Der Fanabend hatte zwei große Schwerpunktthemen.
Zum einen wurde der Bereich angesprochen, der bei der JHV zu kurz kam: Das Sportliche und die Trainerfrage.
Zum anderen Schwerpunktthema "Hellmichs Aussagen gegenüber Teilen der Fanszene" ist schon vieles gesagt.
Also zum Sportlichen: Die Fanvertreter vermittelten geschlossen den Eindruck, nicht mehr daran zu glauben, dass Rudi Bommer die Spieler erreichen kann. Als Lösungsansätze wurden -für mich weniger überzeugend- die Einstellung eines Mentaltrainers angeregt oder -überzeugender- die Einstellung eines neuen Trainers gefordert.
Dass sich Herr Hellmich und Herr Hübner weiterhin hinter Rudi Bommer stellten, überraschte wenig. Allerdings taten die Verantwortlichen die Trainerschelte nicht lapidar ab, sondern wirkten schon sehr nachdenklich und räumten ein, dass natürlich auch ein Rudi Bommer Fehler macht. Beide sehen aber in Trainerwechseln - statistisch belegt - kein Allheilmittel, mussten sich dann aber den Vorwurf gefallen lassen, nicht alles zu versuchen, um den Abstieg zu verhindern.
Hellmich stellte seine Vision einer kontinuierlichen und verlässlichen Vereinspolitik dar und nannte hierfür als Musterbeispiel den in Deutschland allgemein geschätzten Verein Werder Bremen, dem man nacheifern wolle. Rudi Bommer habe man 2006 versprochen, den Vertrag zu verlängern, wenn der Aufstieg gelingt. Dieses Ehrenwort habe man damals mit der Vertragsverlängerung eingelöst.
Hinsichtlich der Tatsache, dass die Mannschaft immer wieder in Leidenschaftslosigkeit zurückfällt, äußerte Hübner die Möglichkeit, dass sich die Spieler möglicherweise -ganz im Gegenteil zur bisherigen Theorie- vor den Spielen zu viel vornehmen, der Kopf nicht frei ist und dann schwere Beine auf dem Platz die Folge sind. Dies war laut Hübner nur eine vorstellbare Theorie. Im Großen und Ganzen konnte man sich solche Auftritte wie gegen Hertha aber auch nicht erklären. Walter Hellmich brachte noch einen anderen Aspekt ins Spiel. Die Vielsprachigkeit unserer Mannschaft. Vor diesem Hintergrund sei es natürlich für einen Trainer schwieriger, die Spieler zu erreichen. Sicherlich kein falscher Ansatz, der Lösungen verlangt.
Seitens der Fans wurde der Eindruck geäußert, es handle sich bei der Mannschaft um einen zusammen gewürfelten Haufen, dem großenteils jede Niederlage grinsenderweise am Hintern vorbei ginge. Hierzu wurden einige "persönliche Erlebenisse" genannt. Auch wurde Herrn Hübner empfohlen, sich mal nach einem Spiel in den Spielerbus zu setzen, um Spielerreaktionen nach einer Partie selbst mitzuerleben. Hübner zeigte sich gewillt.
Hübner hat Rudi Bommer empfohlen, einen harten Trupp von 14, 15 Spielern zu nehmen, die den Eindruck machen, mit dem MSV im Abstiegskampf gemeinsam durch die "Hölle gehen zu wollen". Auf diese Spieler solle Bommer setzen. Spieler wie Lavric werden nach der Saison aussortiert. Um für den MSV eine Ablöse zu generieren, hat Hübner Lavric den Weg zu zwei Vereinen geebnet. Lavric glaubt aber an das große Angebot, wenn er nach der Saison ablösefrei ist und will seinen Vertrag aussitzen. In diesem Fall könnte er die nicht fällige Ablösesumme ggf. als Handgeld für sich erzielen. Weil die Vertragsoption an eine Mindestzahl von Einsätzen des Spielers geknüpft ist, die Lavric -trotz seiner Forderung einer Stammplatzgarantie- natürlich nicht erreichen wird, wird der MSV an ihm wohl nichts mehr verdienen. Unter dem Kapitel Lavric bleibt sein Anteil am Aufstieg. Nicht mehr. Nicht weniger.
An Simon Jentzsch war man in der Winterpause dran. Gehaltsvorstellungen (noch) zu hoch.
Seitens der Fans gab es sowohl eher sachliche als auch viele emotionale Beiträge. Die mit Forderungen verbundenen Sätze "Blut im Schuh", "Blut am Schuh", "Blut kotzen" etc. hatten Hochkonjunktur. Ein sehr blutiger Abend. Aber es ist schon richtig, dass die Fans es auf den Punkt gebracht haben, was sie erwarten. Ein höchst leidenschaftlicher Fan, der weder zu übersehen noch zu überhören war, bot öffentlich an, mal eine Wut- bzw. Brandrede vor der Mannschaft zu halten. Danach verabschiedete er sich auf seine Nachtschicht, um auch zukünftig Eintrittskarten für lustlose MSV-Auftritte erwerben zu können.
