Die Schwachstellen wurden hier bereits oft genug genannt: Innenverteidigung und defensives Mittelfeld. Das konnte man bereits in den ersten Spielen erkennen, und es hat mit der Zeit immer weiter zugenommen.
Problemzone I: Innenverteidigung
Durch die Problemzone IV geraten wir oftmals unnötig unter Druck, werden teilweise mit langen Bällen viel zu leicht ausgehebelt.
Bei Bajic ist mir bereits in der Vergangenheit oft aufgefallen, dass er sich bei Angriffen des Gegners über die Außenpositionen mangelhaft orientiert. Er bewegt sich in Richtung ballführenden Spieler (sprich zur Außenlinie hin), und vergisst dabei seinen Gegenspieler im Auge zu behalten, der sich in seinem Rücken freiläuft. Ein gut gespielter Ball in die Schnittstelle und der Gegner ist frei durch. Um den Ball anschließend im Laufduell zurückzuerobern, ist er zu langsam. Zudem wirkt er im Spielaufbau ziemlich unkreativ, arbeitet so gut wie immer mit langen Bällen. Diese „diagonalen langen Dinger“ kommen auch tatsächlich oftmals an, allerdings fehlt unseren Spielern da meist die nötige Technik, um diese anständig zu verarbeiten.
Sein Partner Bollmann wirkt schlichtweg überfordert. Er strahlt für sein Alter viel zu wenig Ruhe aus, gar keine um genau zu sein. Das bringt Unruhe rein, als Vize-Kapitän ein No-Go.
Den Unterschied zwischen beiden sehe ich darin, dass Bajics Fehler vermeidbar sind, sofern man ihn darauf aufmerksam macht. Es sind im Prinzip einfache Dinge, worauf er achten muss: Gegenspieler im Auge behalten (engere Manndeckung), im Spielaufbau flach spielen, und nicht immer so lässig/leichtsinnig auftreten (wodurch u. A. auch seine Fehler resultieren).
Als Mannschaftsführer muss er zudem mal zusehen, dass er die Schnauze aufreißt und die Jungs zusammenstaucht, wenn so ein Auftreten wie gegen Darmstadt gezeigt wird. Das Team wachrütteln, davon habe ich letzten Samstag nichts gesehen.
Bollmanns Schwächen hingegen scheinen schwieriger zu beheben. Er ist wie beschrieben oftmals überfordert, stellt sich ungeschickt an und profitiert auch nicht von seiner langjährigen Spielerfahrung im Profibereich,
Problemzone II: defensives Mittelfeld
Die optimale Doppel-6 bzw. defensives Mittelfeld ist für mich -klassisch ausgedrückt- ein sogenannter „Zerstörer“ vor der Abwehr, der zusätzlich noch einen geraden Ball spielen kann, und einem „8er“, der davor agiert, mit viel Technik, Übersicht und auch Drang nach vorne. Einer, der auch mal aus der Defensive zum Dribbling ansetzen kann, nach vorne sticht und eine hohe Laufbereitschaft an den Tag legt. Die Kreativzentrale zwischen Abwehr und Angriff – eine ganz wichtige Position.
Nur mal am Rande: S. Bender („Zerstörer“) und Gündogan („8er“) sind mMn aktuell die Beiden, die es am ehesten perfektionieren.
Wenn man da mal bedenkt, dass Feisthammel (!), dessen Technik für einen Fußballprofi schlicht und einfach erbärmlich ist, diesen Part als Kreativspieler ausfüllen soll, dann kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Geht gar nicht! Was man bei ihm allerdings positiv anmerken sollte ist, dass er -im Gegensatz zu den ersten Spielen- nicht mehr so übermotiviert und unclever attackiert. Da geht die Tendenz bei ihm nach oben. Aber in Sachen Ballbehandlung katastrophal, und ich denke da besteht auch wenig Potenzial. Sobald er am Ball ist, wird Feisthammel hektisch und versucht ihn sofort wieder loszuwerden. Selbst ein 2m-Pass scheint ihm schwerzufallen. Aycicek hat mich bis jetzt auch nicht wirklich überzeugt, er war in seinen bisherigen Einsätzen unauffällig und wirkte vom Spiel ausgeschlossen.
Öztürk ist für mich ein „komischer“ Spielertyp. Er verkörpert weder den „Zerstörer vor der Abwehr“, und noch weniger den kreativen Part. Er mag ein recht zweikampfstarker Spieler sein, der ein gutes Kopfballspiel besitzt. Aber da hört es dann auch schon auf. Zu viele Fehlpässe und auch keine Impulse nach vorne.
Sowohl Öztürk als auch Feisthammel beschränken sich ausschließlich auf die Defensive, sodass einfach kein anständiger Spielaufbau zustande kommen kann. Das Loch zwischen Viererkette und der Offensivreihe ist zu groß, wurde ja hier schon richtig beschrieben. Einen von beiden spielen zu lassen ist noch okay, allerdings braucht derjenige dann einen Kreativspieler an seiner Seite, ganz klar. Aber beide zusammen? Funktioniert nicht.
Problemlösung/Gedankenspiel DMF
Ich habe mal überlegt, wie man o. b. Probleme lösen könnte.
Ich fange mal mit der Doppel-6 an, mein Vorschlag: Kühne und de Wit, der dabei selbstredend vorgezogen spielt.
Kühne spielt solide, ist zweikampfstark und kann auch mal einen flachen Pass spielen, der ankommt. Das klingt zumindest okay für den Part vor der Abwehr. Seine bisher gezeigten Leistungen scheinen jedenfalls geeignet dafür.
