"Befreit aufspielen" hat in dieser Saison nie geklappt.
Frei nach Ziegner: Weil die Mannschaft immer überdurchschnittlich viel Aufwand betreiben musste, um Spiele zu gewinnen. Spielkontrolle/Chancenkreieren über Ballbesitz war so mittel bis schwer möglich (je nach Gegner). Spielkontrolle/Chancenkreieren über Pressing hatte oft viel mit (blinden und unkoordinierten) An- und Hinterherlaufen zu tun, dessen Zugriffslosigkeit dann darin endetet, dass man sich verzweifelt in intensive Zweikämpfe schmeißen musste, um das Schlimmste zu verhindern (was auch nicht immer gelang). Jetzt werden viele sagen, dass sowas halt zum Fußball gehört und man das von einem Fußballprofi erwarten kann.
Ich würde so argumentieren: Wenn der Plan und die Abläufe besser werden, kann das Invest der Mannschaft viel gezielter und effektiver genutzt werden. (Teil-)Erfolge (wie Balleroberungen oder längere Ballbesitzphasen), stärken den Glauben an die Spielidee und die Lust auf Fußball -> Selbstvertrauen und Zusammenhalt steigen und das Fußballspielen geht leichter von der Hand. Dadurch sinkt die Fehleranfälligkeit, das Spiel wird geschmeidiger und man führt die Aktionen ausgeruhter und sauberer aus, was wiederum die Erfolgskonstanz steigert. Dann ist man als Spieler auch bereit,
situativ alles reinzuhauen und hat vor allem auch die Körner dafür. Zudem weiß jeder Spieler, dass das situative Intensitätssteigern einen Sinn hat und lohnenswert ist. Unter Schmidt hatte ich oft den Eindruck, dass die Mannschaft viel "Blindleistung" erbringen muss, der Wert der Mühen also wenig nachvollziehbar war.
Um das mal an einem Beispiel deutlich zu machen: Magdeburg hatte mit Abstand die besten Ballbesitz und Passquoten der Liga. Aber - und das ist das worauf ich hinaus möchte - sie waren auch im Pressing die Besten. Schlicht aus dem Grund weil sie a) aufgrund der spielerischen Dominanz meist die Power hatten ein sehr intensives Pressing zu spielen und b) auch wussten, dass es sich lohnt den Ball zu jagen (weil die ganze Mannschaft mit dem Ding was anfangen kann). Das eine kommt zum anderen und daraus entwickelt sich einer Positivspirale. Diese Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit gab es in unserem Spiel seit über zwei Jahren nicht mehr.
Ich weiß nicht, was Ziegner in der einen Woche jetzt groß ändern konnte. Im Ballbesitz erwarte ich keine großen Sprünge (aber zumindest etwas mehr Mut und Bereitschaft), im Pressing sollte schon eine Steigerung möglich sein.