Die Leistung von Hettwer gestern hat mich wirklich überrascht. Das habe ich ihm ehrlicherweise nicht zugetraut. Interessant ist vielleicht, dass beide Tore durch den Raum gefallen sind, der eigentlich sonst von Stoppel markiert wird. Das erste hätte sogar von Stoppel stammen können. Natürlich hat Stoppels Ausfall unser Offensivspiel geschwächt, aber gestern hat man gemerkt, dass Hettwer in diese Lücke gesprungen ist und er persönlich von Stoppels Ausfall profitiert hat. Ernst gemeinte Frage an die, die Hettwer aus der Jugend kennen: Ist der linke Halbraum/Flügel sein bevorzugtes Terrain oder war das gestern eher Zufall?
Ergebnis- und auch xG-technisch sind wir in der Rückrunde mittlerweile ungefähr da, wo wir in der Hinrunde waren. Daran ändert auch das Oldenburg-Spiel nichts. Und die von Ziegner in der Winterpause geforderte Konstanz gibt es zwar nicht in den Ergebnissen, aber wir sind mittlerweile relativ konstant in der Lage fifty-fifty-Spiele zu erzeugen. Und dann kippt es mal in die ein und ein anderes Mal in die andere Richtung, so dass unterm Strich eine konstante Punkteausbeute von ungefähr 1,33 steht. Interessanterweise liefert die Mannschaft meist dann, wenn die Mahner die "Baum-brenn"-Floskel vor den Spielen bemühen. Irgendwie kann man also doch ziemlich gelassen auf den Rest der Saison blicken, obwohl nach oben genauso wenig gehen sollte wie nach unten. Würde mich nicht wundern, wenn wir am Ende bei ungefähr 50 Punkten landen. Auch wenn ich denke, dass Heskamp seine 99%-Aussage eher aus strategischen Gründen in Bezug auf Vertragsverhandlungen getätigt hat, scheint er also doch Recht zu behalten.
Trotz des weiterhin mittelmäßigen Saisonverlaufs irren die Fans, die sagen, es ist keine Entwicklung unter Ziegner zu sehen. Diese Fans beziehen sich nur auf die Ergebnisse. Orhan Ademi war gestern im Podbolzer-Podcast der zweite Gegner nach Stefan Krämer, der von Rochaden im Mittelfeld sprach. Das ist also keine Einbildung von irgendwelchen Taktik-Freaks, sondern auch in den Kabinen der Gegner Thema. Das gab es in der Hinrunde nicht. Da wurde entweder gebolzt oder longline die Linie hoch gespielt. Mittlerweile zirkulieren wir im Mittelfeld für Drittliga-Verhältnisse auf hohem Niveau. Auch sprach Ziegner in der PK davon, dass das dritte Tor einem klaren Positionsspielprinzip gefolgt ist (überladen -> verlagern). Das sind alles Punkte, die für einen höheren Fokus auf ein gutes Ballbesitzspiel sprechen. Wir können diese Fähigkeit allerdings noch nicht so wirklich zwingend nutzen, um besser ins letzte Drittel zu kommen und verlieren sie leider auch dann, wenn die Spiele enger werden und wir zum Ende des Spiels auf einmal etwas zu verlieren haben:
Fußballerisch war die erste HZ gut, warum man das Heft dann oft noch so aus der Hand gibt ist nicht immer nachvollziehbar.
Yup. Ist wirklich manchmal schwer. Klar, hat Oldenburg die bekannte Brechstange rausgeholt und sowas ist immer schwer zu verteidigen, aber eigentlich muss man dahin kommen, dass man dem mehr Dominanz und Spielkontrolle über den Ballbesitz entgegen setzt. Es fehlt manchmal etwas Mut und Überzeugung den Weg weiter zu gehen. Die Mannschaft neigt in solchen Situation dann oft dazu in diesen Kampf- und Hauruck-Modus zu verfallen. Das Spiel ist dann von einer gewissen Hektik und Unruhe geprägt. Es gibt vermehrt Klärungen, Risikominimierung in der eigenen Hälfte, Risikosteigerung in der gegnerischen Hälfte. Das Offensivspiel wird eher kopfloser und ungeduldiger. Und Ziegner schürt diesen Ansatz mit seinen Einwechslungen auch meist.
Perspektivisch Interessant für mich ist wirklich, ob man den offensivflügellosen Ansatz der Raute auch nach dem Sommer weiter verfolgt oder ob er eher aus der Not geboren ist, da gute Flügelspieler im aktuellen Kader rar sind...