Ich finde, man kann nicht auf der einen Seite das System kritisieren, in welchem angeblich "nur die systemrelevanten Vereine profitieren" (Zitat aus Beitrag #16), und andererseits dafür sein, dass sich Sky weiter ausbreitet.
Sky ist ja keineswegs eine aufrechte kleine Abo-Klitsche, sondern gehört einem der reichsten und machthungrigsten Menschen dieses Planeten, nämlich dem Medienmogul Rupert Murdoch, gegen den sich sogar ein Mateschitz eher ausnimmt wie der freundliche Onkel vom Glühweinstand auf dem Weihnachtsmarkt. Sky Deutschland, die angeblich wieder schwarze Zahlen schreiben (das rechnen sie einem ja alle paar Jahre wieder neu aus) ist nur eine im Vergleich bisher relativ belanglose Untergruppe. Niemand kann ernstlich glauben, dass die sich in der dritten Liga engagieren würden, um etwa Preussen Münster oder dem MSV Duisburg mal selbstlos auf die Sprünge zu helfen.
Den grossen Deal mit der englischen Premier-League, über den sich alle so aufregen, hat genau derselbe Rupert Murdoch gefingert, respektive fingern lassen. Wenn man wissen will, welche Perspektive deren gelingendes Fuss fassen hier bei uns bietet, braucht man sich letztendlich nur die englische Liga ansehen. Die Unsummen von Geld, welche dann auch reiche Investoren anlocken, müssen irgendwo herkommen. Es ist niemand anderes als Sky, welche dieses Geld bereitstellen. Und natürlich auch ein tragfähiges Netzwerk, in dem die Milliönchen von Investoren florieren und somit genährt werden können, ohne dass man davon viele Steuerabgaben berappen müsste.
Zudem sollte man, wenn man den Begriff "Systemrelevant" benutzt, auch definieren, welches System man meint. Dass es hier ein anderes Interesse von Seiten der in DFB und DFL organisierten Vereine, etwa auch an der dritten Liga, gibt, als von seiten der kommerziellen Verwerter von Übertragungsrechten, müsste eigentlich auf der Hand liegen. Sky kann es nur darum gehen, möglichst viel an Sensation im Angebot zu haben. Und die sind daher drauf angewiesen, dass Fussball in Deutschland aus seinen traditionell noch immer vorherrschend provinziellen Bezügen herauskommt. Dass immer mehr und mehr Geld hineingepumpt wird, damit schliesslich auch hier möglichst viele "Weltstars" spielen. An den paar Kröten, die einige tausend Abos von Duisburg-Fans, die nicht auswärts fahren, einbringen, werden sie sich kaum gesund stossen. Soviel dürfte jedem klar sein.
Im Gegenteil haben die keinerlei Interesse an den angestammten Fanverhältnissen. Das nervt nur aufgrund seiner Unkalkulierbarkeit. Sie benötigen zuguterletzt gerade und ausschliesslich diejenigen, welche hier in anderen Threads zumeist als "Eventies" verschrien sind. Menschen, die sich etwas Fussball reinziehen, und parallel dazu immer mal wieder zu "The Voice" rüberzappen, wenn gerade kein Spektakel ansteht. Alles unterfüttert von einem breiten Mahlstrom an immer exakter austarierter Werbung, Wettmöglichkeiten und Gewinnspielen mit horrenden Telefongebühren, etc.pp.
"Unterklassiger" Fussball hingegen als Pool für Vereine, die immer noch gut genug davon leben können, dass sie die notwendigen Talente auf nationaler Ebene mit heranzüchten, Ligen, die ihre Kraft aus den regionalen Bezügen gewinnen, Schulkinder, die sich wieder "das richtige" Trikot kaufen, darauf pfeifen die, denn es bringt keine Einnahmen für sie. Wer erstmal für den Fussball jenseits der künstlich angeheizten Emotionen entflammt ist, kauft sich halt kein Ronaldo-Shirt mehr, und gibt seine Kohle lieber für die Dauerkarte her, als für das Sky-Abo. Jedenfalls, wenn er eine Auswahl treffen muss. Und Werbung erreicht ihn sowieso nicht ausreichend gut.
Wenn jemand diesem komischen Krüppel dritte Liga auf die Sprünge helfen kann, dann sind es vielleicht die potenteren Vereine aus dem "Oberhaus", welche doch noch zu der Erkenntnis kommen, dass eine Philosophie der Eigenständigkeit und der Rückbesinnung auf das, was einen mal stark gemacht hat, auch in Globalisierungszeiten manchmal noch zielführend ist. Was bestimmt nichts bringt ist, alles schnell für kleine Kohle zu verhökern.