Über das Spiel, den Kader und die Rahmenbedingungen, wegen denen Baumann entweder a) alles in allem gute oder b) mittlerweile doch eher enttäuschende Arbeit abgeliefert hat und bis heute abliefert, ist genug gesagt worden. Und alle Aussagen haben durchaus ihre Berechtigung, selbst wenn sie sich eigentlich direkt widersprechen. Der MSV 2014 ist ein zweischneidiges Schwert und eine Medaille mit 2 Kehrseiten. Hui und Pfui geben sich allwöchentlich die Hand, die Saison ist nichts Halbes und nichts Ganzes.
Was mir darüberhinaus allerdings mittlerweile sehr auffällt und auch immer mehr zu denken gibt, ist die hier teilweise ziemlich oft durchscheinende These, daß der große traditionsreiche MSV nur versehentlich in Liga 3 zu finden ist, daß er dort nie und nimmer wirklich etwas verloren hat und daß es ja wohl nicht angehen kann, daß dieser MSV doch tatsächlich inmitten aller sonstigen Dörfer, Käffer und Landgemeinden gewisse Schwierigkeiten haben könnte. Ich rede von der mir völlig unverständlichen Arroganz, die sich hier immer wieder äußert. Seien es die Stadien (die zwar alt, überwiegend denen gehören), seien es die gegnerischen Gesänge (die aber immerhin einmütig vorgetragen werden), alles ist natürlich kaum ernst zu nehmen und im Vorbeigehen abzuqualifizieren und das Einzige, was wirklich unangenehm berührt, ist offenbar die Tatsache, daß es der Mannschaft nicht gelingt, alldiese lästigen Störenfriede Woche für Woche auf die Plätze zu verweisen, die ihnen gebühren. Selbstredend kaum noch erkennbar weit unter den Nebelschwaden des Gipfels, auf dem, Gott selbst will es, seit alters der Meidericher Spielverein thront.
Nun also Regensburg. Die Tatsache, daß es sich bei diesem, im Übrigen ebenso traditionsreichen (ich sage nur Vorkriegsfußball, Hans Jakob), Verein um einen Mitabsteiger aus Liga 2 handelt, scheint nicht sehr präsent. Überwiegend gilt dieser Gegner hier ganz im Gegenteil als Fallobst und als bestenfalls grenztalentierte Truppe irgendeiner Zonenrandtheke. Deshalb lag es auch ausschließlich an unseren glorreichen Helden, "den Sack zuzumachen". Auf die Idee, daß sich auch Regensburg aktiv gegen eine Heimniederlage stemmen könnte, kommt hier keiner. Es würde mich nicht wundern, wenn die Mannschaft diese, durch nichts gerechtfertigte, Denkweise übernommen hätte. Die völlig deplazierten Aufstiegswahnideen aus dem Kreis der Mannschaft ist für mich dafür durchaus ein aussagekräftiges Indiz.
Es wird Zeit, die 3. Liga endlich als Herausforderung und Aufgabe und nicht als Zwischenstation von Höherberufenen zu sehen. Von "Primus inter pares" oder "Champion unter Champignonzüchtern" kann keine Rede sein. Und wären es auch 100 Jahre Erstligazugehörigkeit gewesen. Die offensive "Breite Brust", wenn überhaupt bewußt als Mentaltaktik angewandt, war jedenfalls ein Schuss in den Ofen. Ein wenig mehr Respekt und Realismus wären daher nun sicher hilfreich. Mit der bisherigen Einstellung, nicht nur der Mannschaft, wird die 3. Liga nicht in dieser und auch nicht in den nächsten Spielzeiten zu überwinden sein.