Meine Herren war das gestern eine Anspannung. Spielern wie Fans gleichermaßen war gerade in der ersten Halbzeit deutlich anzumerken dass es um die Existenz geht. Immer wieder Stimmungslöcher, immer wieder Fehlpässe, Stockfehler, Nachlässigkeiten. Mit einem über weite Strecken "guten" Fußballspiel durfte man aber angesichts der Vorzeichen auch nicht rechnen.
In der zweiten Halbzeit kam dann der große Auftritt von Maurice Exslager. An meiner Kritik an ihm als Mittelstürmer im 4-2-3-1 halte ich fest, aber wie ihm die sicher frustrierenden Ballverluste gegen die 2 langen IVs einfach nichts ausgemacht haben, wie er die Räume die er durch Julas Präsenz hatte genutzt hat, und wie er die drei Aachener vor dem 1:0 vernascht UND dann noch den klugen Ball in den Rückraum spielt, sensationell. Exe hat da genau das gemacht was ich mir von Brosinski immer gewünscht habe, nicht abbrechen und an der Auslinie stehen bleiben, einfach mal ein Herz fassen, ins Dribbling gehen und in die Mitte ziehen. Mut und Einsatz sind völlig zurecht mit 2 Torvorlagen belohnt worden.
Die Rollenverteilung mit Exe als Vorbereiter und Gjasula als Vollstrecker stimmt dann beim 2:0 zwar eigentlich nicht, finde ich aber trotzdem symbolisch für den Aufschwung der Truppe, da sowohl Exe als auch Gjasula zu Jahresbeginn auf der Bank schmoren durften. Heute sind der Wirbelwind im Sturm und der Ballverteiler und Mannschaftsteileverknüpfer gesetzt.
Gjasula sah mir gerade in der ersten Halbzeit übrigens häufig sehr frustriert aus, hielt den Ball oft lange gegen 2-3 Aachener, allerdings hat die Räume niemand genutzt und mal einen Vorstoß gewagt, so dass er kaum Anspielstationen nach vorne hatte. Egal, ich schieb's mal auf die Nervosität in diesem Abstiegsendspiel. Den Frust hat er ja zum Glück in eine gute Torchance und ein Tor umgemünzt, nicht in überflüssige Fouls.
Eine Szene blieb besonders im Gedächtnis, als Sukalo aus der Distanz abzog anstatt den in die Gasse startenden Gjasula anzuspielen, der dann mit Ball am Fuß frei vorm Aachener Torwart gewesen wäre. Da wäre der Buntschuh glaube ich fast eskaliert!
Wen ich entgegen aller Kritik loben muss: Emil Jula. Klar, im Gedächtnis bleiben den meisten wohl wieder der verunglückte Hackentrick und der Stockfehler (nach Katastrophenpass!). Ich erinnere mich eher an das durch ihn erst ermöglichte 2:0, wo er den Ball runter nimmt, abschirmt und direkt weiterleitet. Überhaupt hat er den Großteil der hohen Bälle, die vorher beim Gegner gelandet sind behauptet und so immer wieder überhaupt erst für Ballbesitz im letzten Drittel des Spielfelds gesorgt. Als Anspielstation für Flanken ist Jula obendrein noch sehr gefährlich. Flanken sind zwar nicht die große Stärke der Truppe, aber auch gestern sind ein paar durchaus brauchbar gekommen, da war dann allerdings niemand im Strafraum, und mal ehrlich, bei einer hohen Hereingabe lacht sich leider jedes IV-Duo über Exe kaputt. Ein Brocken wie Jula schiebt sich da mit seiner ganzen Erfahrung vorbei und drückt das Leder über die Linie.
Ich würde daher mal eine Variante mit Exe für entweder Bro oder Wolze auf der Außenbahn und Jula im Zentrum probieren.
Laut Interview auf derwesten.de scheint das auch dem Hooligan zu gefallen wenn er etwas mehr Platz hat.
Exslager über die Einwechslung von Emil Jula:
„Es ist sicher einfacher mit ihm zu spielen. Weil er sich dann um die hohen Bälle, um die – sozusagen – Drecksarbeit, so dass ich drum herum spielen kann. Wie im letzten Jahr, als ich mal mit Stefan Maierhofer auf dem Platz gestanden habe. Wir schaffen Räume dadurch. Du kannst nicht immer nur flach spielen, du kannst aber auch nicht immer nur hoch spielen. Wenn dann ein Großer an meiner Seite ist, dann kann man ein gutes Mittel finden und flexibel sein.“
Als alleiniger Stürmer produziert Exe nämlich bei allem Bemühen nahezu nichts verwertbares, dabei bleibe ich. Schickt man ihn mit Ball am Fuß auf die Reise, also nicht mit Rücken zum Tor, ist er mit seiner Unverfrorenheit und seinem Tempo in der Lage solche Nummern wie vor dem 1:0 zu produzieren. Gerade dieses freche "Ich probier's einfach mal gegen 3" unterscheidet ihn von Brosinski, der immer wieder abbricht und den Quer- oder Rückpass spielt.
Also bitte, Jula auf den Platz für die Drecksarbeit, für die er sich noch nie zu schade war, so dass Exe seine Qualitäten einbringen kann. Die bisherige Variante legte in erster Linie seine Schwächen offen, chancenlos im Zweikampf und mangelnde Erfahrung. Dafür kann er absolut nix, keine Frage! Wie wenig ihm diese frustrierenden, aufreibenden Zweikämpfe zu schaffen machen ist aller Ehren wert. Bewundernswerte Einstellung!
