob die auch Hände besitzen, sondern ob sie zu dem Rest der Truppe (vermeintlich) "passen". Die Zusammenstellung von Projektgruppen ist weit mehr als nur "Person A, B und C aus Fachbereich X und die Person D, E und F aus Fachbereich y"!! Ergänzen oder blockieren sie sich? Sind das alles Macher oder alles nur Indianer? Will ich ein Alphatier oder nicht? Und so weiter...
Dabei geht es nicht um das "(richtige) Wissen über ein Charakter", sondern (einfach) um das "Gefühl" der Passung. Deshalb geht es auch nicht um "gut" oder "schlecht", sondern um "passt höchstwahrscheinlich" oder "passt höchstwahrscheinlich nicht". An einem anderen Ort, in einer anderen Situation kann dies zu völlig anderen Ergebnissen mit den gleichen Personen führen. Irrtümer komplett mit eingeschlossen...
Dennoch denke ich, dass sich erfolgreiche Manager und Verantwortliche hier von weniger erfolgreichen in der Vorgehensweise deutlich unterscheiden. Das ist (für mich) im Übrigen nichts, was "man" lernen kann. Das hat man (innere Haltung, Wertschätzung für diesen Inhalt, Empathie) oder "man" hat es weniger...
Zudem explizit betont: Die vermeintlichen "richtigen" Ergebnisse kann ich nur aus der inneren Kenntnis und Perspektive heraus treffen. Und sie gelten nur für explizit dieses Konstrukt!!! Wie ist mein persönliches Betriebsklima? Welches konkrete (regionale) Umfeld besitze ich? Wie werde ich hier wahrgenommen? Was wird hier geschätzt? Wie kommunizieren wir intern? Was ist uns wichtig, wofür stehen wir? Wir wird mit Krisen umgegangen? Was haben wir bereits? Und so weiter...
Ganz ehrlich: Ich wohne in NRW, aber mein Unternehmen befindet sich in Bayern (Allgäu). Ich musste erst einmal den Menschenschlag meiner Mitarbeiter "verstehen". Und damit meine ich nicht die Sprache... :-) Hier herrscht eine andere Art von Kommunikation, eine anderes Verständnis von Transparenz und Offenheit, ein anderes Verständnis von Miteinander, usw. Nicht "besser" oder "schlechter". sondern "anders". Auch dies gilt es in Teambesetzungen, in der Personalauswahl etc. zu bedenken. Als "inneres" Gefühl! Ich kann nicht einfach den LA-Urbayer in den Ruhrpott verfrachten, nur weil ich einen LA suche. Da steckt (für mich) mehr dahinter!!! Ziele, Visionen, innere Haltung, Wertvorstellungen, usw. das ist (für mich) unabdingbar in der heutigen Personalauswahl, welche leider jedoch viel zu stark von Engpässen geprägt ist (Stürmersuche als Fachkräftemangel :-) ), so dass (vermeintlich) "faule Kompromisse" Einzug halten, von denen man als Entscheider innerlich nicht überzeugt ist. Das "man" nach Außen hin trotzdem eine verbal geäußerte Überzeugung darstellt, das gehört zum "Geschäft"...
Beste Grüße aus (aktuell) Bayern, da arbeiten, wo andere Urlaub machen... :-) Morgen geht es dann wieder ins "schöne" und "geliebte" NRW...