Kein schönes Spiel, auch nicht, wenn man im Stadion war. Am Anfang ziemlich ausgeglichen, auch deswegen, weil die Kölner es echt wissen wollten und ziemlich viel Stress machten. Man sah gleich deren gesamte Bandbreite, wie sie sich als Underdog ohne Visier teuer zu verkaufen versuchten, aber auch deren Grenzen im Hinblick auf die Torgefährlichkeit.
Deshalb wusste der eingeübte Stadiongänger schon ungefähr nach einer Viertelstunde, wie das werden würde. Wir hatten unsere Chancen, die mittlerweile gut aus dem Mittelfeld herausgespielt werden, aber wir sind weiterhin nicht so gefestigt und abgezockt, um gegen solch einen halbgaren, aber dafür ziemlich wilden Gegner richtig gut auszusehen. Wenn wir versuchen, das Tempo zu bestimmen, kommt uns immer irgend ein Fehlpass, irgend eine Lässigkeit auf der Aussenbahn, oder eine willkürliche Schiedrichterentscheidung dazwischen. Nach ein paar mal Alarm im eigenen Strafraum verkrampfen wir dann für (zu) lange Phasen total.
Was dann hilft, ist natürlich so ein Tor wie der Führungstreffer vom King, schön rausgespielt und überlegt verwandelt. Ansonsten der King wieder schwerfälliger als zuletzt, und Janjic mit ziemlich langen Phasen, in denen bei ihm gar nichts zusammen passte. Grote auch wieder schlechter als zuletzt, de Wit des gleichen. Bester Mann für mich Dausch: tolles Stellungsspiel, machte alles, was zu machen ist, immer mit viel Übersicht, liess auch seine Klasse gelegentlich aufblitzen, dabei aber ganz und gar uneigennützig. Innerhalb der Raute positioniert, erinnerte das überdeutlich an den Torsten Frings von der Sommermärchen-WM und andere grossartige Sechser-Könner. Ich finde, insbesonders de Wit kann da zur Zeit noch nicht mithalten, vielleicht sollte man ihn daher mal auf den Flügel nehmen, und Dausch einen richtigen Abraümer danebenstellen, damit er gelegentlich mal den Kopf frei hat, um etwas für das Offensivspiel zu tun. Ich finde, die Position und Ausrichtung von Gardawski könnte de Wit offensiv gefährlicher und defensiv ebenso gut spielen.
Grote ist vielleicht mehr als Edeljoker tauglich, ihm scheint die Aussicht auf die neunzig Minuten aufs Gemüt zu schlagen. Jedenfalls wurde unser Spiel erst wieder besser, als Schorch als Sechser und Bohl als Linksaussen und offensiver Spielmacher drin waren. Schorch wurde im Umfeld der Tribüne nicht gerade begeistert begrüsst, aber er war als Sechser in der Schlussphase ein wichtiges stabilisierendes Element, und Bohl kann auf der Aussenbahn, finde ich, vorn ebenso gut spielen wie hinten. Jedenfalls machte er es mit mehr Übersicht, und auch mehr technischer Präzision, als der in HZ 2 zunehmend zerfahren agierende Dennis Grote.
War vielleicht ein Mickie-Krause-Lied zu viel für den in der Halbzeit gewesen. Für mich übrigens auch! Das letzte Lied war eins zuviel - kannste sogar gerne für lau als Refrain für deinen nächsten Hit verwenden, Mickie!
Alles in allem gibt es für mich keinen Grund, sich angesichts von Tabellenplatz drei grossartig zu mokieren. Zumal wir gegen Bielefeld nach einem insgesamt besseren Spiel nur das kurze Ende von Tau in der Hand hatten, der Schiri heute mal wieder nichts auf die Kette kriegte, das Wetter beständig zwischen schwülem Dunst und kaltem Schauer schwankte, der Platz kaum bespielbar gewesen sein dürfte, die Hälfte der Truppe immer noch oder aber schon wieder halbwegs lazarettpflichtig sein dürfte...wir hatten eigentlich nach Bielefeld zwei Optionen: entweder ein strahlendes Comeback, oder aber ein mieses Unendschieden zum Beweis, dass die uns doch den Schneid am Schluss abgekauft haben. Wir haben so einen Mittelweg dazwischen gewählt, um danach den Anschluss wieder herzustellen. Die Kritiker nach Bielefeld kann dieses Spiel gestern nicht endgültig versöhnt haben, aber diejenigen, die Bielefeld als einen unglücklichen Ausrutscher in einer sehr erfolgreichen Rückrunde angesehen haben, können sich auch nach dem gestrigen Dreier kaum selbstzufrieden zurücklehnen. Bestimmte Schwächen existieren weiter!
Jedenfalls gibt es für keine der beiden Fraktionen einen Anlass, nicht noch öfter ins Stadion zu kommen, oder sogar mal auswärts zu fahren. Wir sind und bleiben ganz ganz vorn mit dabei, und wir lassen uns nicht ohne weiteres von irgendwelchen Typen, die gerade einen Lauf haben, aus dem Konzept bringen. Auch wenn wir mal wackeln. Wackeln wir halt mal, egal. Am Ende war der King auf dem Zaun, um die Huldigungen für seine zwei sauberen Buden in Empfang zu nehmen. Das ist das Bild dieses Wochenendes, was in mein kleines Fussballtagebuch reinkommt. Den ganzen Rest davon - so gut wie geschenkt!