Was gehen mir diese kurzfristigen Analysen und Endbeurteilungen auf den Keks.

Ist ja schon abenteuerlich, wie nach wirklich jedem Spiel neue Urteile gesprochen werden, die den nötigen Weitblick vermissen lassen. Gerade hier im Portal hat das dramatisch zugenommen, auch wenn es das schon immer gab.
Zum Fall Thomas Müller: Er ist seit 2009 regelmäßig zum Einsatz gekommen und hat fast sieben Jahre am Stück abgeliefert. Dem ein oder anderen scheint nicht klar zu sein, was für eine herausragend konstante Leistung das darstellt. Im Gegenteil: Man hat eher das Gefühl, dass diese Leistungen schon als selbstverständlich galten und alles Negative doppelt und dreifach in's Gewicht fällt. Die letzte Runde war zweifelsohne die bisher schlechteste seiner Karriere. Was er da noch für Werte erreicht hat, kann man nicht mit „spielt ja auch bei Bayern“ abtun.
Aktuell ist es eben so, dass der Fußballer Thomas Müller und der Trainer Carlo Ancelotti nicht zusammen passen, was auch völlig logisch ist: Wenn Ancelotti eines nicht ist, dann ein Freigeist-Förderer. Ein Müller hat eben keine feste Position und ist dann stark, wenn er seine individuelle Unberechenbarkeit einbringen kann. Da kommen von seiner Seite Komponenten in's Spiel, die ihn wirklich zum Unikat machen. Guardiola, Heynckes und insbesondere van Gaal haben diese Eignung akzeptiert, integriert und dann geerntet. Ancelotti verzichtet darauf. In meinen Augen ein grober Fehler, weil er absolut nicht bereit ist, eine Rolle für Müller zu schaffen. Wenn dieser auf seiner fest zugewiesenen Position nicht liefert, tauscht der Trainer ihn einfach aus. Er scheint gar keine Lust zu haben, dahingehend Anpassungen vorzunehmen.
Jedenfalls ist es nicht fundiert, das gestrige Spiel als eine Art Beweis anführen zu wollen. Hätte Ancelotti Müller schon über einen längeren Zeitraum vertraut, könnte man diese Diskussion führen, wenngleich dann immer noch Zweifel an der (fußballerischen) Chemie der beiden berechtigt wären. So aber absolut unzulässig.