Im Verein wird übrigens darüber nachgedacht, zukünftig einen Vollzeit-Torwarttrainer zu beschäftigen und nicht nur dies: Auch über einen Vollzeit-Fanbeauftragten wird nachgedacht.
Damit wären wir bei den Fanbelangen. Nachdem Walter Hellmich doch noch über seinen Schatten springen konnte und eine Entschuldigung für die "Idioten nach Oberhausen"-Aussage zum Besten gab, zeigten sich die Fans erleichtert und signalisierten Bereitschaft, wieder große Choreos bei den Heimspielen aufzuziehen. Hierfür wurde ihnen seitens des Vereins mehr "freie Hand" in der Vorbereitung zugesagt. Ferner wurde Herr Bremer beauftragt, nach "Bastelräumlichkeiten" im Stadion zu suchen. Es wurde eine Planungsskizze der 4meter hohen Fansäule gezeigt, die wirklich toll aussah und den Beifall der Fans fand. Zum Hotelvorhaben wurde detailliert Rede und Antwort gestanden. Hierauf einzugehen, würde den Rahmen endgültig sprengen. Da sich aber Artur Grzesiek dem Vorhaben intensiv angenommen hat, bin ich beruhigt, dass die Vorteile dieses Projekts die Risiken eindeutig überwiegen. Die Errichtung eines Hotels mit Gastronomie war übrigens von Anfang an geplant. Dieses Konzept war seiner Zeit auch dem Bürgschaftsausschuss in Ddorf vorgestellt worden. Man wollte aber erstmal einige Jahre zeigen, dass man das Stadion erfolgreich betreiben kann, bevor man an Investoren für das Hotelprojekt herantritt, die zu suchen sind. Das Stadion-Management war gerade in der letzten Saison so weit über dem Soll, dass man jetzt diesen Schritt wagt. Ob das auf der Fanversammlung von vielen Fans abgelehnte Fast-Food-Restaurant entstehen wird, steht laut Hellmich ohnehin noch in den Sternen. Dies sei ohnehin erstmal nur eine Idee. Grzesiek verdeutlichte in diesem Zusammenhang auch, dass es einen vom MSV betriebenen "Zebrastall" als Vereinskneipe nicht geben werde. Dies sei derzeit unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten schlechthin nicht realisierbar. Das Thema "Gästefans raus aus unserer Kurve" wurde auch angesprochen. Ich hoffe, dass dieses Thema Gehör fand bzw. weiterhin intensiv verfolgt wird, bis wir endlich keine Roten und Gelb-Schwarzen mehr in unserer Kurve sehen. Die geltende Stadionordnung muss durchgesetzt werden.
Zum großen Thema "Beleidigungen" verdeutlichte Walter Hellmich, dass auch ihm gegenüber Beleidigungen ausgesprochen worden sind und wenn ich von A. Grzesiek höre, dass auch Hellmichs Familie verbal "angegangen" worden ist, ist diese Forderung Hellmichs berechtigt. Daher keine Entschuldigung von Hellmich zu den Aussagen nach dem Bochum-Spiel sehrwohl aber eine Entschuldigung zu den Aussagen nach dem VfB-Spiel. Und damit sollte man einen Schwamm über die ganze Angelgenheit legen. Aber eins noch:
Vielleicht sollte ein bekannter Vertreter der Fan-Szene stellvertretend für die "Schuldigen" auch mal eine Entschuldigung an Walter Hellmich formulieren, nachdem dieser nun vieles relativiert, erklärt und sich auch entschuldigt hat. Die Fanszene sollte so viel Stil haben.
Abschließend möchte ich folgende zwei Punkte für zukünftige Fanabende anregen:
- Diese Abende sollten m.E. in regelmäßigeren Abständen stattfinden, damit sich nicht so viele Themen und Emotionen anstauen. Man sollte nun keine sechs Monate bis zum nächsten Fanabend verstreichen lassen!
- Es müssen einfach zwei oder drei Spieler an einem solchen Fanabend teilnehmen. Wir haben gestern den halben Abend über Personen gesprochen, die selbst gar nicht anwesend waren und daher auch keine Stellung beziehen konnten. Spieler müssen einfach an diesen Fanabenden teilnehmen. Es hätte nur fruchtbar sein können, wenn die Spieler einmal dieses verbal geäußerte Herzblut der Fans live miterlebt hätten. Das war teilweise sogar für mich, der selbst mit viel Herzblut dabei ist, bewegend.