Ich finde es auch besonders ärgerlich, dass Dinge, die nicht von davon abhängen, ob man viel Geld zur Verfügung hat oder nicht, hier oftmals nicht genügend vom Trainerteam ins Spiel gebracht werden.
Wenn ich kein Geld habe, um mir überdurchschnittliches Spielermaterial zu kaufen, dann muss ich eben aus dem vorhandenen Material das Optimum herausholen.
Was will ich damit sagen ? Ich zähle mal ein paar Beispiele auf, die mir so aufgefallen sind:
a) unsere Flanken.
Gefühlt 80% unserer Ecken und Freistoßflanken kommen nur auf 1,20 Meter Höhe in Richtung Strafraum. Sowas kann man trainieren. Selbst Weltklassespieler wie Ronaldo oder Bale trainieren tagtäglich Ihre Flankentechnik und diese Heroen können es eigentlich nahezu perfekt. Standards müssten immer wieder und immer wieder trainiert werden. Flanken schlagen kann man üben. Jeden Tag. Und man wird dann im Spiel sicherer und Flanken wird zum reinen Automatismus.
b) unsere Standard-Varianten
Nachdem uns damals Onkel Milan verlassen hatte, freute ich mich sehr darüber, dass die Variante "2 Mann an die Eckfahne bei eigenem Eckball" nun endlich ihr Ende gefunden hat.
Ich konnte ja in meiner Gutgläubigkeit auch nicht ahnen, dass Baumann diese Variante wieder für uns entdeckt. Was soll der Vorteil dieser Variante sein ? Der zweite Spieler soll einen Verteidiger aus dem Zentrum herauslocken. Somit hat man einen eigenen und einen gegnerischen Spieler weniger im Sechzehner rumlaufen, also mehr Platz. Und wenn man die beiden Protagonisten dann noch so an der Eckfahne platziert, dass sowohl der eine mit links wie auch der andere mit rechts den Eckball schlagen könnte, dann lässt man den Gegner bis zur endgültigen Ausführung im Ungewissen, ob der Ball nun zum Tor hin oder vom Tor weg reingebracht wird. Dumm nur, wenn unser zweiter Alibi-Mann an der Eckfahne immer so postiert wird, dass von vornherein klar ist, dass der andere den Eckball schiesst, weil der Alibi-Mann aufgrund seiner Position bei dieser Variante den Ball gar nicht treffen könnte, sondern höchstens die Eckfahne umtreten würde. Und sowas nennt sich Profi-Fussball.
c) konditionelle Grundlagen
Dass und warum wir in der Vorrunde hier arge Defizite aufwiesen, ist bekannt und wird von mir auch nicht kritisiert.
In der Winterpause hatte man aber die Möglichkeit, genau hier anzusetzen und die Defizite zu beheben. Das Team sollte - so war meine Hoffnung - mit ordentlicher konditioneller Grundlage in die Rückrunde gehen und Spiele auch über 90 Minuten auf einem Niveau bestreiten können. Aber schon nach den ersten zwei, drei Spielen fällt auf, dass die Mannschaft nur selten bereiten ist, an die absolute Schmerzgrenze zu gehen. Die dritte Liga ist eine absolute Kämpferliga, die eher ein paar Töftings benötigt als den einen oder anderen Messi.
Unsere Spieler nehmen sich aber immer wieder Auszeiten (1.HZ Dortmund ist das extremste Beispiel), und dies wird kaum oder gar nicht sanktioniert. Womit wir zum nächsten Punkt kommen.
d) taktische Defizite / Laufwege
Auch hier war durch die kurze Vorbereitung in der Vorrunde sicherlich vieles erklär- und entschuldbar. Da will ich auch gar nicht kritisieren.
Aber nach der Winterpause müssten doch einmal irgenwelche einstudierten Laufwege erkennbar sein, oder ein Verschieben der Mannschaftsteile nach vorne oder hinten bzw. von rechts nach links, wenn das Spiel entsprechend von uns oder auch vom Gegner verlagert wird. Das ist etwas, was ich bereits von Teams ab Landesliga aufwärts erwarten würde, weil man durch cleveres Verschieben dem Gegner keine Lücken lässt und man somit weniger hinterher rennen muss. Spart Kondition. Und man gewinnt Bälle auch leichter zurück, wenn man dem Gegner keine Anspielstationen bietet und Gegenspieler und Raum zustellt. Hier machen wir extrem viele Fehler, was uns zum einen schon viele Punkte gekostet hat und was durch das ständige Hinterherrennen auch viel Kraft kostet.
Beispiel gestern: Eichner erobert den Ball auf seiner linken Position, geht etwas in die Mitte, überquert die Mittellinie, und geht an einem Wehener vorbei. Da er vorher der letzte Mann war, sollte logischerweise ein Bajic, Bollmann oder Öztürk, die sich ebenfalls im Bereich der Mittellinie aufgehalten haben, etwas zurückziehen um nach hinten bei Ballverlust abzusichern. Hat aber keiner von denen getan. Eichners Pass geht zwar zu weit nach vorne ins Toraus, aber wenn der abgefangen worden wäre, dann hätten da in dem Moment 3 (!!) Wehener an der Mittellinie näher zu unserem Tor gestanden als ein MSV-Spieler. Das ist Kindergarten, was die da teilweise an den Tag legen. Und Baumann sieht es scheinbar nicht.
e) Trainer an der Seitenlinie
Während ich bei vielen Trainern der dritten Liga immer wieder bewundern konnte, wie sie lautstark und eindringlich von der Linie aus ihre Mannschaft auf Stellungs- oder Taktik-Fehler hinweisen, tut sich unser Trainer dadurch hervor, sich das ganze Geschehen trotz offensichtlicher Fehler auf dem Feld, die einer Korrektur bedürfen, in Ruhe und beinahe stoisch ruhig anzuschauen. In manchem Auswärtsspiel fiel der Trainer eher durch unflätige Meckereien gegen das Schiedsrichtergespann auf (die Mikros am Spielfeldrand standen günstig), anstatt die eigenen Mängel beim Team einmal verbal zu korrigieren.
f) Trainer und Training
Hier schon oft angesprochen. Scheinbar trainieren unsere Oberliga-Mannen unter Manni Wölpper öfter, länger und härter als die Spieler unter Baumann in der ersten Mannschaft.
Die von mir als Beispiele angezeigten Defizite lassen sich ohne mehr finanzielle Mittel leicht beheben. Und zwar, indem man regelmäßig und häufig trainiert. Aber da unser Trainingsaufwand ja scheinbar im Vergleich zu anderen Teams eher als gering einzustufen ist, darf man sich über diese taktischen Mängel auch nicht wundern.
Da für diese Mängel ausschließlich das Trainerteam zuständig ist, erhoffe ich mir auf diesen Positionen einen Wechsel zur neuen Saison.