Ich wünsche Gino Lettieri alles Gute für den weiteren Weg und vor allem mehr Fortune bei kommenden Aufgaben.
Menschlich hat er hier einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen, zudem als akribischer Arbeiter, der sich wohl mit sehr wenig anderem beschäftigt hat als mit dem MSV. Insofern hat das schon grundsätzlich prima gepasst.
Woran also ist er letztlich gescheitert? Sicherlich an einer Mehrzahl von Gründen, die durchaus auch außerhalb seiner Verantwortlichkeit lagen. Angefangen mit dem Verletzungspech, das uns allen leider die Wirkungsweise geholter Spieler weitgehend vorenthalten hat. Nein, vielleicht haben die Fehler sogar früher begonnen, schon in der Analyse der Aufstiegssaison, bei der Gino natürlich nur ein Teil derjenigen war, die diese einzuschätzen hatten.
Aus meiner Sicht war der Aufstieg in Liga 2 alles andere als "souverän". Wobei es dabei auch völlig unerheblich ist, ob wir nun WEGEN oder TROTZ des Trainers aufgestiegen sind. Wir sind MIT diesem Coach aufgestiegen. Ob nun der Anteil seiner Leistung daran groß oder klein war, bleibt in der Beurteilung ebenso jedem Einzelnen überlassen wie die gleiche Bewertung der Trainerleistung bis zum Sonntag in Liga 2. Der Aufstieg, den eigentlich niemand vor der Saison erwartet hatte, ist insgesamt gesehen durchaus glücklich gewesen. Ein wirklich megastarkes Finale - übrigens auch mit mentaler Stärke der Mannschaft - hat ausgereicht, die oftmals überraschend schwächelnde Konkurrenz in der entscheidenden Phase hinter sich zu lassen.
So weit, so gut. Für den Verein und die Fans ein Segen. Aber eben, so meine ich, nicht souverän. Hierzu fehlten nicht nur Punkte in der Abschlusstabelle, dazu fehlten in der Aufstiegssaison auch lange Zeit die spielerische Qualitäten. Und die klare Überlegenheit über den Gegner, wovon seltene deutliche Siege zeugten. Womöglich hätte man dies als Indikator dafür erkennen können, dass der Aufstiegskader in punkto Zweitligatauglichkeit insgesamt überschätzt wurde. Es bleibt Spekulation, wie sich Lettieri hierzu positioniert hat.
Hier kam Ivo dann entscheidend ins Spiel, der aus den bekannten Gründen wenig finanziellen Spielraum hatte und aus sehr wenig viel zu machen beauftragt war. Ob nun mit oder ohne engster Abstimmung mit Gino - wieder Spekulation - ist Ivo NOTWENDIGERWEISE in einigen Kader-Entscheidungen ins (hohe) Risiko gegangen, z.B. in punkto Torwart und zentralem OMF-Spieler. Möglicherweise lag er auch mit dem einen oder anderen Einkauf daneben. Eine schwierige Aufgabe für den Trainer unter dem Strich und nichts für schwache Nerven, da nach dem gründlich missratenen Liga-Start der Druck rasch wuchs.
Allerdings trugen dazu auch die üblen Auftritte der Mannschaft gehörig bei. Bei/gegen tagesform-schwache(n) Gegner(n) wurde nicht gepunktet (Karlsruhe, Fürth, Pauli, Frankfurt, Union, Heidenheim Nürnberg), da war quasi überall etwas möglich. Hier hat die Truppe mE vor allem mental versagt, da man diese Gegner nicht mit spielerischem Tralala hätte schlagen können/sollen, sondern vor allem mit Konzentration und galliger Entschlossenheit. Ob die Spieler nun schlichtweg immun waren oder ob Lettieri "das Mentale nicht kann"? Wieder Spekulation. Allerdings bleibt es dabei, dass auch in Duisburg letztlich DAFÜR der Trainer verantwortlich zeichnet.
Bei Gino sehe ich eigentlich nur zwei klare Kritikpunkte, für die er selbst die Verantwortung tragen muss: Das eine sind die erbärmlichen Standards vom ersten bis zum 13. Spieltag. Da muss sich dann kein Trainer der Welt wundern, wenn gefragt wird, was denn die Truppe trainiert bzw. wo das Problem ist. Der zweite Kritikpunkt geht in Richtung Außendarstellung. Da hat ihm die "Beratergeschichte" richtig geschadet, denn nach dieser Sache - an sich nichts Verwerfliches - war er auch in punkto "öffentliche Selbstbewertung" deutlich angeknockt. So nahmen denn auch seine etwas seltsamen Analysen zu, die er nach diversen Spielen zu Protokoll gab.
Seine Entlassung war folgerichtig, wie ich finde, dazu reicht - jenseits aller Analysen - dann alleine schon der Blick auf die Tabelle. Und ich finde, dass der Verein mit der Freistellung auch so lange gewartet hat, dass Gino hier zu Recht annehmen darf, es sei ein gutes Stück Anerkennung und Dankbarkeit für seine hier geleistete ehrliche Arbeit mit im Spiel gewesen. Insofern gerade noch ein ehrenvoller Abgang in einer Phase, da er angesichts der Darbietungen seiner Mannschaft eigentlich schon "verbrannt" war. Dass die Truppe in Liga 2 IMMER 100% mit ihm wollte, habe ich zumindest nicht erkennen können.
So, nochmals vielen Dank für alles Geleistete, Gino.