Dass de Wit den „8er“ spielen kann, sollte man bereits erkannt haben (er hat sich ja bereits oft genug „selbst dort aufgestellt“). Das Problem, welches viele darin sehen, dass man de Wit aus der Offensivreihe entziehen würde und dadurch Kreativität im Spiel nach vorne verloren geht, sehe ich eigentlich nicht. Ich halte ihn für einen laufstarken Spiel, der sich auch als „8er“ überwiegend nach vorne einschalten kann, und sich bei Ballverlust wieder nach hinten orientiert.
Den Posten hinter Onuegbu würde ich mit Wolze ausfüllen. Dort hat er bereits im ersten Spiel gegen Heidenheim gespielt, sein, wie ich finde, stärkstes Spiel nach Erfurt. Ballverteiler nach Außen, und auch mal einer, der aus der zweiten Reihe schießen kann, ob gefühlvoll oder mit Vollspann. Gute Technik für Liga drei. Aber auf dem linken Flügel geht er auf Dauer unter. Ich sehe ihn nicht als denjenigen, der ins Eins-Eins geht, mal einen Gegner auf Außen vernascht und dann die Flanke bringt. Das liegt ihm nicht, das trifft auf Gardawski zu. Zudem sollte man zusehen, dass Wolze endlich mal konstant auf einer Position spielt. LV, DMF, LM, ZOM – der hat schon einiges durch, was seine schwankenden Leistungen erklären könnte.
Unbesetzt wäre nun das linke Mittelfeld. Schwierig. Da müsste man ein bisschen ausprobieren. Yesilyurt oder Zoundi könnten hier die ehesten Optionen sein. Bei Yesilyurt sehe ich ein bisschen Ähnlichkeit zu Gardawski. Dribbelstark, Eins-Eins, flink. Aufgrund seiner fehlenden Erfahrung in höheren Ligen aber wahrscheinlich noch ziemlich unkonstant. Wenn man ihn kontinuierlich einsetzt und er das nötige Selbstbewusstsein besitzt, auch mal in Situationen/Dribblings zu gehen, in denen er den Ball verlieren könnte (so wie Yilmaz in der Saison 10/11), denke ich, dass das was werden könnte. Mit zwei Wirbelwinden (Sahan/Yilmaz) auf den Flügeln hat das damals auch klasse funktioniert.
Tsourakis ist nichts für die Startelf. Der muss rechtzeitig von der Bank kommen und dann wirbeln, ganz einfach.
Aycicek sehe ich zentral, Option als Ersatz für Wolze. Aber für das linke Mittelfeld eher nicht geeignet (zu langsam etc.).
Für die Rückrunde wäre eine ernstzunehmende Alternative, Dum ins Mittelfeld auf links vorzuziehen und Wissing, sofern voll einsatzfähig und bei guter Vorbereitung in der Winterpause, auf den linken Verteidiger zu setzen. Aber das ist erst mal weit entfernt.
Problemlösung/Gedankenspiel IV
Für die Innenverteidigung bleiben nun nicht mehr allzu viele Optionen. Bajic, Bollmann, Feisthammel und evtl. Öztürk sind die Kandidaten. Da sich Bajic und Bollmann insgesamt zu ähnlich sind und es, wie man bis jetzt gesehen hat, nicht funktioniert, würde ich es mal mit Bajic/Feisthammel probieren. Wie das funktioniert, müsste man gucken.
Dieses Duo gab es bereits in der zweiten Halbzeit in Erfurt. Das klappte weder gut noch schlecht. Ein paar Gelegenheiten wurden zugelassen, da war denn aber Lenz zur Stelle. Insgesamt war die Spielzeit jedoch zu gering, um zu dieser IV-Konstellation aktuell ein Statement abzugeben.
Die Aufstellung, die daraus resultiert:
------------------------------Ratajczak------------------------------
----Ofosu-Ayeh----------Bajic---------Feisthammel---------Dum------
--------------------Kühne-------------------------------------------
-------------------------------------de Wit--------------------------
-----Gardawski-------------Wolze------------Yesilyurt/Zoundi---------
---------------------------Onuegbu----------------------------------
Fazit:
Für mich ist es unverständlich, dass man Woche für Woche dieselben, offensichtlichen Fehler in der Aufstellung macht. Es sind klare Dinge, die leicht auszumachen sind. Sehr ärgerlich, gerade weil man sich als Fan Woche für Woche darüber aufregt und es nicht nachvollziehen kann. 90% der Zuschauer erkennen die Problemzonen, aber behoben werden sie von Baumann nicht.
Ebenfalls nicht verstehen kann ich, wie man einen Kühne als Spieler sieht, den man gerne in der Hinterhand hat, als „Waffe“ sozusagen. Einen gelernten Verteidiger als „Waffe“? Quark, Tsourakis z. B. ist eine „Waffe“, aber doch nicht Kühne. Rein mit dem, von Beginn an.
Wenn die Medien Recht behalten, wird sich bzgl. Aufstellung morgen in Kiel nicht viel ändern. Bis jetzt hat es uns unnötige Punktverluste eingebracht, die zu verhindern gewesen wären. Man kann nur hoffen, dass sich bald etwas tut.
Morgen muss man zwingend etwas umstellen. Auch wenn wir einen relativ kleinen Kader haben, kann man dennoch viel ausprobieren. Und um zu experimentieren, ist die Zeit nun reif!